Montag, 1. Juli 2019

Albanien und Griechenland

Sonntag, 30. Juni 2019

Naturns – St. Georgen
393 km

zuhause

Um kurz nach Sieben stehe ich in der Schlange beim Bäckerei-Café am Bahnhof von Naturns etwa 5 Minuten zu Fuß entfernt. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein in Naturns am Sonntag Brot zu bekommen. Nach dem Frühstück ist schnell zusammengepackt und um halb 9 Uhr fahren wir zum Ort hinaus. Über den Reschenpass geht es nach Österreich, wo ich kurz hinter der Grenze noch einmal günstig volltanken kann. Der meiste Verkehr geht nun Richtung Südtirol und so ist auf unserer Seite nicht viel los. Hinunter nach Landeck im Inntal und dann durch den Arlbergtunnel nach Bregenz. Auch am Bodensee kommen wir zügig voran und nach exakt 6948 km sind wir wieder zuhause.
Jetzt heißt es alles auspacken, Wäsche waschen, Wohnmobil sauber machen, Garten vom grünen Wucherdschungel befreien und, und, und…

Und irgendwann fange ich wieder an, eine neue Reise zu planen und sind 2020, hoffentlich, wieder UNTERWEGS.


Am Morgen in Naturns

Samstag, 28. Juni 2019

Sirmione - Naturns
195 km

Waldcamping
N 46° 38 35.5
E 11° 00 29.0

Ich bin einer der Ersten als der Minimarkt um 7:30 Uhr öffnet. Baguette und 2 Croissants. Frühstück und nichts wie weg nach Norden. Doch schon vor der Autobahnauffahrt stehen wir im Stau und das Navi kündigt eine Zeitverzögerung von 78 Minuten auf der Brennerautobahn an. Bis Trento geht es nur im Stop&Go- Tempo voran. Nach Trento geht es etwas flotter voran und erst bei Bozen wird es wieder zäher. Doch da biegen wir nach Meran ab und ab jetzt ist es bis Naturns ruhiger und normaler Verkehr. Um halb eins sind wir auf dem Waldcamping, den wir dank Edgar&Leni schon ein paar Mal besucht haben. Um eins ist Mittagspause und wir haben Glück, dass wir in der zweiten Reihe einen Schattenplatz bekommen. Es ist zwar hier auch heiß, aber von den Bergen weht ein kräftiger und kühlender Wind. Jetzt können wir zunächst abliegen und die größte Mittagshitze verbummeln. Um 7 Uhr abends gehen wir ins Dorf zum Abendessen. Das Thermometer an der Bank zeigt immer noch 36°C. Schnitzel so groß wie der Teller mit Kartoffelsalat und Forstbier geben das Gefühl heimatlicher Nähe. Nach Hause sind es nun nur noch etwas mehr als 380 km und da die ersten Sommerurlauber alle in den Süden fahren, dürften wir auf dem Weg in den Norden gut vorankommen.

Nach einem schnellen Frühstück brechen wir auf

Stau auf der Brennerautobahn

Schatten mit Wind auf dem Waldcamping Naturns

Freitag, 28. Juni 2019

Senigallia - Sirmione
354 km

Camping Village San Francesco
N 45° 27 59.1
E 10° 35 32.9

Die Hitze der Nacht war mal wieder unerträglich. Kaum Schlaf gefunden. Obwohl der Platz nicht direkt an der Bahnlinie liegt, hört man doch ständig die Züge vorbeidonnern. Auch der Lärm von der Straße ist nicht weniger. Da haben auch die 2-3 Bier nicht viel geholfen. Kaum ein Lufthauch macht die Nacht erträglich. Erst um 8 Uhr gibt es Brot am Minimarkt. Das Brot ist eine Katastrophe. Weißmehl mit Wasser, hart gebacken. Meine Stimmung ist ziemlich unten. So schnell wie möglich verlassen wir den Platz und fahren auf die Autobahn, die nicht allzu weit entfernt ist. Vorbei an Rimini und Ravenna geht es Richtung Bologna. Wir überqueren den Po bei Mantova, halten uns Richtung Verona. Dann ist es nicht weit bis Sirmione am Gardasee. Die Hitze brütet auch hier über dem Parkplatz an der Rezeption. Man verspricht uns einen Schattenplatz unweit des Seeufers. Ruhig soll es dort auch sein. Überraschend preiswert ist der 5-Sterne-Platz. Etwas mehr als 21 Euro. Dafür ist der Internetzugang happig. 8 Euro für 10 Stunden! Wir haben Schatten, aber der nützt nicht viel, denn es geht kaum ein Lüftchen und bei der geringsten Bewegung läuft der Schweiß in Strömen. Also liegen wir nur unter den Bäumen und erhoffen vom Abend etwas Abkühlung. Das Thermometer im Wohnmobil zeigt 40 °C. Der Abend wird nicht besser, auch wenn es auf geschmeidige 35 °C abkühlt. Vom angrenzenden Platz nebenan dröhnt eine Jugendparty herüber. Ruhig ist es nicht. Solange einem die Beissfliegen in Ruhe lassen kann man es draußen aushalten. Doch irgendwann möchte der Körper eine bequemere langgestreckte Haltung einnehmen. Der Preis ist heiß. Trotz mehrfacher Kaltduschen wird es nicht angenehmer. Ich ergebe mich in mein Schicksal und hoffe dem Morgen entgegen. Am PC zu schreiben ist auch kaum möglich, kleine Fliegen finden den Bildschirm cool und lassen sich zuhauf darauf nieder. Also ausschalten und ins Bett gehen.

Am Gardasee

Unser Platz im Schatten, der nicht viel nützt

Temperatur im Wohnmobil

Sirmione am frühen Abend

Donnerstag, 27. Juni 2019

Ancona - Senigallia
28 km

Camping Green
N 43° 41 48.5
E 13 ° 14 50.6

Nach 25 Stunden auf See erreichen wir Ancona. Es ist 17:30 Uhr und noch immer ist es heiß und stickig an Bord. In den vergangenen Stunden konnten wir immer mal wieder in die klimatisierte Kabine, duschen und etwas ausruhen. Dann die Einfahrt in den Hafen. Im engen Hafenbecken parkt unser Riese gekonnt rückwärts ein. Wir müssen wieder lange warten, bis wir endlich von Bord fahren können. Auf der Ausfallstraße Richtung Autostrada geht es nur schleppend voran. Irgendwo vorne muss ein Unfall sein, denn etliche Krankenwagen und Polizei rast auf der Gegenfahrbahn zur Autobahn. Im Schlepptau etliche Motorradfahrer, die die Gelegenheit ausnutzen hinter den Einsatzwagen schnell voran zu kommen. Da wir nicht zur Autobahn wollen, sondern auf der Küstenstraße nach Senigallia fahren, haben wir nach der Abfahrt zur Autostrada mehr oder weniger freie Fahrt. Nach knapp 30 km sind wir am Ziel. Der Platz ist eher ein Dauercamperplatz, als ein Campingplatz im herkömmlichen Sinne. Es gibt eigentliche keine Stellplätze für Wohnwagen oder Wohnmobile. Wieder haben wir Glück und bekommen den letzten freien Platz an der Ausfahrtschranke zugewiesen. Für eine Nacht ist das ok. Die Campingplätze ziehen sich am Strand entlang, eingequetscht zwischen Straße und Eisenbahn, die direkt an den Zelten und Fahrzeugen, die an der Bahnlinie stehen müssen vorbei donnert. Wir hören zwar auch die Züge vorbeirauschen, aber mir ist es nach 2 Weizenbier und einer Dose griechischem Alpha-Bier so ziemlich egal, was da vorbeirauscht oder -donnert. Nach unserer Ankunft, überaus herzlich willkommen geheißen vom jungen Platzchef, gehen wir über die Straße und unter der Eisenbahnstrecke hindurch in eine Pizzeria. Die wurde im letzten Jahr wegen ihrer ausgewählten Produkte ausgezeichnet. Eine der besten Pizzen, die wir je gegessen haben. Die Preise italienisch teuer. Für 2 Pizzen, 2 Weizenbier und ein Wasser lassen wir 35 Euro da. Nach Albanien und Griechenland, das auch schon recht teuer war, müssen wir uns erst wieder an die Preise gewöhnen. Allein 4 Euro Coperta sind eine ordentliche Ansage. Wie vor 30 Jahren!
Egal, wir sind müde und morgen geht es nach Sirmione am Gardasee. Wir vertrauen auf unser Glück und erhoffen uns einen schönen Platz.

Donnerstag, 27. Juni 2019

Fähre Patras - Ancona
1026 km

Olympic Champion „Camping an Bord“


Nach dem Frühstück fahren wir am Mittwoch gegen halb 10 Uhr nach Patras. Etwas mehr als 90 km und zunächst entlang der Küste Richtung Kyllini. Kurz vor Patras tanke ich noch einmal voll und dann sind wir um 11 Uhr am Hafen in Patras. Zunächst ist nicht ganz klar wo man hin soll, bis uns jemand sagt, dass wir für das Boarding zum Anek-Schalter muss. Das erledigen wir auch zügig, bekommen ein Schild mit Ancona und eins mit Open Deck und stehen dann in der brütenden Mittagshitze unweit von Gate A, wo man um 14 Uhr Einlass erhält. Kurz vor 2 Uhr reihe ich mich hinter einem bulgarischen LKW ein. Kontrolle der Fahrzeuge. Die LKW-Fahrer müssen ihre Planen vom Auflieger entfernen und die Zollbeamten klettern hinauf, um nachzuschauen, ob sich irgendwelche Flüchtlinge versteckt haben könnten. Griechenland ist EU-Außengrenze. Auch unser Fahrzeug wird gründlich inspiziert und dann fahren wir auf das Hafengelände. Niemand weiß so recht wo es hingeht. Es gibt keinerlei Informationen. Eine Fähre liegt schon vor Anker, aber es ist nicht unsere. Schließlich fragen wir einen dänischen LKW-Fahrer ob er wisse wo die Olympic Champion anlegt. Er meint es zu wissen und wir parken hinter ihm. Ein Holländer folgt meinem Beispiel, denn er weiß so viel wie ich – nichts. Irgenwann kommt ein Fahrzeug von Anek und wir folgen ihm zu einem anderen Stellplatz. Der ist aber auch nicht der richtige, denn die Olympic Champion fährt gerade in den Hafen ein und wir folgen ihr zum Anlegeplatz. Wir sind eines der ersten Wohnmobile und müssen nun warten bis die Fähre entladen ist. Die Hitze ist unerträglich und ich muss den Motor laufen lassen, damit die Klimaanlage für etwas Abkühlung sorgen kann. Letztendlich stehen wir fast 2 Stunden mit laufendem Motor unter der sengenden Sonne Griechenlands. Es dauert über eine Stunde bis alle Fahrzeuge, hauptsächlich LKWs, die Fähre verlassen haben. Dann geht es eine Ewigkeit bis LKW um LKW in die Fähre eingefahren ist. Dazwischen ein paar Wohnmobile, natürlich die Protzkarren von Concorde und Carthago zuerst. Es ist fast halb 6 Uhr als wir endlich als eine der letzten an Bord fahren dürfen. Über eine Rampe geht es hinauf zum Open Deck.
Für das was nun kommt habe ich nur einen Satz: Camping an Bord ist Mord! Wir haben uns völlig falsche Vorstellungen vom Camping an Bord gemacht. Man dirigiert uns in den hintersten Winkel des Decks vor einen LKW. Vor uns ist Platz für maximal 4 Wohnmobile, die an den offenen „Fenstern“ stehen können, wo etwas frische Luft von außen hereindringen kann. Bei uns hinten geht nicht mal ein Hauch, geschweige denn frische Luft. Im Fahrzeug sind, trotz aller geöffneter Fenster und Dachluken, geschmeidige 36 °C. Dicht an dicht stehen die lustigen Camper. Was ein Spaß! An Schlaf ist in unserem Brutkasten nicht zu denken. Deshalb macht sich Gisela auf den Weg zur Rezeption, um nachzufragen ob noch eine Kabine frei wäre. Die Nacht würden wir hier unten nicht überstehen. Als sie zurückkommt mit der Nachricht, dass der Chef an der Rezeption sein Bestes tun möchte, um uns eine frei Kabine zu verschaffen, sind wir erleichtert. Nach einer halben Stunde gehen wir hinauf auf Deck 8 zur Rezeption. Wir bekommen tatsächlich eine Kabine und das ohne dafür bezahlen zu müssen! Das ist Service! So können wir in einer gut klimatisierten Innenkabine mit Toilette und Dusche eine erträgliche Nacht verbringen.

Jetzt muss ich aus dem Wohnmobil, denn mir läuft der Schweiß in Strömen herunter. Den Rest schreibe ich, wenn wir italienischen Boden erreicht und einen Campingplatz gefunden haben.

Warten im Fährhafen von Patras

Unsere Fähre läuft ein

Open Deck gebucht - großer Fehler!
Uns hat man in die hinterste Ecke verbannt

Den meisten anderen geht es auch nicht besser

Wenigstens war der Pool für ein paar Stunden geöffnet.  Großer Andrang!!!

Montag, 24. Juni 2019

Palouki - Arkoudi
44 km

Camping Aginara Beach
N37° 50 17.8
E21° 07 42.2


Noch einmal bringt uns der nette Albaner frisches Brot vorbei. Frühstück oberhalb des Strandes. Inzwischen können wir schon die verschiedenen Fischerboote, die in den kleinen Hafen mit ihrem Fang fahren, von weitem erkennen. Sie kehren immer zwischen 8 Uhr und 9 Uhr zurück. Dann heißt es Abschied nehmen von diesem schönen Platz am Meer.
Wir fahren etwa 30 km weiter zum letzten Campingplatz in Griechenland, zum Camping Aginara Beach. Der Platz ist groß mit vielen Bäumen, die Schatten spenden. Doch die Hitze ist inzwischen so groß und der Wind so schwach, dass man eigentlich nur noch im Schatten liegen kann. Unternehmen kann man hier sowieso nichts, außer am feinen Kiesstrand in der Sonne zu braten. So werden wir den morgigen Tag ganz in Ruhe angehen und am Abend ein letztes Mal griechisch essen gehen.

Wichtig ist jetzt genug Schatten zu finden!

Aginara Beach

„Hört nie auf zu suchen, hört nie auf zu reisen. Denn die Welt, die weite, wartet und wird nicht kleiner.“

aus: Vom Schweden der die Welt einfing und in seinem Rucksack nach Hause brachte
(Per J. Andersson)

Übrigens:

Eine meiner Leidenschaften ist das Reisen. Nicht verwunderlich, ist doch meine Großmutter in Indien geboren. Ein Teil meiner Vorfahren waren Missionare in Kerala, Indien. Als Kind war ich fasziniert von einem Buch meines Großvaters über Ur, Susa und Babylon. Ich konnte damals nicht ahnen, dass ich viele Jahre später einmal tatsächlich ehrfürchtig in Susa stehen würde. Archäologe wollte ich werden, damals.

Mein Vater liebte das Reisen genauso. Ich erinnere mich noch gut an unsere erste „große“ Radtour von Haslach nach Freiburg, zusammen mit meinem jüngeren Bruder. Wir werden wohl 7 und 8 Jahre alt gewesen sein. Vater hatte ein Rad mit Torpedo-Dreigangschaltung, wir Buben besaßen solch einen Luxus nicht. Schon die Schieberei der Räder hinauf zum Pass bei der Heidburg hinter Hofstetten war eine Schinderei. Die Talfahrt ins Elztal und nach Waldkirch ein Spaß. Natürlich sind wir auf den Turm des Münsters in Freiburg gestiegen und ich meine mich zu erinnern, dass es unter uns noch Ruinen aus dem zerbombten Freiburg gab. Zurück haben wir es allerdings nicht mehr geschafft. Kurz vor Waldkirch war für uns Buben das Abenteuer zu Ende. Wir konnten nicht mehr. Vater rief damals seinen Chef an, der irgendwann am Abend mit seinem schwarzen Mercedes ankam, uns auflud und nach Hause brachte.


Ein anderes Mal fuhren wir mit Onkel Al über die Alpen nach Ravenna und zelteten während eines üblen Gewitters am Strand. Ich erinnere mich aber noch gut an ein Orgelkonzert mit Karl Richter in San Vitale. Seitdem liebe ich die Toccata von Bach.


Zweimal nahm uns Vater auf eine Radtour mit in die Alpen. Da waren wir noch Grundschüler. Er mit seinem Luxus-Torpedo-Dreigang-Rad, schwer bepackt mit Zelt, Kochgeschirr und was man sonst noch braucht. Wir Buben mit Rädern ohne Gangschaltung, die Satteltaschen gefüllt mit unseren Schlafsäcken und Bekleidung. Eine Tour ging ins Brandner-Tal in Österreich und die andere nach Oberstdorf im Allgäu. Dieses Mal brauchten wir keinen Chef, der uns nach Hause brachte.

Nach meiner Zeit bei der Bundeswehr (1972) reiste ich mit zwei Freunden durch die USA. Unser Plan war, die Welt zu umreisen und mit Gelegenheitsarbeiten die Reisekasse aufzufrischen. In New York erstanden wir einen billigen VW-Bus, der uns quer durch die USA nach Kalifornien brachte. Die Orangenernte war bereits vorbei, unsere Planung ohne Internet und Handy unzureichend. Also knappe Reisekasse. Kurz hinter der mexikanischen Grenze gab unser Bully den Geist auf und wir setzten die Reise mit Bus und Bahn fort. An der Grenze zu Guatemala kehrte ich um, denn meine Geldmittel waren erschöpft. Eine tolle Erfahrung war es allemal.

1974 ging es wieder mit zwei Freunden auf Reisen. Dieses Mal mit meinem Freund aus Schulzeiten. Quer durch die Türkei bis in den Iran und an den Persischen Golf. Dabei war dann auch ein Abstecher zu den Ruinen von Susa.

Schon ein Jahr später waren wir wieder nach Asien unterwegs. Nepal war unser Ziel, wie bei so vielen jungen Menschen zur damaligen Zeit. Auch diese Reise verlief abenteuerlich und geblieben sind vor allem die Eindrücke der gewaltigen Buddha Statuen im Tal von Bamyan in Afghanistan. Geheult habe ich, als in den Nachrichten die Bilder gezeigt wurden wie die Taliban die Statuen sprengten.


Später Heirat, Kinder, Wohnwagen. 25 Jahre sind wir mit unserem treuen Gefährten in ganz Westeuropa unterwegs gewesen. Zum Nordkap, nach Sizilien, ans Ende der Welt in Portugal. Wir haben alle Ecken Westeuropas ausgelotet und erst als Rentner sind wir nach Rumänien an die Grenze zur Ukraine und Moldawien gefahren.
Wir haben Kenia bereist, waren mit dem Wohnmobil in Marokko und in diesem Frühjahr in Thailand, Laos und Kambodscha. Das Reisen wird uns nicht lang und es gibt noch so viel zu entdecken.

Strand von Palouki

Sonntag, 23. Juni 2019

Palouki
0 km

Camping Paradise
N37° 45 27.5
E21° 18 17.2

Die Qualität des Internets in den Teilen Griechenlands, die wir besucht haben, ist fast ausnahmslos schlecht. Ständig bricht die Verbindung zum Server ab, egal auf welchem Platz wir auch waren. Der Upload von EINEM Bild in meinem Blog dauert, wenn überhaupt, mindestens 5 Minuten. Manchmal ist ein Upload gar nicht möglich. Ständig muss man die Verbindung zum WLAN trennen und wieder neu aufbauen. Inzwischen bin ich schon etwas genervt. Oft setzt die Verbindung auch aus und geht für eine Weile gar nicht mehr. Irgendwann tut sich dann wieder etwas bei großen Schwankungen der Verbindung. Das Datennetz hier ist so schlecht wie die Straßen im Osten Albaniens!
Vielleicht habe ich auf dem letzten Campingplatz in Griechenland doch noch etwas mehr Glück. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben.

Samstag, 22. Juni 2019

Palouki
0 km

Camping Paradise
N37° 45 27.5
E21° 18 17.2

So langsam neigt sich unsere Reise nach Albanien und Griechenland dem Ende zu. Zeit ein Fazit zu ziehen.

Zu viert sind wir in Kroatien gestartet und zu zweit beenden wir die Reise. So schade es auch ist, aber die Interessensunterschiede mit Sepp & Maggy waren doch zu groß. Das zeichnete sich schon in Kroatien ab, das die beiden, nicht nur wegen des schlechten Wetters, zügig hinter sich lassen wollten. Sie kannten ja alles schon in- und auswendig und sie waren dort auch schon überall. Nach den schönen Wanderungen im Valbonatal in Albanien, wollte Sepp lieber ans Meer fahren und nicht weiter im Osten des Landes auf den angeblich ganz schlechten Straßen sein Fahrzeug ruinieren. Zudem sind die beiden leidenschaftliche Wildcamper, was wir nicht sind, da wir 25 Jahre lang mit unserem Wohnwagen auf Campingplätzen waren. Zudem hat Gisela ein Problem mit dem „wilden campen“. Wir aber wollten unbedingt den Osten Albaniens mit dem Ohridsee erfahren, aber das war unseren Begleitern auch schon alles bekannt, da sie vor 8 Jahren einmal in Albanien waren. Also fuhren wir ab da mehr oder weniger schon alleine. In Berat trafen wir dann wieder zusammen, um gemeinsam an der „albanischen Riviera“ nach Süden zu fahren. Nach Gjirokaster wollten sie aber auch nicht mehr und so fuhren wir allein dort hin. In Butrint trafen wir dann wieder aufeinander, aber da war die Stimmung schon nicht mehr so gut wie zuvor. Sie machten ihr Ding und wir unseres. Trotzdem fuhren wir gemeinsam nach Meteora, wo sie aber auch schon am nächsten Tag nach Delphi weiterfuhren. Auch dort trafen wir sie wieder, um uns gemeinsam die Ruinen anzuschauen. Vor dem Eingang kehrte dann Sepp plötzlich um und wollte keine „alten Steine“ mehr anschauen und fuhren davon. So machten wir uns alleine auf den Weg zum Kanal von Korinth, besichtigten alte Steine im antiken Korinth, Epidaurus, Thyrins, Mykene, Messene und Olympia, während sie irgendwo an einem Strand ihr Fahrzeug abstellten. Zufällig trafen wir sie noch einmal in Monemvasia am Jachthafen, aber da waren wir schon auf dem Weg, meinen alten Kollegen und Weggefährten Klaus und seine Frau Isabell in Stoupa zu treffen. Seither haben wir die beiden nicht mehr wiedergesehen und hatten nur noch Kontakt über WhatsApp. Morgen fahren sie mit der Fähre und einem adoptierten Welpen von Patras nach Ancona. Schade, dass es nicht geklappt hat, aber die Unterschiede und die Interessen waren doch zu groß.

Albanien ist ein Land, das viele Reize und tolle Landschaften hat. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Die Straßen sind entgegen anderslautender Gerüchte in meist gutem Zustand, nur ganz im Osten ab Korce reiht sich Schlagloch an Schlagloch. Dafür hat man mehr Zeit die Landschaft zwischen den Schlaglöchern in gemächlichem Schritttempo zu genießen. Das Essen ist gut und die Preise sind billig. Ich kann dieses schöne Bergland uneingeschränkt empfehlen.

Die Peloponnes überrascht mit ihrer Vielfältigkeit. So bergig hatten wir es uns nicht vorgestellt. Die Straßen sind in der Regel gut, aber schmal. Die Ortsdurchfahrten erfordern Augenmaß und Geschick, auch wenn mal ein Rückspiegel eines geparkten Autos auf der Strecke bleibt. Kulturell kann man sich an der über 3.000-jährigen Geschichte der Region nicht satt genug sehen. Toll auch die Klöster und die Landschaft der Mani mit ihren Wehrtürmen. Überall war es grün, Olivenbäume soweit das Auge blicken konnte, Blumen, Oleander, Vögel, Schildkröten, Eidechsen, Schlangen – Natur pur. Dann das herausragende griechische Essen in einer der Tavernas mit seinem feinen Olivenöl, dem einheimische Wein mit einem Ouzo oder Tzipouro hinterher (Danke Klaus & Isabell). Nicht zuletzt die Sonne von Hellas und das Meer. Hier beenden wir auch unsere Reise an einem traumhaften Platz direkt am Meer, wo wir täglich die Sonne über der Insel Zakynthos untergehen sehen.
Am Montag werden wir noch ein Stück die Küste hinauf Richtung Patras fahren, wo wir uns dann am Mittwochnachmittag einschiffen werden. Bis hierher haben wir gut 5.000 km zurückgelegt und es werden noch etwa 2.000 km dazu kommen bis wir wieder am Sonntag nächste Woche zuhause sind.

Sonnenuntergang über Zakynthos

Mittwoch, 19. Juni 2019

Palouki
0 km

Camping Paradise
N37° 45 27.5
E21° 18 17.2

Gestern hat mich der Campingplatzchef nach Amaliada zum Bankautomaten mitgenommen. Da er sowieso noch etwas dort zu erledigen hatte, war das kein Problem. Die Straßen in der Kleinstadt sind so eng, dass ich im Leben nicht mit dem Wohnmobil hätte ins Stadtzentrum vordringen können, geschweige denn eine Parkmöglichkeit gefunden hätte. Der Ort liegt etwa 6 km vom Campingplatz entfernt und als wir wieder zur Küstenstraße hinab gefahren sind, sah ich auf der linken Seite einen großen neuen Lidl mit großem Parkplatz. Genau richtig für unseren heutigen Einkauf für den Rest der Tage in Griechenland. Mit frischem Bargeld versehen, haben wir dann im Restaurant noch einmal Octopus zum Abendessen bestellt. Wieder sehr gut zubereitet und reichlich. Octopus gehört mit 10 € pro Person schon zu den teureren Gerichten auf der Speisekarte, lohnt aber auf jeden Fall die Investition.
Heute Vormittag haben wir alles am Wohnmobil abgebaut, Tisch und Stühle sowie Stromkabel und Fußmatten auf dem Platz gelassen und sind zum Lidl gefahren. Neben den typischen Lidl-Produkten die es auch bei uns gibt, findet man aber auch griechische Produkte. Hervorzuheben ist ein Ziegen-Schafskäse, der sehr schmackhaft ist. Beim Olivenöl muss man allerdings aufpassen, denn meistens handelt es sich aus einer Mischung von raffiniertem und nativen Öl unter 5 € pro Liter. Das muss nicht sein.

Übrigens:
Das häufigste griechische Wort das man ständig hört ist „malaka“. Das sagt Jung wie Alt. Bei den Jungen ist gefühlt jedes zweite Wort „malaka“. Auf dem Campingplatz in Olympia haben wir die Bedeutung erklärt bekommen. Ich hatte immer gedacht, dass es ein reines Schimpfwort sei und „Wichser“ bedeutet. Es kommt aber darauf an wie und zu wem man es sagt.
In erster Linie ist es tatsächlich ein Schimpfwort und bedeutet „Wichser“, „Idiot“, „Arschloch“. Wenn es aber Freunde und Kumpel anwenden, dann bedeutet es das gleiche wie wenn sich bei uns die Jugendlichen mit „Alter“ anreden. Bei den älteren Herrschaften bedeutet es dann so viel wie „mein Freund“ oder „Kumpel“. „Malaka“ benutzt man aber auch wenn etwas „doof“, „dumm“ oder „sinnlos ist“. Als Nichtgrieche sollte man allerdings dieses Wort nicht verwenden, da man nicht sicher sein kann, wie es der Gegenüber aufnimmt.


Montag, 17. Juni 2019

Palouki
0 km

Camping Paradise
N37° 45 27.5
E21° 18 17.2

Es ist heiß, aber vom Meer weht ein frischer Wind, der es angenehm macht vor dem Wohnmobil zu sitzen. Gestern lange in der Sonne gelegen, ich etwas zu lange. Einen leichten Sonnenbrand muss ich nun für meine Dummheit ertragen.
Gestern Abend waren wir mit dem Österreicher im Campingplatz-Restaurant. Der von Gerhard empfohlene gegrillte Octopus war hervorragend. Am Himmel hatten sich dunkle Gewitterwolken zusammengezogen und ich hatte noch alle Fenster geschlossen und die Markiese eingerollt. Kaum dass wir Platz genommen hatten, fing es auch schon an kräftig zu regnen und zu donnern. Das Schauspiel nahm aber bald wieder ein Ende, denn die Wolken zogen vom Meer ins Hinterland. Nach der kurzen Abkühlung war es dann noch recht schwül. Da Sonntag war, wurde eine größere Gruppe Griechen erwartet, so dass wir bald wieder gingen. Später am Abend sangen die neuen Gäste schöne griechische Lieder zu Instrumenten. Ein stimmungsvoller Abend, dazu ein schöner Sonnenuntergang und das Rauschen der Wellen.

Octopus

Schöner Sonnenuntergang zum Abschluss
Samstag, 15. Juni 2019

Olympia - Palouki
37 km

Camping Paradise
N37° 45 27.5
E21° 18 17.2

Von Olympia zum Campingplatz am Meer ist es nicht weit, knapp 40 km. Ein anderer Wohnmobilist hat uns vor Tagen diesen Platz empfohlen. Schon früh sind wir da und ein deutsch sprechender Albaner zeigt uns auch einen schönen Platz vorne am Meer. Die erste Reihe ist aber schon belegt, doch erfahren wir, dass einer bald wegfahren wird, ein zweiter umparken möchte und somit ein Platz ganz vorne für uns frei wird. Wir müssen nicht allzu lange warten und stehen bald ganz vorne mit Blick auf den Strand, das Meer und am Horizont die Insel Zakynthos. Besser hätten wir es nicht treffen können. 20 % Rabatt gibt es für diejenigen, die mit der Karte des Sunrise Camping Greece reisen und obendrein bekommen wir noch eine Flasche Retsina geschenkt, weil es der fünfte Platz der Gruppe ist, den wir aufsuchen. Die Sanitäreinrichtungen sind nicht gar so toll und in die Tage gekommen, die Aussicht macht das aber mehr als wett. Nebenan gibt es noch ein Restaurant, aber keinen Mini-Markt. Als Gisela frägt ob man den Platz mit Karte bezahlen kann wird dies verneint. Der Chef meint aber, dass er mich zum Geldautomaten im Nachbardorf fahren kann, wenn es nötig ist. Also werden wir doch noch ein paar Tage hier bleiben und das Meer genießen. Wer wiß, wo wir auf einem anderen Platz campieren müssten. Morgen ist das orthodoxe Pfingsten und da gibt es am Sonntag und Montag kein frisches Brot. Doch der Albaner besorgt uns noch zwei warme Brote und bringt sie uns ans Wohnmobil. Der Service und die Freundlichkeit der Leute überzeugt.
Neben uns steht ein Österreicher, mit dem wir ins Gespräch kommen und den wir später zum Abendessen einladen. Er reist alleine, seine Frau ist leider voriges Jahr verstorben. Sie sind hier schon oft gewesen und haben die halbe Welt bereist. Anfangs ist er etwas verschlossen, als wolle er nichts mit anderen Menschen zu tun haben, doch nach und nach taut er auf. Wir unterhalten uns nett, leeren die Flasche Retsina, wahrscheinlich vom Lidl, und trinken später noch von seinem wirklich kalten Rosé.

Die Sonne geht über Zakynthos unter und malt den Himmel in roten und orangen Farben an.


Traumplatz am Meer

Mal wieder ein gemalter Sonnenuntergang

Freitag, 14. Juni 2019

Olympia
0 km

Camping Alphios
N37° 38 36.6
E21° 37 11.6

Der heutige Tag ist voll und ganz dem antiken Olympia gewidmet. 776 v. Chr. fanden hier die panhellenischen Spiele zu Ehren des Zeus statt. Während der Spiele war eine dreimonatige Friedenszeit ausgerufen, die in der ganzen Zeit der Olympischen Spiele nur zweimal missachtet wurden. Jüngere Ausgrabungen zeigen aber, dass schon viel früher, in prähistorischer Zeit (4.300-1.100 v.Chr.), an diesem Ort Götter verehrt wurden. 393 n.Chr. schafft der byzantinische Kaiser Theodosius I. die olympischen Spiele ab und lässt wenig später die Denkmäler und Heiligtümer zerstören. Zwei große Erdbeben lassen 551 und 552 n. Chr. die Reste zusammenstürzen, darunter auch den Zeus-Tempel, der eines der sieben antiken Weltwunder, die Zeus-Statue des Phidias, beherbergte. Nach dem Verbot der Spiele wurde die Statue nach Konstantinopel gebracht, wo sie 475 n.Chr. einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel. Durch die Erdbeben überschwemmten die beiden Flüsse Alpheios und Kladeos die Ebene und begrub Olympia unter einer 5 m mächtigen Schlammschicht. Was der weitgereiste Pausanias noch zu berichten wusste, verschwand im Dunkel der Geschichte. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden die antiken Stätten wieder systematisch ausgegraben, u.a. unter der Leitung des Deutschen Archäologischen Instituts.
Bewaffnet mit allerlei Vorwissen und Literatur machen wir uns auf die Erkundung des Geländes. Der Rundbau des Philippeions, der an Delphi erinnert, macht den Anfang, gefolgt vom Hereion, dem Tempel der Hera. Davor steht der Hera-Altar, an dem alle 4 Jahre das olympische Feuer entzündet wird. Dahinter steht das Nymphaion, ein großes Wasserspiel, das Herodes Atticus und seine Gemahlin Regilla 160 n.Chr. stifteten. Vorbei an den Schatzhäusern der griechischen Städte kommen wir nun zum berühmten Eingang ins Stadion. Dieses Stadion ist das dritte Stadion in Olympia, da die anderen irgendwann einmal zu klein geworden waren, denn die Spiele erfreuten sich vor allem im 5. Jh. v. Chr. großer Beliebtheit. Etwa 40 – 50.000 Menschen konnten auf den Erdwällen die Wettkämpfe verfolgen. Auch Nero hat an den Spielen teilgenommen, die extra wegen ihm um 2 Jahre verlegt worden waren. Seine Villa liegt unmittelbar hinter der sogenannten Echohalle, die in der Antike ein siebenfaches Echo wiedergab. Von Neros bescheidenem Domizil, umgeben von Thermen, gelangen wir zum Leonidaion. Eine 6-Sterne-Herberge der damaligen Schönen und Reichen und ganz schön Reichen. In unmittelbarer Nähe befinden sich auch die dazugehörigen Thermen. Schon damals wusste man in aller Bescheidenheit zu leben. Neben dem bescheidenen Hotel liegt die Werkstatt des Phidias, dem Schöpfer der Zeus-Statue. Später wurde auf den Grundmauern seiner Werkstatt eine Basilika errichtet. Gegenüber des Superhotels der Antike erheben sich die gewaltigen Reste des Zeus-Tempels im Altis, dem heiligen Bezirk. Die Bauarbeiten begannen 470 v. Chr. und waren 456 v. Chr. abgeschlossen. Die Säulen waren über 10 m hoch und ihr unterster Durchmesser betrug über 2 m. Insgesamt war der Tempel mit Giebel über 20 m hoch. Die Friese des Ost- und Westgiebels befinden sich heute im Neuen Museum, das wir später besichtigen. Die 2004 aufgerichtete Säule lässt die gewaltigen Ausmaße des Tempels erahnen. Zum Ausgang zurück geht es vorbei an der Palästra, wo sich die Sportler in Ring- und Faustkampf übten, und dem Gymnasion. Inzwischen ist es Mittag und nach fast 3 Stunden auf dem Gelände suchen wir nun etwas Kühle im Neuen Museum. Dort sind viele Exponate ausgestellt, die von der prähistorischen Zeit bis zum Ende Olympias reichen. Viele Exponate sind noch in einem sehr guten Zustand und die Statue der Nike von Paionios und die des Hermes von Praxiteles, sowie die Friese des Zeus-Tempels sind absolute Highlights. Selbst Gegenstände aus der Werkstatt des Phidias sind noch erhalten.
Nach so viel Geschichte und tollen Kunstwerken brauchen wir Erholung und Erfrischung unter einem großen Schatten spendenden Baum in der kleinen Ortschaft. Die nette Bedienung ruft uns später ein Taxi, das uns wieder zum Campingplatz hinauf fährt. Die 5 Euro haben sich absolut gelohnt, denn der Weg zurück wäre in der Hitze überaus anstrengend gewesen. Nach unserer Ankunft springe ich sogleich in den Pool und kühle erst einmal ab. Am frühen Abend gibt es dann das versprochene Stifado, das extra für uns angefertigt wurde. Köstlicher Abschluss eines Tages mit Ausflug in die Antike Griechenlands.

Foto-Upload nicht möglich. Lahmes Internet!
Philippeion
Stadion
Gisela bestaunt eine Säule am Zeus-Tempel
Ältere Dame beim Betrachten des Hermes von Praxitiles
Nach so viel Kultur haben wir uns das redlich verdient

Donnerstag, 13. Juni 2019

Tholo Beach - Olympia
114 km

Camping Alphios
N37° 38 36.6
E21° 37 11.6

Unser Weg führt uns direkt vom Meer ins Oros Minthi-Gebirge hinauf. Wunderschöne und kurvenreiche Bergfahrt mit den üblichen engen Ortsdurchfahrten. Die Berhänge stehen voller Olivenbäume und zahlreiche Schmetterlinge fliegen um die vielen blühenden Oleanderbüsche am Straßenrand. Das Hinterland der Peloponnes zeigt sich von seiner schönsten Seite. Es ist wenig Verkehr und die Straßen sind in einem guten Zustand. Obwohl die Luftlinienentfernung vom Meer her nicht besonders weit ist, brauchen wir doch fast 2 Stunden bis wir die zeltähnliche Überdachung des Apollon-Tempels zu Gesicht bekommen. Wir sind im Lykaeon-Massiv angekommen, wo sich fast auf dem höchsten Punkt, der wohl am besten erhaltene Tempel der Peloponnes erhebt. Der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Tempel wird vor dem weiteren Verfall von einer riesigen Zeltkonstruktion vor der Verwitterung geschützt.
Der Tempel wurde 420 v.Chr. errichtet und war Apollon Epikourios, einem Heilgott; gewidmet. Er wird dem Architekten Iktinos zugeschrieben, der auch den Parthenon in Athen erbaute. Der Tempel mit seinen 6 m hohen 15 Säulen an der Längsseite und 6 Säulen an der Front ist bis auf das Dach noch komplett erhalten. Selbst die Innenräume, die bei den meisten anderen Tempeln fehlen, sind noch da. Schändlicherweise wurde der Tempel 1811/12 von deutschen und englischen Altertumsforschern seines gut erhaltenen Frieses beraubt und in London für 19.000 englische Pfund an das British Museum verhökert. Heute wird der Tempel aufwändig restauriert und vor dem Verfall gerettet. Dazu werden die Säulen einzeln abgebaut und um einen Meter versetzt, weil die Säulenfundamente zu verfallen drohen. Dann wird ein neues Fundament gegossen und die Säulen wieder aufgestellt. Eine zeitraubende Arbeit, bis der Tempel wieder sicher auf seinen „Beinen“ steht.
Bevor wir weiterfahren bestaunen wir noch eine ziemlich große Schildkröte die auf dem Parkplatz umhermarschiert. Ich nehme das schwere Tier hoch und trage es auf die andere Straßenseite ins Gras damit es nicht überfahren wird. Kurz vor Andritsena liegen einige große Felsbrocken mitten auf der Straße. Dummerweise unterschätze ich die Größe eines Brockens und fahre drüber hinweg. Es tut unter dem Fahrzeug einen fürchterlichen Schlag, der meinen Atem stocken lässt. Hoffentlich ist jetzt nichts kaputt gegangen. An der nächsten Parkbucht halte ich an und krieche unter das Fahrzeug. Ich kann nichts entdecken und vermute, dass der Brocken an die Hinterachse, die niedriger ist als die Vorderachse, zerbröselt ist. Danach geht es mit etwas mulmigem Gefühl im Magen weiter und unser Wohnmobil verhält sich ganz normal. Nichts scheint beschädigt worden zu sein. Am frühen Mittag erreichen wir Olympia und finden einen Schattenplatz auf dem Camping Alphios. Da wir gestern schon in der Mittagshitze Messene angeschaut hatten, verzichten wir heute lieber aufs Schwitzen. Ich lege mich noch einmal unter unser Fahrzeug und sehe nach, ob etwas beschädigt ist. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Morgen wollen wir früh los, um uns Olympia anzuschauen. Um 8 Uhr wird geöffnet und wir wollen gegen 9 Uhr dort sein. Es sind nur etwa 20 Minuten zu Fuß dorthin.
Für den Abend hat uns die sehr mütterliche ältere Campingplatzchefin, eigentlich betreibt ihre zweite Tochter den Platz, ein Stifado versprochen, das sie extra für uns zubereiten lassen will. Bin mal gespannt!

Zeltkonstruktion über dem Apollon-Tempel
Apollon-Tempel
Breitrandschildkröte (Testudo marginata): Sie kommt nur in Griechenland vor und ist die größte Landschildkröte

Der Sage nach verwandelte sich Apollo in eine Schildkröte, als er der Nymphe Dryope nachstellte. Die Schildkröten Arkadiens waren Pan geweiht und somit im alten Griechenland unantastbar.

Mittwoch, 12. Juni 2019

Gialova – Tholo Beach
161 km

Camping Tholo
N37° 24 41.8
E21° 40 06.4

Nach 8 Tagen an der schönen Navarino Bucht ist heute mal wieder Stein gucken angesagt. Unser erstes Ziel, der Palast des Nestor, ist nicht allzu weit entfernt. Wieder einmal liegt der Palast auf der Höhe mit tollem Blick hinunter zur Navarino Bucht. Der Palast stammt aus mykenischer Zeit, also aus dem 13. Jh. v.Chr. Nestor war der weise Ratgeber von Agamemnon und Achilles auf ihrem Zug gen Troja. Mit 90 Schiffen, die in der Bucht von Pylos lagen, machte er sich mit seinen Gefährden über das Meer. Nach 10 Jahren kehrte er in seinen Palast zurück, wo er der Legende nach Telemach, der Sohn des Odyseus, beherbergt hat. Weil Nestor nichts über den Verbleib seines Vaters wusste, zog Telemach weiter nach Sparta zu König Menelaos.
Der ausgegrabene Palast, überdacht von einer neuen Stahlkonstruktion, ist in seinen Grundrissen und Grundmauern noch so gut erhalten, dass man sich gut ein Bild seines ehemaligen Aussehens machen kann. Ein Modell mit der Rekonstruktion des Palastes und seiner Nebengebäude, könnte durchaus der moderne Entwurf einer neuzeitlichen Villa sein. Erhalten ist selbst noch nach 3.000 Jahren die geschmückte Badewanne in den Privatgemächern des Königs. Zahllose Amphoren, Oliven- und Weinkrüge wurden ausgegraben, sowie tausende von Trinkbechern. Das spannendste aber waren die vielen Tontafel mit der Linear B-Schrift, die im Archiv des Palastes gefunden wurden. Gut erhalten deshalb, weil um 1.200 v.Chr. die Dorer den Palast niederbrannten und somit die Tontafeln „gebrannt“ und der Nachwelt erhalten blieben.

Weiter geht es zum nächsten archäologischen Highlight, Messene. Die Straße zum Dorf Mavromati, zu dessen Füßen Messene liegt, führt mitten durch das beeindruckende Arkadische Tor. Links und rechts des Tores sieht man noch Türme und gut erhaltene Reste der 9 km langen Stadtmauer. Die Stadt wurde 369 v.Chr. gegründet und war ein Rivale Spartas. Sie gehörte später auch dem Achäischen Bund an. Im Jahre 395 n.Chr. wurde Messene von den Goten zerstört. Das was von der Stadt noch übrig geblieben ist, zählt für mich mit zu den am besten erhaltenen Ruinen, die wir bisher gesehen haben. Besonders beeindruckend sind das Theater und das Stadion. Doch genauso lässt einen die Agora mit den vielen Säulenarkaden und einer Quelle, die bis heute kräftig Wasser spendet, staunen. Zudem gibt es noch zahlreiche Fußbodenmosaike, die noch gut erhalten sind. Das zentrale Gebäude von Messene ist das Asklepieion. Selbst die antike Spendenbox am Heiligtum ist noch zu sehen, gefüllt mit neuzeitlichen Münzen. Das herausragendste Bauwerk allerdings ist das Stadion. Es ist nicht nur eines der größten Stadien des antiken Griechenlands, sondern auch eines der am besten erhaltenen. Gleich nebenan das Gymnasion und der Platz für die Ringkämpfe. Lustig auch eine ganz Sitzreihe „modernster“ Wassertoiletten. Unter den Sitzen floss nämlich ein Wasserkanal hindurch. Am Ende des Stadions steht ein gut restaurierter dorischer Tempel. Er ist das Mausoleum der einflussreichen Familie Saithidae, das vom 1. bis 3. Jh. n.Chr. als Begräbnisstätte diente.

Die gut zweistündige Besichtigungstour findet unter sengender Sonne statt. Unbarmherzig brennt die Sonne hernieder und es gibt kaum schattenspendende Bäume. Am Eingang zum Stadion gibt es zum Glück einen Trinkwasserhahn wo ich meinen Kopf zur Kühlung darunter halten kann. Dort treffen wir auch auf drei Radfahrer aus Bayern, die wir schon bei der Herfahrt den Berg hinaufquälen sahen. Für die Anstrengung in der Mittagshitze machen sie noch einen recht frischen Eindruck.

Wir fahren wieder ans Meer hinunter zur Tholo Beach. Der Campingplatz ist einfach und erfüllt seinen Zweck. Zum leeren Sandstrand sind es 200 m. Grund genug, um morgen weiter nach Olympia zu fahren.

Rekonstruktion des Palastes

Thronsaal

Badewanne
Dachkonstruktion über der Ausgrabung

Messene, Theater

Messene, Fußbodenmosaik
Messene, Stadion

Mausoleum der Saithidae-Familie

Tholo Beach

Dienstag, 11. Juni 2019

Gialova
0 km

Camping Erodios
N36° 57 10.1
E21° 41 45.3

In den letzten Tagen hatten wir nette Nachbarn. Ein älteres Ehepaar mit VW-Bus aus Brno (Brünn) in Tschechien, ein junges Paar aus Frankreich in einem selbst umgebauten großen VW-Transporter und ein junges Paar aus Wil in der Schweiz mit einem kleinen munteren Bürschlein, etwa 6 Monate alt.
Vorgestern hatte unser französischer Nachbar, ein junger Mann Anfang 30 Probleme mit seiner Wasserpumpe. Ich sah, dass er sich redlich abmühte seine Pumpe wieder in Gang zu bringen. Ich fragte ihn schließlich, ob ich ihm helfen könne, sah aber dass seine Pumpe zu kompliziert war. Da erinnerte ich mich, dass der Tscheche gesagt hatte, dass er Techniker sei. Also habe ich ihn um Hilfe gebeten und zu Dritt machten wir uns über die Pumpe her, die der Franzose inzwischen zerlegt hatte. Mit seiner Stirnlampe, Voltmeter und anderem Werkzeug ging nun der Tscheche ans Werk. Prüfte hier und da, bewegte ein Teil in diese und das andere in jene Richtung. Er maß mit dem Voltmeter ob Strom da sei und siehe da, da war keiner. Rätselraten – vielleicht war ja irgendwo eine Sicherung durchgebrannt. Diesen Fehler konnte man aber ausschließen, denn die zugehörige Batterie hatte die nötige Spannung. Nach Bewegen der in 4 Einzelteile zerlegten Pumpe, begann diese plötzlich zu schnurren. Sie war also nicht hinüber, sondern ein kleines Teil, das zur Pumpe gehörte, hatte einen eingebauten Schalter, der nur im waagerechten Zustand Kontakt und somit Strom gab. Also wurde die Pumpe fachmännisch wieder zusammengebaut, und angeschlossen. Siehe da, das Wasser floss nun munter aus dem Wasserhahn. Alle strahlten über die gelungene Reparatur und wir beglückwünschten uns gegenseitig. Umso mehr waren wir froh, da der Franzose mit seiner Freundin vorhatte, mit dem Fahrzeug bis nach Vietnam zu fahren! Am Abend hatte ich mich dann noch mit den beiden unterhalten und es war schön, Erfahrungen über fremde Länder austauschen zu können. Auf jeden Fall haben die beiden Mut, diese nicht ganz ungefährliche Reise anzutreten. Am Mittag war der Tscheche und seine Frau weitergefahren, nicht ohne mir eine Büchse Pilsener Urquell dagelassen zu haben. Gestern Abend kam dann das Schweizer Ehepaar herüber, nachdem der Kleine eingeschlafen war. Bei einem Bier haben wir uns nett unterhalten und der Abend wurde nicht kurz.
Heute Morgen sind die beiden Franzosen aufgebrochen, um ihre Reise zunächst in die Türkei und dann in den Iran fortzusetzen. Ich wünschte ihnen alles Glück auf ihrer Reise und beide waren sichtlich gerührt. Ich hoffe, sie finden nur nette Leute auf ihrer Fahrt ins Abenteuer.

Unser "Stammplatz" am Strand
Schattenplatz

Montag, 10. Juni 2019

Gialova
0 km

Camping Erodios
N36° 57 10.1
E21° 41 45.3

Szenen auf einem Campingplatz

Zwei rundliche Damen und ihre Ehemänner besichtigen freie Plätze auf dem Campingplatz. Erstes und wichtigstes Argument für das Platzkriterium ist - und somit auch das einzige - ob man auch einen anständigen Fernsehempfang hat. Deshalb kommen auch Plätze wie der unsere nicht in Frage, da über unseren Häuptern ein Schattendach gespannt ist. Da würde es mit der „Schüssel“ wohl zu eng werden. Also entscheidet man, bzw. Frau sich auf einem offenen Platz ohne Schatten zu parkieren. Nach einer Weile rollt der Wagen an, ein großes Frankia-Wohnmobil. Bezeichnenderweise sitzt Fritz am Steuer. Er bekommt seine Anweisungen von einer der zwei kugeligen Damen. „Fritz, nun schlag doch mal ein.“ „Nicht so viel, da steht ein Baum!“ „Fritz, fahr doch endlich weiter.“ „Pass auf, da ist ein Ast.“ So geht es, bis das Fahrzeug endlich seinen gewünschten Parkplatz hat. Jetzt kommt sein Kollege angerollt, der ebenfalls fachmännisch, eher doch fachfrauisch, eingewiesen wird. Es folgt ein kleines Ballett mit dem Fahrzeug, das hin- und herrangiert. Das kleinere Wohnmobil soll hinter dem großen von Fritz in Stellung gehen. „Fahr nicht so dicht ran, sonst kriegt der Fritz seine Klappe nicht mehr auf!“ Also rangiert der namenlose Fahrer so lange, bis er so dicht an Fritzens Klappe steht und er selbige noch aufbekommt. Inzwischen surren die „Schüsseln“ und suchen den perfekten Fernsehempfang. Dann ist ja alles in Ordnung und „Mutti“ kann ihre Lieblingssendung anschauen.

Mit der Weiterfahrt am Dienstag wird es nichts werden, denn Gisela hat eine große entzündete Blase von unserer Sandalenwanderung zur Ochsenbauchbucht. Jetzt passt kein Schuh mehr, ohne die Wunde zu plagen. So macht es auch keinen Sinn Nestors Palast und Messene zu besichtigen, wenn sie nicht gehen kann. Also weiter Soventol drauf und abwarten bis das Geläuf wieder gehfähig ist.


Samstag, 08. Juni 2019

Gialova
0 km

Camping Erodios
N36° 57 10.1
E21° 41 45.3

Heute ist ein richtiger Sommertag. Blauer Himmel und die Sonne brennt vom Himmel. Das Meer in der Bucht ist warm, aber schwimmen geht schlecht, da das Wasser in Ufernähe ziemlich seicht ist. Nachmittags geht immer eine kleine Brise, sehr zur Freude der Windsurfer. Wir liegen am Strand im Schatten auf Liegen des Campingplatzes und genießen die Aussicht auf die Bucht von Navarino. Hier kann man es echt aushalten. Das einzige was stört, sind die täglichen Flugübungen der Propellermaschinen vom Militärflughafen Kalamata. Keine Ahnung was die da üben, auf jeden Fall hört es sich an wie die Luftschlacht um England.
Wir gehen am Strand entlang ins nahe Dorf Gialova. Auf halber Strecke müssen wir einen kleinen Flusslauf durchqueren, der hier in die Bucht mündet. Mir geht das Wasser kaum bis an die Knie und so ist die Durchquerung keine große Sache. Im Dorf kaufen wir die Süddeutsche Zeitung zur geistigen Erbauung. Selbst an diesem abgelegenen Ort ist die Zeitung tagesaktuell.
Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück, mit Flussdurchquerung, und genießen ein griechisches Abendessen. Stifado (geschmortes Rindfleisch mit viel Zwiebeln, Zimt und Tomaten) und Lammkoteletts. Nach einem halben Liter Rotwein und dem unverzichtbaren Ouzo geht es sich leichter auf den Heimweg. Wegen der tollen Aussicht auf die Bucht, könnten wir hier noch länger bleiben. Aber ich denke, dass wir am Dienstag weiterfahren.

Gisela beim Durchqueren eines kleinen Flusslaufes, der hier in die Bucht mündet.

Donnerstag, 06. Juni 2019

Gialova
0 km

Camping Erodios
N36° 57 10.1
E21° 41 45.3

Nach einem Tag Nichtstun machen wir heute eine kleine Wanderung zum Ende der Bucht und an die Gialova Lagune. Im Internet habe ich gesehen, dass es da Flamingos gibt. Natürlich gehen wir in der größten Mittagshitze um halb zwölf los. Es geht ein kühler Wind und den Kopf schützen wir mit einer entsprechenden Kopfbedeckung. Wir kommen an einer Beobachtungsstation an der Lagune vorbei. Von Flamingos keine Spur, wahrscheinlich ist es nicht die richtige Jahreszeit. Außer einem kleinen Vogel sehen wir sonst kein Getier. Also verfolgen wir die Asphaltstraße bis zu einem kleinen Parkplatz, wo sie in eine Schotterstraße mündet. Das Gebiet der Lagune ist seit 2000 ein Naturschutzgebiet und das griechische Umweltministerium verbietet jegliches Campen in der Nähe der Lagune und auch an der beliebten „Ochsenbauchbucht“ Voidokilia ist das Übernachten nicht erlaubt, was aber einige Camper nicht sonderlich stört. Wo niemand kontrolliert, gilt auch kein griechisches Gesetz. In Deutschland wäre das anders.
Nach etwa 3,5 km erreichen wir das Ende der Piste und steigen Richtung Navarino-Burg hinauf. Warnschilder sagen aber, dass die Burganlage wegen Gefahr an Leib und Leben geschlossen sei. So haben wir wenigstens einen schönen Ausblick auf das Ionische Meer und die Bucht von Navarino, wo direkt unter uns die Super-Luxus-Jacht High Power III ankert. Da wir noch gut zu Fuß sind, beschließen wir kurzentschlossen zur Voidokiliabucht weiter zu gehen. Auf dem Weg zum Wanderweg entdecke ich noch auf einer Distel eine riesige weibliche Dolchwespe. Keine paar Meter weiter huscht eine fette rostbraune Schlange über den Weg. Zu schnell um sie mit dem Fotoapparat zu erwischen. Später finde ich heraus, dass es sich um eine Balkan-Zornnatter handelte. Sie steht auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten.


Übrigens:
Seit wir in Griechenland sind, haben wir schon mindestens 10 Schlangen über die Straße huschen sehen. Eine davon in typischer Vipern-Bewegung, geradeaus und ohne schlängeln. Die war eine der 5 giftigen Schlangenarten in Griechenland. Die anderen sind harmlos. Dutzende tote Schlangen sieht man am Straßenrand, denn die Tiere nutzen den warmen Asphalt um sich aufzuwärmen.


Bald erreichen wir die „Ochsenbauchbucht“, an der sich schon einige Badegäste eingefunden haben. Ich steige die Sanddüne Richtung Burg und der Nestorhöhle hinauf um Fotos zu machen. Die Höhle erspare ich mir, zu groß ist nun die Mittagshitze. Nach einigen schönen Fotos mache ich mich wieder an den Abstieg und zusammen gehen wir den Weg, den wir gekommen sind, wieder zurück. Zurück geht es bekanntlich schneller, aber die lange Asphaltstraße bis zum Campingplatz wollte dann doch kein schnelles Ende finden. Kurz nach 3 Uhr sind wir wieder zurück und genießen eine erfrischende Dusche, bevor wir uns ans Mittagessen machen.

Super-Luxus-Jacht "High Power III"
Venezianische Festung Navarino

Dolchwespe

Ochsenbauchbucht - Voidokilia
Nacht über der Bucht von Pylos (Navarino)

Dienstag, 04. Juni 2019

Koroni - Gialova
55 km

Camping Erodios
N36° 57 10.1
E21° 41 45.3

Seit Delphi sind wir alleine unterwegs. Sepp & Maggy wollten lieber gleich ans Meer, anstatt die Steine von Delphi, Korinth, Epidauros, Tyrins, Mykene, etc. anzuschauen. Zudem sind sie passionierte Wildcamper und wollen frei an irgendeiner Bucht stehen. Gisela kann so etwas nur im äußersten Notfall tun (siehe Monemvasia), wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Schade, dass unsere gemeinsam begonnene Reise nicht gemeinsam beendet werden kann. Aber wenn es nicht passt, muss jeder sehen wie er sein Glück findet und so wie jetzt alleine weiterziehen. Ab und zu schickt Maggy Nachricht und Bilder wo sie gerade sind und ich mache das auch. So bleiben wir in Kontakt. Im Moment sind sie irgendwo nördlich von uns, der Küste entlang nach Patras.
Wir überqueren heute die Messenische Halbinsel nach Methoni. Die bergige Straße dorthin ist zwar nicht besonders breit, aber gut zu befahren. Die Zufahrt nach Methoni ist etwas unglücklich ausgeschildert, so dass wir wieder einmal eine enge Ortsdurchfahrt meistern müssen. Wir kommen aber trotzdem geradewegs an einem großen Parkplatz am Ort an. Da stehen auch schon zwei große französische Wohnmobile, die garantiert nicht den Weg genommen hatten wie ich. Ich erkundige mich wie sie hier auf den Platz gekommen sind und werde den für die Ausfahrt aus dem Ort nehmen. Jetzt packe ich mein ganzes Foto- und Filmequipment zusammen und wir gehen hinüber zur Festung. Dort müssen wir leider feststellen, dass dienstags geschlossen ist. Die venezianische Festung ist aber auch schon von außen ein beeindruckendes Bauwerk. Im 12. Jahrhundert erbaut blieb es bis 1500 in der Hand Venedigs. Dann wurde die Festung von 100.000 Türken belagert und die 7.000 Verteidiger gaben nach wochenlanger Belagerung erschöpft auf. Danach hielten die Türken 300 Jahre lang die Festung bis sie 1828, nach der Schlacht von Navarino (Pylos), in die Hände der Franzosen fiel.

Übrigens:
Mit geschichtlichem Kulturgut geht man hier manchmal ziemlich rüde um. So stecken kopfüber im Schutzwall des kleinen Fischereihafens, der aus großen rohen Steinbrocken besteht, sieben antike Eisenkanonen, die unerbittlich vor sich hinrosten.


Der Rückweg aus dem kleinen Städtchen ist fast so beengt wie die Gasse durch die wir hereingekommen sind. Wieder einmal haben wir Glück und es kommt uns nichts Größeres entgegen. Dann ist es nicht mehr weit bis nach Pylos, dem ehemaligen Navarino. Hier fand 1827 die berühmte Seeschlacht von Navarino statt, in der ein Bündnis aus Griechen, Engländern, Franzosen und Russen die gesamte osmanische und ägyptische Flotte (Ägypten gehörte damals zum Osmanischen Reich) versenkte, die dort vor Anker lag. Dies läutete auch gleichzeitig die Unabhängigkeit Griechenlands vom Osmanischen Reich ein. 22 alliierte Schiffe (Engländer, Franzosen und Russen) versenkten 78 osmanisch-ägyptische Schiffe. Während die Alliierten 182 Tote zu beklagen hatten, schätzt man die Opfer auf der Gegenseite auf etwa 4.000. Dies war auch die letzte Seeschlacht, die nur mit Segelschiffen geführt wurde.
Der nördlichen Ortsdurchfahrt von Pylos traue ich nicht, weil sie sehr eng erscheint und fahre deshalb in den Ort hinunter. Nur vom Regen in die Traufe zu kommen, denn unten am Hafen geht es mindestens genauso eng her. Wieder einmal ist Millimeterarbeit gefragt und ohne Gegenverkehr kann ich wieder die Serpentinenstraße hinauf und aus Pylos hinausfahren. Am nördlichen Ende der Bucht finden wir einen Campingplatz, wo wir die nächsten Tage bleiben wollen.

Venezianische Festung von Methoni

Kanone als Wellenbrecher


Campingplatzstrand an der Bucht von Pylos (Navarino)

Montag, 03. Juni 2019

Koroni
0 km

Camping Koroni
N36° 47 57.6
E21° 57 00.8

Heute faulenzen wir ziemlich lange herum, bis wir am Nachmittag am Strand entlang in den Ort gehen. Zuvor unterhalten wir uns noch lange mit einem holländischen Ehepaar neben uns. Beide sind auch Lehrer und er war wie ich Konrektor an einer Schule.
Im Gegensatz zum gestrigen Tag, sind in Koroni fast keine Menschen auf den Straßen und die meisten Restaurants am Hafen sind leer. Durch die beschaulichen Gassen mit den weiß getünchten Häusern steigen wir zur Kirche Agios Nikolaos hinauf, die aber verschlossen ist. So geht es halt wieder hinunter zum Hafen, wo wir in einer Patisserie Kuchen zum Kaffee mitnehmen.
Morgen geht es weiter Richtung Pylos, bevor die NKC-Reisegruppe über den Platz hereinbricht.






Sonntag, 02. Juni 2019

Koroni
0 km

Camping Koroni
N36° 47 57.6
E21° 57 00.8

Überraschung am Morgen. Irgendwann hat man von der Campingplatzverwaltung Zettelchen an die Platznummer geklebt, dass fast alle Plätze ab 4. Juni reserviert seien. Es handelt sich dabei wohl um eine geführte holländische Tour. Bei unserer Ankunft hat man uns davon allerdings nichts gesagt. Das ist nicht gerade die feine englische Art und das wird auch negativ in meine Bewertungen bei Tripadvisor & Co. einfließen.
Nach spätem Frühstück gehen wir ins kleine Städtchen Koroni hinunter. Am Strand entlang ist es nicht weit. Über der Kleinstadt thront majestätisch die venezianisch-türkische Zitadelle. Sie gehört zu den größten dieser Art in Griechenland. In der Hafenstraße ist gerade Markt und jeder möchte seine Waren an die Kunden verkaufen. Da wird auch schon mal lauthals die Ware angepriesen. Es gibt Kleidung, Korbflechtereien und natürlich Obst und Gemüse. Es ist Sonntagmorgen und es geht hier lebhaft zu. Ein Restaurant reiht sich an das andere und vorne an der Kaimauer sind schon viele Plätze, nicht nur von Touristen, besetzt. Anscheinend nutzen viele die Gelegenheit, ihr Frühstück hier einzunehmen. Die weißgetünchten Häuser ziehen sich steil den Berg hinauf und schmale Gassen und Treppen verbinden die einzelnen „Stockwerke“. Überall sieht man Blumenschmuck an den Häusern, die nicht gerade von großem Reichtum zeugen. Koroni ist ja auch eigentlich ein Fischerdorf, aber davon kann heute niemand mehr so recht leben. Das Mittelmeer ist zu großen Teilen leergefischt.
Wir steigen zur Zitadelle hinauf und erfreuen uns zunächst an der schönen Aussicht am Haupttor, einem venezianischen Turm aus dem 13. Jahrhundert. Der Blick schweift über das Hafengebiet hinüber Richtung Kalamata und zur Mani auf der anderen Seite des Messenischen Golfs. Es geht ein frischer Wind und das aufgewühlte Meer leuchtet in tiefem Blau und an den seichteren Stellen smaragdgrün. Darüber ein wolkenloser Himmel, von dem die Sonne herunter brennt. Von der Zitadelle an sich ist außer der Befestigungsmauer nicht mehr viel erhalten. Viele der behauenen Steine wurden für den Hausbau in Koroni fleißig genutzt. Seit 1205, als die Franken den Hügel eroberten, gaben sich in den folgenden Jahrhunderten Venezianer, Türken, Genuesen, Spanier, Russen und zuletzt Anfang des 19. Jahrhunderts Franzosen die Steine in die Hand. Innerhalb der Festungsmauern gibt es ein 1918 gegründetes Nonnenkloster, einen Friedhof und eine Hand voll bewohnter Häuser. Olivenbäume dominieren das Gelände. Wir können das Klosterinnere mit seinem liebevoll gepflegten Garten besichtigen und auf den einzigen, noch halbwegs erhaltenen, Turm hinaufklettern, von wo man einen grandiosen Rundumblick hat. Auf der einen Seite drängt das Städtchen an den Hang, auf der anderen Seite sieht man einen 1,5 km langen fast menschenleeren Sandstrand. Der weit gereiste Fürst von Pückler-Muskau beschreibt in seinem Tagebuch vom 27. Juni 1837, dass die Festung schon damals „völlig demontiert“ gewesen sei und der Kommandant lediglich über 15 Mann befehligte. Von den „Festungswerken, auf denen noch überall der geflügelte Löwe prangt, und zwischen welchen sich auch noch ein paar türkische Minaretts erhalten haben“ ist ganz und gar nichts mehr zu sehen. Nur unterhalb der Festung, am Eingang zu einer Parkanlage mit der Kirche Eleistria, findet man bei genauerem Hinsehen noch einen stark verwitterten Stein mit dem venezianischen Löwen. Durch das Gassengewirr gehen wir wieder hinunter zum Hafen, wo wir uns ein feines Früchteeis im Café Versus gönnen, bevor wir den Heimweg antreten.

Dieses Zettelchen hing heute Morgen an unserer Platznummer - NKC (Nederlandse Kampeerauto Club) 
Koroni

Markt am Hafen

Malerische Gässchen
Blick von der Zitadelle

Nonnenkloster auf der Zitadelle

1,5 km langer Sandstrand von Koroni

Altstadtatmosphäre

Befestigungsanlage der Zitadelle

Samstag, 01. Juni 2019

Kalogria – Koroni
95 km

Camping Koroni
N36° 47 57.6
E21° 57 00.8

Obwohl die Fahrstrecke keine 100 km beträgt brauchen wir doch recht viel Zeit bis Koroni auf der messenischen Halbinsel, dem letzten Finger unserer Peloponnesrundreise. Die Straßen sind meistens recht eng und ich muss bei Gegenverkehr sehr aufpassen, dass meine Rückspiegel an Ort und Stelle bleiben. Wir passieren das malerische Kardamili und steigen in die Berge hinauf. Auf den über 2000 m hohen Gipfeln des Taygetos-Gebirges liegen noch immer Schneereste. Bald erblicken wir die Bucht von Kalamata wo einige Schiffe auf Reede liegen. Kalamata ist nach Patras die zweitgrößte Stadt auf der Peloponnes und hat sich nach dem schweren Erdbeben von 1986 wieder erholt. Ohne Probleme können wir entlang der Uferpromenade und dann durchs Stadtzentrum fahren. Das Garmin kennt den Weg zum Lidl am Stadtrand. Dort tätigen wir für die nächsten Tage und Wochen einige Einkäufe, u.a. war der Biervorrat aus Montenegro (!) bedenklich zur Neige gegangen. Entlang der schönen Küste am Messenischen Golf geht es wieder in den Süden. Koroni ist unser Ziel. Die Straße ist nicht wesentlich breiter geworden, aber es sind gerade Bauarbeiten im Gange, die Straße vierspurig in den Süden auszubauen. Bekannt geworden ist Koroni erstens durch die große Festung aus den Anfängen des 13. Jahrhunderts und zweitens durch den 1,5 km langen Sandstrand. Unser Campingplatz verfügt über genügend Schatten und einen schönen Pool, von dem man einen Blick zum Hafen und auf das Städtchen werfen kann. Doch heute steht uns nicht der Sinn nach einer Wanderung und so bleiben wir oberhalb der Stadt auf dem Platz. Morgen erkunden wir dann den Ort mit seiner Festung.

Stellplatz unter Eukalyptusbäumen

Pool, Minimarkt und Taverna
Blick auf Koroni

Freitag, 31. Mai 2019

Kalogria – Kap Tenaro - Kalogria
176 km

Camping Kalogria
N36° 50 58.2
E22° 15 31.6

Gegen 9 Uhr fahren wir los zum Kap Tenaro, dem zweitsüdlichsten Punkt Festlandeuropas nach Gibraltar. Es ist kaum Verkehr in südliche Richtung und wir können in Ruhe die zahlreichen Dörfer der Mani bewundern. Fast alle Häuser sind turmartig gebaut und auch bei den Neubauten hält man sich zum Glück an diesen Baustil. So entstehen neben Privathäusern auch einige Hotels im typischen Mani-Stil. Die Straße windet sich in vielen Kurven entlang der Küste und bietet viele herrliche Ausblicke auf die Steilküste und das Meer. Schon am frühen Mittag erreichen wir den Endpunkt der Straße am Todesorakel des Poseidon. Hier stand in der Antike ein Tempel und war der Legende nach einer der Eingänge zum Hades. Jetzt geht es nur noch zu Fuß weiter. etwa 4 km ist der Leuchtturm am Ende Europas entfernt. Wir passieren noch ein sehr gut erhaltenes antikes Mosaik, das ungeschützt unter freiem Himmel liegt. Man kann noch deutlich die Umrisse eines Tempels erkennen und auch die behauenen Steine in der Umgebung lassen erahnen, dass hier vor Urzeiten mehrere Gebäude standen. Schön, aber sehr steinig und holprig, ist der Weg zum Leuchtturm. Dafür entschädigen die Vegetation und die Ausblicke aufs Meer. Die Sonne brennt vom Mittagshimmel, aber es geht eine frische Brise. Nach etwa einer dreiviertel Stunde Fußmarsch erreichen wir den Leuchtturm. Zahlreiche Schiffe fahren am Kap vorbei, vermutlich auf dem Weg nach Piräus, dem Hafen bei Athen. Nach einer Erholungspause machen wir uns auf den Rückweg. Wir wollen noch die Tropfsteinhöhle von Pirgos Dirou besichtigen. Entgegen der Beschreibungen des Reiseführers sind auf dem Parkplatz bei der Höhle nur wenige Fahrzeuge und so fahren wir dort hin, anstatt an den Stellplatz für Wohnmobile am Strand. Sechs Menschen passen auf eines der zahlreichen Ruderboote, auf denen man die Höhlenwelt befahren muss, denn der größte Teil des über 15 km langen Höhlensystems liegt unter Wasser. Die halbstündige Bootsfahrt ist ein einmaliges Erlebnis. Ergriffen vom Schauspiel der Natur, spricht niemand ein Wort und nur der Bootsführer lässt ab und zu einen lustigen Spruch ab. Gekonnt stakt er uns durch das Höhlenlabyrinth und warnt, wenn man wegen der niedrigen Decke den Kopf einziehen muss. Ein absolut lohnender Besuch. Da wir schon gegen 4 Uhr nachmittags wieder das Tageslicht erblicken, fahren wir zurück nach Kalogria auf den Campingplatz. Zu faul um zu kochen, gehen wir ins Nachbardorf Stoupa und lassen uns von der griechischen Küche verwöhnen.

Vathia - ein Vorzeige-Mani-Dorf

Ende der Straße am Kap Tenaro
Steiniger Pfad zum Leuchtturm

Leuchtturm am Kap Tenaro

In der Tropfsteinhöhle von Pirgos Dirou



Bucht bei den Höhlen

Donnerstag, 30. Mai 2019

Kalogria
0 km

Camping Kalogria
N36° 50 58.2
E22° 15 31.6

Heute ist unser letzter Tag in Kalogria. Morgen geht es zum Kap Tenaro hinunter. Wir haben viel gefaulenzt, mal nichts gemacht außer lesen und herumliegen. Erholung pur! Heute mal das Wohnmobil vom gröbsten Dreck befreit. Es war doch sehr eingestaubt und schmutzig. Jetzt glänzt es wieder, aber so gründlich wie der ältere Holländer neben uns, der sogar aufs Dach geklettert ist, war ich nicht. Wenn wir ein paar Kilometer gefahren sind, sieht es sowieso wieder aus wie vorher.
Seit zwei Tagen belagert uns eine Katze, die inzwischen Giselas Notvorräte für verwaiste Katzen und Hunde aufgefressen hat.
Heute noch einmal nach Stoupa gegangen und in einem Restaurant mit schönem Blick auf den Strand bis zum Sonnenuntergang gesessen. Das einzige was nervte war eine Gruppe Amerikaner, wovon eine Dame ohne Unterlass und ohne Punkt und Komma geredet hat. Erst als das Essen serviert wurde musste sie gezwungenermaßen mal den Mund halten. Dann wurden wir auch noch von der anderen Seite von einer Gruppe Holländer bedrängt, so dass unseres Bleibens nicht mehr gegeben war und wir uns schnellstmöglich einen ruhigeren Platz suchten. Den fanden wir auf einer Bank am Strand, wo wir in aller Ruhe den Sonnenuntergang genießen konnten.
Übrigens:
Das Internet macht in Griechenland immer wieder Probleme. Das war in Albanien eindeutig besser. Vor allem der Upload von Bildern ist eine Geduldsprobe.

Bettelnde Katzen sind auf den Plätzen nicht unüblich

Bucht von Stoupa

Sonnenuntergang über der Bucht von Stoupa

Dienstag, 28. Mai 2019

Kalogria
0 km

Camping Kalogria
N36° 50 58.2
E22° 15 31.6

Nach der Völlerei von gestern, lassen wir es heute mal gaaanz entspannt angehen. Spät frühstücken und dann durchs Dorf bummeln. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Der Campingplatzbesitzer sieht mich mit der Kamera und „besticht“ mich mit einem Ouzo für eine gute Bewertung bei Tripadvisor. Das 500-Seelen-Dorf Stoupa hat eine schöne Sandbucht mit zahlreichen Restaurants und Cafés. Hier ist man ganz und gar auf den Tourismus angewiesen. In den 80er Jahren, als Klaus und Isabell hier in der Gegend waren, gab es so gut wie nichts und die Fischer fuhren noch regelmäßig aufs Meer hinaus. Hierher verirrte sich damals so gut wie niemand. Die Menschen waren arm, aber gastfreundlich. Letzteres sind sie noch immer. Stoupa liegt am äußersten Rand der Mani, eine Landschaft bekannt für ihre steinernen Wohntürme. Bis zum Kap Tenaron ziehen sich die steinernen Dörfer und die wollen wir auch noch besuchen. Doch zunächst bleiben wir noch ein wenig hier und lassen die Seele baumeln.

Stoupa

Gässchen in Stoupa

Griechischer Wein und Blick aufs Meer
Sonnenuntergang über der Bucht von Kalogria

Montag, 27. Mai 2019

Kalogria
0 km

Camping Kalogria
N36° 50 58.2
E22° 15 31.6

Am frühen Morgen ertönen altbekannte Klänge auf dem Dach unserer Behausung. Es tröpfelt und kaum habe ich die Sitzkissen und Handtücher von draußen in Sicherheit gebracht fängt es auch schon stärker an zu regnen. Der Regen ist aber nur von kurzer Dauer und es nieselt nur noch ab und zu. Zum Frühstück um 9 Uhr können wir schon wieder draußen sitzen, müssen aber dann doch wieder ins Trockene flüchten. Gegen Mittag machen wir einen kleinen Spaziergang zum Strand von Kalogria und dann zum Supermarkt, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Dort treffen wir Isabell, die uns schon vergeblich versucht hatte auf dem Handy zu erreichen. Isabell und Klaus wollen uns zu ihrer Wohnung und später zum Essen einladen. Gerne nehmen wir an und schon bald sitzen wir auf der Terrasse ihrer Ferienwohnung unweit unseres Campingplatzes und genießen die tolle Aussicht auf die Küste von Stoupa. Wir unterhalten uns gut und Klaus berichtet über ihre Abenteuer, als sie 1982 während eines Sabbatjahres mit einem alten Kutter die Küsten Griechenlands unsicher gemacht hatten.
Später sitzen wir im Restaurant von Toni in Ágios Nikólaos, einem kleinen Dorf in der Nähe von Stoupa. Isabell und Klaus, die sich mit der griechischen Küche bestens auskennen bestellen allerlei leckere Vorspeisen, deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Das mag auch etwas am Prozentigen liegen, den Klaus und ich genossen haben. Die Tintenfische und das geschmorte Rindfleisch mit reichlich Zwiebeln sind ebenso köstlich wie die Vorspeisen. Wir unterhalten uns gut und lange über vergangene und jetzige Zeiten. Wie im Flug vergeht die Zeit.

Danke noch einmal an Isabell und Klaus für den tollen Nachmittag, den wir sehr genossen haben. Jetzt singen die Vögel auf den Schlafbäumen am Platz und die Sonne geht, wie immer, im Westen unter.


Strand von Kalogria

Aussicht von Isabells und Klaus' Ferienwohnung auf Stoupa

Mein lieber und langjähriger Kollege Klaus

Wein mit Aussicht

Sonntag, 26. Mai 2019

Monemvasia - Stoupa
122 km

Camping Kalogria
N36° 50 58.2
E22° 15 31.6

Wir fahren ein gutes Stück auf der Straße zurück, die wir gestern gekommen waren. Es ist wenig Verkehr, die Leute schlafen aus und wir kommen gut voran. Nach der Ortschaft Skala kommen wir auf kurvenreicher Strecke zu Meer hinunter und bestaunen kurz vor Githio ein altes Schiffswrack, das am Strand seinen letzten Ruheplatz gefunden hat. Die Durchfahrt durch Githio ist mal wieder so eng, dass ich dieses Mal den Rückspiegel eines geparkten SUV streife. Ich schaue in den Rückspiegel und sehe, dass er noch dran ist und fahre weiter. Einige Kilometer später überholt mich der SUV und zwingt mich zum Anhalten. Ein Grieche kommt gestikulierend aus dem Wagen und deutet auf seinen Rückspiegel. Ich stelle mich ahnungslos und verstehe nichts von dem was er sagt. Er spricht nur griechisch und hört nicht auf wild zu gestikulieren. Schließlich steige ich aus, zeige ihm meine rechte Fahrzeugseite an der keine Spur eines Zusammenstoßes zu sehen ist. Dann zeigt er mir seinen Rückspiegel, auf dessen Oberseite eine Plastikabdeckung fehlt. Ich frage ihn, wo denn die Abdeckung sei, denn sonst fehlt dem Rückspiegel nichts. Den holt er verdutzt vom Beifahrersitz und zeigt mir den unbeschädigten Deckel. Den müsse man nur noch wieder oben einrasten lassen, dann wäre wieder alles in Ordnung. Der Fahrer sagt „OK“, setzt sich in sein Auto und düst von dannen. Ich vermute, er wollte aus dem „Unfall“ nur Kapital schlagen und hat leider den dummen Wohnmobilfahrer nicht gefunden.
Auch auf der restlichen Strecke zur Küste bei Areopoli geht es durch manche enge Ortsdurchfahrt, aber ohne dass ich einen Schaden anrichte. Die Mani-Küste ist wunderschön und die Straßen wieder schön eng. Nach sehr vorsichtiger Fahrweise erreichen wir am Mittag den Campingplatz in Kalogria bei Stoupa. Am Strand von Kalogria erschuf der Schriftsteller Nikos Kazantzakis seine berühmte Figur Alexis Sorbas, der durch seine Verfilmung mit Anthony Quinn Weltruhm und drei Oscars erlangte.
Am späten Nachmittag treffen wir Klaus und Isabell und verbringen eine unterhaltsame Zeit mit einem Fläschchen griechischem Wein. Da muss man so weit reisen, um einen alten Weggefährten aus dem Berufsleben wieder zu treffen.

Camping Kalogria

Schiffswrack bei Githio

Samstag, 25. Mai 2019

Mykene - Monemvasia
211 km

Stellplatz am Jachthafen
N36° 40 56.1
E23° 02 20.0

Heute liegt eine längere Etappe vor uns. Von Mykene nach Monemvasia sind es über 200 km. Die Straße entlang des Argolis Golfs ist schön und bietet immer wieder faszinierende Ausblicke aufs Meer. Die Küstenlandschaft ist sehr abwechslungsreich und ist eine kurvenreiche Berg- und Talbahn. Richtung Leonidio geht es ins Parnongebirge hinauf, deren höchste Erhebungen um 1.800 m liegen. Unser Navi führt uns direkt durch den kleinen Ort Leonidion – es hätte durchaus auch eine Umfahrung gegeben, wie sich hinterher herausstellte. Die Straße ist so schmal, dass nur wenige Zentimeter links und rechts des Fahrzeugs zur Verfügung stehen. Wieder einmal sind die Nerven gefragt. Zum Glück kommt nichts entgegen und wir kommen unbeschadet durch. Dafür geht eine gelbe Warnlampe am Armaturenbrett an. Ich halte bei der nächsten Gelegenheit und schaue im Handbuch nach, was die Warnleuchte bedeutet. Anscheinend ist irgendwo am Fahrzeug ein Licht ausgefallen. Zunächst finden wir keinen Fehler und erst später sehen wir, dass die hintere obere Begrenzungsleuchte nicht geht. Also nichts Dramatisches, über das man sich Sorgen machen müsste. Weiter geht es entlang der tiefen Dafnon-Schlucht zum Kloster Elonis, das wie ein Schwalbennest hoch oben am Berg klebt. Bald darauf kommt wieder so eine enge Ortsdurchfahrt, diesmal ohne Umgehungsmöglichkeit. Die Herausforderung lautet Kosmas. In der Ortsmitte an der Kirche, gibt es ein Restaurant, das scheinbar mitten auf dem Platz wo sich die Durchfahrt befindet, Tische und Stühle aufgestellt hat. Mit Augenmaß fahren wir durchs „Restaurant“ und zum Ort hinaus. Bald darauf zieht ein Schäfer mit seinen etwa 300 Ziegen und Schafen die Passstraße hinauf. Wir geben ihm unser zwei Tage altes Brot, das er dankbar entgegen nimmt. Dann geht es hinunter ins Tal Richtung Geraki und wir stauen, was für einen mühsamen Weg der Schäfer und seine Herde genommen haben. Dann lässt uns das Navi eine Abkürzung nehmen und zum Glück, mal wieder, ist die Straße ganz annehmbar, auch deshalb weil wir das einzige Fahrzeug sind. Wo zuvor noch unzählige Olivenbäume die Landschaft geprägt haben stehen nun Orangen- und Zitronenbäume. Sie hängen voller Früchte und manchmal hat es den Anschein, als wenn sie gar nicht abgeerntet würden. Viele Früchte liegen unter den Bäumen und verrotten. Am frühen Mittag sind wir in Monemvasia und parken auf einem großen Platz hinter dem Damm unterhalb des gewaltigen Felsklotzes. Es ist heiß und wir gehen die letzten hundert Meter der Straße entlang, die vor dem Stadttor endet. Der Reiseführer sagt: „Mit seinen engen, holprigen Gassen, den byzantinischen Kirchen, verwinkelten Innenhöfen sowie idyllischen Tavernen und Cafés ist Monemvasia ein zauberhafter Ort ohne Autos.“ Und genauso ist es auch. Der riesige Felskoloss war schon seit dem 4. Jahrhundert besiedelt und weißt eine wechselvolle Geschichte zwischen Herrschaften Byzants, Venedigs und den Türken. Im 14. Jahrhundert, während seiner Glanzzeit, gab es 40 Kirchen im Ort. Als die Venezianer die Stadt 1715 an die Türken verkauften, verfiel sie in die Bedeutungslosigkeit. 1804 waren nur noch 6 Häuser bewohnt. Heute leben etwa 70 Menschen im Ort, wo sich ein Restaurant und Café ans andere reiht und ein Souvenirladen neben dem anderen steht. Hotels und Pensionen sind gleichermaßen reichlich vertreten. Dennoch war der Spaziergang durch das mittelalterlich anmutende Städtchen kurzweilig und interessant. Auf die über dem Städtchen thronende Oberstadt sind wir angesichts der Hitze nicht hinaufgestiegen.
Als wir am Wohnmobil zurück sind, finden wir einen Zettel der Polizei vor, dass man hier nicht parken dürfe. Einen Parkplatz für Wohnmobile gäbe es am Jachthafen. Also fahren wir dort hin, wo sich schon ein paar andere Wohnmobilisten eingefunden haben. Wir machen noch einen spätnachmittaglichen Bummel durch Gefira und als wir abends wieder auf dem Stellplatz sind, stehen Sepp & Maggy hinter uns. Sie sind ja etwas überraschend und spontan in Delphi umgekehrt und wollten statt alte Steine anzuschauen lieber ans Meer fahren. Da wir uns entschlossen hatten am nächsten Tag meinen lieben Kollegen Klaus und seine Frau Isabell in Stoupa zu treffen, werden wir auch morgen wieder alleine fahren.

Kloster Elonis

Stadttor von Monemvasia

Eine der zahlreichen Gassen in Monemvasia

Zentraler Platz in Monemvasia
Monemvasia, Unter- und Oberstadt


Der Fels von Monemvasia
Stellplatz am Jachthafen

Freitag, 24. Mai 2019

Archaia Epidavros - Mykene
66 km

Camping Atreus
N37° 43 08.2
E22° 44 26.6

Von Epidauros nach Nafplio ist es nicht weit und wir sind schon recht früh auf dem großen Parkplatz am Hafen. Noch stehen zahlreiche Wohnmobile auf dem Platz, die hier übernachtet haben. Wir gehen durch die fast menschenleeren Gassen der „schönsten Stadt auf der Peloponnes“. Überall blühen Pflanzen, sowie Restaurants, Cafés, Souvenirläden, Hotels und Apartments. Die Altstadt ist vollkommen auf Tourismus eingestellt und scheinbar jedes Haus ist ein Geschäftsbetrieb. „Schön“ ist ja bekanntlich ein relativer Begriff und da gefühlt jedes zweite Haus eingerüstet ist und renoviert wird, überlege ich mir wie der Ort zu seinem Titel gekommen ist. Über der Stadt thront auf einem gewaltigen Felsen die Palamidi Festung. Nachts, wenn alles beleuchtet ist, mag sich ein anderes Bild ergeben. Verweilen wollen und können wir nicht, da fast alles noch geschlossen ist.


Nafplio, Palamidi Festung
Nafplio, Altstadtgasse
Nafplio, Zentralplatz
Also fahren wir weiter ins nahegelegene Tiryns, eine mykenische Stadt aus der Zeit um 1.500 v.Chr. Somit ist sie eine der frühesten Siedlungen auf der Peloponnes. Gründer der Stadt war König Proitus aus dem nahen Argos. Und wer kennt sie nicht, seine Nachfolger: Perseus, Amphitryon und Eurystheus, der dem Herakles die 12 Aufgaben stellte?

Übrigens:
Alkmene, die Gattin von Amphitryon, betrog ihren Mann mit Zeus. Aus dieser Affäre entstammte der berühmte Herakles (bei den Römern hieß er Herkules). Da wird Geschichte und die griechische Sagenwelt zum Greifen nahe.
Auch heute noch können die über 3.000 Jahre alten Ruinen beeindrucken. Die zyklopischen Steinblöcke, aus der die Befestigungsmauern gebaut sind wiegen zum Teil an die 14 Tonnen! In der Legende haben die Zyklopen (Riesen) die Stadtmauern errichtet. Bis zu 8 m sind die Mauern breit. Da sich Tiryns und Mykene mit den Spartanern gegen die Perser verbündet hatten, wurde Tiryns von den Argivern 468 v. Chr. zerstört. Die Stadt wurde von ihren Bewohnern verlassen und verfiel schon in der griechischen Antike in einen Dornröschenschlaf. 1884 begann Schliemann parallel zu den Ausgrabungen in Troja auch in Tiryns aktiv zu werden. Natürlich war auch dieser Ort, genauso wie Troja, von Homer in seiner Ilias beschrieben.


Tiryns, Toranlage zur Oberburg
Zyklopische Mauern
Also auf nach Mykene, der Stadt des sagenhaften Agamemnon, die nur wenige Kilometer von Tiryns und Argos entfernt liegt.

Nur zur Erinnerung an diejenigen, die im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst haben:
Agamemnon war der Heerführer der Achäer gegen Troja. Mit von der Partie waren neben dem geprellten Menelaos (Bruder des Agamemnon) auch Nestor, Odysseus, Ajax und Achill. Nach 10 Jahren der erfolglosen Belagerung der Stadt des Priamos und seines Sohnes Hektor, konnten die Achäer dank der List des Odysseus mit seinem hölzernen Pferd die Stadt erobern und niederbrennen. Nur wenigen Trojanern gelang die Flucht unter Aeneas nach Italien, wo deren Nachkommen der Legende nach Rom gründeten. Agamemnon nahm Kassandra, die Tochter und Seherin des Priamos, mit nach Mykene. Klytämnestra (die Schwester der „Schönen Helena“) ermordete mit ihrem Liebhaber ihren Ehemann Agamemnon und ließ auch die Sklavin Kassandra töten. Orest, Sohn von Agamemnon und Klytämnestra, rächte die Ermordung seines Vaters, indem er seine Mutter tötete. Daraufhin wurde der Bruder von Elektra und Iphigenie von den Erynnien, den drei Rachegöttinnen aus der Unterwelt, verfolgt.
Perseus, König von Tiryns und Mykene, war Sohn des Zeus und der Danae. Er tötete die Schlange Medusa und rettete seine Frau Andromeda aus der Gewalt der Seeschlangen.

Nach dieser Kurzinfo zur griechischen Mythologie zurück zur Gegenwart. Wir betreten die Akropolis von Mykene durch das weltberühmte Löwentor. Auch hier kann man nur staunen, wie tonnenschwere Steine vor 3.000 Jahren bewegt wurden. Auch hier sollen wie in Tiryns Zyklopen am Werk gewesen sein. Gleich rechts hinter dem Tor sieht man ein großes und tiefes gemauertes Oval. Es sind die königlichen Grabstätten, die dazumal von einer Plattform mit Grabstelen bedeckt war. Pausanias, der griechische Reiseschriftsteller, berichtete davon in seinem zehnbändigen Werk „Beschreibung Griechenlands“ zwischen 160 und 175 n. Chr. Schliemann, ein fleißiger Leser des Homer und des Pausanias, begann 1876 mit seinen Ausgrabungen und entdeckte die Königsgräber dort, wo Homer und Pausanias sie beschrieben hatte. Die Grabungen brachte etliche Schatgräber hervor mit unvorstellbar wertvollen Grabbeigaben. Über 13 kg Gold wurde gefunden, darunter die berühmte „Goldmaske des Agamemnon“. Von ganz oben, wo der Palast stand, hat man einen fantastischen Blick hinunter ins Tal bis Argos, Tiryns und Nafplio. Da der Meeresspiegel damals viel höher lag als heute, kann man sich gut vorstellen, wie die Wellen der Ägäis bis an die antiken Städte heranreichten. Schon damals galt das Prinzip von „Schöner Wohnen“. Überwältigend ist auch für uns das Gefühl an einer Stätte zu stehen, an der die Helden der griechischen Sagen gelebt hatten.

Mykene, "Löwentor"
Mykene, Gräberrund A wo Schliemann die "Goldmaske des Agamemnon" fand
Mykene, "Goldmaske des Agamemnon" (Replika)
Mykene, Blick vom Hof des Palastes in die Ebene von Argos und den Golf von Argolis

Donnerstag, 23. Mai 2019

Archaia Epidavros
0 km

Camping Nikolas I.
N37° 37 47.5
E23° 09 28.9

Nach den ausgiebigen „Kulturtagen“ ist heute ein Relaxtag angesagt. Nach spätem Frühstück gehen wir ins benachbarte Dorf Archaia Epidavros (Alt-Epidaurus). In ganz Griechenland blüht schon seit Tagen der Jasmin und die Düfte durchziehen die Landschaft und lassen einen tief durchatmen. Die Plantagen hängen voller Orangen und Zitronen, die Olivenbäume haben gerade geblüht. Auch auf den Wiesen blüht es überall nach dem vielen Regen, der auch in Griechenland während des Aprils das Wetter bestimmt hatte. Der Weg ins Dorf ist nicht weit und nach einem kleinen Rundgang am kleinen Hafen gehen wir zum Frisör. Für jeweils 10 € bekommen wir eine neue schöne Frisur und können uns jetzt wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen. Mit einer Tüte Eis von der Gelateria und der neuesten Ausgabe der Süddeutschen Zeitung lassen wir uns am Hafen auf einer Bank nieder und schauen den abfahrenden und ankommenden Segelschiffen zu. Meist sind es gecharterte Boote, die hier anlegen, man hört deutsch und italienisch. Zurück auf dem Campingplatz verbummeln wir die Zeit mit lesen und dösen. Jetzt fangen gerade wieder die Hunde an zu bellen und das wird die ganze Nacht so weitergehen. Tagsüber ist von den frei laufenden Hunden nichts zu hören, sie dösen auf der Straße oder irgendwo im Schatten. Nachts aber fängt irgendein Straßenköter an zu kläffen und alle Hunde in der Nachbarschaft wollen dem in nichts nachstehen und geben ihr Bestes. Erst in den Morgenstunden, wenn die Hähne anfangen zu krähen, geben die Vierbeiner Ruhe. Sie werden nun abgelöst vom vielfachen Singen der Vögel. Vor allem Amseln singen um die Wette. Da haben selbst die aufdringlichen Elstern und die lauten Tauben keine Chance.
Morgen wollen wir über Nafplion nach Mykene. Die Kultur ruft!

Strand am Campingplatz bei Sonnenaufgang
Orangenbäume

Zitronenbaum

Hafen von Achaia Epidavros

Mittwoch, 22. Mai 2019

Korinth – Archaia Epidavros
93 km

Camping Nikolas I.
N37° 37 47.5
E23° 09 28.9

Erneut steht heute wieder die Antike im Mittelpunkt. Dieses Mal ist es das weltberühmte Theater von Epidauros. Das 2.300 Jahre alte und 17.000 Zuschauer fassende Theater ist das am besten erhaltene in ganz Griechenland. Das Theater war in der Antike ein Highlight des Kur- und Badeortes, das Asklepios, dem Gott der Heilkunde, geweiht war. Hier kam her, wer sich seiner Gebrechen und Leiden entledigen, oder einfach nur entspannen wollte. Sicherlich stand es heutigen Kurorten in keinster Weise nach. Es gab Hotels, Vergnügungsstätten, Krankenhäuser, Tempel und Säulenhallen. Wasser floss aus einer nahen Quelle in Steinrinnen durch den Ort. Die ältesten Funde datieren auf das 5. Jh. v.Chr., aber es war sicher schon lange davor ein Heiligtum. Seit diesem Zeitpunkt fanden auch alle vier Jahre Festspiele statt, die sportliche und künstlerische Disziplinen beinhalteten.


Theater von Epidauros
Das Theater wurde laut des griechischen Geschichtsschreibers Pausanias von Polyklet (um 350 v.Chr.) aus Argos erbaut, einem Meister der Architektur und Bildhauerei. Die Akustik im Theater ist so fein, dass man aus der obersten Reihe (in 22 m Höhe) noch die leisesten Geräusche vom Mittelpunkt des 20 m im Durchmesser fassenden Orchestras hören kann. Nicht gar so viele Touristen sind hier, doch viele wollen mit Klatschen die grandiose Akustik des Theaters testen. Lange sitzen wir hier oben und genießen den tollen Ausblick auf das Theater und die Berge im Hintergrund. Dann kommen auch noch Erwin und Edith aus Österreich vorbei, die wir schon in Meteora und Delphi getroffen haben. So ein Zufall!
Außer dem Theater besichtigen wir noch das kleine Museum. Die meisten Exponate sind allerdings Kopien der Originale. Das weitläufige Ruinengelände ist ein Blütenmeer und zeigt, dass die Mittel zur Erhaltung der Kultstätte wohl sehr begrenzt sind. Interessant ist der Wiederaufbau des Tholos, ähnlich dem der in Delphi steht. Gut erhalten sind auch noch Teile des 70 m langen Abatons. Hier wurden die Kranken mittels einer „Schlaftherapie“ behandelt, wovon zwei Tafeln mit Darstellungen berichten. Eine davon möchte ich gerne wiedergeben, denn ich vermute dass hierbei ein Seitensprung vertuscht werden sollte. Die Übersetzung des griechischen Textes lautet:



„Andromache von Epirus kam wegen des Wunsches nach Nachwuchs zum Heiligtum. Sie schlief im Abaton und hatte einen Traum. Es schien ihr, als ob ein hübscher junger Mann ihr Gewand hob. Danach berührte der Gott ihren Bauch mit der Hand. Nach dem Traum wurde der Andromache von ihrem Mann Arybbas ein Sohn geboren.“
Ansonsten sind die Ruinen in keinem besonders guten Zustand und außer den drei Säulen beim Gymnasion gibt es nicht allzu viel zu sehen. So fahren wir hinunter ans Meer in das kleine Dorf Archaia Epidavros auf den Campingplatz wo wir uns die nächsten zwei Tage einmal ausruhen und nicht nur Ruinen anschauen wollen. Der Platz ist recht klein, liegt aber toll an einer Bucht und bietet unter den Bäumen viel Schatten. Sepp & Maggy sind wohl schon weitergefahren und umrunden die Aderes-Halbinsel, bevor sie weiter nach Nafplion fahren. Mal sehen, ob wir sie wiedersehen.

Tolle Aussicht in 22 m Höhe über der Bühne
Das Abaton - Heilstätte der Kranken
Gymnasion

Dienstag, 21. Mai 2019

Agia Sotira - Korinth
68 km

Camper-Stop Korinth
N37° 54 41.3
E22° 52 42.0

Heute geht es auf schmaler, aber guter Straße an der Küste des Golfs von Korinth entlang. Zunächst müssen wir allerdings in die Berge der Gerania Ori hinauf. Schöne grüne Wälder mit alten Steineichen, Kiefern und Olivenbäumen. Es gibt keine Handvoll kleine Dörfer wie Shinos oder Pissia. Zum Kap Heraion geht es wieder zur Küste hinunter mit traumhaften Ausblicken. Eine Stichstraße führt hinüber zum Kap, wo auf der Steilklippe ein Leuchtturm den Weg zum Kanal von Korinth weißt. Unten an der Küste befindet sich eine Ruinenstadt mit dem der Hera geweihten Tempel, nach dem das Kap benannt ist. Die Aussicht vom Felsen unweit des Leuchtturms ist gigantisch und man sieht sogar die schneebedeckten Berge des Killini auf der Peloponnes. Über Loutraki fahren wir zu einer Eisenbrücke für Fußgänger am Kanal. Selbiger ist 6,3 km lang, 23 m breit und 8 m tief. Schon Julius Cäsar und Caligula mühten sich vergeblich einen Durchstich zu schaffen. Auch Nero ließ 67 n.Chr. 6.000 jüdische Sklaven schuften, kam aber nur 3 km weit und gab auf. Aber erst 1893 dampfte das erste Schiff durch den fertigen Kanal. 80 m ragen die steilen Wände des Kanals empor, der die Umschiffung der Peloponnes erspart.
Nach dem Mittagessen gehen wir zu den Ausgrabungen des antiken Korinths durchs Dorf hinauf. Die Mittagssonne brennt ordentlich und wahrscheinlich deshalb sind kaum Besucher auf dem weitläufigen Gelände. Wahrzeichen ist der Apollon-Tempel mit seinen 7 noch erhaltenen Säulen vor der Kulisse der mächtigen Festung Akrokorinth. Korinth hat eine jahrtausendealte Geschichte. Ab Mitte des 7. Jh. v. Chr. erreichte Korinth unter Periander, Sohn des Kypselos, einen ersten Höhepunkt. Periander war einer der „Sieben Weisen“ und unter seiner Herrschaft wuchs Korinth zu einer der wichtigsten griechischen Städte. Korinth stand schon bald in Konfrontation mit dem aufstrebenden Athen und verbündete sich mit Sparta. 335 v. Chr. eroberte Philipp II, Vater Alexander des Großen, die Stadt und verlor seine wirtschaftliche Blüte. Die Römer zerstörten 146 v. Chr. die Stadt bis auf die Grundmauern. An gleicher Stelle ließ 44 v. Chr. Julius Caesar eine römische Kolonie errichten. Erneut blühte die Stadt auf, denn von hier aus wurde das gesamte Griechenland von den Römern kontrolliert. Aus dieser Zeit stammen auch die Ruinen, die man heute besichtigen kann. In den Jahren 51/52 n. Chr., weilte der Apostel Paulus in der Stadt und versuchte die Einwohner zum Christentum zu bekehren (Korintherbriefe). Er wurde hier auch angeklagt, weil er vor der monumentalen Rednertribüne der Bema gepredigt haben soll. eigentlich war dies der Ort an dem der römische Statthalter zum Volk sprach. Paulus wurde frei gesprochen, da er nicht gegen römisches Recht verstoßen hatte. Über die Lechaion-Straße, der römischen Hauptstraße die zum Hafen von Korinth hinunterführte, verlassen wir das Gelände. Zuvor machen wir aber noch einen kurzen Schlenker zur Peirene-Quelle, die über 2.000 Jahre lang in Betrieb war. Bis ins 19. Jahrhundert hinein versorgte sich die Bevölkerung des Dorfes mit Trinkwasser.
Genug Kultur für heute, jetzt wird entspannt und ein Gläschen kühlen Rosé getrunken.

Kap Heraion
Kanal von Korinth
Apollon-Tempel, Korinth

Montag, 20. Mai 2019

Delphi – Agia Sotira
186 km

Camping Alkioni
N38° 03 18.7
E23° 01 19.8

Wir verlassen den Campingplatz mit der schönen Aussicht ins Olivenbaumtal des Pleistos. Bei Distomo verlassen wir die Hauptstraße und biegen rechts ab zum Kloster Osios Loukas. Am 10. Juni 1944 verübte eine Einheit der SS ein Massaker an den Bewohnern der kleinen Ortschaft Distomo. 218 Menschen, vom Säugling bis zum Greis, fanden den Tod. Eine erschreckende Gräueltat der deutschen Besatzer.
Im Jahr 946 n.Chr. ließ sich in der Abgeschiedenheit des Elikon-Gebirges der Mönch Osios Loukas nieder und begann dort mit dem Bau einer Kirche. Schon sechs Jahre später starb der Mönch. Erst einige Zeit später wurde die Kirche fertiggestellt. Die Klosteranlage gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Außer einem russischen Ehepaar ist hier niemand und wir sind die ersten Besucher die um 9 Uhr die Klosteranlage betreten. Die Hauptkirche, das Katholikon, beeindruckt durch seine schiere Größe und die phantastischen Malereien im Innern. Erbaut im 11. Jh. erstaunt, dass die Wandmalereien und die Mosaiken noch so gut erhalten sind. Der ganze Bau ist byzantinische Architektur und so ziemlich einmalig in Griechenland. Ausnahmsweise darf man hier filmen und fotografieren. In der Krypta steht der unscheinbare Steinsarg des Gründers Osios Loukas. Die kleinere Kirche daneben, die Theotokos-Kapelle, ist etwas älter und stammt aus dem 10. Jahrhundert. Neben den Kirchen gibt es noch zahlreiche weitere Gebäude wie Ställe, alte Zellen, ein Brunnenhaus und ein neu errichtetes Refektorium, das auch als kleines Museum dient. Der Besuch dieses abgelegenen Klosters hat sich gelohnt.
Auf der Weiterfahrt umrunden wir den halben Golf von Korinth und fahren auf einer kleinen, aber guten Asphaltstraße entlang des Golfs von Alkyonidon. Nach der Überwindung des Pateras-Gebirges haben wir einen tollen Blick hinunter aufs Meer mit der kleinen Stadt Psatha und ihrem großen Sandstrand. Die Straße wird schmaler, aber hier scheint es kaum Fahrzeuge zu geben. Endlich erreichen wir Agia Sotira und trotz der Hinweisschilder auf den Campingplatz Alkioni, glaube ich der sehr engen und steilen Zufahrt zunächst nicht. Doch im zweiten Anlauf fahren wir die 1 km steil den Berg hinauf und stehen dann vor einem doch recht großen Campingplatz und guten Asphaltwegen. Hauptsächlich Dauercamper gibt es hier, aber wir bekommen oberhalb des mit Palmen bestandenen Kiesstrandes einen schönen Platz mit Blick aufs Meer. Außer einem jungen Paar mit zwei Kleinkindern aus Ludwigsburg in Elternzeit, scheinen wir die einzigen Gäste zu sein.
Gleich gehe ich zur Rezeption hinauf, um meinen Blog zu aktualisieren, denn nur dort gibt es WLAN.

Kloster Osios Loukas
Der imposante Innenraum des Katholikon
Camping Alkioni, Agia Sotira

Sonntag, 19. Mai 2019

Delphi
0 km

Camping Apollon
N38° 29 01.8
E22° 28 32.2

Heute widmen wir uns ganz der antiken griechischen Geschichte, dem Orakel von Delphi. Laut einer Legende soll Zeus zwei Adler vom jeweiligen Ende der Welt auf die Reise geschickt haben, um das Zentrum der Welt zu finden. Die Adler stießen nach einiger Zeit in der Luft zusammen und ließen bei Delphi einen marmornen „Nabel“, den Omphalos, fallen. Die Kopie davon haben wir im Museum besichtigt. Die Geschichte Delphis, das über dem Tal des Pleistos und an den Hängen des Parnassos-Gebirges klebt, geht bis in die mykenische Zeit vom 14. – 11. Jahrhundert v. Chr. zurück. Die Bewohner verehrten hier Gaia, die Erdmutter. Zwischen dem 11. und 9. Jahrhundert v.Chr. trat an ihre Stelle Apollon, der Sohn von Zeus. Im 6. vorchristlichen Jahrhundert war der Apollon-Tempel voll ausgestaltet. Seine Bedeutung wuchs schnell, da sich die Pilger von der Gottheit Rat und Hilfe versprachen. Die Antworten überbrachte Pythia, gewöhnlich eine Frau aus dem Nachbardorf Delphi. Sie trank vom Wasser der nahegelegenen Kastalischen Quelle und versetzte sich über Dämpfen, die aus dem Boden kamen in Trance. Priester übersetzten die rätselhaften Weissagungen in verständliche Hexameter. Aufgrund der Weissagungen gab es zwischen 600 und 339 v. Chr. sogenannte „Heilige Kriege“. In dieser Zeit wurden die heiligen Stätten des öfteren geplündert du zerstört. Wegen des Opportunismus des Orakels während der Perserkriege verlor es nach und nach an Bedeutung. Während der römischen Herrschaft wurde zwar das Orakel, das seinen Sitz im Apollon-Tempel hatte, wieder aufgebaut, aber der römische Feldherr Sulla plünderte 86 v. Chr. das Heiligtum und nahm alles was aus Metall war mit. Drei Jahre später eroberten die Thraker Delphi und daraufhin soll das Heilige Licht, das jahrhundertelang gebrannt hatte, erloschen sein. 67 n.Chr. besuchte Kaiser Nero Delphi und ließ bei dieser Gelegenheit 500 Statuen mitgehen. Eine Inschrift im Museum von Delphi besagt, dass Kaiser Domitian (Vespasianus) im Jahre 84 n.Chr. den Apollon-Tempel instand setzte. Um 381 n.Chr. wurde das Orakel unter Theodosius aufgegeben und geriet danach in Vergessenheit. Erst 1.300 Jahre später, im 17. Jahrhundert, wurden die Ruinen von Delphi „wiederentdeckt“. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Delphi von französischen Archäologen ausgegraben. Dazu mussten sie allerdings zuerst das Dorf Kastri, das auf dem Gelände des Apollo-Tempels stand abgerissen werden. Deren Nachfahren leben heute im „neuen“ Dorf Delphi.
Wir machen zunächst einen ausgedehnten Rundgang durch das Museum mit seinen hervorragenden Exponaten. Am berühmtesten ist der bronzene Wagenlenker. Beeindruckend auch die „Zwillinge“ aus Argos, Kleobis und Biton, deren Statuen die ältesten monumentale Weihegeschenke Delphis sind. Im Raum daneben stehen die Fragmente eines riesigen Bullen aus dem 6. Jh. v.Chr., der aus Silberplättchen und Vergoldungen besteht. Aber auch die kleinen Dinge verstehen zu bewundern, wie feinste Miniaturarbeiten aus Elfenbein, Gold und Bronze.


Dorfstraße in Delphi
Die "Zwillinge" aus Argos
Das berühmteste Exponat des Museums: der bronzene Wagenlenker
Es geht auch klein: Weiheschale
Nach Verlassen des Museum beginnt der schweißtreibende Aufstieg zu den Heiligtümern Delphis. Als erstes größeres Objekt bestaunen wir das Schatzhaus der Athener. Wir passieren die Stoa der Athener unterhalb des Apollon-Tempels und stehen dann vor der auffälligen Säule des Denkmals der Schlacht von Platäa, wo die Griechen die Perser endgültig besiegten. Noch heute beindruckt der gewaltige Bau des Apollon-Tempels mit seinen sechs noch erhaltenen Säulen. Er war in der Antike der Mittelpunkt der Welt und Sitz der Pythia. Im Vorraum des Tempels waren an den Wänden die Sprüche der sieben Weisen angebracht, z.B. „Erkenne dich selbst.“ Vom Apollon-Tempel steigen wir weiter hinauf zum Theater, das damals an die 5.000 Menschen fassen konnte. Von hier oben hat man einen wunderbaren Ausblick über das antike Delphi mit den vielen Schatzhäusern und dem Apollon-Tempel. Es geht noch weiter den Berghang hinauf und nach einem beschwerlichen Anstieg stehen wir am Stadion aus dem 5. Jh. v.Chr. Es ist 177 m lang und 25 m breit. Insgesamt konnten hier 7.000 Zuschauer Platz finden. Im Station wetteiferten die Athleten während der Pythischen Spiele (12 Monate vor den Olympischen Spielen) im Fünfkampf, Stadienlauf, Faust- und Ringkampf. Die Wettkämpfe fanden während der heißesten Monate im August oder September statt.


Schatzhaus der Athener
Apollon-Tempel
Theater
Stadion
Nach dieser schweißtreibenden Besichtigung, zum Glück war es bewölkt, besuchten wir noch das letzte Highlight Delphis, das Marmaria oder auch das Heiligtum der Athena. Auf dem Weg dorthin kommen wir an den Kastalischen Quellen vorbei, an der sich die Pilger vor Betreten Delphis waschen mussten. Die Quelle selber kann man wegen Steinschlaggefahr nicht mehr besichtigen. Bekanntestes Bauwerk der Marmaria ist der Rundbau des Tholos, dem Wahrzeichen Delphis. Der Zweck des Tholos ist bis heute unbekannt, wahrscheinlich wurde hier Gaia verehrt.


Kastalische Quelle
Tholos
Auf dem Rückweg kehren wir zur Stärkung in Delphi ein und sitzen unter einem riesigen Ahorn am Dorfeingang. Gestärkt geht es zurück zum Campingplatz. 12 km sind wir heute gegangen und ich denke das reicht auch für heute.
Sepp & Maggy sind heute Vormittag schon weiter auf die Peloponnes gefahren, wo wir sie irgendwo wieder treffen werden. Vermutlich in Korinth.


Samstag, 18. Mai 2019

Kastraki - Delphi
238 km

Camping Apollon
N38° 29 01.8
E22° 28 32.2

Update:
Reparatur erfolgreich. Radlager war total kaputt, konnte aber in der Werkstatt repariert werden. Nicht auszudenken, wenn das in den wilden Bergen Albaniens passiert wäre. Beim Weiterfahren bemerkten die beiden einen Reifenschaden am gleichen Rad. Eine Schraube hatte sich in den Reifen gebohrt und nun musste der auch noch geflickt werden. Auch das konnte schnell von einem Mechaniker vor Ort bewerkstelligt werden. Zum Unglück kam dann doch noch das Glück hinzu.

Wir fahren heute Morgen gegen halb 9 Uhr vom Campingplatz in Kastraki und erledigen notwendige Einkäufe bei Lidl in Kalampaka. Bald befinden wir uns auf einer ganz neuen Autobahn Richtung Süden nach Lamia. Fast keine Autos fahren hier und wir sind so gut wie alleine unterwegs. Einige Kilometer vor Lamia endet die Autobahn und es geht über die Landstraße weiter. Wir erreichen die Ebene bei Lamia am Golf von Malia. Nicht weit davon entfernt, wo die Straße nach Delphi abbiegt befinden sich die Thermopylen. In der Antike war das eine Engstelle an der sich Leonidas, König von Sparta, mit den Persern unter Xerxes I. eine denkwürdige Schlacht lieferten. Das war am 11. August 480 v.Chr. Nach Tagen erbitterter Kämpfe und schließlich durch Verrat wurden die Spartaner und ihre Verbündeten geschlagen. Die etwa 6.000 Kämpfer (darunter 300 Spartaner) hatten sich einer Übermacht von geschätzten 25-50.000 Persern gegenüber gesehen. Die Spartaner fielen bis auf den letzten Mann. Am Leonidas-Denkmal steht dann auch der Spruch: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ (Friedrich Schiller, 1795). Das Original lautet allerdings etwas anders und stammt vom griechischen Dichter Simonides von Keos, der zur Zeit der Perserkriege gelebt hat: „Fremder, melde den Lakedämoniern, dass wir hier liegen, den Worten jener gehorchend.“ Auch wenn hier nicht allzu viel zu sehen ist, so weht doch der Hauch der Geschichte dessen, was vor 2.500 Jahren hier geschah, in die Neuzeit.
Durch das Kallidromogebirge und den Parnassos fahren wir durch eine schöne Gebirgslandschaft und durch Täler mit tausenden Olivenbäumen Richtung Itea. Kurz davor biegen wir nach Delphi ab, wo wir auf dem Campingplatz Apollon wieder auf Sepp & Maggy treffen. Morgen wandern wir früh nach Delphi, um vor dem Ansturm der vielen Besucher vor Ort zu sein.


Leonidas-Denkmal an den Thermopylen

Freitag, 17. Mai 2019

Kastraki (Meteoraklöster)
0 km

Camping Vrachos Kastraki
N39° 42 48.0
E21° 36 57.0

Während Maggy & Sepp schon einmal Richtung Delphi weiterfahren, besuchen wir noch einmal die Klöster von Meteora. Dieses mal in die andere Richtung. Wir verlassen den Bus am Kloster Agios Stefanos, dem ältesten der Meteoraklöster erbaut 1192. Um 1960 war das Kloster so gut wie verlassen. 1961 zogen Nonnen in das Kloster ein und heute leben etwa 20 im Kloster. Der Ausblick hinaus ins Pinios-Tal ist atemberaubend. Unter uns liegt die kleine Stadt Kalampaka wie in einem Miniaturland. Das Innere der Kirche ist mit wunderschönen Malereien aus dem Jahr 1501 versehen, die in der Vorhalle wurden erst vor etwa 10 Jahren erschaffen. Natürlich ist auch hier Foto und Video nicht erlaubt. Genauso wenig im angrenzenden Museum, in dem sehr gut erhaltene Miniaturen und Handschriften erhalten sind, viele aus dem 15. Jahrhundert.
Wir gehen ein Stück die Straße hinunter und gelangen zum Kloster Agia Triada. Spektakulär thront es mitten auf einem Monolithen, der komplett verbaut ist. Viele steile Treppenstufen führen zum Kloster hinauf, zu dem man bis 1925 nur mit einer Seilwinde hinauf kam. Die Hauptkirche stammt aus dem Jahr 1476. Die Malereien sind hier nicht mehr so gut erhalten wie in den anderen Klöstern. Aber auch hier oben hat man eine grandiose Aussicht auf die Klöster Agios Stefanos, Agios Roussanou, Agios Varlaam und Metamorphosis. Von den 6 zu besichtigenden Klöstern haben wir nun 5 angeschaut und nun fehlen nur noch die einst bewohnten Höhlen der Eremiten. Deshalb steigen wir unten im Tal am Kloster Agios Nikolaios aus und wandern durch einen uralten Wald hinüber zu einer Felswand, die bei den Einheimischen Elefant genannt wird. Nach etlichen Minuten stehen wir vor einer riesigen Höhle, besser einem tiefen Felsspalt und sehen über uns die Reste der Holzkonstruktion über die die Mönche in schwindelnde Höhen gelangten. Uns ist ein Rätsel wie sie dies vor fast 600 Jahren geschafft haben.
Wir gehen weiter ins Tal hinunter wo am Dorfeingang von Kastraki die Kapelle des Heiligen Georgs steht. Auf halber Höhe in der Felswand sieht man Mauerreste und viele bunte Tücher. Am 23. April findet jährlich das St. Georgs-Klettern statt. Mit einer Stange wird ein mehr als 18 m langes Seil oben befestigt, an dem nun die mutigen Bursche des Dorfes hinaufklettern, um ein Halstuch ihrer Geliebten oben aufzuhängen. Den Frauen soll es Glück bringen und den Männern soll es gegen Rheuma helfen. Der ein oder andere mutige Bursche soll hier schon mal zu Tode gestürzt sein. Wenn alles gut verläuft, wird an der Kapelle ausgelassen getrunken und gefeiert.
So, jetzt haben wir Meteora ausgiebig erkundet und morgen geht es weiter nach Delphi.
Nachtrag:
Maggy hatte am Mittag angerufen, dass sie auf dem Weg nach Delphi mit einem Radlagerschaden liegengeblieben sind. Sepp hat schon vorgestern verdächtige Geräusche auf der Fahrt hierher gehört und gehofft, dass nur Sand und Dreck die Ursachen für die beunruhigenden Geräusche während der Fahrt sind. Jetzt haben sie sich in eine Werkstatt abschleppen lassen und Maggy wird uns vom weiteren Verlauf informieren. So ein Mist!

Kloster Agios Stefanos
Kloster Agia Triada
Kloster Roussanou

Donnerstag, 16. Mai 2019

Kastraki (Meteoraklöster)
0 km

Camping Vrachos Kastraki
N39° 42 48.0
E21° 36 57.0

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Meteoraklöster. Um 9 Uhr geht der Bus zu den Klöstern und es haben sich schon viele Mitfahrer an der Bushaltestelle gegenüber der Campingplatzeinfahrt eingefunden. Mit etwa 20 Minuten Verspätung trifft der Bus (Tagesticket 5,50 €) ein der uns zu unserem ersten Klosterbesuch bringt, dem Kloster Metamorphosis. Auf den Parkplätzen vor dem Kloster stehen jede Menge Busse und Autos. Wir erwarten ein ziemliches Gedränge in der Klosteranlage. Schon alleine die Aussicht von hier oben hat den Weg gelohnt. Neben dem Kloster Metamorphosis sehen wir auch unsere nächsten Ziele, die Klöster Varlaam und Roussanou. Der Eintrittspreis für jedes Kloster beträgt 3 € und alle Frauen müssen Röcke tragen. Große Tücher kann man sich dafür kostenlos ausleihen.
Das Kloster Metamorphosis ist die größte und schönste der Klosteranlagen. 264 steile Treppenstufen führen zu dem 1356 von dem Mönch Athanassios Kinovitis gegründeten Kloster hinauf. Früher war der Zugang nur über Seilwinden in Körben oder Netzen möglich. Die Mönche wollten asketisch und in Abgeschiedenheit nahe zu Gott leben. Mit der Abgeschiedenheit ist es allerdings schon seit den 60er Jahren aus, als die ersten Touristenströme hierher kamen. Viele der Mönche verließen die Klöster und zogen sich in die Mönchsrepublik Athos zurück. Von Athanassios erhielt die ganze Region den Namen „Meteora“. In den folgenden 200 Jahren entstanden weitere 23 Klöster, von denen heute nur noch 6 bewohnt sind. Weit über 40 Klöster und zahllose Einsiedeleien in Höhlen der Felsen überdauerten selbst die osmanische Herrschaft. Im 17. Jahrhundert begann der Verfall der Klöster, da die Türken immer höhere Abgaben forderten und die Klöster untereinander zerstritten waren.
In allen Klöstern ist das Filmen und Fotografieren in den Kirchen nicht erlaubt, was eigentlich sehr schade ist. Denn alle Flächen an den Wänden und den Decken der Kirchen sind bemalt mit den schönsten ikonografischen Malereien. Sie erzählen die Geschichte der Heiligen und stellen auch drastisch die Märtyrerqualen dar. Für mich ist das Fotografierverbot nicht nachvollziehbar, denn die Touristengruppen sind laut und respektlos und die Atmosphäre ist eines „heiligen Ortes“ nicht würdig. Auch die Fremdenführer, zum Teil Griechen, erzählen lauthals die Geschichte des Ortes. Ein Ort der Besinnung und Andacht sind die Klöster während der Besuchszeiten schon lange nicht mehr.
Das nächste Kloster, das wir besuchen ist nicht weit entfernt und nach ein paar Gehminuten erreichen wir das Kloster Varlaam. Erst 1923 wurden die 195 Stufen in den Fels gehauen, um die Besucher hinaufzubringen. Bis dahin geschah dies nur mit Seilwinde und Netz. Das Kloster wurde 1548 erbaut, dessen Besonderheit die im kretischen Stil ausgemalte Hauptkirche ist. Auch hier ist es leider nicht erlaubt, die interessantesten Dinge, wie das Kircheninnere oder die alten Handschriften im Museum zu fotografieren.
Letzte Station des heutigen Tages ist das einzige Frauenkloster Roussanou. Ein Fußmarsch entlang der Straße zum Dorf Kastraki führt uns zum Kloster. Es ist ein sehr kleines Kloster, das spektakulär auf einer Felsnadel thront. Seit 1989 ist es wieder bewohnt. Nonnen leben hier und achten strengstens auf die angemessene Kleiderordnung. Das Kloster, das über steile Treppen zu erreichen ist, ist so klein, dass schon wenige Menschen genügen, um nichts mehr vernünftig in der Kirche sehen zu können. Alles scheint wie ein kleines Puppenhaus zu sein. Dennoch hat dieses Frauenkloster mehr Charme als die anderen großen Klöster. Im kleinen Souvenirladen erstehen wir noch selbst hergestellten Honig, sowie Kirschen- und Pfirsichmarmelade.
Dann warten wir unten an der Straße auf den Touristenbus, der uns wieder zurück nach Kastraki und zum Campingplatz bringt. Am frühen Abend gehen wir zur gestrigen Taverne ins Dorf bei der Kirche hinauf und bestellen Mousaka (eine Art griechische Lasagne) und Souflaki (Fleischspieß). Derart gestärkt können wir nun unsere Nachtruhe genießen. Morgen fahren Maggy & Sepp weiter nach Delphi, während wir noch die beiden Klöster Agios Stefanos und Agia Triada, bekannt aus dem James Bond Film „In tödlicher Mission“, besichtigen wollen.

Kloster Metamorphosis
Kloster Agios Varlaam
Agios Varlaam
Kloster Roussanou

Mittwoch, 15. Mai 2019

Igoumenitsa – Kastraki (Meteoraklöster)
180 km

Camping Vrachos Kastraki
N39° 42 48.0
E21° 36 57.0

Schnaken bestimmten unsere Nachtruhe. Eine ganze Horde dieser Mistviecher hat sich in unsere Behausung geschlichen. Kaum hatte ich eine Schnake ins Jenseits befördert und das Licht ausgemacht, als schon die nächste um meine Ohren surrte. Licht an, Schnake ausfindig machen und gekonnt ins Nirvana schicken, wobei nun Blutflecken Gardine und Bettlaken zieren. Etwa 7-8 der Blutsauger konnte ich eliminieren, aber eine bleibt dann doch noch übrig, die sich nicht erwischen lassen will. Dass es in der Nacht heftig geregnet hat versteht sich inzwischen von selbst. Am Morgen reisen wir mit Sepp & Maggy weiter. Zum Glück haben die beiden mit anderen Reisenden gesprochen und auf das Problem Fähre für die Heimreise hingewiesen. Sie hatten eine Adresse einer Fähragentur in Igoumenitsa, zu der wir auf der Weiterfahrt hinfuhren.
Wir haben großes Glück, denn es stellt sich heraus, dass es keine freien Plätze mehr für die geplante Fähre von Patras nach Venedig gibt. Online sind auch schon alle Fähren bis Ende Juni nach Ancona ausgebucht. Durch Stornierung und Umbuchung bekommen wir aber für den 22. und 26. Juni noch je eine Passage auf einer „Camping an Bord-Fähre“ der Anek Line für 355 Euro inklusive Senioren- und ADAC-Rabatt. Hätten wir erst in Patras eine Fähre buchen wollen, so wäre das wohl übel ausgegangen und wir hätten die gleiche Strecke wieder an der Adriaküste über Albanien, Montenegro und Kroatien zurückfahren müssen. Maggy & Sepp fahren am 22. und wir am 26. Juni nach Ancona.
Jetzt können wir beruhigt weiterfahren. Unser Ziel ist Dodona, das zweitwichtigste Orakel des antiken Griechenlands erbaut unter König Pyrros. Regenwolken verfolgen uns und wir sehen unser geplantes ehemaliges Zielgebiet der Vikos-Schlucht unter dichten Regenwolken. Bei Nieselregen treffen wir in Dodona ein. Der Eintrittspreis von 3 Euro pro Person ist moderat, aber aus dem relativ guterhaltenen Theater, das 17.000 Menschen fassen konnte ist nicht mehr viel zu sehen. Das Orakel, das Zeus gewidmet war, besteht nur noch aus einigen Grundmauern. Etwas enttäuscht und doch beeindruckt von der Architektur des Theaters fahren wir weiter Richtung Osten. Die Berglandschaft erinnert noch sehr an Albanien und hie und da tauchen auch schneebedeckte Berge auf. Der Norden Griechenlands ist sehr gebirgig, bewaldet und grün. Der Regen lässt nach als wir uns den Meteoraklöstern bei Kastraki nähern. Beeindruckend tauchen in der Ferne bald die Felsen auf, wo im 13. Jahrhundert Mönche angefangen hatten sich in der Abgeschiedenheit und in Askese niederzulassen. Meteora bedeutet „in der Luft, zwischen Himmel und Erde schweben“ und so thronen auch die Klöster ganz oben auf den steilen Felsen, nahe bei Gott. Auf dem Campingplatz Vrachos Kastraki finden wir einen akzeptablen Platz du richten uns ein.
Nach einem späten Mittagessen wandern wir ins Dorf Kastraki hinauf und können uns fast nicht an den tollen Felsformationen sattsehen. Auf dem Rückweg kehren wir in einer Taverne ein und genießen unseren ersten griechischen Wein. Dabei stellen wir fest, dass man in Griechenland die Uhr eine Stunde vorstellen muss. Das wäre morgen, wenn wir um 9 Uhr auf den Bus zu den Klöstern wollen, schlecht ausgegangen, denn der wäre schon weg gewesen. Der weitere Verlauf ist ganz lustig und beschwingt machen wir uns auf den Heimweg.

Theater in Dodona
Unser Dorf Kastraki

Dienstag, 14. Mai 2019

Gjirokaster – Igoumenitsa (Griechenland)
123 km

Camping Drepanos
N39° 30 36.0
E20° 13 17.1

Die „vereinzelten Regenfälle“ gingen schon am späten Nachmittag los und dauerten bis in die frühen Morgenstunden an. Zum Teil prasselte der Regen heftig auf unser Dach. Mitten in der Nacht wachte Gisela am Geräusch von Wassertropfen im Wohnmobil auf. So ein Sch…! Das Geräusch kannten wir schon von Estland 2017 her und verhieß nichts Gutes. Durch den Dauerregen gelangte Regenwasser unter das Dach und kam bei der großen Dachluke wieder zum Vorschein. Wir hatten die Undichtigkeit gleich nach unserer Nordlandfahrt reparieren lassen, wohl erfolglos. Irgendwo läuft immer noch Wasser herein, wenn es so stark regnet. Es blieb uns zunächst nichts anderes übrig als eine große Schüssel unter das Leck zu stellen. Das Tropfgeräusch nervte aber so, dass wir nicht mehr schlafen konnten. Also löste ich Teile der Lukenverkleidung und stopfte ein kleines Handtuch hinein, damit wenigstens für ein Stunde Ruhe war. Dann war das Tuch vollgesogen und es tropfte wieder in eintönigem Rhythmus. Raus aus dem Bett, Handtuch auswringen, reinstopfen und wieder ins Bett. Das wiederholte sich mehrere Male bis zum Morgengrauen. Als es endlich hell wurde und der Regen eine Pause einlegte kam das altbewährte Panzertape zum Einsatz. Wie vor 2 Jahren klebte ich die vermeintlich undichte Stelle am Dach ab und zusätzlich die Dichtung an der Dachluke selber. Ich hoffe es hält. Das heißt aber auch, schon wieder in die Werkstatt zu fahren. Nach ein paar kurzen Sonnenmomenten zogen aber schon wieder Regenwolken heran und bald fing es auch schon an, von oben nass zu werden.
Wir haben nun endgültig die Nase voll vom Regen und beschließen die Stadtbesichtigung ausfallen zu lassen und stattdessen direkt zu den Ruinen von Butrint zu fahren. Dort werden wir wieder Maggy & Sepp treffen. Ab Sarande scheint die Sonne wieder.
Die Geschichte der antiken Hafenstadt Butrint nimmt ihren Anfang um das 8. Jahrhundert v.Chr. Angeblich wurde die Stadt „Buthrotum“, von den Verbannten, die die gefallene Stadt Troja verließen, gegründet. Im Epos „Aeneis“ erwähnt der lateinische Poet Virgil die Stadt Butrint. Im 4. Jahrhundert v.Chr. wurde die Stadt mit einer Mauer befestigt und entwickelte sich zu einer Kultstätte des Gottes Asklepios. 228 n.Chr. fiel die Stadt unter römische Herrschaft, war wichtiger Militärstützpunkt Caesars und erreichte unter Kaiser Augustus ihren wirtschaftlichen Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammen auch sehr viele der Ruinen wie das Theater, Thermalbäder, Villen und Plätze. Im 5. Jahrhundert war Butrint Bischofssitz und aus dieser Zeit stammt auch die relativ gut erhaltene Basilika und die Taufkapelle. Später errichteten die Venezianer auf der Akropolis eine Festung und unten an der Lagune einen Wehrturm. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war von der einst so stolzen Stadt nur noch ein armseliges Fischerdorf übriggeblieben, umgeben von einer mächtigen Mauer. Der Rundgang durch die Geschichte dieser Stadt kurzweilig und sehr interessant.
Nach unserem Rundgang durch die Geschichte sind auch unsere Reisegefährten eingetroffen und wir beschließen, weiter nach Igoumenitsa in Griechenland zu fahren. Wir hoffen auf noch mehr Sonne. Mit einer abenteuerlichen Fähre, gezogen von Stahlseilen, setzen wir zum anderen Ufer der Lagune über. Die letzten Lek wechseln in einem Mini-Markt ihren Besitzer und dann stehen wir an der Grenze. Vor uns behindert ein PKW mit 3 Albanern die Weiterfahrt, da der Grenzbeamte gefühlt eine halbe Stunde die Papiere der Insassen prüft, um sie dann schließlich auf die Seite zu winken. Jetzt sind wir an der Reihe und hoffen auf eine zügige Weiterfahrt, als wir freundlich zu einer Inspektion unseres Fahrzeugs in eine Garage gelotst werden. Dort muss ich die Motorhaube öffnen und ein Zollbeamter frägt mich nach Drogen und Kalaschnikov aus. Er leuchtet überall mit seiner Taschenlampe hinein und findet natürlich nichts. Ich sage ihm wie schön Albanien doch ist, da strahlt er über das ganze Gesicht und ist mit seiner Inspektion am Ende. Ich kann wieder zur Einreise fahren und unsere Ausweise und Papiere abholen. Sepp wartet auch schon auf seine Inspektion. Vermutlich ist es an diesem Grenzübergang sehr langweilig. Die griechischen Grenzbeamten sind da etwas fauler. Gisela muss zu einem kleinen Fensterchen gehen und persönlich die Ausweise dem Beamten hinter dem Fenster geben. Der schaut sie sich nur an und gibt sie gleich wieder zum Fenster hinaus. Wir können weiterfahren. Es ist warm und die Sonne scheint noch immer. Griechenland begrüßt uns so, wie wir es erwartet haben. Bis zu unserem Ziel auf einer Halbinsel sind es nur knapp 30 km und schon bald sehen wir die Bucht von Igoumenitsa. Wir campen auf dem Camping Drepanos, während Maggy und Sepp lieber wild am Strand stehen.
Wir haben ein ehrliches Gespräch über unsere weitere gemeinsame Reise. Zu groß scheinen die Unterschiede was das Campen anbelangt zu sein. Mag sein, dass schon bald jeder seine eigene Wege geht. Gisela kann und will nicht wild campen. Dennoch beschließen wir morgen gemeinsam zu den Meteoraklöstern zu fahren. Danach sehen wir weiter. Eigentlich schade, dass es mit uns nicht so gut funktionieren will.

Bilder:
Aufgrund des schlechten Uploads von Bildern, gibt es hier jetzt keine. Kommen später, falls die Griechen nicht eingeschlafen sind.

Theater in Butrint
Mit dieser abenteuerlichen Fähre setzten wir über!
Sonnenuntergang in Igoumenitsa, Griechenland

Montag, 13. Mai 2019

Himarë - Gjirokaster
109 km

Kamping Gjirokaster
N40° 06 04.3
E20° 09 02.3

In der Nacht hat es gestürmt und heftig geregnet. Die Wellen donnerten an den Kiesstrand und der stürmische Wind vom Meer rüttelte an unserem Wohnmobil. Am Morgen stehen wir inmitten einer Seenplatte und wenigstens nieselt es nur noch. Sepp & Maggy wollen nicht nach Gjirokaster fahren und lieber noch einen Tag bleiben, um uns dann übermorgen in Butrint wieder zu treffen, von wo es dann endgültig nach Griechenland geht.
Wir fahren los und kaum haben wir die Hauptstraße erreicht, sehen wir in Fahrtrichtung dunkle und graue Wolken über Korfu zum Festland streben. Es sieht ziemlich furchterregend aus. Leider kommt so der Genuss der sehr kurvenreichen Küstenstraße etwas zu kurz. Schon bald bricht über uns ein Unwetter herein. Es blitzt und donnert mit Starkregen und Sturmböen. Die Wolken rasen dicht über uns das Gebirge hinauf und lassen alles was sie an Feuchtigkeit über der Adria gespeichert haben auf uns herabprasseln. So präsentiert sich die albanische Riviera Grau in Grau bis Sarande. Dort biegen wir links ab und der Regen lässt etwas nach. Beim kleinen Dorf Mesopotam, in dem eine griechische Minderheit wohnt, steht die Klosterkirche Shën Kollit, die dem Hl. Nikolaus geweiht ist. Laut Infotafel stammt sie aus dem 13. Jahrhunder, man vermutet aber, dass sie schon im 11. Jahrhundert errichtet wurde. Das einzigartige an der Kirche ist, dass darin römisch-katholische, als auch orthodoxe Messen abgehalten wurden. Zudem ist sie die älteste byzantinische Kirche in dieser Region. Früher war die Anlage von einer Mauer mit 7 Wehrtürmen umgeben, von denen nur noch ein Teil erhalten ist. An der Außenseite der Kirche kann man Schmucksteine entdecken, die wohl von antiken Bauten stammen. Im Inneren der Kirche gibt es noch zum Teil gut erhaltene Wandmalereien. Etwas abseits der Straße hat sich der Besuch dieses Kleinods gelohnt. Kaum wieder im Wohnmobil eingestiegen, fängt es auch schon wieder an zu regnen.
Wir fahren weiter ins Gebirge zum Muzina-Pass auf etwas mehr als 1100 m hinauf. Zuvor passieren wir noch die Abzweigung zur Karstquelle „Syri i Kalter“, dem „Blauen Auge“, das wir auf dem Rückweg von Gjirokaster noch besuchen wollen. Voraussetzung allerdings ist, dass das Wetter mitspielt. Hinunter geht es in Serpentinen ins Tal der Drin wo uns eine schöne und breite neue Straße nach Gjirokaster empfängt. Ich halte mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, zum Glück, denn schon bald steht die Polizei am Straßenrand, die auf die Raser wartet. Und Raser sind viele unterwegs. Ständig werden wir im Überholverbot überholt, gefahren wird was das Zeug hält. Das sieht man auch immer wieder an den kleinen Denkmälern mit Blumen am Straßenrand, wo mal wieder jemand das Rennen seines Lebens verloren hat.


Übrigens: Der Albaner an sich und im Allgemeinen bremst nicht und wenn doch, dann äußerst ungern. Die Beinahe-Unfälle wegen der Raser kann ich bald nicht mehr zählen, weshalb man hinter dem Steuer extrem aufmerksam sein muss.

Etwa 4 km hinter Gjirokaster liegt der kleine Campingplatz „Kamping Gjirokaster“ mit Restaurant an einer Nebenstraße. Die Übernachtung kostet 1.000 Lek (etwa 8 €). Da uns der Hunger treibt, gehen wir gleich dort zum Mittagessen und bestellen eine Platte für zwei mit albanischen Spezialitäten für 1.500 Lek (etwa 12 €). Das war lecker und mal wieder zu viel, so dass wir den Griechischen Salat in der Dose mitnehmen mussten. Kaum sind wir im Wohnmobil und trinken Kaffee, da fängt es schon wieder zu regnen an und es hat auch bis jetzt nicht wieder aufgehört. Wir haben geglaubt, dass es im Frühling im Süden schön warm ist. Warm ist es schon hier drinnen, aber auch nur weil der Keramikheizer gute Arbeit verrichtet. Auf jeden Fall wollen wir morgen mit dem Taxi in die Stadt fahren, denn die Altstadt von Gjirokaster wollen wir uns nicht entgehen lassen. Für morgen sind vereinzelte Regenfälle angesagt. Das kann ja dann doch noch klappen.

Kirche Shen Kollit (Hl. Nikolaus)

Römische Steinmetzarbeit an der Außenfassade
Altarraum
Warten auf besseres Wetter für den Stadtbesuch - Gjirokaster hinten am Berghang

Sonntag, 12. Mai 2019

Berat - Himarë
158 km

Camping Kranea
N40° 06 27.1
E19° 43 37.3

Der Blick zum Himmel und auf den Wetterbericht sagt, dass der Osum-Canyon ausfallen muss. Es ist Regen angesagt, obwohl der Himmel noch bedeckt ist. Nachdem Maggy und ich noch albanische Lek aus dem Geldautomaten einer nahen Bank gezogen haben fahren wir los. Bis Fier, wo wir tanken, hält das Wetter und auch noch auf der Autobahn bis Vlorë und weiter bis Orikum. Über den Bergen hängen dunkelgraue Regenwolken und da genau hinein fahren wir zum Llogara-Pass hinauf. in engen Serpentinen kriechen wir zum Pass hinauf. Es bläst ein stürmischer Wind und es regnet ohne Unterlass. Wir sind frustriert, wollten wir doch kurz vor dem Pass eine Wanderung mit Aussicht machen, die nun hinfällig geworden ist. Oben am Pass ist es nicht besser und auch die in den Reiseführern beschriebene grandiose Aussicht auf die Küstenlandschaft fällt aus. Meer und Horizont verschmelzen im Grau des Regens und der Regenwolken. Wir fahren weiter in genauso engen Serpentinen den Berg hinunter. Unser Ziel ist ein Campingplatz am Meer bei Himarë. War vor 8 Jahren außer Strand und einem Restaurant zu dem eine Schotterpiste hinabführte nichts gewesen, so ist heute die Straße asphaltiert und der Strand mit vielen Neubauten beglückt worden. Im Regen sieht das alles etwas trostlos aus. Nach einem üppigen Mittagessen in einem der Lokale nutzen wir eine Regenpause und wandern etwas am Strand entlang. Wir betrachten eine halbfertige Bar, die vor 8 Jahren begonnen wurde, sammeln einige Hand voll Salbeiblätter und kehren bei einsetzendem Nieselregen wieder um.
Übrigens:
Ein junger Motorradfahrer (VS-Kennzeichen), kaum 20 Jahre alt, ist auf dem Platz und befährt allein die Welt. Apropos Welt und wie klein sie doch ist. Der Bursche kommt aus Triberg und sein Vater wohnt in St. Georgen! So klein ist die Welt tatsächlich!

Livadhi Beach

Camping Kranea

Samstag, 11. Mai 2019

Farma Sotira - Berat
230 km

Stellplatz Nähe Uni
N40° 42 06.2
E19° 57 20.2

Früh verlassen wir die Forellenfarm. Wir erfahren, dass man ohne Frühstück nur 10 € bezahlen muss und wir dachten, dass die 15 € ein Festpreis wären – solch ein Schlitzohr! Wir bezahlen die 10 und machen unser eigenes Frühstück. Während die Hotelbusreisenden in ihren Koffern vor dem Bus kramen fahren wir los. Die Straße ist weiter in einem schlechten Zustand doch die Ausblicke auf die tolle Landschaft entschädigen. Das Wetter ist schön und die schneebedeckten Berge werden von der Morgensonne am tiefblauen Himmel angestrahlt. Wir erreichen Leskovik und ein rudimentäres Schildchen zeigt nach links auf die SH65 Richtung Permet. Das wäre kilometermäßig ein Umweg, da die Straße zur griechischen Grenze führt. Meine Karte und mein Navi zeigen nach rechts auf die als Hauptstraße rot gekennzeichnete SH75. Also folge ich der und ein großes blaues Schild zeigt auch die entsprechenden Kilometer bis zu den nächsten Städten. Bei Çarçovë trifft die Sh75 auf die Sh65. Wäre ich nur den Umweg gefahren, denn die sogenannte „Hauptstraße“ entpuppt sich bald als eine katastrophale, mit Schlaglöchern versehene Piste. Auf der engen „Straße“ ragen links die Steilhänge auf und rechts geht es steil in eine Schlucht hinab. Zum Glück kommt uns auf der ganzen Strecke kein Fahrzeug entgegen. Die fahren sicher alle auf der SH65. Schneller als 10-15 km/h geht es nicht voran. Landschaftlich grandios, zum Fahren aber eine ziemliche Herausforderung, die höchste Konzentration erfordert. Schlimmer noch als die Straße zur Komani-Fähre. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir an die Stelle, wo beide Straßen wieder zusammentreffen und nach Permet führen. Viel besser ist die Straße nun nicht, dafür fahren wir hoch über dem Fluss Vjosa oder auch Aoos genannt. Die Vjosa entspringt im Pindosgebirge in Griechenland und ist einer der ganz wenigen Flüsse in Europa, die gänzlich naturbelassen sind. Herrlich schimmert ihr smaragdfarbenes Wasser unter uns, das nach etwas mehr als 270 km in die Adria mündet. Ab Permet wird die Straße besser und kurz hinter Këlcyra überqueren wir auf einer Eisenbrücke den Fluss. Ausgerechnet hier, wo die Straße enger über dem Fluss entlang führt, kommen uns zwei große Lastwagen entgegen. Es gibt kein Vorbeikommen an dieser Stelle. Also muss ich und der Verkehr hinter mir ein ganzes Stück rückwärtsfahren, bis wir eine Stelle erreichen an der wir gerade ebenso aneinander vorbei kommen. Mit eingeklapptem Rückspiegel fehlen nur wenige Zentimeter zu den Lastwagen links von mir und der Leitplanke rechts von mir. Viel weiter hätte ich auch gar nicht zurück gekonnt, denn einige Autos weiter hinten steht auf unserer Seite ebenfalls ein großer LKW mit Anhänger, der garantiert nicht weit zurück gekonnt hätte. Ging gerade noch einmal gut aus. Irgendwann Richtung der Stadt Fier kommen wir endlich etwas zügiger voran. In Fier lassen wir unser total verdrecktes Auto waschen und fahren weiter bis Berat, wo wir nach 6 Stunden Fahrt wieder auf Maggy & Sepp treffen, die seit 3 Tagen am vereinbarten Stellplatz bei der Universität von Berat warten.
Sogleich machen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, um uns erst einmal nach der langen Fahrt zu stärken. Danach geht es zum Sightseeing. Die alten Stadtteile Berats gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und sind eine der wichtigsten touristischen Attraktionen Albaniens. Der Burghügel Kalaja über der Stadt am Fluss Osum wurde schon von den Illyrern im 4. Jahrhundert v. Chr. befestigt. Unterhalb der Burg befindet sich das ehemalige muslimische Stadtviertel Mangalem mit den großen Fenstern an den Fassaden der weißgetünchten Häuser. Man nennt deshalb Berat auch die „Stadt der tausend Fenster“. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses, liegt das Stadtviertel Gorica das man über eine Fußgängerbrücke erreichen kann. Die Stadtteile haben die typische osmanische Architektur, wie man sie auch heute noch weitverbreitet in der Türkei vorfindet. Wir ertüchtigen uns ordentlich, indem wir die engen Gassen der Altstadt hinaufklettern, das einem Labyrinth gleichkommt. Das steile und rutschige Kopfsteinpflaster macht das Gehen nicht einfach, aber dafür können wir die schönen Erkerkonstruktionen der alten Steinhäuser ebenso bewundern wie den Blick hinunter auf die Neustadt mit der Universität. Selbige erinnert etwas an das Kapitol in Washington und wurde erst 2009 eröffnet. Sie ist eine private Institution und hat heute offiziell etwa 4.000 Studenten, von denen wir aber keine zu Gesicht bekamen. Insgesamt machte das imposante und deplatzierte Gebäude einen recht verlassenen Eindruck.
Falls das Wetter morgen schön sein sollte, geht es weiter in den Osum-Canyon nicht weit von hier.



Auf dem Weg nach Leskovik
Kurz vor Leskovik

Blick ins Vjosa-Tal. Die Berge im Hintergrund liegen in Griechenland.

Universität von Berat
Moschee und Orthodoxe Kirche einträchtig nebeneinander.

Stadtviertel Gorica am Osum-Fluss
Burghügel Kalaja und Osmanisches Viertel Mangalem
"Stadt der tausend Fenster"

In den Gassen des osmanischen Viertels Mangalem

Blick hinunter auf die Neustadt von Berat

Freitag, 10. Mai 2019

Etwa 20 km vor Leskovik
111 km

Farma Sotira
N40° 12 51.8
E20° 38 47.1

Wir verlassen bei Nieselregen den schönen Ohridsee. Die Straße bis hinter Korcë ist recht neu und ein großes Schild verrät, dass sie von Saudi Arabien finanziert worden ist. So könnte es weitergehen, tut es aber nicht. Schon bald endet die schön asphaltierte Straße und eine recht enge Schlaglochpiste beginnt. Sie ist nicht ganz so schlecht wie die zum Komani-Stausee, aber schneller als 30 km/h geht beim besten Willen und mit Rücksicht auf die Achsen des Wohnmobils nicht. Wir fahren entlang des Grenzgebietes zu Griechenland. Die Landschaft ist wieder wunderschön mit ihren grünen Wiesen und in der Ferne sieht man die schneebedeckten Berge zu Griechenland hinüber. In den fruchtbaren Ebenen gibt es viele Haselnuss-, Mandel- und Walnussbäume, deren Früchte säckeweise vor den kleinen Geschäften am Straßenrand stehen. Die einzige größere Ortschaft die wir passieren ist Ersekë, wo ich vorsichtshalber noch einmal tanke, denn auf der weiteren Strecke bis Berat gibt es nicht mehr so viele Ortschaften. Das hier ist der äußerste Südostzipfel Albaniens. Nach vielen engen Kurven und Serpentinen bergauf und bergab, erreichen wir am Mittag die Forellenzucht Farma Sotira, die außer ein paar kleinen Ferienhütten noch einen Stellplatz für Wohnmobile hat. Außer uns ist gerade ein Busladung mit Italienern angekommen, die hier gegrilltes Lamm und Forellen essen wollen. Wir bestellen Forellen, die sogleich aus den Becken gefischt werden und auf dem Grill landen. 10 Minuten später liegen sie gebraten auf unseren Tellern. Sehr lecker. Als wir fertig sind, ist auch schon der nächste Bus da, diesmal Franzosen. Das Fischlokal am Ende der Welt brummt. Bald bekommen wir auch Besuch von weiteren Wohnmobilen, eines ist ein Nachbar vom Campingplatz am Ohridsee. Am Ende stehen 5 Wohnmobile, ein VW-Bus und ein Landcruiser auf dem Platz. Die Sanitäreinrichtung ist sauber und ok. Der Platz kostet 15 €, inklusive einem Frühstück am nächsten Morgen. Strom und WLAN gibt es auch. Nach einem kleinen Spaziergang  am Bach entlang kommen wir an einem Bauernhof nicht weit von unserem Platz vorbei. Hier tummeln sich an die 100 Entlein die auf der Wiese und den kleinen Wassertümpeln herumtollen. Herzallerliebst! Kaum sind wir auf dem Platz zurück, da rollt auch schon ein Ungetüm von Hotelbus auf den Platz. Nicht Roteltours, aber so ähnlich. Das kann ja heiter auf den Toiletten werden. Es sind deutsche Urlauber auf einer Albanien-Rundreise, überwiegend ältere Rentnersemester. Jedenfalls machen sie keinen Lärm. Ich werde von zwei älteren Damen angesprochen, sie sind aus Bad Dürrheim. Das junge Pärchen mit dem VW-Bus kommt aus Schramberg. So fern und doch ist die Heimat so nah. Das Wetter hält und es regnet wenigstens nicht. Morgen gehen wir früh zum Frühstück, bevor das rollende Hotel über uns hereinbricht. 


Im Bergland Ostalbaniens - die schneebedeckten Berge gehören schon zu Griechenland

Liebliche Täler

Grüne, satte Blumenwiesen
Mitten in der Wiese entspringt ein kleinere Bach

Viele, viele kleine Entlein auf der Wiese

Ein schöner Ganter

Jetzt ist der Platz aber richtig voll

Donnerstag, 09. Mai 2019

Tushemisht (Ohridsee)
0 km

Camping Arbi
N40° 54 05.1
E20° 42 35.4

Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass sich die Sonne mal wieder hinter den Wolken verborgen hat. Zum Glück ist es nicht mehr ganz so kalt wie an den Morgen zuvor. Unser Frühstücksbrot ist auch schon wieder 4 Tage alt und deshalb beschließen wir nach Pogradec zu gehen, um ein neues einzukaufen. In die Stadt sind es etwa 5 km, so dass wir am Ende für ein Brot 10 km zurückgelegt haben werden! Ab und zu scheint auch die Sonne, der Wind von den Bergen ist nicht allzu kalt. Schnurgerade verläuft die Straße in die Stadt am Ufer des Ohridsees entlang. Am Stadtrand passieren wir eingezäunte Regierungsgebäude, eher Villen, am Strand wo die Minister und Staatsbeamte einen schönen Sommerurlaub verbringen können. Daran schließt sich ein langgestreckter Park an, die Erholungs- und Vergnügungsmeile von Pogradec. An der Uferstraße reiht sich ein Restaurant ans andere und es sind auch einige Hotels darunter. Im Park sind fast nur alte Männer in ihren schwarzen Anzügen unterwegs und in der Mitte des Parks gibt es einige Pavillons in denen ganze Scharen von Männern Domino spielen. An Zuschauern und Beobachtern mangelt es nicht. Wo sich in Montenegro eine Bäckerei an die andere reiht, sieht es in Pogradec nicht gar so toll aus. Google Maps leitet mich nicht zu einer Bäckerei, sondern zu einem kleinen Laden. Der hat allerdings als Verzierung in seinen Fenstern Backwaren. Auf Nachfrage mit der Google Translator-App finden wir dann doch noch eine richtige Bäckerei mit großem Angebot an Backwaren, Torten und Süßigkeiten. Wir kaufen einen 1 kg Brotlaib und zwei Cremeschnitten für 300 Lek (2,40 €) und gönnen uns beim Rausgehen noch jeder 2 Kugel selbstgemachtes Eis im Hörnchen für 100 Lek = 4 Kugeln Eis für gerade einmal 80 Cent! Mit unserer Beute machen wir uns wieder auf den Heimweg.
Zum 4-Uhr-Kaffee gibt es dann die Schnitten, die uns allerdings ziemlich schwer im Magen liegen. Jetzt bräuchte ich einen selbstgebrannten Rake, der hier an jeder Straßenecke für wenig Geld angeboten wird.
Morgen fahren wir weiter in den Süden Richtung Leskovik, unweit der griechischen Grenze. Übermorgen geht es dann weiter nach Berat, wo wir wieder Maggy und Sepp treffen werden.


Kinderkarussell im Park von Pogradec

Stadtpark von Pogradec

Die einzige Bäckerei, die wir gefunden haben

Alte Männer beim Domino- und Schachspiel

Treffpunkt der Dominospieler

Strand von Pogradec

Benj und seine Frau vom Campingplatz "Arbi"

Mittwoch, 08. Mai 2019

Tushemisht (Ohridsee)
0 km

Camping Arbi
N40° 54 05.1
E20° 42 35.4

Endlich scheint die Sonne vom blauen Himmel, wie nach dem schönen Sonnenuntergang gestern Abend zu erwarten gewesen war. Das heißt, nach dem Frühstück die Wanderschuhe anziehen und zur 4 km entfernten Grenze zu Nordmazedonien wandern. Das Ziel ist das Kloster von Sveti Naum etwa 6 km entfernt. Sveti Naum wurde 895 n.Chr. vom Heiligen Naum, einem Schüler des Hl. Kyrill, gegründet. Er gilt als Mitentwickler der kyrillischen Schrift. Er selbst ist auch in der Kirche des Klosters begraben. Als wir dort ankommen, halten sich die Touristenströme noch in Grenzen. Außer einer Schulklasse und einer Busladung Japaner sind wir alleine. Das kleine Kirchlein gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, wie übrigens auch die Stadt Ohrid und der gleichnamige See. Das Innere der Kirche ist von unten bis oben mit Fresken ausgeschmückt, die aber leider nicht mehr besonders gut erhalten sind. Von der Klostermauer aus hat man einen tollen Blick auf den See und die vom Neuschnee bedeckten Berge. Das Kloster liegt unmittelbar an der Karstquelle der Schwarzen Drin, die am Nordende des Sees bei der Stadt Struga den See verlässt. Wir umrunden die große Karstquelle auf einem sehr schönen Wanderweg. An einigen Zuflüssen zum Quelltopf steht die ein oder andere Kapelle. Die Vögel zwitschern und das Wasser plätschert, sonst ist hier nur die Stille der Natur.
Nach einer Wanderung von 12 km sind wir wieder zurück und stärken uns im Campingplatzrestaurant. Danach ist Großwaschtag, denn wir wollen die warmen Sonnenstrahlen ausnutzen. Morgen müsste dann alles wieder sauber und trocken sein, so dass wir dann übermorgen wieder weiterfahren können.


Wir überqueren die Grenze zu Nordmazedonien

Eingang zum Kloster

Sveti Naum
Fresko in der Grabkapelle

Quelltopf der Schwarzen Drin

Das kleine Klosterkirchlein Sveti Athanasios

Ausfluss der Schwarzen Drin in den Ohridsee
Panoramablick Sveti Naum und Ohridsee
Zurück in Albanien
Ohrid-Forelle: 900 gr

Eine wahre Köstlichkeit vom Grillmeister Benj (Campingplatzwirt)

Dienstag, 07. Mai 2019

Tushemisht (Ohridsee)
0 km

Camping Arbi
N40° 54 05.1
E20° 42 35.4


Es hat fast die ganze Nacht hindurch geregnet. Da half auch der schöne Gesang einer Nachtigall nicht, die Stimmung zu heben. Der Ohridsee liegt etwa 700m über dem Meeresspiegel und entsprechend kalt ist es in der Nacht. Der See ist mit einer Tiefe von 288 m auch einer der ältesten Seen der Erde. Sein Alter wird auf 2-5 Millionen Jahre geschätzt. Heute Morgen zeigt das Thermometer 6 °C und der Keramikheizer kommt zum Einsatz. Auf den Bergspitzen liegt Neuschnee. Die Sonne kommt heraus und blaue Flecken am Himmel drängen durch die grau-weißen Wolken. Eigentlich wollen wir zum Kloster Sveti Naum in Nordmazedonien wandern, das nur etwa 4 km entfernt ist. Doch der kalte Wind aus Nordwest treibt am Horizont schon wieder dunkle Regenwolken heran. Deshalb machen wir einen kleinen Spaziergang durch den kleinen, aber wirklich seeehr kleinen, Nationalpark Drilon unweit unseres Campingplatzes. Es handelt sich hierbei um eine große Karstquelle, die in den Ohridsee entwässert. Drilon ist das albanische Wort für den Fluss Drin, der als Buna bei Ulcinj in die Adria mündet. Am Eingang zum kleinen Park steht das Hotel „Vila ART“, das zu Enver Hoxhas Zeiten seine Sommerresidenz war. Der Diktator und Tyrann Hoxha starb 1985 in Tirana und hatte bis zu seinem Tod das Land in tiefste Armut und Isolation gestürzt. Tausende politische Gegner ließ er verhaften und die meisten von ihnen umbringen oder ins Gefängnis werfen. Der Diktator war so paranoid, dass er 700.000 Betonbunker im Land verteilen ließ aus Furcht vor einer Invasion der Nachbarstaaten. Überall kann man sie noch sehen. Manche sind verfallen, andere mit Sandsäcken zugedeckt, damit man diese Schandflecke nicht mehr sieht und der Bunker am Eingang zum Campingplatz wurde als Marienkäfer angemalt. Eine originelle Idee! Der Park ist schön angelegt und ist im Sommer ein beliebter Ausflugsort. Jetzt sind einige Schulklassen da, die sich mit Ruderbooten über die Wasserläufe transportieren lassen. Wir verlassen an einem Zufluss das Ausflugsziel und gehen an einem Bachlauf zum Dorf Tushemisht. Zwei Esel liegen im Gras, ein Schwan brütet auf seinem Nest, die Sonne scheint, Vögel zwitschern, Bauern bearbeiten ihre Felder – es könnte ein idyllischer Ort sein. Nur wenige Schritte weiter zum Dorf hin steht eine große Holztafel mit Beschreibungen der Natur im Naturschutzgebiet und dem Motto: „Drilon, live in peace with nature“ – „Drilon, lebe in Frieden mit der Natur“. Direkt davor, mitten im Naturschutzgebiet, staut sich der Müll des Dorfes im Bachlauf. Ein Skandal, wo man keine Worte mehr findet. Bisher haben wir Albanien immer für ein recht reinliches Land gehalten und weniger Müll links und rechts der Straße gesehen als in Montenegro. Wir hoffen, dass dies hier nur ein Einzelfall ist und nicht die Regel. Das Dorf ist recht klein und hat außer ein paar Unterkünften und Restaurants nicht viel zu bieten. Vor dem Aufgang zur orthodoxen Kirche steht ein Bronzedenkmal einer kleinen üppigen Frau. Dank Internet weiß ich nun, dass die Frau Teto Ollga heißt und Hauptfigur in einem berühmten albanischen Film „The Lady from the City“ ist. Der Film ist eine Komödie aus dem Jahre 1976 der unter anderem in Tushemisht gedreht wurde.
Auf dem Heimweg kommen uns schon die Regenwolken entgegen und wir ziehen es vor, auf Empfehlung unserer Platznachbarn, im kleinen Campingplatzrestaurant zu Mittag zu essen. Es gibt einen großen Griechischen Salat mit auf dem Grill geröstetem Brot mit Olivenöl und Oregano beträufelt, Pommes Frites, und 1 Kilo Schweinefleisch vom Grill. Dazu Mineralwasser und Weißwein. Preis: 16 Euro – da kann man wirklich nicht meckern. Das Fleisch können wir gar nicht aufessen und so haben wir schon eine Mahlzeit für später.
Immer wieder regnet es nun und wir ziehen uns ins Wohnmobil, mit dem Keramikheizer drinnen, zurück. Morgen soll es aber wirklich besseres Wetter geben und dann werden wir nach Sveti Naum wandern.


Einer der Karstzuflüsse in den Ohridsee

"Vila ART" - Sommerresidenz von Enver Hoxha

Drilon Nationalpark

Karstquelle im Nationalpark

Esel auf der Blumenwiese

Schwan auf dem Nest

Bauern bei der Feldarbeit

Hinweistafel im Naturschutzgebiet

Müllentsorgung des Dorfes in einem Bachlauf inmitten des Naturschutzgebiets

Dorfstraße von Tushemisht

Bronzefigur der "Ollga"

Orthodoxe Dorfkirche

Eines der wenigen noch erhaltenen Dorfhäuser

Sonnenuntergang
Griechischer Salat

Fleisch vom Grill
Montag, 06. Mai 2019

Durrës - Ohridsee
158 km

Camping Arbi
N40° 54 05.1
E20° 42 35.4

Die Regenpause gestern war leider nur von kurzer Dauer. Dennoch kamen wir trocken vom Spaziergang wieder zurück. Aber schon bald setzte der Regen wieder ein und der Rest des Tages wurde im Wohnmobil verbracht.
Heute Morgen sind wir schon um halb 8 Uhr wieder unterwegs, denn der Blick aus dem Fenster verheißt Sonnenschein und schönes Wetter. Tatsächlich ist die Straße nach Elbasan neu gemacht und Schlaglöcher muss man mit der Lupe suchen. Wir kommen gut voran und lassen uns von den ungeduldigen Dränglern nicht hetzen. Eine gute Entscheidung, denn entlang der Strecke steht immer wieder die Polizei mit ihren Radarpistolen und winkt die Raser heraus. Es nervt schon ein wenig, denn vor jeder Einfahrt gilt zunächst Tempo 60 und dann 40. Kein einziger der Einheimischen hält sich daran. Überholverbot und Tempolimit gelten hier wohl nur als Vorschlag. Gefühlt jedes zweite Auto ist in Albanien ein Mercedes. Ob neu oder alt, wer etwas auf sich hält fährt Benz. Albanien scheint sich in einem wirtschaftlichen Aufschwung zu befinden. Überall werden neue Straßen gebaut und man sieht viele neue Häuser, aber auch viele Bauruinen. Das Land selber ist zu 85 % Bergland und somit leben auch die meisten Menschen von der Landwirtschaft. Überall wird am Straßenrand Obst und Gemüse aus eigener Produktion angeboten. Das ganze Land ist grün und wird von vielen Flussläufen durchzogen. Handyempfang und Internet gibt es noch im letzten Winkel Albaniens. Die Menschen sind überaus nett und freundlich. Auf keinen Fall haben sie die vielen Vorurteile von uns zuhause verdient. Sie sind sehr arbeitsam und geschickte Handwerker. Allerdings sieht man fast nur Männer auf der Straße und wenig Frauen. Überhaupt stehen viele Menschen am Straßenrand und warten auf die Minibusse, die meist privat betrieben werden. Ein Handzeichen genügt und sofort hält ein Fahrzeug und lädt die Passagiere ein. Oft wird erst gar nicht geblinkt, wenn einer mal rechts ran fährt um Leute ein- oder auszuladen. Schneller als 70 km/h fahre ich hier sowieso nicht.
Eigentlich wollen wir die sehenswerte Altstadt von Elbasan anschauen. Aber die Stadt ist heillos verstopft mit Fahrzeugen und es gibt nirgends eine Möglichkeit unser Wohnmobil zu parken. Also fahren wir weiter hinauf zum Qafë Thanë-Pass und erblicken unter uns den Ohrid-See. Dahinter erheben sich die schneebedeckten Berge Nordmazedoniens. Alles ist ins zarte Frühlingsgrün getaucht und dazu scheint die Sonne. Aber es weht ein kalter Wind aus Nordwest. Wir haben nicht einmal dreieinhalb Stunden für die Fahrt hierher gebraucht. Entlang der neuen Straße am See gibt es sogar einen gut ausgebauten Radweg. Auch hier verkünden die Schilder: Erbaut mit Mitteln der EU. Vor uns liegt die Stadt Pogradec, durch die wir uns hindurchschlängeln um ans Südufer des Sees zu gelangen. Hier liegt der gepflegte Campingplatz „Arbi“, wo wir für 10 € inklusive Strom stehen können. Die Einrichtungen entsprechen gutem europäischem Standard. WLAN ist kostenlos und ein kleines Restaurant gibt es auch. Der junge Inhaber zeigt mir gleich die berühmten Korane, das sind die endemischen Ohrid-Forellen, im Kühlschrank. Die Forellen sind wegen Überfischung auf der Roten Liste und ich hoffe, dass die Fische im Kühlschrank aus einer der Fischzuchten am See stammen. Essen möchte ich aber trotzdem keine der seltenen Forellen.
Da es hier zwei Waschmaschinen gibt, machen wir noch einen Waschtag. Die Wanderungen im Valbona-Tal haben Geruchsspuren hinterlassen.
Übrigens: Es fängt schon wieder an zu regnen!


Am Qafe Thane-Pass
Der Ohridsee liegt vor uns
Am Strand des Ohridsees - die Berge im Hintergrund gehören schon zu Nordmazedonien

Camping "Arbi"

Sonntag, 05. Mai 2019

Patok Lagune - Durrës
70 km

Camping Mali i Robit
N41° 13 57.4
E19° 31 01.8

Die ganze Nacht hat es ununterbrochen geregnet und es hat auch bis zum Morgen nicht mehr aufgehört. Der ganze Schotterplatz steht unter Wasser. Nach dem Frühstück besprechen wir das weitere Vorgehen. Maggy und Sepp wollen nicht über Elbasan zum Ohrid-See fahren, da sie vor 8 Jahren 9 Stunden Fahrt gebraucht hätten und die Straße in einem ganz arg schlechten Zustand sein soll. Außerdem gäbe es Muren und Steinschläge nach dem Regen und es sei viel zu gefährlich. Auf die Berge haben sie keine Lust mehr. Ich aber möchte den Ohrid-See, einer der schönsten Seen des Balkans, nicht versäumen und so beschließen wir die Weiterfahrt alleine anzutreten, um uns nach 5-6 Tagen wieder in Berat zu treffen. Damit die Strecke quer durch Albanien nicht zu lang wird, habe ich einen kleinen Campingplatz in der Nähe von Durrës ausgesucht, der nur etwa 70 km von der Lagune entfernt ist. Wir verabschieden uns von unseren Weggefährten und rauschen über den unter Wasser stehenden Parkplatz zum Tor hinaus. Noch immer regnet es in Strömen und die Berge im Osten stecken unter dichten Regenwolken. Die Straße nach Durrës ist 4-spurig ausgebaut und wir kommen gut voran. An einer Abfahrt zum Meer hin entdecken wir einen Minimarkt, wo wir Brot einkaufen können. Dann sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Ortschaft Golem und zum kleinen Campingplatz „Mali i Robit“. Im Wohnmobil-Führer „Albanien“ sind die Sanitäranlagen zwar mit „defizitär“ angegeben, aber für eine Nacht in der Vorsaison wird es wohl reichen. Dann stehen wir vor dem verschlossenen Tor zum Platz hinter einem Hotel. Gisela steigt aus, um die Lage zu erkunden und tatsächlich kommt die Tochter des Hauses und öffnet uns das Tor. Der Regen hat inzwischen nachgelassen und wir können auf das mit Kiefern bestandene kleine Grundstück hinter dem Hotel fahren. Es gibt Strom, ein kleines Sanitärgebäude und WLAN. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz. Die Tochter ist sehr freundlich und wir erkundigen uns nach den Straßenverhältnissen nach Elbasan und dem Ohrid-See. Sie sagt uns, dass die Straße inzwischen ganz neu sei und es keinerlei Probleme für die Fahrt zum See gäbe. In 8 Jahren hat sich dann doch einiges getan! Also können wir der morgigen Fahrt beruhigt entgegen sehen. Jetzt ist erst einmal Siesta angesagt und später wollen wir zum Strand hinunter gehen. Die ersten hellen Flecken am Himmel künden vom Ende der Regenzeit und in den nächsten beiden Tagen soll es wieder Sonnenschein geben.


15:30 Uhr
Wir gehen zum Sandstrand hinunter als der Regen aufhört. Sonnenstrahlen über Durrës in der Ferne. Am Strand wird fleißig mit dem Rechen schön gemacht, man erwartet Gäste. Es reiht sich ein Hotel ans andere. Manche im Rohbau, andere sehen sehr gepflegt aus. Wir treffen auf ein ostdeutsches Ehepaar, das sich in einem der Hotels einquartiert hat. Dort sollte es ein Spa und sonstige Annehmlichkeiten geben, aber wie sich herausstellte war alles noch im Bau und lange nicht fertig. Jetzt sind sie sauer und suchen irgendeinen TUI-Manager, um sich zu beschweren. Da werden sie wohl wenig Glück haben, aber Hauptsache „Alles billiga“.
Wir suchen ein Restaurant auf in dem viele Leute sitzen, denn es fängt schon wieder an zu regnen. Also bleiben wir und haben ein reichliches Mahl: 2 große Salatschüsseln, Pizza, Shishkebap (3 große Fleischspieße mit Beilagen) und Getränke für etwa 10 € pro Person. Das Dessert gibt es umsonst. Es hört nicht auf zu regnen und irgendwann müssen wir halt doch den Heimweg antreten. Klatschnass kommen wir an und müssen uns erst einmal trockenlegen. Wenig später kommt noch ein VW-Campingbus mit einem älteren schwäbischen Ehepaar an. Sie sind gerade mit der Fähre von Ancona in Durrës eingetroffen und sind, wie wir, das erste Mal in Albanien. Besonders glücklich sieht die Ehefrau nicht aus.

16:00 Uhr

Der Regen hat aufgehört und nun ziehen weiße Wolken über den blauen Himmel. Die Sonne scheint, Hühner gackern vom Grundstück nebenan, ein Hahn kräht und die Tauben gurren. Hoffentlich hat nun die Regenzeit ein Ende und wir haben schönes Wetter, wenn wir morgen über Elbasan an den Ohrid-See fahren. Nachher machen wir noch einen Spaziergang am Strand entlang – diesmal in die andere Richtung.

Einfach, aber ok!

Sandstrand von Golem bei Durres
Shishkebap
Samstag, 04. Mai 2019

Valbona-Tal – Patok Lagune
254 km

Stellplatz am Restaurant „Bella Vista“
N41° 38 15.5
E19° 35 20.3

Sepp & Maggy stehen schon früh auf dem Parkplatz vor dem Hotel. Nach dem Frühstück müssen wir noch bis kurz nach 8 Uhr warten, bis der Hotelbesitzer auftaucht und wir das Stromkabel, das ins Restaurant führt, ausstecken können. Gegen halb 9 Uhr fahren wir dann los Richtung Fierzë, wo wir zuvor mit der Komani-Fähre angekommen waren. Kurz hinter Fierzë versperrt ein gewaltiger Staudamm das Tal und dahinter erstreckt sich über 50 Kilometer der Liqueni i Fierzës -Stausee bis Kukës. Allerdings ist die Fahrstrecke über das Gebirge bis Kukës etwa 120 km lang. Zwar ist die Straße in relativ gutem Zustand und nur ab und zu gibt es Schlaglöcher, doch schneller als 30 km/h kann man hier nicht fahren. Fast in jeder scharfen Kurve steht ein Denkmal für die hier zu Tode gekommenen Autofahrer und ihrer Insassen. Links unten ist der Stausee, zu dem der Hang steil abfällt. Nur wenige bewohnte Weiler oder Einzelhöfe können wir vom Straßenrand ausmachen. Die Landschaft ist toll und in der Ferne sehen wir schneebedeckte Berge an der Grenze zum Kosovo. Auf der gesamten Strecke bis zur Abzweigung nach Kukës kommen uns gerade einmal eine Hand voll Autos entgegen. Kurz vor Kukës beschließen Maggy & Sepp, dass sie nicht weiter durchs Gebirge nach Peshkopi fahren wollen, da laut Maggy die Straße in einem katastrophalen Zustand sein soll (vom Hörensagen) und wir die restlichen 100 km nicht in einem Tag schaffen werden. Da ich auch keine Lust mehr habe, im Schneckentempo die Landschaft zu genießen, entscheiden wir uns für einen Tankstopp in Kukës, um dann auf der Autobahn A1 Richtung Tirana und zur Patok Lagune zu fahren. Nach dem in der Kleinstadt an der Grenze zum Kosovo keine Tankstelle Kreditkarten akzeptieren, kehren wir um und fahren auf die A1. Nach etwa 50 km kommt dann doch eine relativ neue Tankstelle in Sicht, wo wir per Karte tanken können. Zügig lassen wir die Berge hinter uns, an denen sich die Regenwolken stauen. Kurz hinter Milot erreichen wir die E762 die von Shkoder von Nord nach Süd führt. Die Ausfahrt zur Lagune kommt so unerwartet unübersichtlich und schmal, dass mich nur ein starkes Abbremsen in die Ausfahrt gebracht hätte. Um zu vermeiden, dass Sepp mir auffährt, fahre ich notgedrungen bis zur nächsten Ausfahrt weiter. Der kleine Umweg ist nicht weiter schlimm, denn schon bald sind wir wieder auf der richtigen Straße zur Lagune. Hier gibt es etliche Restaurants mit Parkplätzen, auf denen man gratis übernachten kann, wenn man dort isst. Am Restaurant „Bella Vista“ finden wir ein ruhiges Plätzchen auf dem Schotterparkplatz. Es sind etliche Gäste da, die im Restaurant und kleinen Häuschen an der Lagune speisen. Der Wirt ist sehr freundlich und bestätigt das kostenlose Übernachten. Es gibt auch eine Toilette mit Waschgelegenheit, die wir nutzen können. Selbst eine Internetverbindung gibt es auf dem Platz.
Da wir recht hungrig sind bestellen wir jeder eine große Forelle. Dazu gibt es Salat und eine lokale Spezialität: in der Pfanne angebratene Polenta mit Schafkäse darauf. Die gebratene Forelle ist köstlich und zum Nachtisch wird uns eine weitere undefinierbare Spezialität spendiert. Sie ist eine sehr süße und braune weiche Masse und wir können irgendetwas mit Nüssen drin identifizieren. Danach machen wir einen kleinen Spaziergang an der Lagune entlang. Hier stehen etliche typisch albanische halbkugelförmige verfallene Betonbunker aus der dunklen kommunistischen Zeit von Enver Hodscha. Leider fängt es nun an zu regnen und es wird nicht mehr aufhören. Wir wollen noch ein Glas Rotwein im Restaurant trinken. Ein netter rundlicher Herr sitzt am Tisch und spendiert uns seinen selbst produzierten Rotwein. Das ist albanische Gastfreundschaft. Danach bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ins Wohnmobil zurückzuziehen und besseres Wetter abzuwarten.


Stausee bei Fierze

Patok Lagune - die alten Fischerhäuschen dienen heute überwiegend als Restaurants

Betonbunker aus kommunistischer Zeit - Enver Hodschas Erbe
Unser Stellplatz an der Lagune

Freitag, 03. Mai 2019

Valbona-Tal
0 km

Stellplatz am Hotel Rilindja
N42° 27 38.4
E19° 55 20.9

Der Morgen am 2. Mai präsentiert sich mit einem blauen Himmel und Sonnenschein. Genau richtig für unsere erste Wanderung im Valbona-Tal. Wir verlassen den Platz am Hotel Rilindja und fahren etwa 6 km zum Dorf Valbone, wo wir vor einer Schule parken können. Dort beginnt auch der Wanderweg zum 2522 m hohen Maja e Rosit. Wir überqueren das Schotterflussbett der Valbona über kleine und wackelige Brücken aus zusammengenagelten Brettern. Schon am gegenüber liegenden Ufer geht es 100 Höhenmeter bergan zum Weiler Kukaj, der nur aus wenigen bewohnten Bauernhütten besteht. Es gibt dort auch einen kleinen Friedhof für die wenigen Menschen, die hier oben in der Abgeschiedenheit wohnen. Aus einem Schafpferch blöken die typischen langhaarigen nordalbanischen Schafe herüber. Sie sind eine kleine Schafrasse und die Widder haben lange gebogene Hörner. Hinter dem letzten Bauernhof geht es rechterhand steil den Berg hinauf (Bregu i Prethit Loop). Der Weg ist zu unserer Überraschung sehr gut markiert. Über uns thront der 2160 m hohe Maja e Thate. Auf einer relativ kurzen Strecke müssen wir 500 Höhenmeter überwinden. Nur langsam kommen wir auf dem Zickzack-Weg voran und immer öfter müssen wir Verschnaufpausen einlegen. Unser Ziel, ein Aussichtspunkt, scheint in unerreichbarer Ferne. Doch dann haben wir es nach etwas mehr als 3 Stunden doch noch geschafft. Eine halbe Stunde Rast gönnen wir uns und machen viele Fotos. Der Panoramablick hinunter ins Tal und hinüber zu den schneebedeckten Bergen ist überwältigend und hat die Mühsal mehr als entschädigt. Die Berge rings um den Talschluss, wo ein Wanderweg zum Thethi-Pass auf 1800 m hinaufgeht und weiter zum Dorf Theth auf der anderen Seite, sind alle über 2500 m hoch. Ein gigantisches Amphitheater. Nach unserer kleinen Rast geht es wieder hinunter zu unserem Ausgangspunkt. Einmal müssen wir sogar ein kleines Schneefeld überqueren. Die Almwiesen sind voller lila und weißer Krokusse sowie wilden Schlüsselblümchen. Bis zu einer Weggabelung, wo sich unser Wanderweg und der zum Maja e Kollates treffen, geht es recht moderat. Doch dann geht es wieder sehr beschwerlich im Zickzack ergab über rutschiges Geröll und Laub. Nicht ganz so beschwerlich wie der Aufstieg aber schon bald merken wir unsere altersschwachen Kniegelenke. Aber irgendwie kommen wir alle heil hinunter zum Flussbett und der Valbona, die wir noch einmal über eine provisorische Bretterbrücke überqueren müssen. Dann haben wir es nach knapp 14 km und 600 Höhenmetern hinauf und 600 hinab geschafft.
Dann fahren wir etwa 6 km bis zum Ende der Asphaltstraße auf einen Schotterparkplatz gegenüber einem Hotel, wo wir die Nacht verbringen werden. Dort steht noch ein weiteres kleines deutsches Wohnmobil. Viele Wanderer gibt es noch nicht und auf unserer Tour haben wir auch keine einzige Menschenseele getroffen. Nicht einmal Braunbären, die es hier in der Gegend gibt und vor denen auch Schilder mit Verhaltensregeln warnen.
Die Nacht ist laut, zunächst von der dröhnenden Diskomusik einer Jugendgruppe, die im Hotel übernachtet und später vom Hundegebell das nicht aufhören möchte. Spät in der Nacht treffen noch 6 bis 7 Slowaken ein, die im Schein ihrer Stirnlampen ihr großes Zelt aufbauen. Sie haben einen großen Transporter mit Anhänger dabei. Darauf sind ihre Kajaks verstaut, die aber sicher hier oben nicht zum Einsatz kommen können, denn dazu hat der Fluss zu wenig Wasser.



Flussbett der Valbona

Friedhof des Weilers Kukaj

Nordalbanische Schafe

Osteuropäische Smaragdeidechse (Männchen)

Blick ins Tal
Panoramblick vom höchsten Aussichtspunkt


Der Morgen zeigt einen strahlend blauen Himmel. Die Sonne geht gerade über den Bergen auf und beleuchtet in der klaren und kalten Luft das Bergpanorama. Ein Anblick der nicht schöner sein könnte. Nach einem späten Frühstück zieht es uns heute zur zweiten Wanderung ins Tal der Valbona. Wir wollen fast bis zum Talschluss, wo die Valbona über einen Wasserfall in die Tiefe stürzt. Der Weg folgt zunächst einer Offroad-Piste und wir müssen zweimal kleinere Flussläufe überqueren, indem wir über größere Flusssteine balancieren müssen. Der Weg ist nicht beschwerlich und wir kommen ganz gut voran. Diesmal ist auch Maggys und Sepps Hund Tuana mit von der Partie und sie wuselt voller Energie mit uns mit. Vor uns liegt der Pass von Thethi und bald können wir auch den Wasserfall sehen, der sich über 100 Meter ins Tal stürzt. Die Piste endet im Weiler Gjelaj und geht in einen Wanderweg über. An einer unübersichtlichen Weggabelung biegen wir falsch ab weil wir den Wegmarkierungen folgen. Es stellt sich dann heraus, dass wir nicht auf dem Stichweg zum Wasserfall sind, sondern zum Wanderweg zum Thethi-Pass hinaufsteigen. Das bemerken wir aber erst als wir schon oben sind und wollen nicht den gleichen Weg wieder hinuntersteigen. Wir machen eine kurze Rast und gehen dann auf dem oberen Wanderweg wieder zurück. Der Weg führt vorbei an Almwiesen und zerfallenden steinernen Bauernhäuser. Doch das ein oder andere Haus ist noch bewirtschaftet und bietet neben einer bescheidenen Landwirtschaft auch Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer als „Guesthouse“ an. Der Acker wird noch mit Pferd und Pflug umgegraben und neben Hühnern und Kühen gibt es doch zahlreiche Pferde hier oben. Wie beschwerlich muss das Leben in dieser Abgeschiedenheit sein! Nach etwa 11 km Wanderung sind wir wieder am Parkplatz zurück. Gisela und ich fahren zum Hotel Rilindja zurück, damit ich meinen Blog schreiben und meine Bilder bei Facebook hochladen kann. Maggy und Sepp bleiben noch auf dem Parkplatz und wir werden uns morgen zur Weiterfahrt nach Peshkopi hier treffen.


Parkplatz am Ende der Asphaltstraße
Sonnenaufgang

Blick zum Talende
Schotterpiste im Flussbett

Gisela & Maggy

Sepp & Tuana

Mittwoch, 01. Mai 2019

Koman – Valbona-Tal
73 km

Stellplatz am Hotel Rilindja
N42° 27 38.4
E19° 55 20.9

Etwa um halb 7 Uhr sind wir wieder am Fähranleger und bekommen 2 Parkplätze bei der Fähre zugewiesen. Wir sind sicher, dass wir mitgenommen werden. Allerdings sieht die Auffahrt auf die Fähre etwas Furcht einflößend aus. Die Fähre geht erst um 9 Uhr und wir haben noch reichlich Zeit. Ich rede mit einem Besatzungsmitglied der Fähre, der mitteilt, dass noch 4 Autos auf die Fähre müssen und dann können unsere 2 Wohnmobil auffahren. Die nächsten 2 Stunden warten wir darauf, dass es endlich losgeht. Kleinbusse mit Passagieren treffen ein und nach und nach kommen auch noch PKWs dazu. Dann muss ich umparken, damit Sepp als Erster von uns beiden auf die Fähre kann – RÜCKWÄRTS! Millimeterarbeit ist erforderlich, um über die schmale Rampe auf die kleine Fähre zu kommen. Danach ist das österreichische Wohnmobil dran. Einer links, der andere rechts. Da ist dann auch noch Platz für einen Minibus – gerade so reicht es noch. Jetzt darf ich rückwärts fahren, und da mein Wohnmobil weniger Bodenfreiheit hat als das von Sepp schabt etwas unter dem Fahrzeug. Ich bremse sofort und muss ein Stück nach vorne fahren. Man legt ein dickes Brett unter den linken Vorderreifen, ich fahre drauf und siehe da, es geht ohne weitere metallische Geräusche auf die Fähre. Man könnte meinen es seien nun genügend Fahrzeuge auf dem kleinen Boot. Weit gefehlt, es geht noch ein weiterer Minibus drauf. Dann aber ist Schluss, denn die Fähre hat ihr Maximum an Mensch und Fahrzeug erreicht. Kurz nach 9 Uhr geht die gut zweistündige Fahrt durch den Canyon des Komani-Sees nach Fierza.
Die Fahrt ist atemberaubend und die grün bewaldeten Hänge geben den Eindruck einer fremden tropischen Landschaft. Ab und zu kommt nun die Sonne heraus und beleuchtet die Hänge und das Wasser, das smaragdgrün leuchtet. Dazwischen ragen die Felsen steil auf und die schräg gestellten Gesteinsschichten ergeben ein schönes Muster. Zwei Stunden satt sehen an den Farben der Landschaft. Dann erreichen wir kurz vor Fierza den Anleger. Runter geht es nun einfacher weil wir vorwärts fahren können, doch zielen müssen wir schon sehr genau.
Auf dem Weg ins Valbona-Tal legen wir noch einen kurzen Stopp unterhalb des Dorfes Bujan ein. Oberhalb der Straße steht die Kulla e Mic Sokolit. Eine Kulla ist ein steinerner Wohn- und Wehrturm. Er ist eine der am besten erhaltene Kulla und beherbergt ein kleines Museum. Wir schauen den Turm nur von außen an und fahren bald weiter ins Tal hinein. Die Straße ins Valbona-Tal ist gut asphaltiert und noch gar nicht so alt, denn wieder erzählt mir das Navi von einer „unbefestigten Straße“. Ab und zu geben die tief hängenden Wolke Blicke auf die schneebedeckten Berge frei. Der Talkessel ist umgeben von zahlreichen Bergen, die höher als 2.500 m sind. Wir sind in den „albanischen Alpen“. Das Tal ist sehr schön und grün bis zu den steilen Felsgipfeln hinauf. Wir kommen am Hotel Rilindja an und wundern uns über die vielen Fahrzeuge hier. Auf einem großen Grill drehen zwei Lämmer ihre Runden über dem Feuer und die Gaststube des Hotels und die Sitze draußen sind voller Menschen. Es ist der 1. Mai und hier wohl auch ein Feiertag. Der erste Eindruck ist etwas enttäuschend, denn vom Platz für bis zu 8 Wohnmobile ist nicht viel zu sehen. Es gibt ein neueres Sanitärgebäude mit Toiletten und Duschen, aber keiner Möglichkeit, Geschirr zu waschen. Maggy und Sepp sind nicht gerade begeistert, aber ich habe keine Lust mehr noch weiter zu fahren, zumal ich in der letzten Nacht nicht besonders gut geschlafen hatte und auch ohne Frühstück losgefahren bin. Wir essen im Restaurant, nicht zu jedermanns Zufriedenheit, und begeben uns anschließend auf einen kleinen Spaziergang ins Tal hinein. 6,5 km bekommen wir trotzdem zusammen und werden auch mit einigen schönen Ausblicken ins Tal der Valbona belohnt. Wir bleiben auch trocken bis es kurz vor dem Hotel wieder anfängt zu tröpfeln.

Wenn das Wetter morgen schön sein sollte, wollen wir eine erste Wanderung im Valbona-Tal machen. Dazu müssen wir ein Stück weiterfahren und im Dorf Valbona einen Parkplatz suchen, von wo wir loslaufen können.


Wir müssen rückwärts auf die Fähre fahren



Wohn- und Wehrturm Kulla e Mic Sokolit
Im Valbona-Tal

Dienstag, 30. April 2019

Shkoder – Koman
81 km

Parkplatz unterhalb der Komani-Staumauer
N42° 06 00.2
E19° 48 52.8

In der Nacht auf den 30. April hatte es kräftig geschüttet, so dass wir vor unserem Wohnmobil eine richtige Seenlandschaft hatten. Bevor der Regen anfing habe ich mich noch mit dem Besitzer des Campingplatzes Franz unterhalten. Er ist zugleich der Künstler der den Platz mit einigen interessanten Objekten gestaltet hat, sowie ein kleines Hotel, erbaut im Stile eines orientalischen Zeltes. Auf dem Dach des Hotels hatte er einen starken Scheinwerfer angebracht, der die Burg anstrahlte, als ob sie auf der Spitze des Vollmondes stehen würde. Sah echt beeindruckend aus. Später kam noch seine Frau Linda zu mir, die ein sehr gutes Englisch sprach und wir hatten uns lange unterhalten.
Am heutigen Morgen hat der Regen endlich aufgehört und nachdem ich der Fährgesellschaft mitteilte, dass wir um 10 Uhr hier abfahren würden und ich die Rechnung für die Tickets dringend bräuchte, kamen sie etwas später endlich an. Also steht der Fährfahrt auf dem Komani-See morgen nichts mehr im Wege.
Wir fahren dann doch wieder im Regen los, wollen aber noch die sehenswerte osmanische Brücke Ura e Mesit anschauen. Das Navi lotst uns etwas eigenwillig dorthin (kleiner Umweg, der Spaßvogel) und dann stehen wir vor einer „neueren“ Schlaglochbrücke und daneben die ehrwürdige osmanische Brücke aus dem 18. Jahrhundert. Sie ist mit 108 m die am besten erhaltene und größte osmanische Steinbrücke in Albanien. Leider regnet es noch immer und deshalb verweilen wir nicht lange an der Brücke über den Kir. Es geht zurück nach Shkoder und dann in den Osten Albaniens. Bald zweigt die SH25 von der Hauptstraße ab und es geht parallel zur Drin Richtung Koman. Lange hält die einigermaßen gut asphaltierte Straße nicht an und für die letzten zwei Drittel der Strecke geht es kaum schneller als 20 oder 30 km/h. Die Straße ist voller wassergefüllter Schlaglöcher und Rinnen. Manchmal fehlt sogar der ganze Asphalt. In Schlangenlinien versuchen wir den schlimmsten Löchern auszuweichen, was nicht immer gelingt. Einmal ist die Straße sogar auf etwa 50 m komplett überflutet und es ist nicht abzuschätzen wie tief es ist. Ich fahre als Erster einfach durch und hoffe, dass alles gut geht. Nichts passiert und wir schleichen weiter unserem Ziel entgegen. Trotz des ständigen leichten Regens können wir Gefallen an der schönen Landschaft finden. Endlich kommt die große Staumauer von Koman in Sicht, die die Drin dahinter zum mehr als 30 km langen Komani-Stausee aufstaut. Ich weiß, dass am Ende eines Tunnels die Anlegestelle für die Fähre ist und so fahren wir über eine üble Schlaglochbrücke über die Drin auf die andere Seite und können zu unserer Überraschung auf einer wunderbar asphaltierten Straße zum Tunnel hinauffahren. Das Navi kennt die Strecke nur als „unbefestigte Straße“. Nach dem knapp 500 m langen einspurigen Tunnel - hoffentlich kommt nichts entgegen – liegt direkt hinter dem Tunnelausgang die Anlegestelle. Dort steht ein österreichisches kleineres Wohnmobil und zahlreiche Autos. Es ist nicht möglich hier bis zum nächsten Morgen zu parken. Also schaffen wir es gerade noch zu wenden und durch den Tunnel zurückzufahren. Kurz nach der neu asphaltierten Straße haben wir linkerhand einen geschotterten großen Parkplatz gesehen an dem ein Mann in einem Wärterhäuschen mit Schranke Wache schiebt. Der lässt uns hier über Nacht stehen und freut sich über ein wenig Gesellschaft zum plaudern. Ich schenke ihm eine Dose Bier, über die er sich recht freut und später sitzen Sepp und ich in seinem Verschlag und trinken Rake (selbst gebrannter Schnaps) mit ihm. Er hat eine sehr gut funktionierende Heizung und schnell ist uns Dreien warm. Mit gebrochenem Italienisch können wir uns einigermaßen unterhalten und haben Spaß. Früh gehen wir zu Bett, denn morgen wollen wir zwischen 6 und 7 in der Frühe zum Anleger aufbrechen. Wir wollen die Ersten sein, bevor andere Fahrgäste uns eventuell Probleme mit geparkten Autos machen können.

Draußen geht ein kalter Wind, aber der Regen hat nachgelassen. Morgen soll es schöner werden.


Osmanische Brücke Ura e Mesit
Unser Stellplatz unterhalb der Staumauer

Montag, 29. April 2019

Ulcinj- Shkoder, Albanien
44 km

Camping Legjenda
N42° 02 39.1
E19° 29 19.8

Nach 10 Tagen am Strand von Ulcinj verlassen wir nun Montenegro. Doch zunächst machen wir noch einen Halt am Voli Supermarkt, um uns mit Bargeld und Vorräten einzudecken. Dann fahren wir zur Stadt hinaus gen Osten. Die Straße ist auf den ersten Kilometern eine Baustelle, die laut Schild von 8 bis 12 Uhr für den Verkehr gesperrt sein sollte. Doch anscheinend hält sich niemand daran, denn es ist 11 Uhr und der Verkehr fließt zügig auf der Schotterpiste. Da stören auch die Bagger und Lastwagen nicht besonders. Wir fahren halt langsam und vorsichtig.
Am Tag zuvor hatten Leute auf dem Campingplatz Maggy ganz verrückt gemacht, als sie erfuhr dass ihr Hund eigentlich für Montenegro einen Bluttest bräuchte, den sie aus Unwissenheit, ebenso wie ihr Tierarzt, nicht hatte machen lassen. Konsequenz wäre eine 3-monatige Quarantäne für Tuana, wenn das auffliegen sollte. Da sie aber schon mit Hund eingereist waren, wäre eine Kontrolle bei der Ausreise eher unwahrscheinlich. Ich habe versucht, sie dahingehend zu beruhigen. Als wir etwa einen Kilometer vor der Grenze sind, stehen wir erst mal im Stau. Zunächst geht es nur sehr zäh vorwärts und einige ganz eilige Zeitgenossen schießen mit ihren Fahrzeugen auf der Gegenfahrbahn an der Schlange vorbei, um sich vorne wieder reinzudrängen. Schließlich haben die albanischen Beamten genug von den wartenden Autofahrern und plötzlich geht es ganz schnell. Unsere Reisedokumente werden kaum beachtet und man winkt uns schnell weiter. Maggy und Sepp haben nichts wegen ihres Hundes zu befürchten. Wir sind in Albanien. An der Grenze kommen bettelnde Zigeunerinnen ans Auto, aber wir schauen, dass wir hier zügig wegkommen. Bald kommt auch schon Shkoder in Sicht, wir überqueren die Buna und biegen kurz dahinter auf den Campingplatz Legjenda ein. Ich habe keine Lust mehr weiterzufahren und außerdem wollen wir die große Festung Rozafa anschauen und noch in die Stadt gehen, um ein paar Lek für die Weiterreise abzuheben. Der Platz ist teurer als das Safari Beach in Montenegro, mit Strom 17,50 Euro. Der Platz ist recht neu und macht einen sehr sauberen Eindruck. Die Besitzer Franz und Linda sind stolz auf ihr Werk. Zudem ist Franz ein Künstler und hat den Platz liebevoll mit seinen Kunstwerken gestaltet. Ebenso das Restaurant, das sich neben dem Platz befindet. Er führt mich gleich ein wenig herum und zeigt mir seine Werke.
Danach gehen wir zur Festung hinauf. Schon um 400 v.Chr. gab es eine Befestigungsanlage oben auf dem Berg über Shkoder. Die Anlage ist riesig, eine der größten in Albanien, und hat eine sehr wechselhafte Geschichte hinter sich. Römer, Venezianer, Osmanen und Österreicher hinterließen ihre Spuren auf der Burg. Die Ruinen sind auch heute noch sehr beeindruckend. Das Beste aber ist die tolle Aussicht, die man von dort oben hat. Der Rundumblick zeigt im Norden die Stadt und den Shkutarisee, im Westen fließt die Buna aus dem See heraus und im Osten mäandert die Drin aus den Albanischen Alpen her, um in die Buna zu münden. Früher floss die Drin eigenständig bis in die Adria. Im Süden erstreckt sich eine ausgedehnte Ebene, geschaffen von Buna und Drin.
Nach dem Festungsbesuch wandern wir in die Stadt hinein, zunächst vergeblich auf der Suche nach einer Bank oder einem Geldautomaten. Als wir so ziemlich das Stadtzentrum erreicht haben und noch immer kein Bankomat aufgetaucht ist, fragen wir an einem Kreisverkehr Polizisten. Die können uns helfen und verweisen uns auf eine Parallelstraße (die eigentliche Hauptstraße), wo wir dann letztendlich fündig werden. Wir heben beide jeweils 10.000 Lek, etwa 80 Euro ab. Ansonsten kann man hier auch in Euro bezahlen, aber wir wissen nicht, ob sich das auch bis ins Hinterland herumgesprochen hat. Nach einem Kaffee in einer Bar machen wir uns wieder auf den Heimweg, denn in Richtung des Campingplatzes sieht es schon dunkel nach Regen aus.
Im schön gestalteten Restaurant essen wir zu Abend, während ich versuche Fährtickets für den 1. Mai von Koman nach Fierze zu bekommen. Die Fähre kostet pro Person 6 Euro und pro m² Fahrzeug auch 6 Euro. Wenn wir online buchen, bekommen wir 20% Rabatt. Also gebe ich die Daten ein und schicke das Formular ab. Kurz darauf erhalte ich eine Email von einer Eva, die mir nach ein paar Nachfrage die Rechnung für die Überweisung per PayPal oder Kreditkarte zuschicken möchte. Statt 104 Euro sollten es etwa 82 Euro sein. Als nach einer Stunde die Rechnung immer noch nicht da ist, werde ich auf den nächsten Tag vertröstet, an dem die Rechnung kommen sollte. Hoffentlich, denn der 1. Mai ist ja schon in 2 Tagen!

23:00 Uhr
Draußen regnet es in Strömen und für morgen sind weitere Regenfälle angesagt.


Blick auf die Festung Rozafa vom Campingplatz aus
Shkoder
Kunstinstallation des Campingplatzbesitzers Franz


Sonntag, 28. April 2019

Ulcinj
0 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Klares und sonniges Wetter an unserem letzten Tag in Montenegro.



Noch einmal sind wir über die neue Brücke bei der Lagune gewandert. Kurz dahinter gibt es eine Bäckerei, wo wir uns noch einmal mit Brotvorräten und leckerem Backwerk für den Nachmittagskaffee eindeckten. Morgen früh noch einmal einen Großeinkauf beim Voli-Supermarkt und dann geht es weiter nach Shkodra in Albanien.


Nachtrag:
Jetzt sitze ich schon länger als eine halbe Stunde und warte, bis endlich mein Drohnen-Video von heute Morgen am Strand hochgeladen ist. Das habe ich schon heute Morgen vergeblich versucht. Mein Niksicko-Bier wird schon schal und noch immer ist das Video nicht hochgeladen. Wenn es nicht bald online ist, gebe ich auf! Oha, sowie ich das schreibe ist es endlich ONLINE!!!


Lagune von Ulcinj

Unsere Lieblingsbäckerei

Freitag, 26. April 2019

Ulcinj
0 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Gestern machten wir uns auf den Weg zur Lagune. Eigentlich nicht weit vom Campingplatz entfernt, stellten sich aber, nach gründlichem Studium der Satellitenbilder auf Google Earth, unüberwindliche Wassergräben zur Lagune hin als unüberwindliche Hindernisse heraus. Also marschierten wir über die große Brücke über den Abfluss der Lagune auf die andere Seite. Entlang eines kleinen Entwässerungskanals an dem einige Häuser standen, ging es nun Richtung Lagune, an deren Anfang die große Saline von Ulcinj steht. Die Straße stellte sich aber als Sackgasse heraus, so dass wir in eine schmale Gasse abbogen, wo auch eine Reihe einfacher Behausungen standen. Nur wenige Meter vor der Saline war der Weg plötzlich von einem verschlossenen Tor mit Stacheldraht versperrt. Keine Möglichkeit auf die andere Seite zu gelangen. Also wieder den ganzen Weg in der prallen Mittagsonne zurück. Da erschien aus einem der Häuser an der Gasse ein Mann, den Sepp und Gisela fragten, ob er nicht das Tor für uns aufsperren könne. Als er von jedem einen Euro für seine Bemühungen verlangte, dankten wir und gaben somit unser Vorhaben die Saline und die Lagune zu besuchen auf. Ein Umweg zur Saline wäre dann doch zu lang gewesen und hätte unsere Kondition arg überfordert. Also machten wir an der Bäckerei hinter der Brücke einen Stopp und erstanden einen Laib Brot und zwei leckere Aprikosenschnitten für den Nachmittag. Flamingos und Pelikane müssen noch weiter auf unseren Besuch warten.

Heute sind wir zur Bunamündung an der Grenze zu Albanien gewandert. Ein eher schlechter Fußweg führt parallel zum Sandstrand zur Flussmündung. Eine Strecke sollte in etwa 8 km lang sein. Die Sonne brannte auf den schattenlosen Weg und wieder sind wir entsetzt über das katastrophale Umweltverhalten der Menschen hier. Große Teile des Weges waren gesäumt von ungeordneten Müllhalden. Bauschutt, ausgediente Toiletten, Plastikplanen und -säcke, Elektrogeräte, Autoreifen, Möbel, eigentlich alles was man sich nur vorstellen kann wird hier in die Landschaft entsorgt. Da konnte auch eine Schildkröte, die unseren Weg querte, kaum entschädigen. Zumeist schattenlos verlief der Weg und die letzten Kilometer bis zur Mündung liefen wir unter sengender Sonne. Endlich dort angekommen, sahen wir die träge dahinfließende Buna. Noch gibt es links und rechts des Ufers die traditionellen Fischerhütten mit ihren absenkbaren quadratischen Netzen. Nach ein paar Fotos machten wir uns wieder auf den langen Rückweg. Diesmal wählten wir einen besseren Weg näher am Strand. Aber auch hier gab es keinen Schatten wie auch auf dem ganzen Weg zurück nicht. Auf halber Strecke war dann der Weg zu Ende und wir mussten den Rest am Strand entlang gehen. Der Sand machte ein zügiges Vorankommen auch nicht leichter. Fast ohne Unterbrechung waren wir die gesamte Strecke durchgelaufen. Schier endlos erschien uns der lange Sandstrand, bis endlich in der Ferne unser Campingplatz auftauchte. Nach knapp 5 Stunden waren wir wieder zurück und keiner verspürte mehr Lust auch nur einen einzigen unnötigen Schritt zu tun.
Müll, Müll, Müll...

...und noch mehr Müll!

Aber es gibt auch viele Schildkröten und Schlangen

An der Bunamündung


Bunamündung

Mittwoch, 24. April 2019

Ulcinj
0 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Der Sturm tobte noch die ganze Nacht mit Gewitter und Regen. Das Meer laut wie nie zuvor und der Wind heulte zwischen den Wohnmobilen hindurch. Inzwischen war auch der Strand zu Dreiviertel überflutet. Irgendwann in den Morgenstunden ließ der Wind nach und allmählich kehrte wieder Ruhe ein und auch das Meer hatte sich wieder beruhigt.
Jetzt scheint die Sonne vom blauen Himmel und es sieht nach einem warmen Tag aus. Nach dem Aufstehen haben wir unsere Wohnmobile mit dem Wasserschlauch abgespritzt, denn der feine Staub hatte sich überall auf den Fahrzeugen abgesetzt. Danach machte ich einen kleinen Spaziergang hinüber zur Hauptstraße, wo es einen kleinen Minimarkt mit frischem Brot gibt. Eine viertel Stunde hin und genauso lang wieder zurück. Ein Weißbrot und ein Brötchenrad für jeweils nur 50 Cent! So schmeckt das Frühstück nochmal so gut.
Ich sitze am Restaurant weil ich hier Strom und Internet habe. Maggy füttert zwei junge wilde, aber sehr scheue, Hunde. Es tut weh zu sehen, dass sich sonst niemand um diese arme Kreaturen kümmert. Dankbar fressen sie das Trockenfutter, das Tuana (das kleine Hundchen von Maggy und Sepp) nicht mag. Am liebsten würde Maggy einen der Hunde mitnehmen.
Ich habe vor, heute zur Lagune mit der Saline zu wandern. Dort soll es Flamingos und Pelikane geben.

Die ersten Sturmwellen rollen heran


Treibgut

Treibholz
Planänderung:

Sepp schlägt vor, mit dem Taxi in die Altstadt von Ulcinj zu fahren. Viel wird es wohl nicht kosten. Ich gehe zur Rezeption und man bestellt uns ein Taxi. 5 Minuten später ist es da und für knapp 7 Euro werden wir zum kleinen Hafen unterhalb der Altstadt mit dem kleinen Hafen gefahren. Noch immer rollen die Wellen vom gestrigen Sturm heran und die Brandung rauscht malerisch in die Bucht von Ulcinj hinein. Am Eingang zur Bucht schießt die Gischt der Brandung beeindruckend in die Höhe. Wir steigen zu einem der Stadttore der stark befestigten Altstadt hinauf. Schon im 5. Jahrhundert v.Chr. gab es hier eine befestigte illyrische Stadt. 163 v.Chr. gelangte die Stadt unter römische Herrschaft und Plinius der Ältere erwähnte Ulcinj zum ersten Mal schriftlich. Vom 16. bis Ende des 19. Jahrhunderts gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich. Überbleibsel aus dieser Zeit sind noch heute in der Altstadt zu sehen.
Kaum wiederzuerkennen sind die verwinkelten malerischen Gassen von vor 16 Jahren (Danke Edgar!). Ein Restaurant und ein Apartment reiht sich nebeneinander. Es wird genauso viel gebaut wie am Rande der Neustadt auch. Selbst das „Antigona“, wo wir vor 16 Jahren gnadenlos abgezockt worden waren steht noch immer. Der Sohn von „Nur eine kleine Bier“, jetzt 28-jährig, hat das Geschäft übernommen und will uns zum Fisch essen überreden. Wie damals sein Vater, doch diesmal fallen wir nicht auf die Überredungskünste herein. Durch die engen Gassen bummeln wir durch den Ort, aber den Charme von damals hat er verloren. An einer Statue für Miguel de Cervantes, spanischer Autor des Don Quijote im 16. Jahrhundert, komme ich ins Grübeln. Nach meinen späteren Recherchen soll er tatsächlich 5 Jahre als Sklave im damaligen Piratennest Ulcinj gelebt haben und die schöne Dulcinea (D'Ulcinea) geheiratet haben.
An der Uferpromenade kehren wir ein, um unsere Beine auszuruhen. Hier kann man schön sitzen und hinaus aufs Meer schauen. Wahrscheinlich auch wesentlich billiger, als oben in der Altstadt. Mit dem Taxi lassen wir uns wieder zurück zum Campingplatz fahren, denn nun am frühen Nachmittag ist es doch recht warm geworden. Den Rest des Tages lassen wir die Sonne auf uns scheinen, während am Strand endlich mal der Müll entfernt wird.

Flamingos und Pelikane können bis morgen warten, vorausgesetzt es sind überhaupt welche da.

Die Bucht von Ulcinj

Eines der Stadttore zur Altstadt
Maggy, Sepp und Tuana in den Altstadtgassen


Denkmal des Miguel de Cervantes

Kleiner Hafen unterhalb der Festung




Dienstag, 23. April 2019

Ulcinj
0 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Draußen tobt ein Sturm. Feiner Sand peitscht vom Strand her. Der halbe Strand steht schon unter Wasser. Das Meer braust und die Wellen schäumen so hoch wie am Atlantik. Der Wind bläst direkt aus West auf die Küste und treibt das Wasser vor sich her. Eine kleine Felseninsel unweit des Ufers ist schon nicht mehr zu sehen. Der starke Wind rüttelt an unseren Wohnmobilen und wir sind gezwungen drinnen zu bleiben.
Gestern hatten wir noch einen ausgedehnten Spaziergang am Strand gemacht. Recht weit sind wir Richtung Bunamündung gegangen und haben uns wieder über den vielen Müll am Strand aufgeregt. Bei einer großen Kuhherde, die wiederkäuend am Strand lag, kehrten wir um. Maggy sammelte Unmengen an Muscheln, die zuhauf am Strand liegen. Schöne rötliche, geriffelte Muscheln. Sie wird schon eine Verwendung dafür finden.
Noch heute Morgen war es relativ windstill gewesen, so dass wir fast bis Ulcinj am Strand entlang wandern konnten. Den Rückweg haben wir dann an der Straße zum Campingplatz genommen, da das Gehen im weichen Sand doch recht anstrengend ist. Zum Mittagessen sind wir ins Restaurant am Campingplatz, denn keiner von uns hatte Lust etwas zu kochen. Danach frischte der Wind auf und wir mussten uns einen Platz hinter dem Wohnmobil suchen, wo es etwas windstiller war. Sepp bereitete köstlichen Kaiserschmarren zu. Dazu eingemachten Pflaumenkompott. Herrlich! Nicht lange konnten wir draußen sitzen bleiben, denn fast unvermittelt fing es an zu stürmen. Wolken aus feinem Sandstaub zogen über den Platz und zwischen den Zähnen fing es auch schon an zu knirschen. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns in unsere fahrbaren Wohnungen zurückzuziehen.

Ein junges Ehepaar mit zwei süßen Mädchen steht neben uns und packt zusammen. Sie wollen morgen nach Albanien weiterreisen. Sie haben ein halbes Jahr Auszeit genommen und sind auf dem Weg nach Griechenland und dann hinüber nach Italien. Sehr angenehme und aufgeschlossene junge Leute, wie man sie sich nur wünschen kann. Sie gehen toll mit ihren Kindern um und sind total entspannt. Schön, so etwas zu sehen.


Auch Kühe gönnen sich mal ein Sonnenbad am Meer

Chef der Kuhherde - ein mächtiger Bulle

Maggy und Tuana
Tuana


Sonntag, 21. April 2019

Ulcinj
0 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Ostersonntag. Natürlich kommt auch hier der Osterhase und bringt ein paar Süßigkeiten vorbei. Nach dem Frühstück machen wir einen kleinen Spaziergang am Strand, den ich leider nach ein paar hundert Metern wegen Magenproblemen abbrechen muss. Das lag aber nicht an den Ostersüßigkeiten! Aber auch hier, Richtung Mündung der Buna, ist der Strand vermüllt. Wieder viele Plastikflaschen und zur Krönung ein Fischernetz voller toter Krabben am Strand. Die hat wohl ein Kutter in den letzten Tagen verloren. Was für ein trauriger Anblick.
Auf dem Rückweg begegnen wir einem Fischer, der die Fische einfach auf den Strand wirft wo sie jämmerlich verenden. Den gefangenen Krabben hat er die Beine ausgerissen, damit sie nicht mehr entkommen können. Was ist das bloß für eine Einstellung der Natur gegenüber?
Erfreulicher dann die Ankunft auf dem Campingplatz. Der Chef hat alle Gäste für 14 Uhr zum Restaurant eingeladen, wo es ein kostenloses Ostermahl gibt. Rot- und Weißwein, Slivovic, Schinken, Schafkäse, Oliven, in Fett gebratene leckere Krapfen, Gurken und Tomaten. Eine großzügige Geste. Die Gäste sind zahlreich erschienen und wir freuen uns über die Gastfreundschaft. Der krasse Gegensatz zum Gauner in Veslo. Die Sonne senkt sich so langsam zum Horizont und ich beeile mich, den Blog online zu stellen. Zur Feier des Tages machen wir heute Abend eine Flasche Schampus auf.


Der Osterhase war da!
Fischernetz voller toter Krabben

Die Idylle trügt

Fischer am Strand
Das Restaurant tischt uns kostenlos auf!



Samstag, 20. April 2019

Ulcinj
0 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Maggy hat einen Sonderpreis herausgehandelt, so dass wir insgesamt 10 Tage hier bleiben werden und statt 15 Euro nur 12 Euro pro Tag bezahlen müssen. Das war ein guter Deal. Inzwischen wird der Platz immer voller. Jetzt stehen etwa 16 Fahrzeuge auf dem Platz.
In der Nacht hatte sich der Wind gelegt und am Morgen können wir schön in der Sonne zum Frühstück sitzen. Dann am Restaurant den Blog auf den neuesten Stand bringen und Mails checken.
Wir beschließen nach Ulcinj zu gehen und überqueren den Zufluss zu den Salinen von Ulcinj. Auf der neuen Brücke schauen wir hinunter ins Brackwasser. Noch stehen einzelne Holzkonstruktionen mit den viereckigen Netzen zum Absenken ins Wasser. Doch es stinkt fürchterlich und jede Menge Müll und Plastik liegt darin. Als wir vor 11 oder 12 Jahren hier, waren schien das alles noch einigermaßen intakt zu sein. Jetzt ist alles dem Verfall preisgegeben. Entlang der Straße in die Stadt wird gebaut ohne Ende. Hotels, Apartments und Geschäfte schießen wie Pilze in die Höhe. Fertige Gebäude neben neuen Baustellen. Müllentsorgung scheint ein generelles Problem in Montenegro zu sein. Der ganze Müll wird links und rechts der Straße entsorgt oder in Gruben gekippt, die dann mit Sand und Erde zugeschüttet werden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das hat sich in den letzten Jahren seit unserem ersten Besuch hier nicht geändert. Es ist eher noch schlimmer geworden.
Am Supermarkt, an dem wir auf der Herfahrt schon eingekauft hatten, erkundigen wir uns nach der Entfernung in die Altstadt. Nach der Auskunft, dass noch weiter 5-6 km auf uns warten würden und wir doch besser ein Taxi nehmen sollten, wir aber schon fast 4 km zurückgelegt hatten, beschließen wir umzukehren. Wir gehen die letzten Kilometer am Strand entlang zum Campingplatz. Auch hier begegnet uns auf Schritt und Tritt das Müllproblem. Überall auf dem Strand und am Ufer liegen Plastikflaschen und Plastikmüll in allen Größen. Es ist ein Drama, wie wenig umweltbewusst dieses sonst so schöne Land ist.

Zurück auf dem Platz können wir dennoch unsere bequemen Sitzgelegenheiten genießen und verbummeln den Rest des Tages.

Früher wurden hier Fische gefangen - heute eine tote, stinkende, vermüllte Kloake

Plastikmüll ohne Ende

Selbst einen Fernsehapparat hat man hier entsorgt

Freitag, 19. April 2019

Kamp Veslo - Ulcinj
111 km

Autokamp Safari Beach
N41° 54 15.2
E19° 15 54.8

Gegen halb 8 Uhr sind wir nach kurzem Frühstück und spartanischer Morgentoilette zur Abfahrt bereit. Mlade, der Eigentümer des Platzes ist auch schon da und hat das Tor geöffnet. Gisela will ihm 10 Euro für die Benutzung der Toilette geben, da fängt er an, dass er mehr haben wolle und ob die anderen beiden nicht auch bezahlen wollen. So kann man sich täuschen. Am Tag zuvor wollte er für die Übernachtung noch gar nichts haben. Jetzt ist er plötzlich geldgierig. Vielleicht liegt es auch daran, dass gestern noch ein Wohnmobil und ein Geländewagen auf den Platz gefahren waren. Jedenfalls gibt ihm Gisela letztendlich 20 Euro für beide Fahrzeuge und er schaut immer noch grimmig drein. Bevor weitere Diskussionen aufkommen können fahren wir los und lassen ihn stehen. Meine Beschämung und seine vermeintliche Großzügigkeit vom Vortag sind dahin. Man lernt nie aus und eigentlich kann ich Menschen gut einschätzen.

Zurück über die schmale Straße zur Hauptstraße Richtung Budva. Reger Verkehr doch die Aussicht auf die Steilküste und das Meer entschädigen. Budva ist nicht wiederzuerkennen. Seit wir 2008 zuletzt mit Edgar und Leni hier waren, war noch nicht alles so verbaut. Der Parkplatz oberhalb von Sveti Stefan, wo wir in einer Ferienwohnung unsere Unterkunft hatten, ist leider vollgeparkt, so dass wir auf die Hotelinsel und die Bucht von Budva nur vom Fahrzeug aus schauen können. Wir passieren die Hafenstadt Bar und erreichen bald Ulcinj. An einer neuen Tankstelle neben einem genauso neuen Voli-Supermarkt tanken wir unsere Fahrzeuge auf. Der Diesel kostet hier 1,25 Euro. Ob Montenegro überhaupt eine eigene Währung hat weiß ich nicht, denn schon damals bezahlte man schon alles in Euro. Nach dem Tanken noch ein Abstecher in den Supermarkt und dann sind wir für die nächsten Tage voll ausgerüstet. Jetzt geht es zum kilometerlangen Sandstrand von Ulcinj. Der erste Platz den wir anfahren ist das Autokamp Miami. Er hat geöffnet und die Übernachtung kostet 15 Euro inklusive 2 Euro Kurtaxe. Und der Geldgeier in Veslo wollte 20 Euro haben und eine Kurtaxe hätte er bestimmt auch nicht an die Gemeinde abgeführt. Doch ein Gangster und Mafioso! Wir fahren aber zum nächsten Campingplatz weiter, zum Safari Beach. Der kostet genau so viel wie der Platz nebenan, hat aber ein ganz neues und modernes Sanitärgebäude und ein geöffnetes Restaurant. Wir stellen uns direkt mit Blick aufs Meer und den feinkörnigen Sandstrand. WLAN gibt es auch, allerdings nur am Restaurant. Es weht ein ordentlicher Wind vom Meer her, doch es ist angenehm warm. Wir machen uns ein Mittagessen und später gehen wir noch am Strand spazieren. Wenn der starke Wind der den Sand über den Strand peitscht nicht wäre, dann wäre es perfekt. Da es so angenehm schön hier ist, wollen wir die nächsten Tage noch hier bleiben. Außer uns sind noch etwa 8 weitere Camper auf dem Platz, so dass die Plätze ganz vorne am Strand nun alle besetzt sind.


Bucht von Budva

Am Strand von Ulcinj, Safari Beach

Unsere Wohnungen
Wir sind nicht allein


Tuana

Am kilometerlangen Sandstrand von Ulcinj

Sepp & Tuana
Sonnenuntergang über Ulcinj

Donnerstag, 18. April 2019

Banja-Slano – Veslo (Montenegro)
130 km

Kamp Veslo
N42° 22 01.9
E18° 36 41.4

Gegen 7 Uhr Frühstück und anschließendes Zusammenpacken. Schon um 8 Uhr sind wir auf der schmalen Straße von Banja nach Slano. In gemächlichem Tempo fahren wir auf der Magistrale Richtung Dubrovnik. Im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe, eines davon ist die AIDAblu. Dubrovnik möchte den Kreuzfahrtourismus einschränken. Es sollen nur noch zwei Schiffe pro Tag anlegen dürfen und für die Passagiere muss eine Gebühr bezahlt werden. Denn diese verstopfen nur die Stadt und lassen so gut wie kein Geld in der Stadt. Auf den Schiffen gibt es ja alles inklusive.
Kurz hinter Dubrovnik biegen wir zum Lidl ab, um uns noch einmal mit dem Nötigsten zu versorgen. Der Parkplatz ist total voll und wir müssen an der Straße parken. Das Geschäft ist genauso voll und es dauert, bis wir unsere Einkäufe erledigt haben.
Weiter geht es zur Grenze nach Montenegro. Beschränken sich die Kroaten noch auf das Einscannen der Ausweise, so gibt es schon an der Grenze zum Nachbarland einen langen Stau. Nicht nur die Ausweise wollen gescannt werden, es werden auch die Fahrzeugpapiere und die Grüne Versicherungskarte geprüft. Das ist uns bisher auch noch nie passiert. Bei Sepp & Maggy wird festgestellt, dass die Versicherungskarte seit einem Jahr abgelaufen ist. Jetzt müssen sie für Montenegro eine extra Versicherung für 180 Kuna abschließen. Mal sehen wie das wird, sollten wir in Albanien oder Griechenland danach gefragt werden. Sepp hat bei seinem Versicherungsmakler angerufen, aber der hat sich bisher nicht gemeldet. Der soll eine Karte via Email auf Maggys Handy schicken, die sie dann an einem Campingplatz mit Drucker ausdrucken will.
Mit der Fähre kürzen wir die Umrundung der Bucht von Kotor ab. Etwa 5 Minuten dauert die Überfahrt, die uns 9 Euro kostet. Kurz nach dem Flughafen biegen wir rechts auf die Halbinsel von Begovic ab, um auf das Autokamp Veslo am Ende der Straße zu kommen. Nach dem letzten Dorf, etwa auf halber Strecke der 17 km, wird die Straße immer enger und ist nur noch einspurig befahrbar. Zum Glück kommt nichts entgegen und wir müssen nur ein paar Radler überholen, die nicht besonders erfreut sind, weil sie vom Asphalt in den Schotter müssen. Es kommt einem schier endlos vor, wenn die Straße eng ist und kein Ende nehmen will. Dann die Einfahrt zum Campingplatz. Ein Drahtseil versperrt den Weg, der Platz ist noch geschlossen. Schwierig ist es wieder umkehren zu müssen. Da kommt der Besitzer und sperrt uns das Tor auf. Er arbeitet gerade an einem neuen Sanitärgebäude und teilt uns mit, dass er eigentlich erst Mitte Mai öffnet. Ich frage nach dem Preis. Er möchte 20 Euro haben, aber außer der Toilette funktioniert noch nichts. Im Spaß sage ich ihm, dass das viel zu teuer sei und er ein Gangster der Mafia sei. Ich möchte den Preis herunterhandeln und biete ihm 15 Euro an. Da sagt er, dass wir für die Übernachtung gar nichts zu bezahlen hätten, wenn wir morgen früh wieder weiter fahren. Später tut mir das mit dem Gangster leid und ich gehe zu ihm und rede lange mit ihm. Er zeigt mir stolz seinen Platz und woran er gerade arbeitet. Sein Name ist Mlade und wir verständigen uns auf Englisch über alles Mögliche – Familie, Gott und die Welt. Wir verabschieden uns freundschaftlich und mir tut es leid, dass ich mit ihm zuvor so blöde verhandelt habe. das Leben hier ist schwer und entbehrungsreich. Mit seiner Großzügigkeit hat er mich beschämt.

Maggy und Sepp waren ziemlich sauer, dass ich diesen Platz am Ende der engen Straße angefahren bin. Sie sind es gewöhnt nach Möglichkeit irgendwo wild zu campen. Damit tun wir uns noch schwer. Doch nach einem ausgedehnten Spaziergang ist die Welt wieder einigermaßen in Ordnung.


Kamp Veslo

Schön gelegen, aber die Straße hierher ist eine Herausforderung

Tolle Küstenlandschaft
Jenseits des Horizonts liegt Italien

Mittwoch, 17. April 2019

Banja-Slano
0 km


Camping Bambo
N42° 46.465
E17° 53.035


Wieder ein herrlicher wolkenloser Morgen. Hinter uns steigt die Sonne über den Bergen auf und taucht das andere Ufer der Bucht in warmes Licht. Wir stellen Tisch und Stühle in die wärmende Sonne und genießen unser Frühstück.
Sepp will zum Frisör und so machen wir uns nach dem Frühstück zunächst auf ins Dorf. Der Frisör hat auf, Sepp lässt sich die Haare schön machen und wir gehen zum Bäcker. Der ist schon wieder um diese Zeit, es ist 10 Uhr, so gut wie ausverkauft und hat nur noch ein paar wenige Baguettes im Angebot. Egal. Wir müssen nicht lange warten da kommt auch schon Sepp vom Figaro und wir spazieren hinter dem Dorf bergan. Oben steht eine neu errichtete Kapelle auf altem Fundament. Von dort hat man einen tollen Blick auf die Bucht. Wir steigen zum Nachbardorf Grgurići an der Bucht hinab und wandern gemütlich am Wasser entlang zum Campingplatz. Im kleinen Dorfladen kaufen wir noch etwas fürs Mittagessen ein, vorbei an der neuen Marina und dann sind wir schon wieder zurück. Das Mittagessen ist schnell zubereitet. Eine Katze miaut aufdringlich, als die feinen Düfte über den Platz ziehen. Es gibt fein geschnittenes Hühnerfleisch in Zwiebeln, Knoblauch und Thaigewürz angebraten. Dazu junge Kartoffeln und Krautsalat. Köstlich! Nach einem Kaffee liegt jetzt alles faul in der Sonne oder im Schatten herum. Wir haben KEIN schlechtes Gewissen, denn uns geht’s gut!

2 Damen mit Hund

Am Hafen von Slano

Die weiße Kapelle oben auf dem Berg über der Bucht
Panoramablick auf die Bucht von Slano

Sepp, frisch vom Frisör, umarmt die Welt

Dienstag, 16. April 2019

Banja-Slano
0 km

Camping Bambo
N42° 46.465
E17° 53.035

Nach ein wenig Regen in der Nacht haben wir nun herrlichstes Sommerwetter. Blauer Himmel, blaues und smaragdfarbenes Meer, die Sonne schickt uns ihre Wärme - wir bleiben noch zwei Tage. Maggy, Sepp, Tuana (das Hundchen), Gisela und ich machen einen ausgedehnten Spaziergang um die Bucht von Slano. Auf dem Weg nehmen wir noch ein Brot und einen Hefezopf vom Bäcker mit. Außerdem erstehe ich noch eine Flasche Rotwein von der Halbinsel Pelješac, die wir uns heute Abend zu Gemüte führen werden. Der Weg um die Bucht ist schön und die Ausblicke herrlich. Am Ende der Bucht steht ein großes, neues Hotel mit französischen Gästen. Wir gehen noch ein Stück und schauen auf die andere Seite des Meeres hinab, bevor wir wieder unseren Heimweg antreten. 12 km sind ein ordentliches Stück und wohlverdient sinken wir nach einem Mittagessen in die Liegestühle. Herz was willst du meer (mehr)! 








Montag, 15. April 2019

Drvenik - Slano
95 km

Camping Bambo
N42° 46.465
E17° 53.035

Nach einer Nacht mit etwas stürmischem Wind und Regen brechen wir gemächlich nach dem Frühstück auf. Die heutige Etappe ist keine 100 km weit, doch wegen der kurvenreiche Strecke kommt man sowieso nicht schnell voran. Die Landschaft ist toll. Steil fallen die Kalkfelsen zum Meer ab und rechter Hand erscheint eine langgestreckte Insel nach der anderen. Bei Ploče überqueren wir das schöne Mündungstal der Neretva, durchqueren auf etwa 10km Strecke Bosnien-Herzegowina, lassen Ston rechts liegen und sind kurz vor 12 Uhr in Slano. Dort kennen unsere Reisegefährten einen kleinen Platz an einer Bucht unweit des Ortes. Die Straße nach Banja, so heißt die Ansammlung weniger Häuser, ist so schmal, dass nur für ein Fahrzeug Platz ist. Zum Glück kommt nichts entgegen und so kommen wir an den Ort, wo ein kleiner Campingplatz sein sollte. Der ist dauerhaft geschlossen und existiert nicht mehr. Kurz davor gibt es einen weiteren kleinen Platz, Autokamp Bambo, auf den wir fahren. Maggy und Sepp bleiben auf dem kleinen Parkplatz beim ehemaligen Campingplatz. Wir richten uns häuslich ein, doch der Wasserhahn im Bad leckt und ich kann es nicht reparieren, weil ich sonst das halbe Bad abmontieren müsste. Das soll unsere Werkstatt machen, wenn wir wieder zuhause sind.
Maggy, Sepp und ich gehen noch ins Dorf, weil wir dort eine Bäckerei gesehen haben. Die ist aber schon zu und hat nur zwischen 7 und 12 Uhr geöffnet. In einer Strandbar genehmigen wir uns ein kleines Bier bevor wir wieder den Rückweg antreten. Wir wärmen das Essen von gestern auf und machen sonst nichts als ausruhen. Ab und zu fallen ein paar Tropfen vom Himmel und die Sonne hat sich schon wieder hinter den Wolken verkrochen. Die Temperaturen sind aber angenehm und es ist nicht mehr so kalt wie die Tage zuvor.
Morgen bleiben wir noch hier, bevor es weiter nach Montenegro geht.

Blick vom Autokamp Bambo auf die Bucht von Slano

Bucht von Slano
Sonnenuntergang - immer wieder schön!


Sonntag, 14. April 2019

Nin - Drvenik
264 km

Stellplatz am Meer
N43° 09.068
E17° 15.614

Nach einem frühen Frühstück fahren wir weiter die kroatische Küste hinunter. Schnell kommt man nicht voran und wir haben es nicht eilig. Meistens darf man nur zwischen 60 und 80 km/h fahren und die Küstenstraße ist sehr kurvenreich. Unseren ersten Halt machen wir in Primošten, einem kleinen ehemaligen Fischerdörfchen. Malerisch gelegen auf einer kleinen Insel. Wir marschierten durch die neu angelegten Gassen und renovierten Häuser hinauf zur Kirche, von wo man einen schönen Ausblick hat. Es ist Palmsonntag und die Kirchgänger sind mit frischen Olivenzweigen unterwegs. In der Kirche findet gerade eine Messe statt. Die Kirche ist voll und viele Menschen stehen draußen oder sitzen auf Bänken am angegliederten Friedhof. Die Stimmung ist schön und auch das Wetter passt.

Über Omiš und Makarska geht es weiter die schöne Steilküste der Adria Magistrale entlang. Gegenüber der Insel Hvar liegt der kleine Ort Drvenik, von wo auch eine Fähre auf die Insel hinüber geht. Wir fahren eine recht schmale Straße oberhalb des Hafens entlang bis zur nächsten Bucht. Für Maggy und Sepp ein kleiner Schock, denn von dem vormaligen Campingplatz (mehr als 10 Jahre ist es her) ist nichts mehr übrig. Jetzt steht ein Hotel und Apartmenthäuser dort. Am Strand gibt es aber noch Parkplätze und so stellen wir uns einfach dort hin und campen „wild“. Für Gisela ungewohnt und es ist ihr nicht wohl. Maggy und Sepp sind das gewöhnt und für sie ist es völlig normal, wenn man nichts für einen Platz bezahlen muss. Die Bucht ist schön und ruhig und es stört uns niemand. So verbringen wir die Nacht am Strand von Drvenik.

Im Hafen von Primošten
Steilküste an der Adria-Magistrale bei Makarska


An unserem Stellplatz in Drvenik



Samstag, 13. April 2019

Nin
0 km

Camping Ninska Laguna, Nin
N 44° 14.8298
E 15° 10.4435


Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, gab es zunächst einmal Mittagessen. Bratkartoffeln mit Speckwürfelchen, je ein Wienerle und einen Karottensalat. Der Regen ließ nach, nicht aber der kalte Wind. Trotzdem machten wir uns um halb 6 Uhr auf den Weg in das historische Inselstädtchen Nin, das wir schon auf einer früheren Reise (von Rumänien kommend) besucht hatten. Irgendwie kam mir alles unbekannt vor, denn rings um das Städtchen waren viele Baustellen. Zudem vermisste ich die markante Brücke, die vom Festland zum Stadttor hin führt. Ein Damm mit Baumaschinen stand jetzt dort und neben einem Bagger dann doch die mir bekannte Statue von Branimir, dem Gründer der Stadt im 9. Jahrhundert. Eine große Infotafel gab Auskunft über das Geschehen hier. 2017 gab es eine verheerende Überschwemmung, die die Brücke wegriss und große Teile der Altstadt überschwemmte. Jetzt werden die Schäden behoben und über eine Behelfsbrücke gelangt man nun in die Stadt. Nur wenige Menschen begegneten uns und ein einsames deutsches Wohnmobil stand auf dem Parkplatz an der Stadtmauer. Ab 18 Uhr kostet es nichts mehr und so kann man „viel“ Geld sparen. Mit unseren 10 € am Tag leben wir ja direkt verschwenderisch und luxuriös auf unserem Campingplatz! Zu viert und mit Hundchen spazierten wir durch das Städtchen und an einer Konoba (Restaurant) dürstete Sepp nach einem Rotwein. Dem war ich nicht abgeneigt und so saßen wir gemütlich bei offenem Feuer in einem urigen Restaurant. Fast die einzigen Gäste, Fremde gab es sowieso nicht, genossen wir einen etwas zu kalten heimischen Rotwein. Aufgewärmt traten wir in die Dämmerung hinaus und machten uns auf den Heimweg, immer an der Lagune entlang. Zum Glück regnete es nicht, nur der kalte Wind war unser ständiger Begleiter. Kurz vor dem Campingplatz sang uns noch eine Nachtigall ein Gute-Nacht-Lied. Kaum zurück im Wohnmobil fing es schon wieder zu regnen an und der Wind blies noch kräftiger. Bis heute Morgen hielt der Wind und der Regen an. Jetzt gegen 10 Uhr kommen die ersten blauen Flecken am Himmel heraus, der Regen hört auf und der Wind lässt nach. Jetzt gehe ich zur Morgentoilette und später gehen wir in die Neustadt und schauen, was der Konzum-Supermarkt zu bieten hat.

Zurück vom Spaziergang an der Lagune. Auf den Höhen des Velebit-Gebirges liegt Neuschnee. Der Wind bläst immer noch kalt, aber nun scheint die Sonne doch öfters durch die Wolken. Der Konzum hat noch geschlossen, aber dahinter liegt ein weiterer Supermarkt, wo wir einkaufen können. Kraut, Tomaten und Paprika, ein Baguette, eine Flasche Rotwein und zum Kaffee 2 Cremeschnitten. Am Platz angekommen scheint jetzt dauerhaft die Sonne, es wird warm und der Wind lässt nach. Der Himmel wird blau, Schäfchenwolken ziehen vorbei – so sieht Urlaub am Meer aus. Morgen wollen wir bis kurz vor Dubrovnik fahren und in einer kleinen Bucht campieren.


Lagune von Nin

Branimir-Denkmal vor der zerstörten historischen Brücke
In der Sonne kann man es jetzt aushalten

Blick über die Lagune zum Velebit-Gebirge. Am Morgen lag Neuschnee auf den Bergspitzen.



Freitag, 12. April 2019

Senj - Nin
181 km

Camping Ninska Laguna, Nin
N 44° 14.8298
E 15° 10.4435


Um 8 Uhr aufgestanden und das Frühstück gerichtet. Zuvor noch den Keramikheizer eingeschaltet. Es nieselt und die Bora wütet immer noch draußen. Wenigstens ist es in den Duschen und auf der Toilette warm.
Ich bezahle den Platz beim Platzwart. Umgerechnet 25 Euro sind zu viel für den einfachen Platz und in der Vorsaison. Maggy regt sich über die Halsabschneider auf und will heute auf keinen Campingplatz fahren, sondern wie gewohnt irgendwo in der Pampa stehen.
Je weiter wir in den Süden fahren, umso mehr lässt der Wind nach, der doch recht kräftig an unseren Fahrzeugen rüttelt. Der Regen allerdings bleibt. Erstes „Wildcamperziel“ ist der Paklenica Nationalpark bei Seline. Auf einer sehr schmalen Straße kommen wir zum Parkeingang, wo auf den Parkplätzen keine Autos stehen. Dafür aber kommt ein Ranger, der uns mitteilt, dass man hier nicht übernachten darf. Also fahren wir weiter nach Nin, wo unsere Reisebegleiter Maggy & Sepp einen Stellplatz an der Lagune von Nin, unweit von Zadar, kennen. Der entpuppt sich als Baustelle und ein weiterer Platz in der Nähe ist geschlossen. Etwas abenteuerlich steuern wir wieder aus dem Baustellengebiet heraus und erreichen den Platz Ninska Laguna. Der ist billig und kostet 10 € all inklusive außer den Duschen. Die wollen mit Münzen gefüttert werden. Die Aussicht auf die Lagune unter Obstbäumen, die gerade anfangen zu blühen ist schön, aber es regnet schon wieder. Eigentlich wollten wir nachher noch ins sehenswerte Inselstädtchen gehen und hoffen, dass der Regen bald aufhört.




Autokamp Ninska Laguna

Nin an der gleichnamigen Lagune

Statue des Branimir an der vom Hochwasser zerstörten historischen Brücke

Kapelle St. Nikolaus aus dem 9. Jahrhundert

Donnerstag, 11. April 2019

St. Georgen – Senj
939 km

Camping Skver, Senj
N 44 59 37.6
E 14 53 58.9


Um 3 Uhr in der Früh klingelt der Wecker. Aufstehen, frühstücken, Wohnung checken, Wasser im Keller abdrehen, wir sind für die Abfahrt bereit. Kurz vor 4 Uhr, gerade erwischen wir noch unsere Zeitungsfrau mit der Tagespresse, fahren wir los. Autobahn an Stuttgart vorbei Richtung München. Eigentlich hatte ich zu so früher Stunde mit nicht allzu viel Verkehr gerechnet. Aber schon ab Augsburg geht es nur im Schneckentempo voran oder wir stehen im Stau. Unfall auf der linken Fahrbahnseite voraus. Zäh geht es an München vorbei und erst Richtung Chiemsee geht es wieder etwas flotter. Die ganze Zeit regnet es und es ist neblig grau und kalt. Am Tauerntunnel liegt noch reichlich Schnee, Katschberg und Karawanken lassen wir zügig hinter uns. Tanken in Slowenien, da ist es 10 ct billiger als bei uns. Eine halbe Stunde Pause kurz nach der Autobahnausfahrt in Postojna. Hier an einem kleinen Flugplatz haben wir schon oft gerastet. Dann geht es weiter auf der malerischen Landstraße durch Slowanien zu kroatischen Grenze. Es ist schön grün und das Thermometer steigt auf über 10 Grad. Es ist etwa halb drei am Nachmittag als wir wieder auf der Autobahn in Kroatien sind. Rijeka liegt voraus und in einer Regenpause erscheint unsere Frühjahrsinsel Cres in der Kvarner Bucht. An der Insel Krk vorbei nach Süden – es regnet wieder und starke Windböen der Bora machen Frühlingsgefühle nicht besser. Um 4 Uhr nachmittags erreichen wir den Campingplatz Skver in Senj, wo wir unsere Freunde aus der Schweiz treffen, mit denen wir nun weiter nach Albanien und Griechenland fahren werden. 12 Stunden Fahrt liegen hinter uns. Wir nutzen ein kleines Zwischenhoch und brechen zu einem Spaziergang in den kleinen Ort und auf die Usoken-Burg Nihaj hinauf auf. Es bläst die kalte Bora aus den Bergen herab, aber wir bleiben trocken. Der Spaziergang tut gut und auf dem Rückweg beschließen wir, im Restaurant am Platz zu essen. Auf Kochen haben wir vier keine Lust. Es gibt für Gisela und mich Dorade und Tintenfisch vom Grill. Dazu Pommes und Mangold. Ich gönne mir zwei große Karlovacko und dann bin ich fertig. Etwas übermüdet von der langen Fahrt gehen wir um 8 Uhr ins Bett. Der Sturm rüttelt ordentlich an unserem Wohnmobil und der Regen prasselt auf’s Dach. Aber davon bekomme ich nicht mehr viel mit und falle in einen tiefen Schlaf.


Senj mit der Usokenburg Nihaj

Altstadt Senj

Usokenburg Nihaj

Senj

Im Hafen von Senj

Hafen von Senj

Autokamp Skver, Senj

Abendessen: Dorade, Tintenfisch, Pommes, Mangold



Mittwoch, 10. April 2019

So, die Stoßstange ist repariert, das Wohnmobil ist startbereit. Beim Einräumen habe ich mich noch verrenkt und wärme jetzt den Rücken mit einer Wärmflasche. Muss das sein? Morgen früh um 3 Uhr klingelt der Wecker und um halb 4 Uhr möchten wir unterwegs sein. Über Stuttgart, München, Salzburg, Tauern und an Klagenfurt vorbei nach Slowenien. Hier ist es wie im Herbst, kalt, regnerisch und neblig. Also nix wie weg! Erste Station der Reise soll Senj an der kroatischen Küste sein, das sind etwa 900 km, wo wir unsere Begleiter nach Albanien und Griechenland treffen werden.

Sonntag, 7. April 2019

Am Freitag rief die Werkstatt an, dass ich mein Fahrzeug wieder abholen kann. Zum Glück ist der Anlasser nicht defekt, sondern es hatte sich "nur" das Massekabel am Anlasser gelockert und deshalb konnte kein Strom mehr fließen. Alles gereinigt, gefettet und festgeschraubt - die Rechnung war knapp 200 € statt der befürchteten 700 €. Jetzt können wir das Fahrzeug beladen. Am Mittwoch vor unserer Abfahrt kommt noch die neue Stoßstange hinten dran, die ich im letzten Jahr in Naturns (Südtirol) leicht "verformt" hatte. Am Montag hole ich noch die Vignetten für Österreich und Slowenien beim ADAC in Villingen. Unsere Bekannten, Maggy & Sepp mit ihrem Hundchen Duana, die wir letztes Jahr in Kroatien getroffen hatten, haben sich schon auf den Weg in den Süden gemacht. Wir wollen sie in Selce oder Senj an der kroatischen Küste treffen und dann gemeinsam nach Albanien und Griechenland fahren. Das wird bestimmt lustig und ich glaube, dass wir uns gut vertragen werden. Sonst sind wir ja immer alleine gefahren. Das gibt etwas mehr Sicherheit, vor allem wenn wir im hintersten Winkel im "Land der Skipetaren" unterwegs sind. Ich hätte mir vorher doch noch das gleichnamige Buch von Karl May besorgen sollen. Denn wer kennt sie nicht, die Helden aus dem "Orientzyklus",  Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar?


Gedankenlesen: Hermann brachte mir dieses Buch vorbei und hatte keine Ahnung gehabt, dass ich dieses Buch auf meiner Wunschliste hatte. Zufälle gibt's!!!



Dienstag, 2. April 2019

Gestern haben wir das Wohnmobil aus dem Winterschlaf erweckt. Etwas mühselig sprang der Motor an, denn die Batterie schwächelte noch etwas. Aber nach etwas gut zureden, schnurrte der Motor wie ein Kätzchen. Eine kleine Spritztour durch die frühlingshafte Landschaft und alles schien im grünen Bereich zu sein. Das Wohnmobil abgestellt, Aufbaubatterie aus dem Keller geholt und eingesetzt, Wasser eingefüllt und Dichtigkeit überprüft - alles schien in bester Ordnung.


Heute hätten wir einen Termin bei unserem Wohnmobilhändler wegen des Austauschs der beschädigten Stoßstange hinten links gehabt. Ich drehe den Zündschlüssel um - außer einem Klacken aus dem Motorraum passiert nichts. Nach mehrmaligen Versuchen hänge ich ein Überbrückungskabel von unserem Auto ans Wohnmobil, weil ich denke, dass die Batterie doch nicht genug Strom für den Anlasser liefert. Wieder springt der Motor nicht an. Also doch den ADAC angerufen, der nach einer Stunde eintrifft und genauso wie ich feststellt, dass der Anlasser seinen Geist aufgegeben hat. Was soll ich mich darüber aufregen? Wäre das im hintersten Winkel von Albanien passiert, wäre ich schlimmer dran. Wir lassen das Wohnmobil rückwärts rollen und der ADAC-Mann kann den Motor starten. Unverzüglich fahre ich zu meiner Fiat-Werkstatt in Villingen, wo man mir versichert, dass der Anlasser bis nächste Woche repariert sei. Am 11. April wollen wir nämlich unsere große Tour starten. Ob noch was aus der Reparatur der Stoßstange wird weiß ich nicht. Die kann ich ja auch reparieren lassen, wenn wir Ende Juni wieder zuhause sind.


Der "Gelbe Engel" vom ADAC versucht zu helfen
Schon im letzten Jahr hatte ich mit den Vorbereitungen begonnen, denn dafür blieb ja nach unserer Reise nach Thailand, Laos und Kambodscha im Januar und Februar keine Zeit mehr. Reiseliteratur und Karten sind reichlich vorhanden, die Route ist ausgearbeitet, das Roadbook gedruckt und das Foto- und Videoequipment einsatzbereit.

Ein Teil der Reiseunterlagen

Unsere geplante Route