Donnerstag, 26. September 2024

Schottland mit dem Wohnmobil

Montag, 16. September 2024


Rotterdam - Meerbusch - St. Georgen


700 km


Nach einer ruhigen Überfahrt legte das Schiff pünktlich um 9 Uhr am Samstag in Rotterdam an. Über die Autobahn nach Meerbusch waren es dann etwa 3 Stunden, wo ich ein schönes Wochenende mit meinen Kindern verbrachte. Am Montag ging es dann Nonstop in den Schwarzwald.

Inzwischen ist das Wohnmobil ausgeräumt, die Wäsche gewaschen, Büroarbeiten erledigt, kurz: es ist wieder Alltag eingekehrt, bis...


...ich dann mal wieder UNTERWEGS bin.


Sonnenaufgang auf der "Pride of Rotterdam"



Ankunft im Hafen von Rotterdam



Freitag, 13. September 2024


Mappleton - Hull


91 km


Spätestens um 11 Uhr muss man den Campingplatz verlassen haben. Bis zum Check-In auf die Fähre um 15 Uhr ist also noch reichlich Zeit. Deshalb fahre ich zunächst zur Humber-Mündung bei Spurn Head. Ich habe am Ufer des Hull, westlich des Stadtzentrums Parkmöglichkeiten entdeckt. Wo es Pizza Hut und McDonald’s gibt, da gibt es auch Parkplätze. Von dort aus kann ich mir die Zeit vertreiben. Gegen 14 Uhr möchte ich dann im Fährhafen sein und auf das Check-In nach Rotterdam auf der Nachtfähre warten.

Inzwischen wurde der Check-In um 4 Stunden vorverlegt, so dass sich das mit dem Stadtzentrum erledigt hat. Es geht direkt zum P&O-Terminal.


An der Humber-Mündung



Hull am Horizont

Am P&O-Terminal in Hull

Die "Pride of Rotterdam"

Vorspeise: Champignons auf Brot

Hauptspeise: Confit de Canard und Salat

Desert: Lemontörtchen und Espresso

An der Bar: Gin Tonic



Donnerstag, 12. September 2024


Pooley Bridge - Mappleton


240 km


Es war kalt, aber sonnig als ich zur Ostküste fuhr. Die Strecke war insgesamt recht langweilig. Yorkshire ist eine hügelige, recht landwirtschaftlich geprägte, eintönige Landschaft. Die großen Getreidefelder sind größtenteils schon abgeerntet. Die Straßen anfangs recht schmal, aber dann doch zum Teil 4-spurige Schnellstraßen. Anders als bei uns, dürfen auch Traktoren und andere landwirtschaftlichen Maschinen die Schnellstraßen benutzen und selbst Überquerungsmöglichkeiten  für Fußgänger oder Reiter gibt es. Bei uns undenkbar.

Am frühen Nachmittag kam ich rechtzeitig zum ersten Regenguss des Tages auf dem recht neuen Campingplatz bei Mappleton an. Die Einrichtungen sind top und modern. Bei meiner Ankunft standen nur ein paar wenige Wohnwagen auf dem Platz, aber jetzt am späten Donnerstag Nachmittag treffen immer mehr Wochenendurlauber hier ein.



Wegen des Regens unternahm ich gestern nichts mehr, sondern legte die Beine hoch, machte mir ein Mittagessen und einen Kaffee und las ein wenig in Mankells  „Der Verrückte“. Das Buch würde ich gleich wieder aus der Hand legen, wenn ich eine Alternative hätte. Die gut 10 Bücher die ich dabei hatte, sind schon alle ausgelesen.


Heute morgen dann, machte ich einen Spaziergang zum etwa 2 km entfernten Strand von Mappleton. Das Dorf besteht nur aus wenigen Häusern und außer dem Old Post Office und der Kirche „Allerheiligen“ gibt es hier nichts. Am Strand wollte ich eigentlich rechter Hand entlang zurück nach Cowden gehen, aber erstens stand da eine Warntafel mit dem Hinweis auf möglicherweise nicht explodierte Munition. Anscheinend ist das hier ein Übungsgebiet für Flugzeuge, die ab und zu hier vorbeifliegen und Schießübungen abhalten. Andererseits war gerade auflaufende Flut. Der Strandabschnitt war relative schmal und das Risiko vom Wasser eingeschlossen zu werden zu groß. Deshalb ging ich ein Stück linker Hand den Strand entlang. Das war überwiegend ein Stein- und Kiesstrand und machte das Gehen dort recht beschwerlich. Also setzte ich mich irgendwann auf einen großen Stein und schaute aufs Meer hinaus, oder schaute den zahlreichen Hunde am Strand zu, die auf und ab rannten.


Frage: Woran erkennt man die meisten Engländer oder Schotten?

Antwort: Sie tragen Plastiktüten, mit denen sie die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner aufsammeln.


Dorfkirche "All Saints" ("Allerheiligen")


Warnung vor Hundehaufen?



Dorfcafé im alten Postgebäude


Zurück auf dem Platz, wollte ich eigentlich noch einmal die Sonne genießen. Der Genuss war allerdings nur von kurzer Dauer, denn der Wind war zu stark und zu kalt. Jetzt wird es kaum noch wärmer als 10 Grad und nachts sowieso nur einstellig. Leider hatte ich keinen Wintermantel eingepackt. Und in Decken eingehüllt draußen zu frieren war für mich keine Option.


Es ist nun an der Zeit, eine Bilanz meiner zweimonatigen Reise durch Schottland und England zu ziehen. Was waren meine positiven und was meine negativen Eindrücke?


Positiv

Negativ

Die Landschaften sind größtenteils sehr beeindruckend, egal ob Küste oder Highlands.

Die Ostküste war sonniger als die Westküste. Dort gab es fast nur Regen und Sturm.

Das gilt aber nur, wenn man OHNE Regen oder tiefhängenden Wolken die tollen Landschaften sehen kann.

Das Essen ist wider Erwarten meistens gut und abwechslungsreich. Am besten waren Hummer und Jakobsmuscheln. Überraschenderweise war das Haggis sogar genießbar. Traditionell ißt man Fish and Chips (im Schnitt zwischen 17 und 18 Pfund).

Fish and Chips sind oft zu fettig und fade. Die Chips werden in der Regel nicht gesalzen.

Oft wird auf der Rechnung ungefragt ein Service von 10% eingerechnet. Das muss man aber nicht bezahlen, wenn es einem auffällt, oder wenn man es weiß. „On y soit, qui mal y pense.“

Die Straßen sind sehr gut beschildert und markiert.

Man fährt rücksichtsvoll und langsam auf den schmalen Straßen. Ich habe überhaupt keine aggressiven Fahrer erlebt.

Die Neben- und oft auch die Hauptstraßen sind recht eng. Die Nebenstraßen oft Single Tracks, also einspurig, aber mit vielen Ausweichmöglichkeiten.

Parkmöglichkeiten für Wohnmobile gibt es in den Städten kaum, eher nur für PKWs. Die Parkbuchten an der Straße sind wenig einladend und oft nicht asphaltiert.

Rückwärts fahren haben die in England und Schottland in der Fahrschule nicht gelernt.

Die Leute sind sehr freundlich und rücksichtsvoll und gehen gerne auf eine Unterhaltung ein. Wenn man sich begegnet, dann grüßt man.


Man bedankt sich sehr häufig, z. B. auch beim Busfahrer wenn man aussteigt.


Es gibt viele tolle Sehenswürdigkeiten wie Schlösser, Burgen und Abteien.

Die Eintrittspreise und Parkgebühren sind recht hoch und man wird schnell arm, wenn man viele Sachen besucht.

Eintritt: 15-20 Pfund - Parken: 4-5 Pfund

Die Campingplätze sind in der Regel gut und kosten im Schnitt um die 30 Pfund.

Im Juli/August sind spontane Plätze kaum zu bekommen, so dass man gut planen und vorausbuchen muss.

Wildcampen kann man zwar, aber die guten Plätze sind meistens überfüllt oder zu klein.

In Schottland geduldet, in England nicht erlaubt.

Noch gelten bis Dezember 2024 die gleichen Bedingungen für Roaming wie in der EU. Danach wird es teuer. Es sei denn, man besorgt sich eine britische SIM-Karte.

Telefon- und Internetverbindungen sind noch schlechter als bei uns. Gutes WiFi gibt es auf den wenigsten Plätzen - wenn überhaupt.
Die Signalstärke schwankt oft zwischen E, 3G und LTE. Volle Balkenstärke eher selten.

Aktuell 3 Balken E!!! Damit kann man nicht arbeiten.

Bei schönem Wetter tolle Sicht, da meistens klarer Himmel.

Wenn im Kalender Sommer steht, dann wird kurz getragen, egal ob Sonne oder Regen oder Kälte.

Das Wetter ist oft unbeständig und wechselt häufig zwischen Sonne und Regen.

2024 war selbst für die Schotten und Engländer zu nass.

In Schottland gibt es zahlreiche gute Whiskydestillerien.

Leider ist der gleiche Whisky in Deutschland in der Regel billiger. Das liegt an der hohen Alkoholsteuer.

Die Supermärkte sind gut sortiert.

Es gibt sehr viele kleine Geschäfte und Tante-Emma-Läden.

Lebensmittel und Diesel sind teurer als bei uns.

H-Milch ist in den Regalen selten zu finden.

Richtiges Brot ist kaum zu bekommen. Es gibt fast keine Bäckereien. Wenn, dann nur für Süßwaren.

Man kann so gut wie überall mit der Kreditkarte bezahlen. Bargeld braucht man eigentlich nicht.

England und Schottland sind ein teures Reiseland.

Es gibt viele Inseln, die man mit einer Fähre besuchen könnte.

Fähren auf die Orkneys und die Äußeren Hebriden sollte man lange im Voraus buchen, denn in den Sommermonaten sind sie wahrscheinlich ausgebucht.




Dienstag, 10. September 2024


Hadrian’s Wall (England) - Pooley Bridge (Lake District)


210 km


Die Regentropfen fielen für den Rest des Tages und bis zum nächsten Tag, als ich Richtung Südwesten zum Lake District aufbrach. Die Morgentemperatur lag bei 7 Grad und stieg im Verlauf des Tages auch nur um 3 Grad. Nieselregen hatte sich in den Pennines festgesetzt mit tief hängenden Wolken. Die Pennines sind ein 400 km langes Mittelgebirge, das sich von Nord nach Süd erstreckt. Es wird auch als „Rückgrat Englands“ bezeichnet. Bei vorherrschenden Westwinden ist hier natürlich der Steigungsregen wetterbestimmend. Es geht in den Herbst, die bunten Wälder sprechen eine deutliche Sprache.


Über die nördlichen Pennines nach Westen



An Penrith vorbei ging es in einem großen Bogen nach Keswick im Norden des Lake Districts. Die Sonne kam hervor und es wurde tatsächlich noch ein sonniger, wenn auch kühler Tag. Von Keswick aus ging es dann nach Süden. Eigentlich wollte ich in Windermere am gleichnamigen See eine Pause einlegen. Schon die Anfahrt war ein wenig frustrierend, weil man nirgends mit dem Wohnmobil mal anhalten kann. Die Parkplätze sind nur für PKWs geeignet, wenn es denn überhaupt welche gibt. Windermere selber war total überlaufen und voller Touristen. Keine Möglichkeit irgendwo zu parken. Parken in englischen oder schottischen Städten ist sowieso ein generelles Problem für Wohnmobile. Wenn nicht gerade ein Supermarkt am Ortsrand ist, wo man stehen kann, hat man überhaupt keine Chance eine kleinere Stadt zu besichtigen.


Enge Straßen im Lake District

Von Windermere fuhr ich wieder nach Norden zum Lake Ullswater, an dem auch mein Campingplatz lag. Kaum angekommen, fing es natürlich an zu regnen und es blies ein unangenehm kalter Wind.


Waterside House Campsite im Regen

Bis zum späten heutigen Vormittag regnete es am Stück, als endlich wieder die Sonne zum Vorschein kam. Man mag es ja nicht glauben, wenn man es nicht selber gesehen hätte. Manche Camper hocken in Regencapes vor ihren Zelten und genießen den Spätsommer im Nassen. Die Wiese mit den Zelten ist vom Wasser vollgesogen wie ein Schwamm. Der Wetterbericht sagte außer heftigem Wind keine Regenfälle voraus. Also machte ich mich mit meiner Daunenjacke entlang des Sees auf zum nahegelegenen Dorf Pooley Bridge. Der Wind blies unangenehm kalt über den See. Das Dorf besteht nur aus wenigen Häusern und ist recht touristisch. Da gerade Lunchtime war, kehrte ich im Pooley Bridge Inn ein und bestellte, was sonst, Fish and Chips und ein Pint. Kaum bin ich aus dem Restaurant wieder raus, fing es zu regnen an. Der Regen verfolgt mich rege(n)lrecht. Stürmisch kalter Wind begleitete mich auf dem Rückweg im Regen. Da der Wind so heftig blies, trocknete er auch gleich wieder meine Kleidung. Für den Rest des Tages hatte ich die Nase voll. Zudem lässt meine Motivation spürbar nach und ich fange schon eine ganze Weile an, die restlichen Tage auf der Insel zu zählen.


Lake Ullswater


Pooley Bridge Inn




Morgen fahre ich an die Ostküste in der Nähe von Kingston upon Hull, wo ich die restlichen zwei Tage bis zur Abfahrt der Fähre am 13. September bleiben werde. Mögen mir die Wettergötter wenigstens dort gewogen sein!




Sonntag, 8. September 2024


Kirkcudbright - Hadrian’s Wall (England)


170 km


Bei schönstem Wetter verließ ich gestern Kirkcudbright an der Dee-Mündung. Entlang des Solway Firth ging es nach Osten zum kleinen Dorf Dundrennan. Hier stehen die Ruinen der Dundrennan Abbey, einer Zisterzienserabtei von 1142. Im Mai 1568 hielt sich hier Queen Mary of Scots zum letzten Mal auf schottischem Boden auf, bevor sie sich ins Exil nach England begab. Nach 1606 verfiel die Anlage und wurde, wie so oft, als Steinbruch benutzt. Dundrennan Abbey war eines der größten mittelalterlichen Klöster in Schottland gewesen.



Dundrennan Abbey

Kurz vor Dumfries erreichte ich eine weitere Abtei in New Abbey, die Sweetheart Abbey. 1273 wurde die Abtei von Lady Devorgilla de Balliol, der Ehefrau von John Balliol, auch Lady of Galloway genannt, gegründet. Als ihr Ehemann 1269 starb, ließ sie sein Herz einbalsamieren und bewahrte es fast 16 Jahre lang in einer kleinen Elfenbeinschatulle auf, die sie oft mit sich herumtrug. Das war ihr „sweet, silent companion“, ihr „süßer, stiller Begleiter“. Als sie 1289 starb, wurde sie vor dem Altar mit der Schatulle „clasped to her bosom“ („an ihre Brust gedrückt“) bestattet. Die Mönche benannten die Abtei ihr zu Ehren Dulce Cor - Sweetheart. Die bewegende Geschichte einer großen Liebe.


Sweetheart Abbey

New Abbey

Über Dumfries fuhr ich an Gretna Green vorbei und verließ Schottland nach Carlisle (England), um ein letztes Mal Einkäufe zu tätigen. Das gestaltete sich einigermaßen schwierig, weil hier meine beiden Navis nicht ganz zuverlässig waren. Auch die Weiterfahrt Richtung Hadrianswall war etwas kompliziert wegen der zahlreichen dicht aufeinanderfolgenden Abfahrten. Das brachte mir aber nur einen Umweg von 10 Meilen ein. Auf kleinen Nebenstraßen ging es nördlich von Brampton vorbei nach Lanercost. Dort steht eine Priorei, etwa 1169 von Robert de Vaux als Stift für augustinische Kanoniker gegründet. Sie war der Heiligen Maria Magdalena geweiht, was in dieser Region (Grafschaft Cumbria) ziemlich unüblich war. Der größte Teil der Gebäude stammt vom Ende des 13. Jahrhunderts, zum Teil aus Steinen des Hadrianwalls gebaut, denn einige Steine im Mauerwerk sind an römischen Inschriften zu erkennen. Die Nähe zu Schottland hatte zur Folge, dass die Priorei öfters überfallen uns ausgeraubt wurde.

Eduard I. besuchte die Priorei mehrere Male und kam auch 1280 mit seiner Gemahlin Königin Eleonore von Kastilien auf ihrem Weg nach Newcastle hier vorbei. Eduards letzter Besuch fand 1306 statt, als er von seiner zweiten Ehefrau Königin Margarethe von Frankreich begleitet wurde. Sie fielen 6 Monate lang der Priorei zur Last. Während seines Aufenthalts schickte er die Brüder von Robert the Bruce und andere schottische Gefangene nach Carlisle zur Hinrichtung.




Lanercost Priory

Die recht enge Straße führte ab jetzt immer entlang des Hadrianwalls nach Osten. Der Wall wurde ab 123 n.Chr. auf Veranlassung Kaiser Hadrians quer durch den nördlichsten Teil Englands auf einer Länge von 113 km zwischen Newcastle und dem Solway Firth bei Carlisle errichtet. Der Wall war zum Teil aus Erde und Torf, aber auch aus Steinen gebaut und war zwischen 5 und 6 Meter hoch und 2,5 - 3 m breit. Jede Meile stand ein Kastell mit zwei vorgelagerten Wehrtürmen. Der Zweck des Walls ist bis heute umstritten. In der Regel soll er Angriffe der Skoten und Pikten aus dem Norden verhindert haben, andere sind der Meinung, dass der Wall, ähnlich wie der Germanische Limes, den Handel nach Norden und Süden besser kontrollieren sollte. Beides wird wahrscheinlich der Fall gewesen sein. In Birdoswald besuchte ich solch ein Kastell. Hier ist auch der Wall noch sehr gut erhalten, dem entlang ein beliebter Wanderpfad von Küste zu Küste folgt.


Fast ununterbrochen zieht sich der Hadrianswall von Küste zu Küste

Rechts neben dem Wall befindet sich der Hadrian's Path auf dem man dem ganzen Wall folgen kann.

Das Osttor der römischen Festung von Birdoswald


Vom Kastell selber sind außer Grundmauern und Außenmauern nicht mehr viel erhalten. Wie gesagt, die Steine waren später beliebtes Baumaterial. Da reute mich fast das Eintrittsgeld von knapp 20 Euro. Als Ende des 4. Jahrhunderts die Römer Britannien (Alba) verließen, blieben doch zahlreiche Soldaten zurück und ließen sich als Bauern hier nieder. An Baumaterial mangelte es auf jeden Fall nicht. Der Wall verfiel immer mehr, denn er wurde nicht mehr benötigt. Teile des Walls sind heute noch bis zu einer Höhe von 1,50 m erhalten.

Eigentlich wollte ich heute eine kleine Wanderung entlang des Hadrianwalls machen, aber der Blick zum Wohnmobil hinaus war wenig erfreulich: dichter Nebel. Jetzt ist es fast Mittag und so langsam hat sich der Nebel gelichtet. Vom blauen Himmel und Sonnenschein allerdings ist nichts zu sehen. Trotzdem werde ich nachher die Wanderschuhe anziehen und mich mal ein Stück auf den Weg machen.



Die Wanderung verlief leider nicht so wie geplant. Dennoch, ich bin ein Stück entlang des Hadrianwalls gegangen, als Regen einsetzte. Deshalb beschloss ich den Rückweg anzutreten, weil ich keine Lust hatte mir erneut eine Erkältung zuzuziehen. Ich hatte leider keinen geeigneten Regenschutz dabei. Nach zwei Stunden Wanderung war dann für heute Feierabend. Mittagessen kochen, Obstsalat machen und jetzt noch einen heißen Kaffee, während draußen die Regentropfen auf mein Wohnmobil fallen.









Freitag, 6. September 2024


Machrihanish (Kintyre) - Kirkcudbright (an der Mündung des Flusses Dee)


400 km


Ein sonniger kalter Morgen, als ich losfahre. In Tarbert mache ich noch einen schnellen Einkauf beim Co-op, vor allem Backwaren. Bis dahin war die Fahrt entlang der Westküste mit Blick auf die Inseln der Inneren Hebriden eine schöne Angelegenheit.


Westküste mit Blick auf die Inneren Hebriden


Tarbert


Ich fahre die gleiche Strecke zurück wie zwei Tage zuvor. Kintyre ist eine Sackgasse, wenn mann nicht ein paar Fähren benutzen will, die einen auf die andere Seite des Loch Fyne bringen. So passiere ich Luss am Loch Lomond, wo ich zwei Tage im Regen verbracht hatte, bei Sonnenschein. Weiter ging es Richtung Glasgow über die Autobahn. Richtig von der Autobahn zu meinem Tagesziel abzubiegen, war gar nicht so leicht, da die Straßenführung zum Teil recht kompliziert war. Einmal habe ich mich nur kurz verfahren. Dann ging es durch die Hügellandschaft der Provinz Dumfries and Galloway immer weiter in den Süden. Dort an der Mündung des Flusses Dee in die Irische See liegt der kleine Fischereiort Kirkcudbright. Etwa 3 Meilen südlich dann mein Campingplatz mit Blick auf die Flussmündung.



Nach einem späten Frühstück bin ich heute Vormittag gegen 11 Uhr zu einer kleinen Küstenwanderung aufgebrochen. Es gibt einen Pfad entlang der Küste zur Senwick Kirchenruine. Leider war der Pfad häufig sehr matschig und recht zugewachsen. Dennoch, Gisela hätte diesen Küstenpfad geliebt. Viele Wanderer scheinen da nicht entlang zu gehen. Wegen des Matsches habe ich die Hosenbeine hochgekrempelt, damit die nicht dreckig werden. Sehr zur Freude der Brombeerhecken, die dafür sorgten, dass ich unfreiwillig mein Blut dem Waldgott opferte.


Mündung des Dee in die Irische See

Nebenbei: zuhause mag ich unsere Brombeeren nicht. Die schottischen hingegen sind sehr süß und aromatisch, so dass ich nicht umhinkam händevoll davon zu naschen.

Nach etwa 2 Stunden erreichte ich mein Ziel. Von der Kirche, eher eine Kapelle, sind nur noch spärliche Mauerreste vorhanden. Dafür gibt es noch einen recht verwilderten Friedhof mit Grabsteinen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.



Senwick Church

Der Rückweg war naturgemäß etwas schwierig. Da ich keine Lust hatte auf dem schlechten Pfad die gleiche Strecke zurück zu laufen, entschied ich mich für die vermeintlich einfachere Variante. Nämlich über die Straße zum Campingplatz. Zunächst musste ich unnötige Meter laufen, da der Pfad so gut wie nicht mehr erkennbar war. Und wie überall gibt es Steinmauern, Zäune und Stacheldraht. Zum Glück habe ich dann den richtigen Zugang zur Straße noch gefunden. Sieben Sonnen schienen heute vom Himmel und brachten die Temperaturen auf Rekordhöhen von über 20 Grad. Nach über 4 Stunden und mehr als 11 km kam ich ziemlich fertig am Campingplatz an. Kaffe, ein Eis und auf der Liege die Beine ausstrecken.


Dhoon Bay Beach

Galloway Rind

Der Herbst wirft seine Schatten voraus - Herbstzeitlose


Mittwoch, 4. September 2024


Machrihanish (Kintyre)


0 km


Regen in der Nacht ließ befürchten, dass es mit dem heutigen Strandspaziergang nichts werden würde. Doch als ich mich am Morgen aus den Federn gequält hatte, schien die Sonne. Um das Fahrzeug große Pfützen vom nächtlichen Regen. Also hurtig unter die Dusche und Morgentoilette, danach Frühstück und sich passend für die Strandwanderung anziehen. Es war zwar sonnig, es ging aber ein kalter Nordwestwind. Der weitläufige feine Sandstrand von Machrihanish ist etwa 6 km lang und den marschierte ich tapfer bis auf etwa zwei Drittel der Strecke hinab.




Warnung vor fliegenden Golfbällen



Am Horizont die Insel Islay, die südlichste der Inneren Hebriden

Oberhalb des Strandes befindet sich der Machrihanish Dunes Golfplatz. Zu dem stieg ich hinauf und über Roughs, Fairways und Greens ging es wieder zurück zum Dorf. Immer darauf bedacht keinen Golfball aufs Haupt zu kriegen. In Schottland gibt es über 550 Golfplätze. Fast jedes Dorf scheint einen eigenen Platz zu haben. Im 15. Jahrhundert war Golf in Schottland so populär, dass es von der Krone als Hindernis angesehen wurde. Mehrmals wurde das Spiel, "gouff", "gowf" oder "golf" geschrieben, verboten. Einer der frühesten Hinweise auf Golf ist der Kauf eines Satzes "Clubbes and Balles" durch König James IV. im Jahr 1502.





Nach einem Fish and Chips Mittagessen im "Old Clubhouse" ging es dann wieder zurück zum Campingplatz. Knapp 10 km hatte ich zurückgelegt und das steckte mir dann doch ordentlich in den Knochen. Um 15 Uhr fing es dann auch an zu regnen, gut dass ich jetzt im Trockenen saß. Fast zwei Stunden später scheint wieder die Sonne.



Dienstag, 3. September 2024


Luss (Loch Lomond) - Machrihanish (Kintyre)


210 km


Gestern hatte es auch nicht mehr aufgehört zu regnen. Alles Nasskalt und ungemütlich. Der Keramikheizer brachte nur wenig Trost in die trübe Stimmung. Da ich erst um 14 Uhr auf dem Campingplatz in Machrihanish einchecken konnte, hatte ich genügend Zeit erst spät weg zu fahren. Eigentlich hat Schottland ja schöne Landschaften zu bieten. Aber bei Regen und bis tief in die Täler hängende Wolken, lassen von diesen Schönheiten absolut nichts erkennen. Schottland und ich werden bestimmt keine Freunde mehr. Da hilft es auch nichts, wenn selbst die Einheimischen sich nicht an so viel Dauerregen im Sommer erinnern können.

Ich durchfahre Argyll and Bute, die Landschaft um Inveraray am Loch Fyne. Selbiges präsentiert sich Grau in Grau und zudem ist die berühmte Burg geschlossen. Also lasse ich den Ort links liegen. Fast die ganze Zeit fährt man am Meeresarm des Loch Fyne entlang, bis man auf die Westseite der knapp 80 km langen Halbinsel Kintyre fährt. Natürlich immer noch im Regen. Gegenüber der kleinen Insel Gigha mache ich Halt. Bei schönem Wetter könnte man jetzt schön die Inseln Jura und Islay, Inseln der Inneren Hebriden, sehen. So erscheinen sie nur schemenhaft im Regendunst.


Die Insel Gigha am Horizont

Über Campbeltown fahre ich an die Südspitze der Halbinsel zum passenden Ortsnamen Southend. Rechts hätte ich zum Leuchtturm von Mull of Kintyre fahren können, aber die Straße ist für Wohnmobile nicht geeignet. Außerdem ist der Zugang zum Leuchtturm gesperrt. Diesen Ort kennen vor allem die Älteren unter uns durch das Lied der Wings „Mull of Kintyre“, geschrieben von Paul McCartney. Irgendwie passt auch der Liedtext zu mir, allerdings würde ich den Ort Mull of Kintyre durch einen anderen oder andere ersetzen (übrigens ist der Mull of Kintyre eine unzugängliche Steilklippe an der südwestlichsten Ecke Kintyres).



Kurz hinter Southend erreiche ich die St. Columba's Chapel, die St. Columba's Footprints und die Keil Caves. Angeblich landete 563 hier der Heilige von Nordirland kommend hier, bevor er die Abtei auf der Insel Iona gründete und die Christianisierung Schottlands einleitete. Die Fußabdrücke scheinen aber doch neueren Datums. Die Kapelle versteckt sich unter dichtem Bewuchs auf dem Friedhof. 




Nicht weit davon gibt es mehrere kleinere und eine größere Höhle, die Keil Caves. Laut archäologischen Untersuchungen waren die Höhlen sehr lange besiedelt. Zudem wurden römische Scherben gefunden, was für diese entlegene Region doch sehr erstaunlich ist.

Keil Caves

Weiterfahrt im nachlassenden Regen und Ankunft auf dem Campingplatz. Ich richte mich ein und bereite mir ein Mittagessen. Der Regen hat jetzt ganz aufgehört, dafür hat der Wind zugenommen. Laut Wetterbericht soll es morgen sonnig werden. Dann werde ich einenm längeren Strandspaziergang machen.






Montag, 2. September 2024


Edinburgh - Stirling - Callander - Luss (Loch Lomond)


180 km


Luss, das angeblich schönste Dorf Schottlands. Es ging mir schon besser. Kopfweh und erhöhte Temperatur sind weg, aber die Nase läuft noch immer und der Husten stört auch. Ich denke nicht, dass ich mir Covid eingefangen habe, sonst ginge es mir wohl noch schlechter. Ich war einfach etwas zu leichtsinnig, ob der schönen Sonnenstrahlen in Edinburgh. Der Wind war frisch, und der Stein, auf dem ich eine ganze Weile saß, kalt.

Nach dem Einkauf bei Lidl, wie gesagt sind die Geschäfte auch sonntags geöffnet, bin ich nach Westen Richtung Stirling entlang des Firth of Forth abgefahren. Von Sonnenwetter wie in den letzten Tagen keine Spur. Wegen der vielen Regenwolken, konnte man auch von der Landschaft recht wenig sehen. In der Ferne konnte man die Berge erahnen. Auf einer sehr schmalen Straße ging es dann in den Loch Lemond & Trossachs Nationalpark hinein. Viel Wald, viele Flüsse und Seen, viele Touristen. Trotz des Regenwetters war auf den Straßen viel los und die Fahrt verlangte viel Aufmerksamkeit und Konzentration. Irgendwie kann mich der Westen Schottlands nicht leiden. Der Westen ist gleichbedeutend wie Regen. Gegen 13 Uhr war ich dann auf dem ausgebuchten Campingplatz in Luss am Loch Lemond. Kaum hatte ich mich eingerichtet, als auch schon der Regen anfing. Das war mir dann auch egal, denn ich habe im Fernsehen Formel I in Monza angeschaut und der Keramikheizer sorgte für die notwendige Wärme.




Nach einer mehr oder weniger schlechten Nacht, habe ich nach dem Frühstück eine kleine Regenpause ausgenutzt und habe mir das „schönste Dorf“ angeschaut. Am Ortsrand ein großer Parkplatz und etliche Busse. Da kam mir dann auch schon eine ganze Horde deutscher Touristen entgegen. Das Dorf besteht nur aus wenigen einstöckigen Steinhäusern. Die Frontseite mit vielen Blumengestecken und Beeten versehen. Früher hatten die Häuser Strohdächer. Fast die gesamte Westseite des Loch Lomond gehört seit dem 13. Jahrhundert dem Clan Colquhoun (sprich: ko hu:n). Das Dorf war schon oft Kulisse für Filmaufnahmen, deshalb auch die vielen Touristen. Die kleine Dorfkirche wurde im späten 19. Jahrhundert von Sir James Colquhoun errichtet, in Erinnerung an seinen Vater, der bei einem Schiffsunglück auf dem Loch Lomond mitsamt der ganzen Besatzung ertrank. Seit etwa 510 n.Chr. stand an dieser Stelle immer wieder eine Kirche. Man glaubt der Heilige Kessog habe die Kirche gegründet, genauso wie die Abtei auf der kleinen Insel Inchtavannach im See.






Zum Glück hatte ich einen Schirm dabei, denn gegen Ende meines Dorfspaziergangs fing es an zu regnen. Nach dem 4 km kurzen Spaziergang kam ich dann ziemlich fertig auf dem Campingplatz an. Ich fühlte mich, als hätte ich Bleigewichte an meinen Füßen. Da blieb nur eines übrig: ins Bett liegen und lang strecken.


So wie mich der Regen nervt, so nervt mich mal wieder die schlechte Internetverbindung über das iPhone. Das kommt aber in Schottland recht häufig vor. Selbst in Edinburgh gab es in der Regel nur 2 Balken LTE. Hier nur 3G, also kein Update des Blogs möglich.



Samstag, 31. August 2024


Edinburgh


0 km


Mein letzter Tag in Edinburgh. Aufgewacht mit Kopfschmerzen, Kratzen im Hals und laufender Nase. Ich habe mir eine Erkältung eingefangen. Hoffentlich kein Covid. Da bin ich bei Wind und Wetter im nasskalten Regen herumgewandert und habe nichts abbekommen. Dann sitze ich gestern in der Stadt in der Sonne und bekomme eine Erkältung. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich überhaupt zuletzt einmal eine Erkältung hatte. Gleich Aspirin, Neoangin und Paracetamol eingeworfen. Normalerweise verzichte ich komplett auf Medikamente, außer auf meine Blutdrucktabletten, aber ich wollte an meinem letzten Tag hier noch einmal in die Stadt.

Nach einem späten Frühstück und als die Medizin anfing zu wirken, habe ich mich in die Stadt aufgerafft. Wie gestern ein sonniger Tag nach leichtem Nachtfrost. Es ist Wochenende und da ist die Stadt ziemlich voll. Ich bin ein wenig herumgeschlendert und habe vergeblich Ausschau nach einem neuen Geldbeutel gehalten. Meine Bemühungen waren aber auch eher minimalistisch. Überall wo es Grünflächen gab, lagen die Menschen auf dem Gras und ließen die Sonne auf sich scheinen.



St. Andrew Square Garden

Schließlich setzte ich mich an der Princess Street neben eine ältere Dame auf eine Parkbank in der Sonne mit Blick hinüber auf die Altstadt und rechterhand die National Galleries of Scotland. Irgendwie kam ich ins Gespräch mit der Dame das zunächst recht angenehm und unterhaltsam verlief. Schließlich zog sie aber einen Handzettel heraus worauf in kruden Theorien dargestellt war, wie wir generell alle überall digital überwacht und kontrolliert werden. Ich wollte ihr diesen Unsinn aber ausreden, merkte aber schnell, dass da eine Verschwörungstheoretikerin neben mir saß. Ich beendete freundlich die Konversation und ging meiner Wege. Auf dem Vorplatz der Galerie, gab ein Künstler auf einer Leiter eine Vorstellung. Da blieb ich eine Weile stehen und sah mir das etwas langwierige Treiben an. Die Vorstellung hätte er locker in 5 Minuten beenden können, aber daraus wurde über eine halbe Stunde. Einen Kasper hatte er zudem zum Frühstück gehabt, wie fast alle Künstler hier, aber dieser war von einer etwas kläglicheren Kategorie. Irgendwann war es mir dann doch zu bunt, ging zur nächsten Bushaltestelle und fuhr zum Campingplatz zurück. Die Wirkung der Medikamente hatte leider nachgelassen.

Plan für morgen: Einkauf im Lidl (sonntags sind die Geschäfte geöffnet und gearbeitet wird auch), und dann so langsam Richtung Loch Lomond im Westen weiterfahren. Die Woche in Edinburgh war zwar etwas lang gewesen, aber mal länger nicht zu fahren und dazu Sonnenschein war auch recht angenehm gewesen.






Freitag, 30. August 2024


Edinburgh


0 km


Vorletzter Tag in Edinburgh. Kurzer Regen in der Nacht. Am Morgen gefrorene Regentropfen auf dem Panoramafenster. Der Himmel wolkenlos. In der Nacht hat es den ersten Frost gegeben. Seit zwei Tagen kommt auch abends und morgens der Keramikheizer zum Einsatz. Es verspricht ein sonniger Tag zu werden, obwohl man sich nicht immer darauf verlassen sollte. Wie gesagt: das Wetter kann sich in Schottland binnen Minuten total ändern. Heute aber mal nicht. Mit dem Bus geht es in die Stadt und wie am Tag zuvor steige ich an der Haltestelle in der Lothian Road aus. Ich muss ja noch das Tiffanyfenster in der St. Cuthbert Kirche fotografieren.



Das Fenster wurde 1903 von Tiffany aus New York hergestellt und zeigt David mit der Steinschleuder als er gegen Goliath ins Feld zieht. Eine Plakette unter dem Fenster hat folgende Inschrift: „To the Glory of God and in memory of Lieutenant William Victor St Clair McLaren who fell in the South African War July 26th 1900. This window is dedicated by his mother.“


In der Apsis der Kirche ist ein Alabasterfries zu sehen. Es zeigt „Das letzte Abendmahl“ wie es Leonardo da Vinci gemalt hatte. Der Fries wurde 1906 zum 50-jährigen Dienstjubiläum von Pfarrer Dr. James MacGregor gestiftet.



Da ich heute etwas plan- und ziellos bin, gehe ich einfach der Nase lang durch die Princess Street Gardens zur Blumenuhr, wo alle 15 Minuten ein Kuckuck aus dem Häuschen kommt und für Belustigung der Zuschauer sorgt.




Vor der Nationalgalerie setze ich mich und höre einem südkoreanischen Musiker zu. Der spielt live Loops auf seiner Elektronik ein und nach und nach entsteht so eine ganze Band. Dazu spielt er ausgezeichnet Gitarre und singt auch noch gut. Ein echtes Talent. Die Zuhörer sind begeistert. Überall in Edinburgh gibt es Kleinkunst zu sehen und zu hören. Musiker, Tänzer, Akrobaten, Zauberkünstler und die unvermeidlichen Dudelsackspieler. Die ganze Stadt ist ein Kleinkunsttheater.




Ich gehe am Waverley-Bahnhof in die Altstadt hinauf, denn eine Mission muss ich noch erfüllen, solange ich noch in Schottland bin: Haggis essen. Im Castle Arms wage ich das Experiment. Johannes hat mich einen Feigling genannt, wenn ich dieses schottische Nationalgericht nicht wenigstens einmal probiert hätte. Für alle die es nicht wissen. So macht man Maggis aus Schafzutaten:

Hauptbestandteile sind Herz, Lunge, Leber, Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl. Das ganze wird zerkleinert und mit Pfeffer scharf gewürzt. Es sieht aus wie Hackfleisch und hat auch in etwa die selbe Konsistenz. Diese Mischung kommt normalerweise in einen Schafsmagen.

Da ich meine Geschmacksnerven nicht überbeanspruchen wollte, bestellte ich überbackenes und frittiertes Haggis als Vorspeise zu einem Caesar’s Salat. Dazu ein Castle Arms 3.0, ein dunkles Ale. Es hat gar nicht einmal so schlecht geschmeckt, aber ein zweites Mal muss ich das nicht haben. Auf jeden Fall hatte ich die Herausforderung angenommen und gewonnen.


TIPP:  In den meisten Restaurants ist es üblich, dass auf der Rechnung schon ein Trinkgeld von 10 % eingetragen ist. Wer das nicht bezahlen will kann verlangen, dass dieser "Service" gestrichen wird. Wenn man aus Unkenntnis noch extra ein Trinkgeld gibt, wie das bei uns üblich ist, der bezahlt zweimal.






Nach diesem kulinarischen Highlight bin ich die High Street hinunter gegangen und in eine der Closes links abgebogen. Dort kam ich zufällig am Writers’ Museum vorbei, gelegen an einem urigen Court (Hinterhof).




Meine restliche Zeit verbrachte ich in der Sonne vor der Nationalgalerie, hörte dem südkoreanischen Musiker zu und beobachtete einen Artisten nebenan. So konnte der Tag sonnig und warm ausklingen.




Donnerstag, 29. August 2024


Edinburgh


0 km


Überraschenderweise scheint auch heute wieder die Sonne, nachdem es in der Nacht ein wenig geregnet hatte. Also zügig in die Stadt nach einem frühen Frühstück.

Meine heutige knapp 10 km Tour zu wichtigen Persönlichkeiten von Edinburgh beginnt an der Haltestelle Lothian Road bei der St. Cuthbert Kirche am westlichen Ende der Princess Street Gardens.



Angeblich gründete der Heilige Cuthbert um 670 an dieser Stelle eine Kirche und somit die älteste christliche Niederlassung in Edinburgh. Damals floss unterhalb des Felsens auf dem später die Burg erbaut wurde ein Flüsschen, der Nor Loch. Heute ist er verschwunden und stattdessen befinden sich im Talgrund die Princess Street Gardens. Früher war das übrigens der Abfallgraben der Bewohner der Altstadt, die ihren gesamten Unrat hier hinunter warfen. In den darauffolgenden Jahrhunderten, wurden an diesem Ort immer wieder neue Kirchengebäude errichtet. Die heutige Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert. Leider bin ich nicht hinein gegangen, denn in der Kirche gibt es ein Fenster von Tiffany. Das werde ich wohl morgen oder übermorgen nachholen. Auf dem angrenzenden Friedhof mit Blick auf die Burg liegen etliche Persönlichkeiten Edinburghs. Unter anderem der Mathematiker und Erfinder der Logarithmen John Napier, der Dichter Thomas De Quincey und der Erbauer des Scott Monuments George Meikle Kemp. Leider habe ich nur das Grab von Letzterem gefunden.



Beim Bummel durch die Parkanlage kommt man recht bald an der Ross Fountain vorbei. Daniel Ross, ein Büchsenmacher,  erwarb 1862 den gußeisernen Brunnen der bei der Großen Ausstellung von 1862 in London gezeigt wurde und machte ihn der Stadt Edinburgh zum Geschenk. Aufwendige Restaurierungsarbeiten wurden 2018 fertiggestellt.



Nur wenige Schritte weiter erreicht man das Scott Monument, ab 1838 erbaut von oben erwähntem George Merkle Kemp, einem Autodidakten in Sachen Architektur. Das Viktorianisch-gotische Monument ist Sir Walter Scott (1771-1832), dem berühmten Novelist, Poet und Historiker gewidmet. Gefertigt aus Carrara-Marmor zeigt es ihn und seinen Lieblingshund Maida.




Seine bekanntesten literarischen Werke sind u.a. „Ivanhoe“, „Rob Roy“ oder „Waverley“ , sowie zahlreiche Gedichte.

Ich gehe am Waverley Bahnhof vorbei, der seinen Namen vom Roman Sir Walter Scotts hat. 



Ich gehe zur Royal Mile hinauf und die High Street hinunter. So ziemlich am Ende der Straße steht das John Knox House. Das Haus wurde um 1490 erbaut und der Reformator soll wenigstens eine Zeit lang um 1560 in dem Haus gewohnt haben.


John Knox House - in der Mitte

John Knox, der berühmte schottische Reformator, wurde um 1514 in Haddington, East Lothian, geboren. Er war die führende Figur der schottischen Reformation, die zu einer presbyterianischen Form der Kirche Schottlands wurde. Ursprünglich war Knox ein katholischer Priester, der in den 1540er Jahren der wachsenden Reformationsbewegung beitrat. Nach einem Aufruhr in St. Andrews wurde er gefangen genommen und auf eine französische Sklavengaleere verbracht. Zwei Jahre später wurde er von den Engländern freigekauft und begab sich nach Genf ins Exil. Dort freundete er sich mit Jean Calvin an, der großen Einfluss auf ihn hatte. 1559 kehrte Knox nach Schottland zurück und marschierte mit einem großen Gefolge in die St. Giles’ Cathedral ein, wo er seine erste Predigt hielt. Schon eine Woche später war er Pfarrer von St. Giles. Als 1561 Maria Stuart aus Frankreich nach Schottland zurückkehrte und den Katholizismus zur Staatsreligion machen wollte, hatte Knox schon längst seine Gefolgschaft hinter sich versammelt. Von der Kanzel herab wetterte er gegen Maria Stuarts Feste im Holyrood Palace: „Bräuche, mehr einem Bordell ähnlich als dem Anstand ehrbarer Frauen.“ Genauso kritisierte er die Spiele am Hof, die die Königin aus Frankreich mitgebracht hatte. Nicht zuletzt deswegen erhielt er auch den Spitznamen „Killjoy“, Freudentöter. Im Verlauf der Reformation wurden zahlreiche Klöster in Brand gesteckt, Kathedralen ein Raub der Flammen und Schätze der Kirche geplündert. St. Giles blieb davon auch nicht verschont. Die katholischen Dekorationen wurden herunter gerissen und die Buntglasfenster entfernt.


John Knox Statue in der St. Giles' Cathedral

Unweit der St. Giles Kathedrale kommt man in der High Street an der Adam Smith Statue vorbei. Adam Smith (1723-1790) war ein schottischer Moralphilosoph und Aufklärer und gilt als Begründer der klassischen Nationalökonomie. Sein berühmtestes Werk „The Wealth of Nations“ beeinflusste die Wirtschaft weltweit. Das Denkmal seines „philosophischen Helden“ David Hume, steht unweit ebenfalls in der High Street. Sein etwas heruntergekommenes Grab auf dem Friedhof der Canongate Kirk, wird seiner Bedeutung leider nicht gerecht.



Canongate Kirk


Nach so vielen Persönlichkeiten ist es Zeit für ein Mittagessen im „The Castle Arms“ bei der Tolbooth Kirk. Hier sitzt man gemütlich bei einem Ale und einer feinen Mahlzeit. Bleibt nur noch eine Aufgabe hier: ein Haggis-Gericht essen.



Mittwoch, 28. August 2024


Edinburgh


0 km


Vielleicht eines mal vorweg:

Meine Reise durch Schottland ist nicht nur eine Natur- sondern auch eine Kulturreise. Zudem war ich in meinem Berufsleben Lehrer, Belehrer und Klugscheißer. Letzteres bin ich wohl noch immer. Meine Zeit in Edinburgh ist deshalb auch ziemlich kulturlastig. Man/frau kanns aber auch überfliegen.


Wie immer wache ich gegen sechs Uhr in der Frühe auf. Alte Gewohnheit, als ich noch zur Arbeit gehen musste. Dann drehe ich mich aber noch einmal um und döse bis gegen 7 Uhr so vor mich hin. Dann macht es allerdings wenig Sinn, noch länger liegen zu bleiben. Also wird aufgestanden und Frühstück gemacht. Dazu die Zeitung online lesen und sich reichlich Zeit lassen. Danach die Morgenwäsche/dusche und der Tag kann beginnen. Man glaubt es kaum, denn die Sonne scheint vom blauen Himmel. Online bestelle ich ein Tagesticket für 5 Pfund, mit dem ich alle öffentlichen Verkehrsmittel in Edinburgh benutzen kann. So etwas bekommt man bei uns in Deutschland nicht hin.

Ich fahre bis zur Kreuzung Princess Street / Lothian Road gegenüber vom Edinburgh Castle. Dieses Mal möchte ich überwiegend in der New Town spazieren gehen. Auf dem Hinweg bin ich immer wieder begeistert von den vielen kleinen und bunten Geschäften entlang der Bruntsfield Place, die sehr an die alten Städte in Frankreich erinnern, wo ich die holzgerahmten Türen und Schaufenster zum ersten Mal gesehen habe. Sie sind so zahlreich und nur wenige Meter breit, dass man sich wundern muss, wie die überleben. Phantasievolle Namen haben sie auch, wie übrigens auch die Wohnhäuser, die fast alle zur Hausnummer auch noch einen eigenen Namen haben.


Bruntsfield Place

Mein erstes Ziel in der „Neustadt“ ist das Georgian House aus dem 18. Jahrhundert. Eigentlich ist es kein Haus, sondern eine ganze Häuserzeile. Es gilt als das Meisterstück des Architekten  und Möbeldesigners Robert Adam, dem Vater des britischen Klassizismus. Die Inneneinrichtung ist im Stil der damaligen Zeit. Auf einen Besuch verzichte ich, nicht nur des hohen Eintrittsgeldes wegen. Übrigens wohnt hier auch der schottische First Minister John Swinney.


The Georgian House

Direkt gegenüber gibt es einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen kleinen privaten Park mit einem Reiterstandbild in der Mitte. Es ist der Charlotte Square Private Garden mit dem Albert Memorial. Albert von Sachsen-Coburg und Gotha war der Ehemann von Queen Victoria und hatte ab 1857 den Titel Prince Consort (Prinzgemahl). So steht auch auf dem Sockel: „Albert Prince Consort“.


Albert Monument

Nächster Punkt auf meinem schottischen Sommerspaziergang ist der Wohnblock, in dem der Schriftsteller Robert Louis Balfour Stevenson gewohnt hat. Wer kennt ihn nicht, den Autor von „Treasure Island“ (der „Schatzinsel“)? Zwischen 1857 und 1878 lebte der Autor in der Nummer 17 der Heriot Row. Biographien beschreiben ihn als kränklichen Knaben, dem die Kindermädchen Geschichten und Erzählungen am Bett vorlasen. Das hat wahrscheinlich den an Tuberkulose Erkrankten inspiriert. Er studierte zwar an der Universität von Edinburgh Jura, wollte aber lieber Schriftsteller werden. 1881 erschien in der Zeitschrift Young Folks in einer Fortsetzungsreihe die Geschichte der „Schatzinsel“. Er schrieb übrigens 1866 eine Studie über Persönlichkeitsspaltung mit dem Titel „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“, seinem zweiten bekannten Werk. 1894 starb er mit nur 44 Jahren auf Samoa.


Robert Louis Stevenson House

Zwischen den beiden breiten Straßen Heriot Row und der Queen Street erstrecken sich in drei Abschnitten die Queen Street Gardens. Parkanlagen gibt es in Edinburgh zahlreiche. Entlang dieser Parks gehe ich zu Edinburghs größter Shopping Mall, dem St. James Quarter, das 2021 fertiggestellt wurde. Offiziell wurde es am 29. September 2022 von Prinzessin Anne eröffnet. Auf knapp 80.000 qm gibt es über 80 Geschäften, Restaurants, etc., darunter viele Edelmarken. Um meine verbrauchten Kalorien wieder aufzufüllen, gehe ich mal nicht zu MacDonald’s, sondern in einen angesagten Burgerladen im Shopping Center.




St. James Quarter


Solchermaßen gestärkt, mache ich mich auf den Weg zum Calton Hill. Der ist zwar nur 103 m hoch, aber der kürzeste Weg führt über ein paar steile Treppen hinauf. Da ich inzwischen einigermaßen fit bin, fällt mir das allerdings nicht so schwer. Auf dem Hügel steht das Royal Observatory, das Nelson Monument und das National Monument. Der Aufstieg lohnt sich bei immer noch sonnigem Wetter, denn von hier oben hat man einen tollen 360 Grad-Rundumblick auf die Stadt. Der Blick schweift über die Altstadt mit der alles dominierenden Burg hinüber über die Neustadt, bis hin zum Firth of Forth (dem Fjord des Flusses Forth). Im Osten ziehen dunkle Regenwolken heran und der Wetterbericht sagt Regen bis etwa 14 Uhr an. Zeit zu gehen.


Calton Hill

Blick nach Nordwest auf den Firth of Forth

Blick nach Osten - da kommt mal wieder Regen

Blick nach Süden: links die Altstadt mit der Burg, rechts die Neustadt

Ich gehe in die Stadt hinunter, überlege kurz ob ich in ein Café soll, entscheide mich aber dagegen. Kaffee kann ich auch im Wohnmobil machen und da werde ich garantiert nicht nass. Am Scott Monument vorbei mit einem Dudelsackspieler (schon wieder) und zahlreichen posierenden Touristen davor, hauptsächlich Asiaten, gehe ich zur Bushaltestation und fahre zum Campingplatz zurück. Morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag. Ich fahre erst am Sonntag wieder weiter.


Blick auf die Princess Street - links mit dem Uhrturm das Balmoral Hotel


Dienstag, 27. August 2024


Edinburgh


0 km


Heute mal wieder ein garstiger Regentag. Ab morgen soll es wieder besser werden. Daher bleibe ich heute auf dem Campingplatz und vertreibe mir die Zeit mit schreibend und lesend.

Wenn man durch Schottland fährt, dann fallen einem unweigerlich die vielen Kirchen und Klöster auf. Viele davon sind Ruinen. Und immer wenn ich mit der Linie 11 ins Stadtzentrum von Edinburgh fahre, fällt mir die Haltestelle „Holy Corner“ besonders auf. Hier stehen an einer Kreuzung 4 Kirchen, deshalb wohl auch der Name. Für mich sind die Kathedralen von Kirkwall auf den Orkneys und die von Edinburgh am beeindruckendsten.

In der St. Giles’ Cathedral von Edinburgh gibt es ein Fenster, das die Geschichte des religiösen Schottlands versinnbildlicht.




In der obersten Reihe links, sieht man den Heilige Columban (St. Columba). Um 564 begab er sich nach Auseinandersetzungen in Irland ins Exil nach Alba (Schottland) wo er mit 12 Gefährten ein Kloster auf der Insel Iona an der Westküste Schottlands gründete. Die Insel wurde der wichtigste Ort für das frühe Christentum in Schottland. Von dort aus missionierte er die Pikten, einem der zwei Urstämme Schottlands (Skoten und Pikten). Am 9. Juni 597 starb er auf Iona. St. Columba hält ein Modell der Abtei von Iona in seiner rechten Hand.


In der Mitte der obersten Reihe sehen wir den Heilige Andreas (St. Andrew). Im Jahre 832 n.Chr. erschien der Apostel dem piktischen König Angus im Traum vor einer Schlacht gegen die Northumbrier. Am Tag der Schlacht erschien das X-förmige Kreuz des heiligen Andreas am Himmel über dem Schlachtfeld und die Pikten siegten. Dieses weiße Kreuz am blauen Himmel wurde daraufhin von den Pikten und Skoten als Flagge angenommen. Da er der Bruder des heiligen Petrus war, konnten die Schotten im Jahr 1320 in der „Declaration of Arbroath“ den Papst um Schutz vor den Versuchen englischer Könige bitten, die Schotten zu erobern. Er ist in der Mitte mit dem „Andreaskreuz“ dargestellt.


In der obersten Reihe rechts, sieht man den Heiligen Cuthbert (St. Cuthbert). Cuthbert stammte aus Dunbar in East Lothian und war sehr einflussreich in der Entwicklung der keltischen Tradition im Christentum. Er wird meist mit Südschottland und Nordengland, besonders mit der Abtei in Melrose und Lindisfarne assoziiert. Er war bis zu seinem Tod am 20. März 687 Bischof von Lindisfarne. 699 wurde sein Leichnam exhumiert, um ihn in einem oberirdischen Sarkophag neben dem Altar umzubetten. Der Legende nach wurde der Leichnam vollständig umverwest vorgefunden. Durch dieses Wunder stieg Cuthbert Ruhm im ganzen Land. In der Darstellung hält er den Kopf des heiligen Oswald, Märtyrer und König von Northumbria. Oswald (604-642) sorgte entschieden für die Christianisierung Northumbriens. In der Schlacht von Masefield nahe der walisischen Grenze, wurde er von Penda von Mercien besiegt. Oswalds Körper wurde zerstückelt und zur Schau gestellt. Da Oswald im Kampf gegen das letzte heidnische Reich der Angelsachsen starb, galt er als Märtyrer und wurde als Heiliger verehrt. Sein Bruder und dessen Tochter bargen die Überreste seines Körpers und begruben ihn im Kloster Bardney in Lindsey. 909 überführten Æthelred, Ealdorman von Mercien, und seine Ehefrau Æthelflæd nach St. Peter’s in Gloucester. Beide sind übrigens aus der Romanreihe von Bernhard Cornwell und der Netflixserie „The Last Kingdom“ bekannt. Der Kopf von Oswald wurde nach Lindisfarne gebracht und im Sarg von St. Cuthbert in Sicherheit gebracht. Deswegen wird dieser oft mit dem Kopf von St. Oswald dargestellt. Cuthbert wurde 1104 in die Durham Cathedral umgebettet. Als man 1826/1827 das Grab öffnete, soll Oswalds Schädel noch darin gewesen sein.


In der unteren Reihe links, ist die Heilige Margareta (St. Margaret) dargestellt. 1045 in Ungarn geboren, heiratete sie 1070 als zweite Ehefrau König Malcolm III. von  Schottland und war somit Königin von Schottland. Sie war es die dafür sorgte, dass es über den Firth of Forth Fähren gab, um es den Pilgern leichter zu machen, nach St. Andrew, dem religiösen Zentrum von Schottland, zu kommen. Die Städte North und South Queensferry sind nach ihr benannt. Nach ihrem Tod wurden vier ihrer Söhne Könige von Schottland. Der letzte war König David I., der die Kirche St. Giles erbauen ließ. St. Margaret ist auch die Schutzheilige von Schottland.


In der Mitte der unteren Reihe sieht man nun den Namensgeber der Kathedrale, den Heiligen Giles (St. Giles) mit Hirsch und Pfeil in seiner Hand. Der heilige Giles war ein griechischer Eremit aus Athen, der im Wald von Nîmes in Südfrankreich lebte.  Der Legende nach hatte er einen Hirsch als Begleiter. Er beschützte das Tier vor Jägern, in dem er einen Pfeil mit dem Rücken seiner Hand aufhielt. So ist er auch auf dem Fenster abgebildet. Der heilige Giles wurde später Schutzheiliger der Behinderten, der Eremiten, Leprakranken und Armen. Er wurde Schutzheiliger von Edinburgh und sein Hirschbegleiter wurde später in das Stadtwappen von Edinburgh aufgenommen.


Schließlich sehen wir noch König David I. rechts in der untersten Reihe mit der Kirche St. Giles’ in der linken Hand. Dauíd Mac Maíl Choluim (King David I. of Scotland) gründete 1124 St. Giles’ in der Zeit, als die Bande zwischen der Römischen und Schottischen Kirche enger wurden. St. Giles’ wurde an der östlichsten Stelle von Edinburgh der heutigen Old Town gebaut. Als David I. später die Abtei von Holyrood gründete, gab er dem Abt die Erlaubnis, Häuser entlang des Bergrückens zu bauen, der hinauf zu St. Giles’ führte. Das ist heute Canongate burgh und bildet die uns bekannte Royal Mile.


So, nach dieser kleinen geschichtlichen Exkursion ist auch schon der halbe Tag herumgegangen und langsam hört auch der Regen auf. Es windet ziemlich stark und die dunklen Regenwolken ziehen nach Osten auf die Nordsee hinaus.



Montag, 26. August 2024


Aberfeldy - Fraserburgh - 240 km
Fraserburgh - Edinburgh - 295 km


535 km


Bei passablem Wetter bin ich am Freitag in Aberfeldy losgefahren. Die Strecke führte in den Nordosten Schottlands. Durch die schönen Landschaften der Cairngorm Mountains Richtung Balmoral, der Sommerresidenz der englischen Royals. Ein Besuch dort war nicht vorgesehen. Rummelplätze mag ich nicht. Die Fahrt nach Fraserburgh über enge Landstraßen war trotzdem sehr entspannt, da es nicht viel Verkehr gab. Und wenn, dann nehmen die Fahrer gegenseitig Rücksicht.






Braemar Castle

Fraserburgh begrüßte mich mit Sonnenschein. Eine Wohltat nach der verregneten Westküste Schottlands. Nachdem ich mich eingerichtet hatte, machte ich mich sogleich zu einer kleinen Wanderung zum Leuchtturm an der Nordspitze von Fraserburgh auf. Am regen Fischereihafen vorbei durch den grauen Ort. Die Fischindustrie ist ein wichtiger Arbeitgeber und das roch man auch ganz deutlich.






Der rechte Leuchtturm wurde in die Reste eineer alten Burg gebaut.





Am nächsten Tag wollte ich einen ausgedehnten Spaziergang am weitläufigen Strand machen und startete bei schönem Sonnenschein. In der Bucht sah ich zahlreiche Basstölpel, die wie Pfeile ins Wasser schossen, um Fische zu fangen. Eigentlich wollte ich bis ans andere Ende der Bucht gehen, aber als ich mich einmal umdrehte, sah ich ziemlich dunkle Wolken über Fraserburgh. Zudem frischte der Wind auf, was hier nichts Gutes verheißt. Sogleich machte ich mich auf den Rückweg, kam aber dann doch ziemlich nass zurück zum Wohnmobil.





Die vielen weißen Punkte rechts vom Leuchtturm sind Basstölpel


Gestern bin ich bei Sonnenschein nach Edinburgh losgefahren. Die meiste Zeit über Landstraßen entlang der Küste. An Aberdeen vorbei, wo der Dee, der auch an Balmoral vorbeifließt, in die Nordsee mündet. Bei Dundee überquerte ich den Tay der hier aus den Cairngorms kommend ins Meer mündet. Er ist der längste Fluss Schottlands. Dann fing es auch wieder einmal an zu regnen und ich wählte deshalb für die Weiterfahrt die Autobahn. Gegen 3 Uhr nachmittags war ich dann nach knapp 300 km auf dem Campingplatz in Mortonhall bei Edinburgh. Eigentlich hatte ich auf das Festival "The Fringe" gehen wollen, das nach meinem Kalender am heutigen Tag, dem 26. August, enden sollte. Da es ununterbrochen regnete machte es für mich gestern keinen Sinn in die Stadt zu fahren.

Wie sich dann heute leider herausstellte, war der gestrige Sonntag der letzte Tag des Festivals. Pech gehabt. Ich bin dann heute ganz entspannt in der Altstadt herumspaziert und es haben nicht nur Dudelsackspieler die Touristen erfreut. Es gab einen Jongleur, einen coolen Lautenspieler und einen Pianisten auf der High Street. Wie im Juli auch, war die Altstadt ein babylonisches Sprachgewirr mit Touristen aus aller Herren Länder. Dem Trubel entrinnend habe ich noch einmal die St. Giles' Cathedral aufgesucht. Bei meinem ersten Besuch ist mir die Thistle Kapelle in der Kirche gar nicht aufgefallen. Ein tolles Highlight in der Kathedrale, das man auf keinen Fall verpassen sollte, wenn man einmal in Edinburgh ist. Auf jeden Fall ist die Kathedrale (freier Eintritt) dem Edinburgh Castle vorzuziehen. Die Burg ist nämlich ein einziger Rummelplatz.


Besucherandrang am Edinburgh Castle

Die "Royal Mile" oder auch High Street




In der Thistle Kapelle





Donnerstag, 22. August 2024


Invercoe Highland Holidays (Glencoe) - Aberfeldy


170 km


48 Stunden ununterbrochener Regen und Sturm. Das war der gestrige Tag. Für einen Kontinentaleuropäer war an Aufenthalt in solch einem Sauwetter nicht möglich. Für Engländer und Schotten schon. Ich sah einige bei 10 Grad ohne Regenschutz ihre Hunde ausführen. In KURZEN Hosen und T-Shirts!!! Wie gesagt: wenn Sommer ist, trägt man hier kurz. Es war dann auch das erste Mal, dass ich den Keramikheizer anstellen musste. So blieb mir nichts anderes übrig, als den Tag im Wohnmobil mit Lesen zu verbringen.



Als ich heute morgen den Platz verlassen wollte, sah ich aus dem Augenwinkel ein Wohnmobil mit Calwer Kennzeichen. Das konnte doch nicht wahr sein! Meine Schwester Renate und Andreas, waren zufällig gestern im Regen auf den gleichen Campingplatz wie ich gefahren. Die Überraschung war natürlich groß, als ich unverhofft an deren Tür klopfte. Die beiden wollten heute ins Glen Etive fahren. Das Wetter schien vielversprechend. Ich dagegen fuhr weiter an der Westküste Richtung Oban weiter und dann entlang der Grampian Mountains ins Herz der schottischen Highlands. Tatsächlich regnete es heute mal nicht und die Sonne schien. Nur ein kleiner Trost nach den langen Regentagen. Mein Ziel Aberfeldy erreichte ich am Mittag und konnte auch gleich nach einem netten Gespräch an der Rezeption meinen gebuchten Platz aufsuchen.





Der Tag war noch jung und da Andreas mich darauf hingewiesen hatte, dass es in Aberfeldy einen sehr guten Whisky gäbe, bin ich sogleich zur nahegelegenen Distillery gegangen. Schon von weitem konnte man den schönen, süßlichen Duft des Malzes riechen, aus dem der Whisky gebrannt wird. Im Shop fand ich dann auch sogleich die empfohlene Flasche, ein 15 Jahre alter Single Malt. Der Preis war moderat und etwa so teuer, wie man ihn bei uns im Onlineshop bestellen kann.




Danach bin ich in den kleinen Ort zum Mittagessen gegangen. Dieses Mal KEINE Fish and Chips, sondern einen Caesar's Salat und dazu ein mir angemessenes Kaltgetränk. Man beachte die Beschriftung auf der Flasche!




Solchermaßen gestärkt und das Nicht-Regenwetter ausnützend, machte ich noch einen Abstecher in den Ort zum "Black Watch Monument" und der "Wade's Bridge" aus dem 18. Jahrhundert.










Auf dem Rückweg kam ich noch an einer winzigen Bäckerei vorbei und konnte nicht umhin, zwei Süßteile für den Kaffee mitzunehmen. Der Tag war in jeder Hinsicht gerettet, denn ich wollte schon das Sch....wetter in Schottland verfluchen.

Morgen fahre ich an die Küste nach Fraserburgh, vorbei am königlichen Schloss Balmoral. Besuchen werde ich den Zirkus nicht. In Fraserburgh werde ich zwei Tage ausharren, bis ich nach Edinburgh fahren und noch die letzten zwei Tage das "Fringe Festivals" mitbekommen kann. Früher war leider kein freier Platz auf dem Campingplatz, auf dem ich schon bei der Hinfahrt war, zu bekommen.



Dienstag, 20. August 2024


Glen Nevis Campsite - Glen Etive - Invercoe Highland Holidays (Glencoe)


150 km


Schon mal vorweg: für 5 Pfund habe ich ein 24-Stunden-Ticket für den Internetzugang gekauft. Da sitze ich aber lange untätig, bis mal ein Foto hochgeladen ist. Deshalb werde ich nur ein paar Wenige versuchen hochzuladen.


Der heutige Campingplatz ist nicht weit vom letzten entfernt. Mein Plan war aber ins Glen Etive zu fahren, in dem Szenen des James Bond Films "Skyfall" gedreht wurden. Natürlich ist der Weg bis zum Ende der Straße am Loch Etive in Gualachulain, wie immer man das auch auszusprechen hat, eine Single-Track-Road. Die schmalste bisher. Mit viel Verkehr rechnete ich nicht, da kaum jemand ins Tal abbog, oder nur am Anfang auf einen Parkplatz fuhr. Das Tal ist wirklich ein Traum, zumal plötzlich die Sonne schien. Hatte ich doch ein Zwischnhoch gefunden. Die Straße entlang des Flusses und die kleinen Flussläufe, die von den Bergen herunterstürzen, ist schon einmalig. Nur wenige Fahrzeuge kamen mir entgegen. Die meisten waren mal wieder nich imstande rückwärts zu fahren. Am Ende der Straße stand auf dem kleinen Parkplatz zum Glück nur noch ein weiteres Wohnmobil, drei Autos und ein Motorrad. Wendemöglichkeit also gegeben. Nach ein paar Fotos machte ich mich wieder auf den Rückweg, immer Ausschau haltend nach den Red Deers, Hirschen mit tollen Geweihen, die es hier gibt. Schilder verbieten das Füttern der Tiere. Leider habe ich keinen einzigen Hirschen zu Gesicht bekommen.


Im Tal von Glen Etive

Am Loch Etive am Ende der Straße

Da ich erst um halb zwei auf dem Campingplatz einchecken konnte, machte ich noch einen Abstecher zur alten Brücke von Orchy. Praktischerweise gibt es da ein Hotel mit Restaurant, wo ich zu speisen gedachte. Kurz hatte ich mir überlegt, Haggis zu bestellen dem ich aber dann doch Fish and Chips vorgezogen habe. Den oder das Haggis spare ich mir für Edinburgh auf. Da weiß ich schon ein Lokal vom letzten Besuch. Meine Wahl war zudem genau richtig, denn so gute Fish and Chips hatte ich vorher noch nicht. Und die Chips waren dieses Mal auch wirklich handgemachte "Wedges". 


The Bridge of Orchy von 1751

Solchermaßen gestärkt ging es dann zurück zum Campingplatz in Glencoe, vorbei an den sogenannten "Three Sisters", drei Berge, die hier wohl recht bekannt sind. Woher weiß man das? Alle Parkplätze überfüllt, mal wieder für Regenfotos. Kaum war ich am Platz angekommen schüttete es wie aus Eimern. Danach war für ein bis zwei Stunden auch mal Sonne dabei, aber jetzt gerade (17:30 Uhr) schüttet es wieder was runterkommt. Dazu heftige Windböen. Über Wassermangel braucht man sich hier nicht zu beklagen. Aber ehrlich: so langsam geht mir der Regen und der Sturm ganz gewaltig auf die Zwiebel.





Montag, 19. August 2024


Kinloch Campsite - Glen Nevis Campsite (Fort Williams)


170 km


Den Tag kann man eigentlich ganz kurz beschreiben. Im Regen abgefahren - im Regen angekommen. Zur Fähre in Armadale war es nicht allzu weit. Deshalb bin ich spät aufgestanden und war gut zwei Stunden vor Abfahrt um 14:30 Uhr auf dem Parkplatz am Hafen. Eine kleine Take Away-Bude verkaufte Fish and Chips, da hatte ich auch schon was zum Mittagessen.


TiPP: Wer jemals dieses Gericht essen möchte, der sollte folgendes beachten. Die Chips liegen nämlich immer unter dem panierten Fisch. Den sollte man so schnell wie möglich von den Chips herunternehmen und wenn möglich extra beiseite legen. Wenn man das nicht macht, dann hat man am Ende (nicht des Tages) nur noch labbrige Chips. Diese sind in der Regel ungesalzen und werden gerne mit Essig gereicht, wenn man dem nicht Einhalt gebietet. So, jetzt seid ihr schlauer.


Im Hafen von Armadale

Mallaig auf dem schottischen Mainland

Die Überfahrt nach Mallaig dauert nur etwa eine halbe Stunde. Eigentlich wollte ich am Viaduct, über das der Hogwarts Express aus Harry Potter fährt, anhalten. Die gebührenpflichtigen Parkplätze waren aber allesamt dicht, weil gefühlt hunderte Fans im Regen unbrauchbare Fotos von dem Viaduct machen wollten. Dafür staute sich der Verkehr an dieser Stelle. Zum Glück bin ich nicht auf einen der Parkplätze abgebogen, sondern weiter zum Campingplatz bei Fort Williams weitergefahren. Auch dort staute sich der Verkehr. Warum auch immer.


Glen Navis Campsite

Der Platz liegt zu Füßen der Grampian Mountains, dessen höchster Berg mit 1345m der Ben Nevis ist. Er ist auch zugleich der höchste Berg der Britischen Inseln. Er ist etwa 100m niedriger als der Feldberg im Schwarzwald, aber wegen seiner Unberechenbarkeit und häufigen Wetterumstürze nicht ganz ungefährlich. Zahlreiche Wanderer sind schon auf dem Berg zu Tode gekommen. Von denen gibt es viele auf dem Platz, auch Rad- und Motorradfahrer, die alle in ihren kleinen Zelten dem Regen trotzen. Im Waschraum hängen auch viele Bekleidungsstücke zum Trocknen.


Sonntag, 18. August 2024


Glenbrittle Campsite - Dunvegan Castle - Nest Point - Kinloch Campsite


80 km


Das Positive des heutigen Tages mal vorneweg. Die Sonne schien. Der Rest war eine einzige Pleite. Hätte ich mir aber auch schon vorher denken können. Es ist Sonntag und dann ist das wie bei uns, man macht einen Ausflug. Die erste Station, weil es am Weg lag, war die Talisker Distillery, die einzige auf Skye. Fast jeder kennt den Whisky von der Insel und deshalb waren schon die großen Parkplätze verräterisch. Kurz vor 10 Uhr war ich da und da standen schon etliche Besucher vor dem Eingang. Führungen gab es natürlich für den heutigen Tag eh nicht und für den Rest der Woche auch nicht. Also bin ich nur in den Shop gegangen und habe mich mal umgesehen. Der teuerste Whisky war ein 47 Jahre alter Talisker für um die 5000 Euro. Der „günstigste“ war ein 10 Jahre alter Single Malt für 50 Pfund, etwa 60 Euro. Der gleiche kostet bei uns keine 40 Euro. Also was lernen wir daraus? Bei uns zuhause ist der Whisky billiger als direkt hier von der Destille. Das liegt u.a. an der hohen Alkoholsteuer hier und natürlich am Touristenrummel. Da darf man schon mal etwas mehr verlangen. Selbstredend habe ich auf einen Einkauf verzichtet.






Meine zweite Station heute Morgen hätte Dunvegan Castle sein sollen. Der Parkplatz war aber schon am frühen Vormittag so voll, dass ich keinen Parkmöglichkeit hatte. Also habe ich mich entschieden mal wieder auf einer sehr schmalen Straße zum Neist Point am westlichsten Ende von Skye zu fahren. Diese Idee hatten aber auch andere, auch etliche Wohnmobilfahrer, und so stauten sich am Ende der Straße die Fahrzeuge. Viele sind nicht imstande ihr Fahrzeug zu rangieren und blieben mitten auf der Straße stehen. Ich habe dann mitten auf der Straße gewendet und habe dafür nur 3 bis 4 mal zurücksetzen müssen mit meinen 7 m  Länge. Ein Mini-Fahrer vor mir war dazu überhaupt nicht fähig. Ich habe also unverrichteter Dinge den Rückzug angetreten. Unterwegs kamen mir Dutzende von Fahrzeugen entgegen, die alle bis auf einen mein Handsignal, dass weiter hinten kein Durchkommen mehr sei, ignorierten.

Ich bin dann ins Dorf Dunvegan zurückgefahren, denn der Campingplatz liegt direkt am Ortseingang. Allerdings konnte ich dort erst um halb drei einchecken. Irgendwie musste ich bis dahin die Zeit totschlagen. Zum Glück gibt es im Dorf einen Parkplatz auf dem man gebührenfrei parken darf, nur nicht übernachten. Ich stellte mein Fahrzeug ab und ging zu einem kleinen Restaurant in der Nähe. Ein gepflegtes Mittagessen konnte ich jetzt vertragen, es war schon halb eins. Ziemlich voll der Laden, aber ich bekam noch einen Tisch zugewiesen. Nach einer halben Stunde wurde meine Bestellung, „Fish and Chips“ und eine Coke, aufgenommen und wiederum nach einer halben Stunde kam dann die Bestellung. Eilig haben sie es hier nicht und ich hatte ja Zeit. Das Essen war recht ordentlich, vor allem die Chips waren nicht vom Fett durchtränkt. Kurz vor halb drei war ich dann auf dem Platz, fand an der verwaisten Rezeption einen Kasten der Leute die reserviert hatten und auf einem Bogen Papier meinen Stellplatz. Schön am Wasser gelegen, aber in der hintersten Ecke, wo das WiFi schlapp macht. Zudem der Hinweis, man solle keine großen Datenmengen benutzen, sonst bräche das Netz zusammen. Da nützt also auch das kostenlose WLAN nix.





Kinloch Campsite




Samstag, 17. August 2024


Glenbrittle Campsite


0 km


Nachdem sich der Sturm gegen Morgen gelegt hatte, machte ich mir ein spätes Frühstück und dann auf den Weg entlang der Küste zur Südspitze der Halbinsel zu einer eisenzeitlichen Siedlung „Rubha An Dùnain“. Außerdem gibt es dort den sogenannten „Viking Canal“ in eine kleine geschützte Bucht hinein. Der Weg dorthin sollte nach Auskunft des Campingpersonals etwa 7,5 Meilen sein, also etwa 12 km hin und zurück. Der Weg dorthin war wegen des vielen Regens in ziemlich schlechtem Zustand. Die ganze Zeit musste ich großen Pfützen auf dem Weg ausweichen, von Stein zu Stein springen, oder über sumpfiges Gelände ausweichen. An zügiges Vorankommen war also nicht zu denken. Wenigstens regnete und windete es anfangs nicht. Schwieriger war das Überqueren etlicher kleiner Bachläufe, die sich über den Weg ergossen. Zum Teil waren sie so tief, dass ich mutig von Stein zu Stein springen musste und hoffte, nicht auszurutschen und ins Wasser zu fallen. Hätte ich mir bei einem Sturz etwas gebrochen, so wäre das fatal gewesen, denn zunächst war ich ganz allein auf dem Weg. Außerdem gab es kein Handysignal in dieser abgelegenen Gegend, genauso wenig wie auf dem Campingplatz. Etwa auf halber Strecke, so nach 4 km, begann es leicht zu regnen und der Wind nahm zu. Hinter mir kam eine französische Mutter und ihre Tochter, wesentlich jünger als ich. Ich entschied mich an dieser Stelle umzukehren, weil ich das Risiko nicht eingehen wollte. Die beiden anderen gingen weiter. Im Alter muss man sein Risiko vernünftig abschätzen und auch mal umkehren, auch wenn es mich gejuckt hat weiterzugehen. Wie gesagt war mir das Risiko zu hoch, zumal ich dann auf dem Rückweg müde und nicht mehr so trittsicher gewesen wäre. Das hätte an einer der Bachüberquerungen ungut ausgehen können. Dumm nur, dass nach etwa einer halben Stunde, nachdem ich umgekehrt war, der Regen wieder aufhörte. Egal: nach 3 Stunden Wanderung bin ich am Stück und fast trocken wieder am Wohnmobil zurück gewesen.

Ein Obstsalat aus Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren aus dem Co-op waren meine Belohnung. Nach einer Kaffeepause dann noch ein kurzer Spaziergang in der Bucht am Campingplatz.




Die Cuillin Hills von der anderen Seite
















Freitag, 16. August 2024


Sligachan - Trumpan - Glenbrittle Campsite


190 km


Früh bin ich losgefahren, weil ich noch im Co-op in Portree einkaufen wollte. Der Laden macht um 7 Uhr auf und um halb acht war noch so gut wie niemand dort. Also war ich auch wieder schnell fertig. Nächster Halt war der Parkplatz am Old Man of Storr, den man schon von Weitem sehen konnte. Die markante Felsnadel ist das Wahrzeichen von Skye. Blöd nur, dass es stürmte, regnete und die Wolken tief hingen. Fotomotive waren das keine und so fuhr ich einfach weiter. Postkartenbilder bekommt man halt nicht immer.


Morgenerwachen


Also fuhr ich weiter die Küste entlang nach Norden. Jede Parkbucht war vollgepackt mit Wohnmobilen. Direkt an der Hauptstraße stelle ich mir diese Art von „Wildcampen“ nicht gerade erstrebenswert vor. Da fahre ich lieber auf einen gepflegten Campingplatz und bezahle halt für die Annehmlichkeiten ein paar Pfund.

Fast am nördlichsten Punkt der Isle of Skye liegt die Burgruine von Duntulm. Ursprünglich eine piktische Festung, lebten die MacDonalds of Sleat von 1540 bis 1716 hier und überließen danach den Bau dem Verfall.  Erzählungen berichten, dass ein ungeschicktes Kindermädchen den jungen Erben am Turmfenster nicht festhalten konnte, sodass er in die Felsen stürzte und starb. Um das schreckliche Ereignis zu vergessen, zog man fort. Seither geht der Geist des Kindes um. In den Gemäuern hängt herzzerreißendes Schluchzen. Ich hörte nur zwei Schafe und sah einen Hasen. Zudem tobte der Sturm durch die Ruine, sodass ein Schluchzen nicht zu hören gewesen wäre.








Nächster Halt an der sturmgepeitschten Küste war die Kirchenruine von Trumpan. Selbstverständlich kommt man an solche Orte nur auf sehr, sehr engen Straßen hin. Zum Glück gibt es aber immer Ausweichbuchten, auch wenn es dort mal sehr eng wird.






Die Kirchenruine hat eine blutrünstige Geschichte von der nicht einmal mein Reiseführer wusste und die geht so:

Die Region um die Waternish-Halbinsel ist Gebiet des MacLeod Clans. Deren Sitz ist bis heute das Dunvegan Castle, seit über 800 Jahren ununterbrochen bewohnt. Es ist „Home of MacLeod of MacLeod“ und der derzeitige 30. Chief des Clans ist Hugh Magnus MacLeod of MacLeod.

Im Winter 1577 massakrierten die MacLeods of Dunvegan 395 MacDonalds die in der St. Francis Höhle auf der Insel Eigg eingeschlossen waren. Die MacLeods entfachten am Eingang der Höhle ein Feuer und alle Seelen in der Höhle erstickten jämmerlich. Den Auslöser für das Massaker, konnte ich bis jetzt nicht in Erfahrung bringen. Gewiss aber ist, dass die schottischen Clans immer wieder Krieg untereinander führten und zerstritten waren. Wie dem auch sei. Clanranald, der Chief der MacDonalds of Uist (Äußere Hebriden) sann auf Rache. Am ersten Sonntag im Mai des darauffolgenden Jahres landeten die Schiffe der MacDonalds an einem nebligen Tag in der Bucht von Ardmore unweit der Kirche. Die versammelten MacLeoads aus der Umgebung sangen in der Kirche, als ihre Feinde sich anschlichen, die Tür der Kirche verrammelten und das Reetdach der Kirche in Brand setzten. Alle verbrannten in der Kirche bis auf ein Mädchen, das durch ein kleines Fenster entkommen konnte. Diese rannte nach Dunvegan (immerhin knapp 20 km!) Und schlug Alarm. Ihr berühmtes und heiliges Banner (die „Fairy Flag“) schwenkend, stürmten die MacLeods den fliehenden MacDonalds hinterher und schlachteten alle gnadenlos ab. Ihre Körper wurden in einem Wall aus Steinen und Torf begraben der bis heute als „the spoiling of the dyke“ an diese Schlacht erinnert. Das Banner kann heute noch im Dunvegan Castle besichtigt werden.




Auf dem Weg nach Glenbrittle machte ich einen kurzen Halt in Uig, von wo aus die Fähre auf die Äußeren Hebriden abfährt, für die ich leider kein Ticket bis zum Ende des Monats bekommen konnte. Ein weiterer Zwischenhalt war das Dunvegan Castle, das ich noch besuchen möchte. Grund war herauszufinden, ob man da mit einem Wohnmobil gut parken kann. Kann man - kostenlos. Übermorgen werde ich nach einem Abstecher bei der Talisker Distillery machen, anschließend zum Dunvegan Castle fahren und danach meinen letzten Campingplatz auf Skye, den Kinloch Campingplatz, aufsuchen.

Auf dem Weg zum Glenbrittle Campingplatz am Ende der Straße kommt man an den „Fairy Pools“ vorbei. Trotz des Regenwetters und Sturms waren viele Wanderer hier. Die Pools sind eine Reihe kleiner Wasserfälle, die von den Cuillin Hills herunter strömen. Einen großen gebührenpflichtigen und nicht gerade günstigen Parkplatz gibt es dort. Kein Wunder, dass die Straße schon etliche Hunderte von Metern davor von sparsamen Menschen zugeparkt ist. Auf dieses „Feenspektakel“ werde ich gerne verzichten. Der Campingplatz ist gut besucht, dient er doch für Wanderungen entlang der Küste, aber hauptsächlich in die Cuillin Hills. Andererseits kann man auch von hier auf dem Sligachan Pfad hinüber nach Sligachan wandern, auf dem ich ja schon ein Stück gegangen war. Das Wetter war bei meiner Ankunft aber wieder mal regnerisch und stürmisch, sodass ich die meiste Zeit im Wohnmobil mit Lesen verbringen musste. Handyempfang gibt es hier nicht, deshalb wird es mit dem Upload des Blogs etwas dauern, bis ich wieder irgendwo ein anständiges WiFi-Netz habe.


Glenbrittle Campsite


Donnerstag, 15. August 2024


Gairloch - Applecross - Sligachan


205 km


Da mein Datenvolumen fast aufgebraucht ist, muss ich warten, bis ich wieder freies WLAN habe. Im Moment ist das leider nicht der Fall und so muss der Upload halt warten.


Linsenwolke (Lenticularis) über Gairloch - danach kam Regen und Sturm

Gestern bin ich nach einer sehr stürmischen und regnerischen Nacht in Gairloch aufgebrochen. Zum Glück schien die Sonne als ich an den Victoria Falls ankam. Benannt sind die Fälle nach Queen Victoria, die hier einmal vorbeigekommen ist und sich die Fälle angesehen hatte.





Danach ging es immer entlang der malerischen Küste auf engen Single-Track-Straßen. Da es genügend Ausweichbuchten gibt, ist das normalerweise kein Problem, es sei denn man hat es mit Autofahrern zu tun, die nicht rückwärts fahren können. Dann ist man derjenige der mit dem viel größeren und längeren Fahrzeug rückwärts bis zur nächsten Ausweichbucht fahren muss. Bis Mittag wollte ich in Applecross sein, etwas speisen und vielleicht was passendes aus Wolle einkaufen. Schafe hat es ja genügend. Erstens: alle Lokale waren geschlossen. Zweitens: der im Internet gepriesene Laden verkauft nur kitschigen Schrott.


Applecross

Also bin ich etwas frustriert weitergefahren. Und das war genau das Richtige. Die Passstraße, für Wohnwagen ungeeignet, führt auf wenigen Kilometern steil hinauf auf über 620 Meter. Von Null wohlgemerkt. Im Winter ist die Straße bei Schnee unpassierbar. Die Straße ist für mich bisher die schönste in Schottland. Über viele Serpentinen geht es auf der anderen Seite des Passes steil nach Tornapress hinunter. Einmalig!







Bei Kyle of Lochalsh ging es dann über die Skye Bridge hinüber auf die Isle of Skye. Im Co-op von Broadford machte ich noch ein paar Einkäufe, bevor ich zu meinem Tagesziel, dem Sligachan Campingplatz weiterfuhr. Auf dem Platz standen recht viele Fahrzeuge, auch kleinere Zelte. Hier ist nämlich der Startpunkt für den Sligachan Path, ein besonderer Wanderweg, der auf die andere Seite von Skye nach Glenbrittle führt.


Sligachan Campsite

In der Nacht stürmte es mal wieder orkanartig mit viel Regen, so dass an Schlaf kaum zu denken war. Die armen Wanderer kämpften im Sturm mit ihren Zelten, die der Wind davontragen wollte. Patschnass standen sie im Regen oder kamen gerade von ihrer Tageswanderung zurück. Da freut man sich doch über ein warmes und trockenes Wohnmobil.

Am Morgen hatte Sturm und Regen aufgehört und vereinzelt waren Wolkenlücken zu erkennen. Der Wetterbericht sagte für heute keinen Regen voraus und so beschloss ich eine kleine Wanderung ins Tal auf dem Sligachan Path zu machen. Das ursprüngliche wilde Tal ist großartig, aber der viele Regen hatte große Teile des Wanderweges unter Wasser gesetzt. Ab und an musste ich kleine Bachläufe überqueren, was nicht immer trockenen Fußes ablief. Nach etwa 3 km Wegstrecke musste ich leider an einem kleinen Fluss umkehren, durch den der Pfad ging. Das Wasser war mir zu tief und die Steine, über die man ans andere Ufer hätte gelangen können, zu weit auseinander. Das wollte ich lieber nicht riskieren, den ein Ausrutscher und ein Fall ins eiskalte Wasser wäre mehr als nur eine Dummheit gewesen. Also kehrt ich dort um und machte mich auf den Rückweg.



Die Cuillin Hills



Hier musste ich leider umkehren


Etwas oberhalb des Campingplatzes gibt es ein Hotel und einen recht großen Pub. Dort bin ich dann erst einmal eingekehrt, weil ich etwas essen wollte. Es gab aber nur Kuchen. Also habe ich ein Pint Skye Dark bestellt und das kostenlose WiFi ausgenützt.




Jetzt sitze ich im Wohnmobil, habe die Bilder bearbeitet und diesen Text geschrieben. Jetzt fängt es auch schon wieder an, dass der Wind ziemlich an Stärke zunimmt. Ich hoffe, es wird nicht so stürmisch wie letzte Nacht. Eventuell gehe ich heute Abend noch einmal in den Pub.

Morgen geht es früh raus, denn ich will zeitig am Old Man of Storr, dem Wahrzeichen der Insel sein und eine kleine Wanderung machen. Danach werde ich die Küste entlangfahren und dann auf dem Glenbrittle Campsite 2 Tage verbringen. Dort gibt es keinen Handyempfang, also auch kein Update im Blog. 



Montag, 12. August 2024


Port A Bhaigh Campsite - Gairloch


130 km


Nach unserer Begrüßung machten wir eine kleine 8 km Wanderung zur benachbarten Old Dorney Bay. Der Wind blies heftig, aber zum Glück wurden wir vom Regen verschont.





Am Abend sind wir dann in das Pub/Restaurant Fuaran Bar hinaufgegangen, um unser Wiedersehen gebührend zu feiern. Ähnlich wie letztes Jahr in Norwegen. Noch nie hatten wir Lobster (Hummer) gegessen und das holten wir an jenem Abend nach. Ich kann nur sagen: das war ein absolutes Highlight. Köstlich, klöstlich, köstlich. Und dazu zu annehmbarem Preis. Weil die Hummer etwas "klein" waren, mussten wir pro Nase 10 Pfund weniger bezahlen. Für uns war das Getier aber durchaus reichlich. Dazu gab es Caladonian Best, ein schottisches Bier. Selbstverständlich musste noch ein Dessert auf den Tisch, sonst wäre das Menü ja nicht komplett. Wir bestellten Tiramisu mit Whiskyeis. Die Portion war riesig (bei uns hätte man 3 Portionen daraus gemacht) und oberlecker.





Die ganze Nacht hindurch wurde das Wohnmobil vom Sturm durchgeschüttelt. Aber am Morgen schien die Sonne vom blauen Himmel. Frühstück mit Aussicht. So kann der Tag beginnen.



Da das Wetter toll war, machten wir uns bald auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung von gestern - nach Reiff am Ende der Straße. Da kamen dann auch wieder locker 9 km dabei heraus. Tolle Aussichten aufs Meer und einsame, menschenleere Inseln. Ganz fern am Horizont, konnte man die Äußeren Hebriden erkennen. Dazu wieder jede Menge Schafe am und auf dem Weg. Eine schöne kleine Wanderung.








Am Abend mussten wir einfach noch einmal zum Abschiedsessen ins Restaurant, standen doch gar köstliche Dinge auf der Speisekarte. Und dazu alles frisch und selbstgemacht. Andreas und ich bestellten (hand-dived Scallops) Jakobsmuscheln und Renate Langustinen. Auch ein Nachtisch durfte nicht fehlen: Cheesecake mit salted-caramel sauce. Wieder ein geschmacklicher Hochgenuss. Und da sag noch einer man könne auf den Inseln nicht gut essen und es gäbe nur Haggis.







Heute Morgen haben wir uns dann verabschiedet. Renate und Andreas fahren auf die Orkneys und ich Richtung Isle of Skye. Vergeblich hatte ich eine Fähre auf die Äußeren Hebriden versucht zu buchen. Alles ausgebucht bis Ende August. Dann halt nicht. Etwas enttäuscht war ich schon. Ich fuhr südwärts die Küste entlang bei Sturm, Regen und Gewitter. Zwischendurch kurze Augenblicke mit Sonne. Aber wieder eine tolle Landschaft.





Als ich in Gairloch, einem kleinen Flecken an einer traumhaft schönen Bucht ankam, schien die Sonne. Ich habe einen schönen Platz und kann aufs Meer hinausschauen. Einzig der stürmische Wind ist geblieben. Ein Spaziergang am Ufer entlang zu einem kleinen Supermarkt um Brot zu holen. Tja, inzwischen gehe ich 4 km für ein Brot. Den Rest des heutigen Tages verbrachte ich damit, bis zum 22. August Plätze zu buchen. Viele sind ausgebucht. Auf der Herfahrt sind mir auch schon viele Fahrzeuge mit Festlandeuropäern aufgefallen, anders als an der Ostküste. Man sagt hier nicht ohne Grund: The West is the best.


Mein Aussichtsplatz


Gairloch



Samstag, 10. August 2024


Tongue - Port A Bhaigh Campsite


170 km


Auf der NC500 nach Westen entlang einer der schönsten Küstenabschnitte Schottlands. Der größte Teil der Strecke ist Single Track (einspurig) mit regelmäßigen kleinen Ausweichbuchten. Eng wird es da allemal. Überraschenderweise herrschte doch reger Verkehr. Erster Halt war das Smoo Cave. Lohnend weil spektakulär und sonniges Wetter mit starkem Wind obendrein.



Smoo Cave



Von hier ab ging es wieder nach Süden. Die Straße noch enger und noch herausfordernder. Viele Fahrzeuge kamen mir gleich haufenweise entgegen und alle paar Meter gab es einen Pitstop an einer der Ausweichbuchten. Problem: kaum einer der entgegenkommenden Fahrer war imstande rückwärts zu fahren. Meistens musste ich dann mit meinem 7-Meter-Wohnmobil rückwärts fahren, um in die nächste Ausweichbucht zu gelangen. Ein bisschen angefressen war ich ob dieser schottischen/englischen/britischen Fahrkünste dann doch. Nun, alles ging gut und ich erreichte den mit Renate und Andreas vereinbarten Campingplatz am frühen Nachmittag. Es stürmte und regnete fast den ganzen restlichen Tag. Etwa eine viertel Stunde nach mir kamen Renate und Andreas auch von Ullapool kommend an.


Assynth Viewpoint

Kylesku Bridge

Port A Bhaigh Campsite

Nach einer herzlichen Begrüßung, einem Kaffee und später Begrüßungschampus, machten wir es uns in meinem Wohnmobil bequem. Bei einer Whiskyverkostung schauten wir uns noch einen Teil meiner diesjährigen Marokkoreise mit Paul an, während draußen der Sturm und Regen tobte. Zuvor war ich noch in den hießigen Pub hinaufgegangen, um einen Tisch für den heutigen Abend zu reservieren.



Heute Morgen Sonne aber immer noch heftiger Wind

Pub-Weisheiten



Donnerstag, 8. August 2024


Thurso - Tongue


70 km


Von Thurso nach Tongue war es gestern nicht weit und so ließ ich mir Zeit mit dem Frühstück und der Abfahrt. Entlang der Nordküste nach Westen. Passables Wetter mit zunächst Sonnenschein. Bis zum Kernkraftwerk von Dounreay und dem benachbarten Vulcan Naval Reactor Test Establishment, wo Reaktoren für den Betrieb in Atom-U-Booten getestet und entwickelt wurden war die Landschaft leicht hügelig mit Schafweiden und wenig interessant.

Danach wurde die Straße enger und größtenteils einspurig mit zahlreichen Ausweichbuchten. Die Küste malerischer mit vielen Sandbuchten. Leider auch hier das gleiche Problem wie überall in Schottland. Es gibt kaum Möglichkeiten zum Anhalten und Parkplätze an der Straße sind rar und oft für Wohnmobile nicht geeignet.


Zwischen Melvich and Strathy

Coldbackie Beach

Je näher ich meinem Tagesziel kam, umso windiger und stürmischer wurde es. Da ich erst um 14 Uhr auf den Campingplatz konnte, parkte ich auf dem Kyle of Tongue Causeway, einem Damm über die Meerenge von Tongue. Wind peitschte aus Südwest über das Wasser und schob dunkle Regenwolken heran. Im Süden tauchten die bizarren Berge des Ben Hope und Ben Loyal auf. Ein toller Anblick.


Auf der Südseite des Dammes sah es so aus...

und auf der Nordseite so. Das ist Schottland.

Ab dem Nachmittag stürmte und regnete es so viel, dass man sich draußen nicht mehr aufhalten konnte. Das Wohnmobil wurde bis spät in die Nacht durchgeschüttelt.

Heute Morgen war es dann endlich ruhig und ich machte mich nach dem Frühstück zu einer kleinen Wanderung auf die andere Seite der Bucht auf. Dort liegt der Friedhof von Melness auf einem kleinen Hügel über der Bucht. Der älteste Grabstein datiert auf das Jahr 1804. Irgendwie war das für mich ein magischer Ort, mit Blick über die Bucht auf die Berge im Süden und die vorgelagerten Inseln im Norden. Interessant sind die vielen Gedenksteine, in die die Namen der verstorbenen Familienmitglieder eingraviert sind.


Melness Cemetery









Ich war nicht allzu lange zurück, als die ersten Regentropfen vielen. Wenigstens stürmte es nicht mehr. Der Campingplatz betreibt ein kleines Café in dem ich eine kleine Mahlzeit als Take-Away mitnahm, dazu ein Dark Beer von den Orkneys.

Morgen treffe ich meine jüngste Schwester Renate mit ihrem Mann Andreas an einer hoffentlich schönen Bucht nordwestlich von Ullapool.

In den Tagen zuvor habe ich immer wieder nach einer Fährmöglichkeit auf die Äußeren Hebriden gesucht. Aber alle Fähren sind bis mindestens Mitte August ausgebucht. Mal sehen, ob ich noch von der Isle of Skye übersetzen werde.


Erinnert ein wenig an einen "Croque Monsieur"


Dienstag, 6. August 2024


South Ronaldsay - Stromness - Thurso


50 km


Gestern habe ich die Biofarm bei Nieselregen verlassen. Der hörte erst auf, als ich in Stromness ankam. Erst gegen Nachmittag versprach das Wetter trocken zu bleiben. Also gleich auf und in die Stadt, die tatsächlich keine 1800 Einwohner hat. Stromness wird wie Husum, aufgrund seiner grauen Häuser "die graue Stadt am Meer" genannt. Die an der Hamnavoebucht gelegene Stadt ging aus einer Wikingersiedlung hervor. Ihre Blüte erreichte die Stadt im 17. Jahrhundert mit dem Walfang. Noch heute sind in der Wasserseite alle Häuser durch eine Gasse zum Meer getrennt. Ab 1670 war der Ort Stützpunkt der Hudson Bay Company. Ein Gedenkstein im Ort weist auf seine Bedeutung als letzter Ankerplatz für Frischwasser vor der Überquerung des Atlantik hin. Die Schiffe Resolution und Discovery von Captain James Cook ankerten hier genauso wie die Schiffe von John Franklin, Erebus und Terror, die auf tragische Weise 1845 in der kanadischen Arktis zugrunde gingen.


Die "Hamnavoe"-Fähre, die zwischen Stromness und Scrabster verkehrt

Stromness an der Hamnavoe-Bucht

Diese Kanone begrüßte die Schiffe der Hudson Bay Company







Eigentlich wollte ich am Hafen etwas in einem Restaurant essen. Aber: Montags ist fast überall zu, wie bei uns. Im Schnellimbiss hätte man zwar sitzen können, aber es gab nur Take-Away-Essen. Das einzige geöffnete Lokal war das Ferry Inn. Also hinein. Angenehm warm nach dem kühlen Wind draußen. Obwohl etliche Plätze noch frei waren, hätte ich über eine Stunde warten sollen, bis ich etwas zu essen bekommen hätte. Nein Danke. Also nur ein Pint of dark beer and that's it. Habe halt im Wohnmobil was gegessen. War billiger. Außerdem fing es schon bald nach meiner Rückkehr an zu regnen und hörte bis in die Nacht hinein auch nicht mehr auf.



John Rae, der Arktisforscher und Entdecker der Nordwest-Passage



Rechtzeitig zum Frühstück schien dann die Sonne vom blauen Himmel und es versprach eine ruhig Fährfahrt zu werden. Ich hatte die Magnus Lounge gebucht und das inklusive Essen dort war hervorragend. Haut Cuisine sozusagen. Es hat alle Vorurteile, die man für englisches oder schottisches Essen hat bedient.


Da hätte ich auch gleich Haggis essen können.

Die Überfahrt war toll, die Sonne schien, die See war ruhig. Die Aussicht auf die Insel Hoy großartig und auch der "Old Man of Hoy", eine Felssäule, machte Eindruck. Mir gegenüber saß eine Amerikanerin, die mit Rucksack und bandagiertem Knie unterwegs war. Sie wollte wie ich nach Thurso und so bot ich ihr an, sie mitzunehmen. Das hat sie dann auch dankbar angenommen. Danach noch ein Einkauf beim Lidl für die nächsten Tage und auf den Campingplatz, wo ich schon vor einer Woche gewesen bin. Traumhafter Ausblick aufs Meer, den ich jetzt gleich im Campingstuhl genießen werde, oder auch nicht. Es geht nämlich ein unangenehmer kalter Nordwind.


Die Insel Hoy


"The Old Man of Hoy"

Auf dem Campingplatz in Thurso

Sonntag, 4. August 2024


Kirkwall - South Ronaldsay


50 km


Am Freitag Spätnachmittag bin ich mit Ian und seinen beiden Hunden in die Stadt zum Pub, wo wir schon am Tag zuvor waren. Claire war zu einem Kurzbesuch nach Edinburgh geflogen und weiter in den Lake District gefahren. Deshalb machten wir einen Männertag. Drei Bier im Pub und zurück zum Campingplatz.




Wir hatten abgemacht, dass ich Rouladen und Nudeln machen werde, dazu einen Rotwein von den Pyrenäen, den ich noch von vor zwei Jahren hatte. Wir haben es uns lange gut gehen lassen und ein Glas Whisky und ein Gin Tonic musste dann halt auch noch sein. Spät sind wir ins Bett gegangen.


Am nächsten Morgen, Giselas Todestag, habe ich mich von ihm verabschiedet, nicht ohne dass wir versprochen hatten, uns gegenseitig zu besuchen. Ich bin dann los, erst zum Lidl, dann ans nordöstlichste Ende des Mainlands zum Mull Head gefahren. Dort gibt es eine tiefe Kluft, die das Meer hier gegraben hat: The Gloup. Das Wetter war mal wieder perfekt, aber ohne Begleitung irgendwie nicht so toll.


The Gloup

An der Steilküste entlang wanderte ich ans Ende der Halbinsel nach Mull Head. Dort gibt es eine kleine "Fast"-Insel, auf die man über mit Ketten gesicherte Treppen und Steig hinaufsteigen kann. Oben steht eine jahrhunderte alte Ruine einer einstigen Kapelle. Dort legte ich ein paar Blümchen auf den Altar für Gisela.










Kapelle auf dem Brough of Deerness

Altar mit Blumen für Gisela

Von der Halbinsel bin ich dann südwärts über die Inseln Lamb Holm, Glimps Holm und Burray auf die Insel South Ronaldsay gefahren. Heute gibt es Landverbindungen, die im Zweiten Weltkrieg, hauptsächlich von italienischen Kriegsgefangenen gebaut wurde. Dazu versenkte man Schiffe an den engsten Stellen und baute eine Straße darüber. Die Italiener durften auf der kleinen Insel Lamb Holm eine Kirche bauen. Dzu benutzten sie zwei Schuppen, die sie überbauten und mit einem Wellblechdach versahen. Kunstvoll wurde das Innere bemalt und mit schmiedeisernem Zierrat versehen.


The Italian Chapel




Reste eines versenkten Schiffes zwischen Lamb Holm und Glimps Holm

Mein Tagesziel war der Biohof Wheems Organic Farm and Campsite auf South Ronaldsay. Netter Empfang und vor allem eine tolle Lage über einer Bucht mit noch besserer Aussicht.


Meine Aussicht !


Ein kleiner Selbstbedienungshofladen

Aufenthaltsraum

Nachdem ich mich eingerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg zum Strand hinunter. Linkerhand sieht man einen großen Megalithen, den Sorquoy Standing Stone. Ein kleines Kirchlein steht am Strand, dahinter die Reste einer alten Mühle und daneben der Millennium Stone, der alt aussieht, aber erst in jüngster Zeit aufgestellt wurde.


Die Bucht "Pool of Cletts"

St. Peter's Church

Rest der alten Mühle

The Millennium Stone

The Sorquoy Standing Stone

Sonntag Morgen. Ich mache mich für eine kleine Küstenwanderung fertig. Ich möchte ein Stück auf dem South Ronaldsay Coast Path gehen. Nach dem ersten Schild sieht ja noch alles recht gut aus. Dann aber ist schon bald der Weg verschwunden und ich muss den ganzen Strand entlang im Sand gehen, was recht anstrengend ist. Am Ende des Strandes finde ich dann wieder den Einstieg auf den Coastal Path.


Hier sieht noch alles vielversprechend aus


Hier geht's lang

Anscheinend geht hier kaum ein Wanderer. Der Weg völlig zugewachsen und voller Löcher. Da komme ich nur langsam voran. Dennoch gehe ich weiter. Die Aussichten sind einfach zu schön. Eine Gruppe Jungrinder geht auch noch ein Stück mit mir des Weges.







Irgendwann verpasse ich die richtig Abzweigung, um den Rückweg anzutreten. Alles ist hier mit Elektrozäunen und Stacheldraht eingezäunt. Also laufe ich noch ein gutes Stück weiter. Zu weit. Dann entschließe ich mich, unter den Stacheldrahtzäunen hindurchzukriechen und über Weideflächen zu marschieren auf denen keine Tiere sind. Ich hatte keine Lust, von wilden Rindern verfolgt zu werden. Schließlich erreichte ich einen Schotterweg am Fuße eines Hügels auf dem Telekomunikationsmasten standen. Von dort konnte ich fern am Horizont die ungefähre Richtung meines Campingplatzes erahnen. Dafür musste ich aber etliche Meilen auf einer Teerstraße zurücklegen, bis endlich die Kirche an der Bucht in Sicht kam. Da war ich aber schon ganz schön fertig.


Immer geradeaus


Ein Taxi rufen ist keine Option. Das Telefon funktioniert nicht.

Immer geradeaus. Ganz hinten links beim dunkelgrünen Fleck neben dem gelben Feld ist der Campingplatz.

Fast zurück am Ausgangspunkt bei der Bucht. Hinten die Kirche.

Nach etwa 5 Stunden Fußmarsch (Hinsetzen konnte man sich eigentlich nirgendwo, da das Gras ziemlich nass war) und etwa 15 km bin ich wieder am Campingplatz zurück. Ziemlich k.o. Erst mal ein schnelles Mittagessen, dann duschen, dann Beine hochlegen, dann Blog schreiben.


Ich habe fertig!



Freitag, 2. August 2024


Kirkwall


0 km


Bei herrlich sonnigem Wetter bin ich gestern in die Stadt (7500 Einwohner) gegangen, um mir die St. Magnus Kathedrale anzuschauen. Viele Touristen waren an diesem sonnigen Tag im Ort. Die meisten waren deutsche Touristen vom Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff".
Die Kathedrale ist etwas ganz besonderes. Sie wurde 1137 von Graf Rognvald, dem Neffen des heiligen Magnus, gegründet. Magnus Erlendsson war im frühen 12. Jahrhundert Graf von Orkney. Er und sein Vetter Hakon teilten sich die Grafschaft, doch die beiden vertrugen sich nicht, und Orkney musste darunter leiden. Magnus und Hakon trafen sich auf der Orkney-Insel Egilsay, um die Streitigkeiten beizulegen. Hakon brach die Vereinbarung, zwei Schiffe mit unbewaffneten Männern mitzubringen, und erschien stattdessen mit acht Schiffen voller bewaffneter Männer. Anstatt Magnus selbst zu töten, befahl Hakon seinem Koch Lifolf, die Tat zu begehen. Magnus starb betend, durch einen Axthieb auf den Kopf. Er wurde in Birsay begraben, und um sein Grab begannen sich Legenden und Wunder zu ranken. Magnus' Neffe Rognvald kam aus Norwegen, um Anspruch auf die Grafschaft seines Onkels zu erheben. Er versprach dem Volk von Orkney, dass er Magnus zu Ehren ein "großartiges Münster aus Stein" bauen und damit eine Pilgerstätte erschaffen würde. Die Gebeine des heiligen Magnus wurden nach Kirkwall gebracht und einige Jahre danach auch jene von Rognvald, der 1158 getötet wurde. Die Gebeine der beiden Heiligen wurden in späteren Jahrhunderten wiederentdeckt und liegen heute in den beiden Säulen des Chores. Die Kathedrale gehörte bis 1468, als Orkney an Schottland fiel, zur Erzdiözese von Nidaros, dem heutigen Trondheim in Norwegen. Die Kathedrale überstand die Wirren und Zerstörungen der Reformation unter Oliver Cromwell von 1560 und ist heute eine protestantische Kirche.






Grab von John Rae, dem Entdecker der Nordwestpassage in der Arktis

Kapelle hinter dem Chor

Grab von William Balfour Baikie, einem schottischen Afrikaforscher, der. u.a.  versuchte den Deutschen Heinrich Barth, ebenfalls ein berühmter Afrikaforscher, zu finden.

Statue des Hl. Olav, ein Geschenk Trondheims





Ein Mort Brod (Totentafel) aus dem 17. Jahrhundert


Inschriften an den Säulen mit den Gebeinen der Heiligen


Nach dem ausgiebigen und sehr interessanten Besuch der Kathedrale, ging es am Rathaus vorbei zum Eral's and Bishop's Palace. Der Earl's Palace wurde auf Teilen der Ruine des bischöflichen Palastes aus dem 12. Jahrhundert um 1600 vom berüchtigten Earl Patrick ("Black Patie") zu einem herrschaftlichen Bau umgebaut. Es ist der gleiche Patrick, dessen verfallenen Palast ich schon in Birsay gesehen habe.


Rathaus gegenüber der Kathedrale


The Earl's Palace

Ich hatte meine 10 km noch nicht voll, also beschloss ich nach Scapa zu wandern. Scapa Flow, eine große Bucht, ist bekannt dafür, dass sich dort die kaiserliche Flotte nach dem Ersten Weltkrieg, bestehend aus 78 Kriegsschiffen, selbst versenkte.

In Scapa gibt es auch eine bekannte Whisky-Distillery, die mich mehr als das Kriegszeug interessierte. Die Sonne machte den Marsch entlang der Straße nicht gerade angenehm. Kurz vor der Distillery machte ich noch ein Schwätzchen mit einem 83-jährigen, der vor seinem Haus in der Sonne saß. Ein kleiner Einkauf in der Distillery und zurück ging es. Mir graute schon vor dem Marsch in der Sonne. Wieder kam ich am Haus des Alten vorbei, der in der Sonne döste. Er sprach mich an, ob ich mit ihm in die Stadt fahren wolle. Anscheinend hatte er auf mich gewartet. Jeden Tag, so erzählte er mir, fährt er um 13 Uhr in die Stadt, um die Tageszeitung zu kaufen. Das war natürlich eine willkommene Mitfahrgelegenheit für mich. Am Imbissstand gegenüber vom Lidl holte ich mir ein Mittagessen, setzte mich auf die Wiese und genoss den feinen Tag.





Scapa Whisky Distillery


Imbisswagen beim Lidl

Am späten Nachmittag kamen noch Ian Harrison und seine Frau Claire vorbei und zusammen suchten wir einen gemütlichen Pub am Hafen auf. Wir hatten eine gute Zeit zusammen und auf dem Rückweg mussten wir noch an einem Fish and Chips Shop vorbei, dem "Happy Haddock". Claire flog heute morgen nach Edinburgh und Ian und ich verabredeten uns für später auf einen weiteren Besuch des Pubs. Das kann ein langer Abend werden.



Mittwoch, 31. Juli 2024


Birsay - Kirkwall


50 km


Da die letzte ergatterte Eintrittskarte für Skara Brae erst für 10:30 Uhr war, konnte ich mir recht lange Zeit mit dem Frühstück lassen. Gestern Abend noch ein toller Sonnenuntergang, dafür heute Morgen Nieselregen bei geschmeidigen 13 Grad.




Skara Brae ist eine 5000 Jahre alte neolithische Siedlung aus der Zeit zwischen 3100 und 2500 v.Chr. Toll an einer weiten Bucht gelegen, erinnert die Siedlung ein wenig an Hobbiton aus "Herr der Ringe". Etwa 50 bis 100 Menschen lebten in den Steinhäusern, die mit Grassoden oder Torf abgedeckt waren. Holz gab es auf den Orkneys nicht. Lange lebten hier die Menschen, bis alle Spuren von ihnen verschwunden waren. Nach einem schweren Sturm, der 1850 Schottland heimsuchte, wurde unter der Stranddüne die Siedlung entdeckt. Der 7. Laird of Skaill aus dem benachbarten Skaill House begann mit den Ausgrabungen. Skara Brae gilt als die am besten erhaltene Siedlung der Jungsteinzeit in Europa. Heute ist sie UNESCO Weltkulturerbe. Dass die Orkneys schon früh besiedelt waren, davon zeugen auch der Steinkreis von Brodgar (ca. 2700 v.Chr.) und die Stones of Stenness (3100 v.Chr.).




Unweit der Ausgrabungen steht das Skaill House, ein Herrenhaus (Mansion) aus dem 17. Jahrhundert. Die Innenausstattung ist so gut wie unverändert und man könnte fast meinen Hausherr und Hausherrin kämen gleich um die Ecke.






Entlang der Nordküste des Mainlands ging es nach Kirkwall, dem Hauptort der Orkneys. Kirkwall geht auf eine Wikingersiedlung zurück und gehörte einst zu Norwegen. Der ursprüngliche altnordische Name war Kirkjuvágr. Die Kathedrale, die nördlichste in Großbritannien, wurde Mitte des 11. Jahrhunderts vom Norweger Rognvald Brusason gegründet. Der hatte übrigens seinen Sitz auf dem Brough of Birsay, den ich gestern besucht hatte. Kurz hinter dem Weg, den man nur bei Ebbe benutzen kann, liegen die Ruinen. Erst 1468 wurde Kirkwall schottisch (Kirkwaa). Da ich etwas zu früh am Campingplatz war - auf den darf man erst ab 14 Uhr einfahren - machte ich noch einen Einkauf bei Lidl. Den gibt es anscheinend überall in GB. Nach einer kleinen Mittagspause ging ich noch kurz in die Stadt am Hafen vorbei. Und dort liegt auch eine Gin-Distillery, die ich selbstredend aufsuchte. Für meinen Sohn kaufte ich einen sehr guten Gin und gönnte mir einen Tom Collins Cocktail. Natürlich ist der Hauptbestandteil Gin. Danach ging es wieder zurück, denn der Cocktail machte einen weiteren Aufenthalt im Ort nicht unbedingt ratsam. Wegen der müden Beine natürlich.


Kirkwall mit der St. Magnus Kathedrale






Dienstag, 30. Juli 2024


Thurso - Stromness (Orkneys) - Birsay


25 km


Mit der Frühfähre um 8:45 Uhr habe ich heute Morgen auf die Orkneys bei sonnigem Wetter übergesetzt. Da aber ein starker Nordwind blies und das Schiff gegen die Wellen ankämpfen musste, war die Überfahrt nicht ganz so ruhig wie gedacht. Aber mir macht das nichts aus. Die Überfahrt dauert etwa 90 Minuten und der letzte Abschnitt der Überfahrt ist toll, da es an den Steilklippen der Insel Hoy vorbeigeht. Danach noch an der kleinen Insel Graemsay vorbei und schon ist man in dem kleinen Ort Stromness auf der Mainland (der Hauptinsel) von Orkney. Da ich als Erster auf die Fähre gefahren bin, konnte ich sie auch wieder als Erster verlassen. Sogleich bin ich zu den Standing Stones of Stenness gefahren, wo es leider keinen Parkplatz für mich gab - mal wieder. Also habe ich auf der Busspur kurz angehalten, um wenigstens ein Foto zu machen.




Stones of Stenness

Nur wenig weiter steht der Steinkreis des Ring of Brodgar. Der ist knapp 5000 Jahre alt und bestand ursprünglich wohl aus 60 Steinen. Heute sieht man noch 38. Das Material wurde aus Steinbrüchen von etwa 10 km Entfernung herangeschafft. Es war wohl eine Kultstätte an der die ganze umliegende Bevölkerung beschäftigt war - ein kleines Stonehenge sozusagen.






Der nächste Halt hätte Skara Brae sein sollen. Eine steinzeitliche Siedlung - Weltkulturerbe. Leider war der heutige Tag ausgebucht. Aber auf meinem kleinen Campingplatz konnte ich noch online die letzte Eintrittskarte für den Vormittag ergattern. Regen, stürmischer Wind und einspurige Straßen führten mich dann zum Dorf Birsay an der Nordwestecke des Mainlands mit toller Aussicht auf das stürmische Meer und eine Insel mit Steilklippen (Papageitaucherbrutort selbstredend - sind aber wie schon festgestellt alle weg).


Birsay Hostel & Camping

Meine Aussicht vom kuschelig warmen Innern meines Wohnmobils

Nach einem schnell Mittagessen stand dann mein Fitnessprogramm auf der Tagesordnung. Fußmarsch ans Ende des Festlandes nach Birsay zur Insel mit dem Leuchtturm drauf. Hin und zurück 8 km, also nicht ganz meine angepeilten 10 km. Im Dorf gibt es die Ruine des berüchtigten Robert Stewart, Earl of Orkney. Gebaut im 16. Jahrhundert war es Sitz von Lord Robert, einem illegitimen Sohn von König James V. Sein Sohn Earl Patrick ("Black Patie") war gewalttätig und verschwenderisch. Er war ein Dieb, Mörder, Erpresser, Kidnapper und Folterer. Letztendlich wurde er für seine Taten und einen misslungenen Aufstand geköpft. Nach 1700 verfiel der Palast und wird jetzt gerade durch Bauarbeiten erhalten.




Vorbei an der Ruine geht die Straße bis kurz vor die Insel Brough of Birsay zu der man bei Ebbe auf einem Pfad hinübergelangen kann. Da gerade die Flut einsetzte, sah ich von einer Überquerung ab, da schon ein Teil des Weges unter Wasser stand. Es gibt einen kleinen Parkplatz dort, wo man auch mit einem Wohnmobil hätte übernachten können. Ganz Hartgesottene hatten sogar ihr Zelt dort aufgeschlagen. Der Wind peitschte weiterhin von der Seite und machte das Gehen etwas anstrengend. Aber die Sonne schien wieder und es hatte aufgehört zu regnen. Ziel erreicht und wieder auf den Rückweg gemacht. Jetzt sitze ich im Wohnmobil, das durch den starken Wind ordentlich durchgeschüttelt wird. Aber es ist warm, die Aussicht toll. Mehr will und brauche ich nicht.


Brough of Birsay

Der Einfluss des Golfstroms lässt in einem Garten schöne Blumen blühen


Montag, 29. Juli 2024


John O'Groats - Wick - Thurso


50 km


Nach dem Frühstück habe ich mich von meinen netten Nachbarn verabschiedet und bin zum Lidl nach Wick gefahren. Hätte ich mir sparen können, den direkt neben dem Campingplatz in Thurso gibt es auch einen. Was soll's. Ich habe Vorräte für die Orkneys eingekauft, denn an meinem ersten Platz dort gibt es außer Schafen fast nichts. Bald war ich also in Thurso und habe dort nicht viel gemacht, außer in der Sonne sitzen, lesen und die Aussicht auf die Orkneys genießen.





Thurso

Sonntag, 28. Juli 2024


John O'Groats


0 km


Für den heutigen Tag hatte ich mir meine 10 km Wanderung entlang der Küste vorgenommen. Bedeckter Himmel = ideale Wanderbedingungen. Der Weg ging entlang der Steilküste zum Leuchtturm von Duncansby Head. Der Küstenabschnitt ist bekannt für seine Papageientaucherpopulation. Allerdings waeren die schon alle wieder weg, ähnlich wie letztes Jahr auf den Vesteralen. Ende Juli Anfang August fliegen sie aufs offene Meer hinaus. So sind nur noch die vielen leeren Nisthöhlen übrig, in denen schon mal ein Karnickel sitzt. Schafe hat es unzählige, mehr als Einwohner.






Leere Nisthöhle der Puffins (Papageitaucher)

Es gibt aber doch noch Jungvögel auf den Klippen, z.B. Tölpel oder Dreizehenmöwen. Am Leuchtturm vorbei dann zum Aussichtspunkt auf die Duncansby Stacks, drei pyramidenförmige Felsen an der Steilküste. Spektakulär und auf jeden Fall die Wanderung dorthin wert.







Auf dem Rückweg schien dann die Sonne und es war angenehm warm. Immer wieder musste ich an Gisela denken, der diese Wanderung mit ihren Lieblingstieren, den Schafen, gefallen hätte.







Zum Abschluss des Tages bin ich dann noch in die kleine Brauerei am Hafen gegangen, wo ich meine Stellplatznachbarn Claire und Ian aus Nordirland traf. Wir kamen ins Gespräch und haben uns nett unterhalten. 



Für den frühen Abend haben wir uns dann verabredet und da werde ich meinen Geburtstagschampus von Johannes mit meinen netten Nachbarn leeren. So kann ein schöner Tag enden. Und der Sonnenuntergang wird bestimmt so schön wie der gestrige.




Samstag, 27. Juli 2024


Inverness - Urquhart Castle (Loch Ness) - Chanonry Point - John O'Groats


240 km


Heute Morgen bin ich relativ früh aufgestanden, denn ich wollte zeitig vor den Touristenströmen am Loch Ness entlang zum Urquhart Castle fahren. Das ist auf fast jedem Foto von Loch Ness zu sehen. Am Samstag sind so früh nicht viele unterwegs. Das Schloss hat eh noch geschlossen und so fahre ich 20 Meilen für ein Foto. Hier ist es:


Urquhart Castle am Loch Ness

Zweite Station war die Landzunge mit dem Leuchtturm am Chanonry Point. Hier treffen zwei Meeresarme aufeinander und die Strömung bringt anscheinend viele Beutefische für die hier lebende größte Tümmlerpopulatiion in der Nordsee. Zum Glück erhasche ich noch einen freien Parkplatz am Ende des Campingplatzes. Den wollte ich eigentlich buchen. War aber über das Wochenende ausgebucht. Am Ufer entlang, mitten durch einen Golfplatz, führt der Weg zum Leuchtturm. Und tatsächlich muss ich nicht lange warten bis eine Schule Delphine vorbeizieht. Das Schauspiel dauerte leider nicht lange, da die Tiere aufs offene Meer hinauszogen.


Bottelnosed Dolphin (Großer Tümmler)


Danach ging die Fahrt entlang der malerischen Küste mit ihren Steilklippen. Ziel des Tages war der 300-Seelen-Ort John o'Groats. Der Ort ist der nördlichste auf der britischen Hauptinsel. Den Campingplatz habe ich im Voraus für zwei Tage gebucht und die Wahl war definitiv richtig. Ich habe einen tollen Stellplattz und schaue aufs Meer hinaus. Mir gegenüber sehe ich die Orkneyinseln, auf die ich in 3 Tagen übersetzen werde. Morgen möchte ich eine Küstenwanderung machen, da das Wetter schon wieder ziemlich gut ist. Die Sonne scheint und es herrschen geschmeidige 15 Grad, manchmal auch 18.


Ölplattformen in der Bucht von Cromarty











Toller Platz mit Aussicht auf die Orkneys


Freitag, 26. Juli 2024


Banff - Pennan - Crovie - Elgin - Inverness


160 km


Zwei sonnige und geruhsame Tage in Banff. Nach spätem Frühstück bin ich erst einmal 10 Meilen nach Osten Richtung Fraserburgh gefahren. Denn auf dem Weg dorthin liegen zwei hübsche Fischerdörfer angeschmiegt an die steilen Klippen der Küste. Das erste Dorf war Pennan, Hauptdrehort des Films "Local Hero" mit Burt Lancaster und der Musik von Mark Knopfler. Im Film spielt eine Telefonzelle an der Hafenmauer eine wesentliche Rolle. Die Telefonzelle ist eine Attrappe aus dem Film. Dummerweise stand ich bei den Aufnahmen im Dorf direkt daneben, ohne das zu wissen, sonst wäre sie selbstverständlich auf einem der Bilder gewesen. Da aber daneben die Müllcontainer standen, fand ich das kein so schönes Motiv. Erst gerade eben habe ich das mit der Telefonzelle gelesen.


Der rote Fleck ist das Dach der Telefonzelle


Pennan



Da die Straße zum Dorf hinunter sehr steil, eng und für Wohnmobile ungeeignet ist, musste ich halt runter laufen und wieder hinaufkeuchen. Da ich aber mindestens jeden zweiten Tag 10 km laufen möchte, war das schon mal kein schlechter Anfang. Die Fahrt ging nun wieder zurück Richtung Banff mit einem Halt beim zweiten Fischerdorf Crovie (sprich: Kreivi). Das Dorf aus dem 18. Jahrhundert ist das kleinste an der Küste. Die Straße durch das Dorf ist so eng, dass Autos am Südende des Dorfes parken müssen. Auf halbem Weg die einspurige Straße hinunter gibt es einen Aussichtspunkt mit einem kleinen Parkplatz, groß genug für mein Wohnmobil. Die Aussicht auf das Dorf ist grandios.


Crovie



Ab hier ging es dann schnurstracks nach Inverness. Eigentlich wollte ich noch die Kathedrale in Elgin besichtigen, aber der Verkehr war mal wieder so dicht, dass die Hoffnung auf einen Parkplatz verschwindend  gering war. Also blieb Elgin rechts liegen. Auch Culloden, kurz vor Inverness, ließ ich links liegen. Am 16. April 1746 kam es hier zur entscheidenden Schlacht der Jakobiten unter Charles Edward Stuart ("Bonnie Prince Charlie") gegen die britischen Truppen unter dem Kommando von Wilhelm August von Cumberland. Auf dem Feld blieben 1000 Gefallene der Jakobiten, während auf britischer Seite nur 50 Gefallene zu verzeichnen waren. 800 Gefangene und Verwundete wurden von den Briten gnadenlos niedergemetzelt, oder in einer Scheune bei lebendigem Leib verbrannt. Höherrangige Gefangene wurden zunächst verschont, nur um später in Inverness gehängt zu werden. Prinz Charles entkam mit Hilfe der Unterstützung der Bevölkerung auf einer fünfmonatigen Flucht durch Schottland nach Frankreich. Cumberlands menschenverachtende Brutalität und sein Zynismus brachten ihm den dauerhaften Hass der Schotten ein und den Beinamen "The Butcher" ("Der Schlächter"). In England gilt er als Nationalheld. Bis heute gilt die Niederlage bei der "Schlacht von Culloden" als nationale Katastrophe und war gleichzeitig das vorläufige Ende der schottischen Unabhängigkeitsbemühungen.


Soweit zur Geschichte. Am frühen Nachmittag erreichte ich den kleinen Campingplatz Torvean Caravan Park. Da die 10 km noch nicht erreicht waren machte ich mich sogleich auf in die Stadt. Sonnenschein gab es nicht, Regen aber auch nicht. Entlang des Caledonian Canal ging es um den großen Friedhof Tomnahurich Cemetery Hill herum und in die Stadt. 


Der Caladonian Canal

Inverness ist keine Schönheit. Die Wohnhäuser auf der Westseite des Flusses Ness, der aus dem berühmten Loch Ness herausfließt, sind recht schmucklos und einfach. Der Name der Stadt Inverness (schottisch: Inbhir Nis) bedeutet "Mündung des Ness". Inverness ist allerdings eine sehr alte Siedlung und war Hauptstadt der Pikten. Die nicht unbedingt hübsch zu nennende Burg aus dem 11. Jahrhundert war u.a. auch Sitz von Shakespeares Macbeth, einer realen Persönlichkeit, der in der Schlacht nahe Elgin König Duncan I. tötete.


Inverness Castle

Auf den Besuch der relativ neuen St. Andrew's Kathedrale verzichtete ich gerne, hätte ich schon wieder 5 Pfund Eintritt für eigentlich nix bezahlen sollen. Schottland ist teuer. Sind Schotten wirklich geizig?


St. Andrew's Cathedral, erbaut 1866-1869

Stattdessen spazierte ich ein Stück am Fluss Ness entlang und über eine Fußgängerbrücke hinüber in die Altstadt. Von alt ist nicht viel zu sehen und nur der Victorian Market ist sehenswert. Allerdings waren die meisten Geschäfte geschlossen. Somit war der Stadtrundgang relativ schnell beendet. Auf dem Rückweg kam ich noch an einer Bäckerei vorbei, die allerdings schon um 15 Uhr geschlossen hatte. Pech! Dann muss ich halt am nächsten Tag wieder dorthin.





Victorian Market


Rathaus von Inverness

Bridge Street

Heute habe ich den halben Tag mit Planungen und Reservierungen verbracht. Die meisten Campingplätze an der Küste nördlich von Inverness sind ausgebucht. Somit kann ich die Delphinbeobachtung an der Landzunge von Chanonry Point vergessen, da es keine Parkplätze für Wohnmobile gibt. Also werde ich, trotz Befürchtungen von Überfüllung, zunächst am Loch Ness entlang zur Ruine von Urquhart Castle fahren, was auf den meisten Bildern vom Loch Ness zu sehen ist. Danach geht es entlang der Küste zum nördlichsten Punkt Inselschottlands nach John O'Groats. Dort habe ich noch einen Platz bekommen. Die Pentland Fähren auf die Orkneys sind in den nächsten Tagen ausgebucht. Aber für den 30. Juli habe ich noch eine Überfahrt von Scrabster nach Stromness auf den Orkneys ergattert. Deshalb habe ich auch gleich die Rückfahrt am 6. August dazugebucht. Auf den Orkneys habe ich vorsichtshalber alle anderen Plätze vorgebucht. Ich bin halt nicht der Drauflosfahrer ohne Plan. Vor allem einen Stellplatz (trotz park4night) zu suchen und dann keine Alternativen finden, ist mir zu stressig. Das brauche ich nicht. Ein Problem könnte dann auch die Überfahrt auf die Äußeren Hebriden, Lewis und Harris, sein. Ein Vorabcheck war nicht besonders eermutigend. Zudem sind die Fähren recht teuer. Auf die Orkneys hin und zurück kostet fast 300 Euro. Campingplätze zwischen 30 und 60 Euro. Diesel kostet über 2 Euro, Lebensmittel und Essen gehen sind auch teurer als bei uns. Trotzdem fahren hier unzählige einheimische Wohnmobile und Wohnwagen. Letztere oft Doppelachser und ein fettes Auto davor. Arm sind die hier nicht!
Nach all den Recherchen bin ich nochmals zur Bäckerei geeilt, die um 15 Uhr zu macht. Eine halbe Stunde hin und eine halbe Stunde zurück, schnellen Schrittes. Die Eile ist begründet, denn ich habe hier in Schottland kaum ein Bäckerei gesehen. Eigentlich nur zwei. Anscheinend kauft man Backwaren bei Lidl & Co. Das Ergebnis meiner Eile sieht man hier:

Tatsächlich eine richtige Bäckerei

Mit meiner Beute zurück zum Campingplatz, Mittagessen und später Kaffee mit Süßkram. Danach Bilder bearbeiten und Blog schreiben. So - jetzt reicht es aber mit dem Update.

Was habe ich bisher Neues in Schottland gelernt:
  • Handyempfang: E, 3G, LTE - meistens 3G, für Blog untauglich.
  • Für WiFi auf dem Campingplatz muss man meistens zahlen. Wenn es frei ist, gibt es keinen Internetzugang.
  • Die Digitalisiserung ist allerdings weit fortgeschrittener als bei uns.
  • Links fahren kein Problem, die Schotten, auch Engländer, sind rücksichtsvoll.
  • Die Leute sind überaus freundlich, zuvorkommend und kommunikativ. Außer auf Campingplätzen. Man grüßt sich mit Hey Ya.
  • Öffentliche Verkehrsmittel sind pünktlich.
  • Man bedankt sich beim Busfahrer, wenn man aussteigt.
  • Castles, Abbeys & Co. sind teuer. Eigentlich ist alles teurer als bei uns. Selbst der Whisky, weil hier die Steuer darauf sehr hoch ist. Bei uns ist der gleiche billiger.
  • Kreisverkehre sind toll. Zweispurig. Wenn man z.B. die 3. Ausfahrt hat, fährt man innen und blinkt rechts, bei der Ausfahrt links. Kreisverkehr hat Vorfahrt.
  • Das Wetter ändert sich tatsächlich recht schnell.
  • Bargeld braucht man eigentlich nicht. Nur ne Münze, wenn man einen Wagen beim Supermarkt will. Das geht noch nicht mit Kreditkarte. Opfergeld in der Kirche geht auch mit Kreditkarte. Ich habe sogar Straßenmusiker gesehen, die Kreditkartenleser dabei hatten.

Mittwoch, 24. Juli 2024


Edinburgh - Dunfermline - Dundee - Aberdeen - Banff


380 km


Erlebnisreiche und eindrückliche Tage in Edinburgh gehen zu Ende. Auf dem Rückweg nach Deutschland werde ich voraussichtlich noch einmal hierher kommen. Das Fringe-Festival wartet noch auf mich. Zeitig bin ich von Mortonhall aufgebrochen, mit einem Zwischenstopp bei Lidl. Mein Navigationsdisplay im Wohnmobil hat mich im Stich gelassen (die Apps, die ich zum navigieren brauche  wollten nicht erscheinen) und so musste ich mich auf meine Reiseführerin von Garmin verlassen. Mein erstes Ziel war eigentlich die Abtei von Dunfermline und der königliche Palast, seit dem 11. Jahrhundert Residenzstadt der schottischen Könige. Punkt 1: Meine Garminreiseleiterin wählte einen Umweg von über 50 Meilen dorthin. Nun ja, die hügelige Landschaft westlich von Edinburgh mag ja malerisch und hübsch sein, aber 2 Stunden Umweg hat mir dann doch nicht so gefallen. Punkt 2: In Dunfermline enge Straßen, Parkplätze aber nur für Autos, keine Möglichkeit mit dem Wohnmobil irgendwo zu parken. Ich habe auch keine anderen gesehen. Punkt 3: Ich war also ziemlich genervt und hatte keine Lust mehr, weiter auf der Küstenstraße nach Norden zu fahren. Deshalb versuchte ich ein Versprechen einzulösen, was ich Johannes gegeben hatte. Der hatte nämlich von einem sehr guten Whisky aus einer Destillery in der Nähe von Aberdeen geschwärmt. Ich machte mich also auf den Weg dorthin. Vorbei an den Grampian Mountains und hinein in die Grampian Highlands nach Oldmeldrum wo sich die Destillery Glen Garioch befindet. Auch hier musste ich erst einmal einen Parkplatz außerhalb suchen, weil bei der Destillery nur Autos parken können.So lernt man dann die Gassen eines kleinen Dorfes kennen. Zu Fuß habe ich dann die Örtlichkeit aufgesucht und mich von einer netten Dame beraten lassen. Ich bin ja kein Whiskykenner, aber ein kleiner Schluck des 17 Jahre alten Tropfens haben mich dann überzeugt. Der geht zu Johannes nach Meerbusch. Nebenbei: König Charles hat die gleiche Flasche dem japanischen Kaiserpaar bei deren Staatsbesuch geschenkt - Slàinte mhath (sprich: Slaante Wah).



Kurz vor 16 Uhr kam ich auf dem "privaten" Campingplatz Banff Links Caravan Park an. Ich bekam gerade noch einen Platz für zwei Tage. Nicht toll, aber das Wetter dafür umso besser. Die Sonne scheint und wenn der kühle Wind mal nicht weht, könnte man meinen, man sei irgendwo im Süden. Das Meer so ruhig wie das Mittelmeer und ganz Hartgesottene sind sogar im Wasser.


Banff Links Caravan Park

Nach dem Frühstück bin ich heute meine obligatorischen 10 km gewandert. Das heißt an der Küste entlang in die Kleinstadt Banff. 1324 erhielt der Ort durch Robert the Bruce das Stadtrecht. Anstelle der damaligen Burg steht heute ein Herrenhaus das Banff Castle heißt. Unterhalb desselben liegt ein kleiner Fischereihafen, der im 19. Jahrhundert bedeutend für den Heringsfang war. Der Ort an sich ist recht verschlafen und bietet wenig, außer viel Aussicht aufs Meer. Am Ortsrand liegt das Duff House, erbaut im "Georgian Baroque" im 18. Jahrhundert von Schottlands berühmtem Architekten William Adams.



Duff House


Auf dem Küstenweg

Strand am Campingplatz, könnte fast Mittelmeer sein

Morgen geht es weiter nach Inverness für zwei Tage mit kleinen Abstechern auf der Küstenstraße. Danach weiter in den Norden. Solange das Wetter hält möchte ich auf die Orkney-Inseln. Danach geht es wieder in den Süden über die Äußeren Hebriden und Skye. Und natürlich dürfen dann die Bergwelten Schottlands, die Highlands, nicht fehlen.



Montag, 22. Juli 2024


Edinburgh


0 km


Heute ist mein Geburtstag. Nicht so toll, wenn niemand da ist mit dem man feiern könnte. Doch im Laufe das Tages haben mich sehr viele Glückwünsche erreicht und das versöhnt mich dann wieder mit der Situation.

Heute Vormittag wollte ich eigentlich das Hafengebiet von Lieth erkunden und unter anderem die Königliche Jacht "Britannia" anschauen. Dafür bin ich über eine Stunde mit der Linie 11 gefahren und dann noch eine ordentliche Strecke gelaufen. Das Schiff konnte ich allerdings nur aus der Ferne sehen, denn das ganze Hafengebiet ist eingezäunt und unzugänglich. Extra ein Ticket zu lösen um das Schiff von Innen anzuschauen wollte ich dann doch nicht. Also wieder kehrtgemacht, an vielen Graffities vorbei zur Bushaltestelle zurückgelaufen und ins Stadtzentrum zurückgefahren.


Royal Yacht "Britannia"


Am St. Andrew Square bin ich ausgestiegen und zum Italiener ins "Amarone". Das war gut gefüllt, laut und nicht ganz billig. Sei's drum, ist ja mein Geburtstag und der muss mit meinem Alter Ego gefeiert werden. Caprese di Buffola, Saltimbocca und dazu einen Primitivo. War alles sehr lecker, aber mit Freunden hätte ich mehr Spaß gehabt.


Caprese di Buffola

Saltimbocca

Solchermaßen gestärkt machte ich mich hurtig auf in die Altstadt. Am Scott Monument vorbei, über die Brücke am Waverley Bahnhof und dann die Treppen des Advocat Close hinauf zur High Street.




An der St. Giles' Cathedral vorbei die High Street hinauf. Auf der Straße so viel Getümmel wie am Tag zuvor. Einzig die vielen Dudelsackspieler waren nicht anwesend. Vermutlich hatten sie am Sonntag genug eingenommen und haben montags Ruhetag. Links abgebogen in die National Cycle Route hinab zum Greyfriars Kirkyard. Davor gibt es die Statue des Terriers Bobby, der jahrelang am Grab seines Herrchens verweilte bis er im Alter von 16 Jahren starb. Er ist am Eingang zum Friedhof begraben.




Beim Spaziergang über den Friedhof kommt man auch am Grab von Thomas Riddell vorbei, Namensgeber aus Harry Potter. Joanne Rawlings hat sich von den Namen auf den Grabsteinen für ihre Figuren inspirieren lassen.



Vom Friedhof zum Grassmarket ist es nicht weit. Es ist ein bunter und lebhafter Ort. Die Sonne schien vom Sommerhimmel über Edinburgh und da muss man schließlich in einem der zahlreichen Tavernen bei einem Bier ausruhen. Das tat ich auch im Beehive Inn. Nachdem ich mich vom Stadtspaziergang wieder erholt hatte, erklomm ich noch einmal für ein Foto Treppen. Der berühmte Vennel eignet sich da für ein Foto auf Edinburgh Castle.








An der Station Usher Hall bestieg ich wieeder die Linie 11, um zurück zum Campingplatz zu fahren.

Morgen fahre ich weiter in den Norden Schottlands.



Sonntag, 21. Juli 2024


Edinburgh


0 km


Die ganze Nacht über hatte es geregnet und ich fürchtete schon, dass mein Besuch Edinburghs recht feucht werden würde. Zum Glück hörte der Regen aber gegen Morgen auf. Nach dem Frühstück fuhr ich mit der Linie 11 von Mortonhall Garden etwa 45 Minuten zur Princess Street, der Haupstraße in der New Town. Das Busticket, ein Ganztagesticket für 5 Pfund, hatte ich schon am Vortag online gekauft. Von der Princess Street hat man über den Princess Street Garden hinweg einen ersten guten Blick auf Edinburgh Castle.


Edinburgh Castle


The Old Town

Ich gehe die Princess Street hinunter, vorbei an der National Gallery of Scotland zum Scott Denkmal. Mit über 60 Metern Höhe, ist es wahrscheinlich das weltweit höchste enkmal für einen Literaten. Sein Grab habe ich schon in Dryburgh Abbey besucht.


Der Grünstreifen in der Mitte trennt die New Town (links) von der Old Town (rechts)

National Gallery of Scotland

Scott Monument


Über die Brücke am Waverley Bahnhof geht es hinüber zur Altstadt. Auf der High Street geht es hinauf zum Edinburgh Castle. Hier tummeln sich die Touristen aus aller Welt und an jeder Ecke steht gefühlt ein Dudelsackspieler. Dennoch ist die Straße ein Highlight. Mir gefallen vor allem die bunten Geschäfte, die mich sehr an die Geschäfte in alten französischen Städten erinnern.









Ich komme an der St. Giles' Cathedral vorbei. Es findet gleich der 11 Uhr Gottesdienst statt und so setze ich mich in eine der hintersten Stuhlreihen. Nach dem Orgelspiel betritt singend der große Kirchenchor, in rote Gewänder gekleidet die Kirche. Ergreifend. Dahinter kommen zwei Pfarrer, die den Gottesdienst halten werden. Der Chor und die gesungenen alten Lieder berühren mich sehr. Die Predigt ist anfangs recht lustig und humorvoll. Es geht um Menschenmengen, von denen wir ständig umgeben sind. Der Pfarrer nimmt Bezug auf das Getümmel draußen auf der High Street, oder dem Gedränge an den Flugschaltern, "als wäre es der letzte Hubschrauberflug raus aus Saigon". Man könne sich den Menschenmassen kaum entziehen, auch nicht "den Menschen mit Smartphones, die Bilder machen, die keiner sehen will". Letztendlich ist aber auch Gott mitten unter uns. Mir hat der Gottesdienst sehr gut gefallen, zumal die Kathedrale das ihrige dazugetan hat.





St. Giles' Cathedral

Die High Street zur Burg hinauf ist hoffnungslos überfüllt. Alle wollen die Burg besichtigen. Aber nur diejenigen, die schon vorher ein Ticket gebucht haben, können hinein. Alle anderen müssen wieder umkehren. Zum Glück möchte ich die Burg NICHT besichtigen, den auf lange Schlangen und Getümmel habe ich keine Lust.


Hier ist ohne Ticket Schluss

Großer Andrang vor der Burg

Nach einem Mittagessen mit Fisch im Bierteig (sehr lecker) gehe ich die High Street un d die sich anschließende Royal Mile hinunter. Dort wird gerade ein Bollywood-Film gedreht. Das erscheint mir doch sehr befremdlich, weil die indischen Kostüme so gar nicht in das schottische Edinburgh passt. Was soll's.




Danach wird es etwas ruhiger. Von der Royal Mile gehen in regelmäßigen Abständen die sogenannten "Closes" ab. Das sind enge Gassen, die beiderseits den Hang hinunter gehen auf dem sich die Royal Mile und die High Street befinden.




Bald komme ich an der altehrwürdigen königlichen Kirche "Canongate Kirk" vorbei, die sowohl von außen als auch von innen recht unscheinbar ist.



Canongate Kirk

Ganz am Ende der Royal Mile liegt der Holyrood-Palast. Ursprünglich gab es dort nur die Holy Rood Abtei, gegründet von König David I. im 12. Jahrhundert. Nach zahlreichen Plünderungen und Zerstörungen der Abtei durch die Engländer, wurde an der Stelle des Gästehauses die Abtei 1501 zur königlichen Residenz ausgebaut, die ich nun besichtige. Holyroodhouse wird bis heute noch von der königlichen Familie benutzt, vor allem zu Staatsempfängen. Drinnen sind Fotos leider nicht erlaubt. Dafür gibt es aber einen sehr guten Audio-Guide zum sehr interessanten Rundgang. Eines der Highlights sind die Gemächer von Maria Stuart, deren schreckliches Ende hinlänglich bekannt ist. In ihren Gemächern wurde auch ihr "angeblicher Geliebter", ihr Sekretär Riccio am 9. März 1566 von ihrem zweiten Ehemann Lord Darnley und seinen Spießgesellen umgebracht.


The Palace of Holyroodhouse

Holy Rood Abbey


Samstag, 20. Juli 2024


Dunbar - Edinburgh


100 km


Gestern habe ich eigentlich nur rumgegammelt. Geschrieben, Reiseführer gelesen und Pläne für die kommenden Tage gemacht. Zum Abendessen bin ich ins Brauereigasthaus The Brig & Barrel unweit des Campingplatzes gegangen. Das ist mir schon am Vortag aufgefallen, als ich von meiner Wanderung zurückkam. Hat sich gelohnt. Es gab ein Belhaven Dark-Bier und eine örtliche Spezialität: Rindfleisch im Pie mit Gemüse und einer leckeren Biersauce, was sonst. Hat wirklich super geschmeckt. Der Biergarten war recht voll und das Personal sehr nett. Bei uns würde man sagen - neugierig. Die Schotten sind allgemein sehr freundlich und kommunikativ.

Nach dem hervorragenden Abendessen bin ich dann noch zum Strand gegangen und habe mich in die Abendsonne gesetzt. Der Blick ging über den Firth of Forth nach Westen. Nur etwas mehr um die Ecke am Horizont liegt Edinburgh.





Da es nach Edinburgh nicht so weit von Dunbar ist, bin ich nicht zu früh losgefahren und habe mich für die Küstenstraße entschieden. Die Straßen sind zwar ziemlich eng und oft nicht gut. Eilig habe ich es nicht. Unweit von Dunbar liegt die Ruine von Tantallon Castle. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Burg von William, dem ersten Earl of Douglas am Eingang zum Firth of Forth erbaut. Nachdem Cromwells Truppen die Burg 1651 in Folge des englischen Bürgerkrieges schleiften, blieb von Tantallon nur noch die mächtige Mauer zur Landseite erhalten. Gegenüber der Ruine liegt die Vogelinsel Bass Rock mit einem Leuchtturm. Den Namen hat sie von den vielen Basstölpeln die auf dem Felsen brüten. Auf dem Foto kann man die tausende weißen Punkte erkennen - jeder Punkt ein Basstölpel.




Vogelinsel Bass Rock

Auf dem Weg zum Sainsbury-Supermarkt in den Außenbezirken von Edinburgh, kam doch tatsächlich kurz davor noch ein Lidl. Normalerweise meide ich den Laden, weil ich die Stimme aus der Werbung hasse. Dafür können die Schotten aber nichts und außerdem ist das Warenangebot ein ganz anderes. Zudem konnte ich hier gut neben einem weiteren deutschen Wohnmobil, dem ersten bisher, parken. Nach dem Einkauf war ich gegen 12:30 Uhr am Mortonhall Campingplatz. Leider darf man erst um 14 Uhr auf den gebuchten Platz (warum auch immer, denn da war niemand) und so musste ich die 90 Minuten außerhalb auf einem Stellplatz warten. Um 14 Uhr durfte ich dann auf den Platz und fand nach einigem Suchen auch meinen Rasenplatz. Kaum hatte ich mich eingerichtet, fing es auch schon an zu regnen und hörte bis jetzt auch nicht wieder auf. Laut Wetterbericht soll es morgen trocken sein, wenn ich meine erste Stadtbesichtigung mache. Nicht weit vom Campingplatz gibt es eine Bushaltestelle der Linie 11. Die Bus-App habe ich schon heruntergeladen, mit der man das Ticket lösen kann. Ein Tagesticket kostet nur 5 Pfund und damit kann ich dann den ganzen Tag damit herumfahren.




Donnerstag, 18. Juli 2024


Bamburgh - Jedburgh - Dryburgh - Melrose - Dunbar


200 km


Bamburgh habe ich am frühen Donnerstag Morgen nach einem spärlichen Frühstück verlassen. Die Wanderung vom Tag zuvor steckte noch in meinen Beinen. Ziel des Tages war der Besuch von drei Abteien in den „Borders“, dem Grenzgebiet von Schottland zu England. Die erste Abtei, war die Augustinerabtei von Jedburgh aus dem 12. Jahrhundert. Gegründet wurde sie von König David I. von Schottland. Das Kirchenschiff ragt über drei Stockwerke empor, von denen heute noch romanische und frühgotische Fensterbögen erhalten sind. Die Ruine ist ein imposantes Bauwerk und gerne wäre ich durch das prachtvoll gestaltete Portal eingetreten, aber der Innenbereich ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt. So kann das Gebäude nur von außen besichtigt werden. Im vorderen Bereich sind noch die Umrisse von Mönchszellen und Vorratskellern zu erkennen. Eigentlich hätte ich mir das Eintrittsgeld sparen können, denn mehr hätte ich außerhalb der Absperrung auch nicht sehen können. Jedburgh Abbey wurde 1545 vom Grafen von Herford, wie so viele andere auch, zerstört. Ansonsten gibt es in der Kleinstadt noch das Mary Queen of Scots House, in das Maria Stuart 1566 flüchten musste, weil ihre Herberge abgebrannt war. Auf einen Besuch dort habe ich verzichtet.






Ortszentrum von Jedburgh

Nächste Station war die Abtei von Dryburgh, die die schönste Abtei der Borders am Fluss Tweed sein soll. 1150 wurde sie von Hugo de Morville als Premonstratenserkloster während der Regierungszeit von König David I. gegründet. Auch diese Abtei fiel während des Schottischen Unabhängigkeitskrieges 1322 den brandschatzenden Truppen des englischen Königs Eduard II. zum Opfer. 1544 wurde sie dann noch einmal durch die Engländer stark beschädigt. Im späten 18. Jahrhundert erwarb der Earl of Buchan die Ruine und machte sie zu einem „Ort der Romanze und Schönheit“. Die Parkanlage um die Ruinen ist tatsächlich, vorausgesetzt es ist schönes Wetter, durchaus romantisch. Der schottische Dichter und Schriftsteller Sir Walter Scott ließ sich im relativ gut erhaltenen Nordteil der Anlage zusammen mit seiner Frau Charlotte Charpentier bestatten. Daneben befindet sich auch das Grab von Douglas Haig, dem Oberbefehlshaber der British Expeditionary Force an der Westfront des Ersten Weltkrieges. Er ist verantwortlich für die sehr hohen Verluste britischer Soldaten an der Front und bekam deshalb den Beinamen „Butcher of the Somme“. Da das Wetter nicht besonders „romantisch“ war, brach ich bald zur nächsten Abtei auf.



Grab von Sir Walter Scott





Melrose Abbey war wahrscheinlich einst die reichste Abtei Schottlands, beschrieben von Sir Walter Scott und gemalt von William Turner. Das im 12. Jahrhundert von König David I. gegründete Zisterzienserkloster, wurde unter dem englischen König Eduard II. 1322 geplündert und 1382 von Richard II. zerstört. Danach wurde die Abtei wieder aufgebaut aber die Wirren der Reformation von 1560 überstand die Abtei, wie die meisten anderen auch, nicht. Seither ist die Ruine dem Verfall preisgegeben, gilt aber als Inbegriff der Ruinenromantik in den Borders.

Tja, das hätte ich mir gerne als Abschluss des Tages angesehen. Aber daraus wurde nichts. Es gab einen kleinen Parkplatz in der Nähe der Abtei und ich stellte mich, wie in Dryburgh, auf einen freien Platz für Busse. Ein Kleinbusfahrer dessen Fahrzeug nicht länger war als meins, erklärte mir im breitesten schottischen Dialekt, warum ich hier nicht parken dürfte. In Melrose sind aber die Straßen so eng und die vorhandenen Parkplätze nur für PKWs geeignet, so dass ich auf den Besuch der Abtei verzichtete und mich auf den Weg nach Dunbar, meiner Tagesetappe, machte.


Dunbar liegt in der Region Lothian an der schottischen Küste, etwa 100 km östlich von Edinburgh. Der Campingplatz liegt etwas außerhalb des beschaulichen Fischereiortes, doch führt ein schöner Küstenweg, zum Teil mitten durch einen Golfplatz. Ich mache mich gleich auf den etwa 5 km langen Weg. Bald ist der kleine Ort erreicht mit dem kleinen Hafen am verfallenen Dunbar Castle. Viel gibt es nicht zu sehen uns so setze ich mich in das Volunteer Arms. Hier gibt es dunkles Bier aus der kleinen örtlichen Brauerei, was nach der Wanderung wirklich gut schmeckt. Und da es bald Dinnertime ist, bestelle ich mir noch einen geräucherten Schellfisch (Smoked Haddock) auf Kartoffelstampf mit Brokkoli, Bohnen und Karottenmus. Zum Glück waren keine Baked Beans dabei, die fast zu jedem Essen gereicht werden. Auf die Haggis Balls habe ich ebenso verzichtet. Der lange Rückweg entlang der Hauptstraße führte mich noch am hübschen Rathaus und dem Geburtshaus von John Muir vorbei, dem Mitbegründer des Yosemite und Sequoia National Parks. Nach ihm ist auch noch eine große Gletscherspalte in Alaska benannt. Zurück gab es dann nur noch Beine hochlegen.

Am heutigen Tag verzichtete ich auf einen erneuten Besuch des Ortes, denn die 10 km hätten sich nicht gelohnt. Auf dem Rückweg kam ich allerdings an der Schankkneipe der Brauerei vorbei, die nicht weit vom Campingplatz steht. Die scheinen neben dem eigenen Bier auch noch gute Speisen anzubieten und die werde ich mir vermutlich nachher noch zu Gemüte führen. Den Text für den Blog musste ich allerdings erst noch auf dem PC hinterlegen, da das Internet nur zwischen schwachem E und noch schwächerem 3G schwankt und somit der Upload eine Geduldsprobe wäre. Vielleicht hängt das ja auch mit dem weltweiten Internetzusammenbruch des heutigen Tages zusammen.

Morgen geht es für drei Tage nach Edinburgh mit zunächst einem Einkauf im sehr großen Sainsbury-Supermarkt unweit meines nächsten Campingplatzes.




Fischereihafen von Dunbar mit der Ruine von Dunbar Castle

Dunbar Dark - ein Bier aus der einheimischen kleinen Brauerei

John Muir's Geburtshaus

Rathaus von Dunbar

Mittwoch, 17. Juli 2024

Bridlington - Bamburgh

320 km

Bei leichtem Regen verließ ich Bridlington am frühen Morgen nach Norden. Die Fahrt verlief zunächst auf Landstraßen und später auf der Autobahn an Newcastle vorbei Richtung Edinburgh, bevor ich nach Osten Richtung Bamburgh abbog. Die Landschaft war nicht besonders aufregend. Überwiegend hügelig und die Weiden voller Schafe. Die Nebenstraße zum Campingplatz war recht schmal und tatsächlich gibt es fast überall entlang der Straßen Hecken. Das macht das Ganze auch nicht gerade übersichtlich. Der Waren Caravan & Camping Park ist nicht gerade günstig mit seinen 5 Sternen, aber die Einrichtungen sind ordentlich, wenn auch nicht überragend. Zumindest die Rasenflächen sind perfekt gemäht. Gestern habe ich bei unbeständigem Wetter nicht mehr viel unternommen und konnte sogar kurz mal die Sonne genießen. 




Hinter den Hügeln taucht Bamburgh Castle, das alte Bebbanburg auf.



Das Wetter für den heutigen Tag versprach gut und sonnig zu werden. Deshalb bin ich auch schon kurz nach 8 Uhr auf dem Weg zur Burg. Da der Campingplatz auf einem Hügel liegt, kann man die gewaltige Burg schon von Weitem sehen. Dennoch ist eine Wegstrecke etwa 6 km. Auf den Weiden gibt es viele Schafe und der einzige Fußgänger bin ich.


Die Geschichte der Burg, beziehungsweise des Burgsporns am Meer reicht etwa 3000 Jahre zurück. Schon zur Römerzeit scheint es auf dem Felsen eine Befestigungsanlage gegeben zu haben, worauf archäologische Funde hinweisen. Die früheste urkundliche Erwähnung der Burg findet sich aus dem Jahr 547. Nach dem Untergang des Römischen Reichs und dem Rückzug der Römer, scheint die Burg die Festung eines lokalen Königs gewesen zu sein. 547 war Bamburgh der Sitz eines Anglo-Sächsischen Königs namens Ida. Viele Mythen ranken sich um die Burg und ihre Bewohner. Den Namen erhielt die Burg nach der Ehefrau von König Ethelfrith, eines Enkels von Ida, Bebba. Der alte Namen Bebbanburg findet sich deshalb in den historischen Roman von Bernhard Cornwell, die bei Netflix in einer Serie "The Last Kingdom" eine erfolgreiche Verfilmung fand. Der historische Uhtred allerdings lebte ein gutes halbes Jahrhundert später als die Romanfigur. Das 7. Jahrhundert war die Blütezeit der Burg, als König Edwin von Northumbria Bamburgh als seinen Sitz erkor. Sein Erbe Oswald gründete das Kloster Lindisfarne auf der "Heiligen Insel" (Holy Island) in Sichtweite der Burg. Das Kloster war bis zur Zerstörung durch die Wikiger ein Zentrum der Gelehrsamkeit ud Kunst. Später im 15. Jahrhundert verfiel die Burg nach den Rosenkriegen immer mehr, bis im späten 18. Jahrhundert der erste Lord Armstrong die Burg erwarb und sie nach und nach wieder restaurierte und umbaute. Die Burg gehört heute in fünfter Generation den Armstrongs.




Überraschenderweise bin ich gut zu Fuß unterwegs und deshalb eine dreiviertel Stunde vor Öffnung der Burg um 10 Uhr schon da. So kann ich die Aussicht aufs Meer genießen. Vorgelagert sind die kleinen Farne Felseninseln auf denen Papageientaucher brüten. Zu groß ist die Entfernung als dass man welche erspähen könnte. Nach Norden sieht man Lindisfarne. Die Insel ist nur bei Ebbe erreichbar und die hört morgen um 10:35 auf. Dann kann man erst nach 6 Stunden wieder zurück. Also erspare ich mir morgen einen Besuch und besichtige stattdessen ein paar Abteien.

Lindisfarne "The Holy Island"

Der Eintritt in die Burg ist mit 17 Pfund nicht gerade günstig. Der Erhalt der Burganlage aber rechtfertigt den Preis. Die Ausstellung und die Exponate in der Burg sind sehr gut gemacht und vermitteln einen guten Eindruck, vor allem aus der Zeit des 18. Jahrhunderts als Lord Armstrong die Burg wieder aufbaute. Also insgesamt ein kurzweiliger Aufenthalt in der Burg.



Blick auf Bamburgh von der Burg herab

Blick auf das St. Oswald's Gate - links sind gerade archäologische Ausgrabungen im Gange


Auf dem Rückweg, wenig motivierend, kaufte ich in der örtlichen Metzgerei einen Bamburgh Banger Bap. Ich wusste nur, dass ein Banger eine Bratwurst ist. Letztendlich waren es drei Würstchen, die wie Nürnberger Bratwürste aussahen, eingeklemmt in ein Hamburger Brötchen mit Ketchup und Majo. Geschmacklich waren die Würste vielleicht 5 von 10 Punkten. Trotzdem von den Besuchern hochgelobt. Verglichen mit der Wurst vom Regular Breakfast in Bridlington ein Highlight. Der Rückweg gestaltete sich in der Mittagshitze (man beachte das Wort "Hitze"!) etwas beschwerlich, zumal nun auf der schmalen Straße ein reger Verkehr herrschte.

Ohne Worte

Getreidefelder auf dem Rückweg

Etwas erschöpft kam ich dann wieder oben auf dem Hügel an, auf dem sich der Campingplatz befindet. Auf Anraten meines Platznachbarn musste ich dann noch schnell eine Dose Bier öffnen und in den Campingstuhl fallen. Ein wenig stolz war ich dann doch auf meine kleine Wanderung.


Montag, 15. Juli 2024

Bridlington

Bridlington: 0 km

Nach meiner Ankunft auf dem Campingplatz bin ich dann bei leichtem Regen in die etwa 4 km entfernte Stadt gelaufen. Engländer sind den Regen gewöhnt und viele kamen in kurzen Hosen und T-Shirts daher, obwohl der Wind doch recht frisch war. Ich habe es bis zum Eingang der Stadt geschafft und bin dann in ein Strandlokal gegangen um die berühmten Fish and Chips zu verspeisen. Der Fisch war ok, die Chips allerdings sehr fettig und labberig. Dass viele Engländer übergewichtig sind, mag vielleicht am fettigen Essen liegen.





Gestern Abend bin ich zum Endspiel England - Spanien in ein Pub um die Ecke gegangen. Die Stimmung war prächtig, Bier floss in Strömen und die Gesänge typisch England. Das Endergebnis war dann allerdings nicht so prächtig und die Enttäuschung groß. Spaß hat es auf jeden Fall gebracht.


Heute Morgen schien die Sonne und so machte ich mich bald wieder auf den Weg nach Bridlington an der Ostküste von Yorkshire. Die Kleinstadt macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber dennoch ist es charmant. Da gerade Mittagszeit war, habe ich mich dann an ein  English Regular Breakfast gewagt. Also, was soll ich sagen? Dafür braucht es einen stabilen Magen. Baked Beans, Spiegelei, Bacon, Rösti, gebratene Tomaten und Champignons, Labbriges Toastbrot und gesalzene Butter. Wohl bekomm's. Ich habe es dann auch wieder unbeschadet auf den Campingplatz zurück geschafft.






Regular Breakfast

Der Weg zurück am Strand war schön und mir fiel auf, dass gefühlt mindestens jeder zweite Engländer einen Hund, oder zwei, oder drei besitzt. Es gab mehr badende Hunde als zweibeinige Badegäste.
Nachher mache ich noch die Planung für den morgigen Tag. Da möchte ich zumindest mal nach Bamburgh Castle an der Küste kommen. Wie es von dort dann weitergehen soll, weiß ich jetzt noch nicht.




Sonntag, 14. Juli 2024

Bridlington, England

St. Georgen - Meerbusch - Rotterdam - Bridlington: ca. 900 km

So, jetzt bin ich gerade in Bridlington an der Westküste Englands angekommen. Mit der Nachtfähre um 20:30 Uhr in Rotterdam abgefahren und pünktlich um 8 Uhr Ortszeit in Hull angekommen.

Zuvor hatte ich noch zwei schöne Tage bei Johannes und Martina in Meerbusch in ihrem neuen Haus verbracht. Am Donnerstag Abend noch lecker gegrillt, der Freitag dagegen viel buchstäblich ins Wasser.



Am Samstag bin ich dann gegen Mittag Richtung Rotterdam losgefahren, wo ich gegen 14:30 Uhr eintraf. Die Wartezeit am Check-In war nicht allzu lang, zudem war ich recht weit vorne in der Warteschlange. Pünktlich um 16 Uhr wurde der Check-In geöffnet und bald danach ging es auf die Fähre "Pride of Hull". Ich bezog sogleich meine "komfortable" Innenkabine und erfrischte mich in der Cafébar mit Kaffee und einem Blueberry Muffin.





Planmäßig um 20:30 Uhr verlies die "Pride of Hull" den Hafen von Rotterdam. Zunächst aber Abendessen im Selbstbedienungsrestaurant (ganz gut!) und dann mit einem Gin Tonic als Absacker in die Showlounge, wo eine Sängerin ihr Können zum Besten gab. Beim nachfolgenden Duo machte ich dann doch um 23 Uhr den Abgang und legte mich zur Ruhe. Die Nordsee war friedlich und somit die Nachtruhe gegeben.


Um 6:30 Uhr begab ich mich dann zum Frühstück. Der Blick zum Fenster hinaus allerdings verriet, dass wir in England angekommen waren. Es regnete, was sonst. Pünktlicher als die Deutsche Bundesbahn legte die Fähre exakt um 8 Uhr im Fährhafen von Hull an.


Das Auschecken ging auch recht flott vonstatten und so war ich bald auf der Straße nach Norden Richtung Bridlington, wo ich für zwei Tage einen Stellplatz auf dem "South Cliff Holiday Park" vorab gebucht hatte. Der Linksverkehr machte mir überraschenderweise gar nichts aus. Das lag wohl auch daran, dass Sonntag Morgen war und somit wenig Verkehr auf der Straße. So war ich schon eine Stunde später auf dem Campingplatz, wo ich bei dem überaus freundlichen Personal einbuchen konnte.


Der Platz ist recht gut ausgebucht, aber leider gibt es kaum trockene Stellen. So hat sich auch vor meinem Wohnmobil ein kleiner See gebildet. Aber da es regnet, kann ich eh nicht draußen sitzen. Ich werde jetzt einen kleinen Spaziergang zum Strand machen und später, wenn England gegen Spanien im Endspiel steht einen Pub aufsuchen. Das wird bestimmt lustig und unterhaltsam werden.


Mittwoch, 3. Juli 2024

St. Georgen

Zurück aus Kenia mit tollen Erfahrungen und spektakulären Erlebnissen, bin ich nun in der Endphase der Vorbereitungen für meine Schottlandreise.
Die Markise, die mir in Marrakech übers Wohnmobil geflogen war, ist wieder repariert, die 12-Volt-Versorgung des Kühlschranks funktioniert wieder, eine neue zweite Gasflasche ist installiert und ein paar lockere Schrauben im Fahrzeug sind wieder festgezogen. Die meisten Einkäufe sind gemacht und der Rest steht bereit, verstaut zu werden. Wenn nur mal das Wetter besser wäre, dann könnte ich alles schneller erledigen. Aber so muss ich auf Regenpausen hoffen. Die Fähre nach Schottland von Rotterdam nach Hull ist für den 13. Juli gebucht, die Rückfahrt für den 13. September ebenso. Die Hin- und Rückfahrt kostet knapp 850 Euro, aber ich spare mir den größten Teil der Fahrt durch England. Das steht ein anderes Mal auf dem Plan. Jetzt ist der Schwerpunkt Schottland und darauf freue ich mich besonders.

Die interessantesten Reiseziele sind auf GoogleMaps markiert.

Eine kleine Auswahl der Reisevorbereitungen

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