10. Oktober 2022
zuhause
Frühstück am Mainufer in Würzburg |
Nach einem kurzen Frühstück reise ich ab. Noch einmal volltanken im dreistelligen Bereich und dann geht es Richtung Stuttgart und nach Hause. 270 km sind es noch bis St. Georgen und die gehen schnell vorbei, weil auch der Verkehr nicht besonders stark ist. Üblicherweise braucht man um Stuttgart herum Geduld und Zeit. Die Wälder sind herbstlich bunt und künden den nahen Winter an. Zeit, das Reisen für eine kurze Zeit einzustellen. Wobei: im November/Dezember fahre ich nochmals für 3 Wochen mit Paul nach Marokko. Dann aber ist endgültig Schluss für dieses Jahr. Ich war jetzt 5 Monate unterwegs und habe auf knapp 14.000 km viel erlebt. Aber 2023, Ende März oder Anfang April, bin ich dann wieder - UNTERWEGS.
Wohnmobilstellplatz am Main in Würzburg - N49° 47.899' E9° 55.365'
Am 7. Oktober bin ich noch einmal an die Ostsee zum Sonnenaufgang gegangen. Die Nacht war wieder kalt gewesen, aber die Sonnenstrahlen wärmen schnell. Mein Tagesziel ist der Wildparkcampingplatz bei Hamburg, auf dem ich schon beim Hinweg gewesen bin. Am nächsten Tag möchte ich im Wildparkrestaurant ein paar Freunde treffen. Weit ist meine Tagesetappe nicht.
Sonnenaufgang an der Ostsee |
Restaurant Am Wildpark |
Schneeeule |
Heute war dann meine längste Strecke über die A7 nach Würzburg. 550 km garniert mit zahlreichen Baustellen. Trotzdem schaffte ich die Etappe in 6 1/2 Stunden. Würzburg verfügt über einen schönen Wohnmobilstellplatz direkt am Mainufer gegenüber der Altstadt. Dazu gehört auch ein großer Parkplatz. Im Moment sind weit über 50 Wohnmobile in meiner Nachbarschaft, aber ich hatte das Glück, einen der letzten Plätze direkt am Ufer zu erwischen. Diese Plätze haben auch Stromanschlüsse und man muss den Automaten mit Geldstücken füttern. Ich habe mal 2 Euro eingeworfen, weiß aber nicht wie lange das hält.
Stellplatz am Mainufer |
Nach einer kurzen Pause bin ich dann am Main entlang zur Alten Mainbrücke gegangen, von wo aus man in die Altstadt gelangt. Sonniges Wetter hatte hunderte Menschen an diesem Sonntagnachmittag auf die Straßen gelockt und anscheinend ist es Brauch auf der Brücke einen sogenannten "Brückenschoppen" zu trinken. Fast jeder hatte ein Weinglas in der Hand und vor den Verkaufsstellen bildeten sich lange Schlangen.
Alte Mainbrücke |
Die Festung Marienberg von der Mainbrücke aus. |
Mir lag jedoch mehr an Kultur und so führte mich mein Weg am Rathaus vorbei zum Kiliansdom. Der romanische Dom wurde 1040 erbaut und gilt als die viertgrößte romanische Basilika Deutschlands. Das Kircheninnere wurde im 17. Jahrhundert gotisch umgestaltet. An der Außenfassade des Doms habe ich dann erfahren, dass der berühmte Bildhauer Tilman Riemenschneider auch Bürgermeister in Würzburg war, wo er auch 1531 verstarb.
Rathaus |
St. Kiliansdom |
Die Brunnenfigur rechts stellt Tilman Riemenschneider dar. |
Camping Dorotheenthal - N54° 34.325' E10° 00.666'
Schon am frühen Abend fing es gestern an zu stürmen und in der Nacht regnete es kräftig. Zum Glück schien aber am Morgen die Sonne, wobei der Wind weiterhin stürmisch aus Westen blies. Bei 17 Grad allerdings macht das nichts aus. Ein Strandspaziergang nach dem Frühstück Richtung Eckenförder Bucht ist Pflicht. Auf dem Strandweg begegne ich so gut wie keinen Menschen und so halte ich Ausschau nach Bernsteinen, weil hier noch niemand so früh vorbeigekommen ist. Leider finde ich keine, dafür kann ich einen Sandaal retten, der am Strand liegt. Außer Feuersteinen finde ich nichts was von Wert sein könnte. Feuerstein entstand während der Kreidezeit vor 145 bis 60 Millionen Jahren. Schichten davon habe ich auch in den Kreidefelsen von Møn gesehen.
Feuerstein |
Geretteter Sandaal |
05. Oktober 2022
Camping Dorotheenthal - N54° 34.325' E10° 00.666'
Bevor ich Dänemark verließ, machte ich noch einen Halt an der geschichtsträchtigen Mühle Dybbøl Mølle. Hier fand 1864 die Schlacht bei den "Düppeler Schanzen" zwischen dem preußischen und dänischen Heer statt, in der die Dänen unterlagen und Südjütland zu Preußen kam. Heute ist es für Dänemark ein Ort nationaler Bedeutung.
König Christian IX: "Mit Gott für Ehre und Recht" |
Rekonstruktion von Wikingerhäusern im Freigelände von Haithabu |
Kriegsschiff das Harald Blauzahn zugeschrieben wird - gefunden im Hafenbecken von Haithabu |
Einer der Sigtryggsteine von Haithabu |
Sønderborg Camping - N54° 54.064' E9° 47.865'
Die Sonne scheint und ich gehe von der Marina an der Strandpromenade Richtung Sønderborg Schloss. Dabei komme ich an einem Badehaus vorbei, wie man sie oft um die Jahrhundertwende in den Seebädern hatte. Es gehört dem 'Wikingerclub' und die Badegäste, übrigens recht zahlreich, baden im kalten Wasser ungestört vor Beobachtern. Tatsächlich sah ich später noch eine Dame am Strand die mutig in die Wellen stieg. Brrrrrr!
Die Sonne scheint, aber es geht ein kalter Wind. |
Stiftungstafel von Königin Dorothea |
Portrtait von Christian II., gemalt von Lucas Cranach d.Ä. |
Die Glasfenster stammen vom berühmten dänischen Künstler Per Kirkeby |
Gymnasium von Sønderborg |
03. Oktober 2022
Sønderborg Camping - N54° 54.064' E9° 47.865'
Sønderborg ist meine letzte Station in Dänemark. Die Umrundung entlang der Küsten ist vollendet. Knapp 1.500 km in 3 Wochen liegen hinter mir.
Zugvögel auf dem Weg in den Süden - ich schließe mich ihnen an. |
Faaborg |
Fähre von der Insel Fyn nach Als |
Regenwolken über der Bucht von Sønderborg |
02. Oktober 2022
Færgegårdens Camping - N54° 55.940' E10° 49.681'
Am Morgen scheint die Sonne. Die Fensterscheiben sind von Innen total beschlagen, da hilft auch der Keramikheizer nicht viel. Es ist kühl, aber Hauptsache die Sonne scheint und es regnet nicht. Gestern musste schon mein Nachbar mit dem Unimog ein Wohnmobil aus dem Schlamm ziehen.
Über Vordingborg und die winzige Insel Masnedø geht es über die altersschwache Storstrømsbroen. Parallel zu ihr wird gerade die neue Brücke gebaut.
Links die alte und rechts der Neubau der neuen Brücke |
Camp Møns Klint - N54° 58.760' E12° 31.368'
Da die WetterApp für 11 Uhr Regen angekündigt hatte bin ich nach dem Frühstück gleich die 3 km zum GeoCenter Møns Klint losgewandert. Den Hinweg nahm ich auf der unbefestigten Straße im naturbelassenen Wald Klinteskov. Trotz des regnerischen Wetters waren doch relativ viele Autos und auch 2-3 Wohnmobile zum GeoCenter unterwegs. Das ist natürlich bequemer als dorthin zu wandern. Es gibt dort einen großen Parkplatz ein Café und eine Ausstellungshalle. Ich gehe gleich zur Treppe, die zum Strand hinunterführt. Das hatte ich ja gestern auch schon gemacht. Gefühlt waren es dieses Mal viel mehr Treppenstufen als gestern und mir graute schon beim Hinabsteigen an den Wiederaufstieg. Unten angekommen, wollte ich eigentlich einen Kilometer am Strand entlang zu einer weiteren Treppe laufen, aber pünktlich um 11 Uhr setzte ein leichter Nieselregen ein. Da ich nicht wusste ob der Regen stärker werden würde, beschloss ich, den gleichen Weg wie hinunter wieder hinauf zu gehen. Aber zunächst machte ich natürlich ein paar Aufnahmen und hielt Ausschau nach Wanderfalken die hier zwischen Februar und September brüten. Die Nisthöhlen ganz oben an der Kante waren gut zu erkennen, aber Falken waren nicht unterwegs. Wahrscheinlich sind die schon in den Süden gezogen, denn ich habe in den letzten Tage viele Zugvögel am Himmel beobachten können. Im Naturschutzgebiet Møns Klint gibt es auch viele Orchideen und seltene Schmetterlinge. Die Kreidefelsen entstanden vor 70 Millionen Jahren als es hier ein tropisches Meer gab. Im Meer lebten zahlreiche mikroskopisch kleine Algen, sogenannte Kalkflagellaten. Die Oberfläche der Algen bestand aus Kalkplättchen, die nach deren Tod auf den Meeresboden sanken. So entstanden im Laufe von Jahrmillionen dicke Kreideschichten. Dazwischen lagerten sich immer wieder dünne Feuersteinschichten ab, die deutlich in den Steilhängen auszumachen sind. Als vor etwa 2 Millionen Jahren die Eiszeiten begannen wurde die Insel Møn mehrfach von dicken Eisschichten bedeckt. In den Interglazialzeiten lagerten sich mächtige Sand- und Lehmschichten über der Kreide ab. Vor allem während der letzten Eiszeit pressten gewaltige Gletscher die Kreide-, Sand- und Lehmschichten hoch, manchmal sogar fast senkrecht. Die ehemals waagerechten Schichten sind nun zu dem verschoben und vermischt worden was man heute als Møns Klint besichtigen kann.
Ganz oben links, unterhalb der Kante, sind ein paar Nisthöhlen der Wanderfalken zu erkennen. |
Zurück wandere ich über einen der vielen sehr gut ausgeschilderten Wanderwege. Ich begegne so gut wie niemanden und nur das Rauschen der Blätter in den Buchen und Eichen begleiten mich. Ab und zu hört man das Krächzen der Nebelkrähen, die hier zahlreich vorkommen. Andere Vögel sind hier im Wald kaum zu sehen. Vielleicht liegt das an den Wanderfalken die hier in den Steilwänden der Küste brüten und Jagd auf Kleinvögel machen. Dennoch konnte ich einen Kleiber, ein paar Meisen und bei meinem Wohnmobil ein Rotkehlchen erspähen. Letzteres sollte eigentlich auch schon auf dem Weg in den Süden sein. Und dorthin werde ich mich morgen auch aufmachen.
30. September 2022
Camp Møns Klint - N54° 58.760' E12° 31.368'
Mein erstes Tagesziel heute war das Wikingerschiffsmuseum in Roskilde. 1962 wurden im Roskilde-Fjord 5 Wikingerschiffe ausgegraben. Die Schiffe, die um 1070 datieren, wurden in der Fahrrinne des Fjords versenkt, um das dänische Machtzentrum Roskilde vor Angriffen zu schützen. Das größte der Schiffe war ein Kriegsschiff mit 30 Metern Länge und konnte 80 Krieger aufnehmen. Der Nachbau dieses Schiffes, der 'Seehengst von Glendalough' ist absolut seetüchtig und liegt im Hafen des Museums. Alle Schiffe dort sind originalgetreue Nachbauten und zeugen von der Seefahrtkunst der Wikinger vor knapp 1000 Jahren.
Der "Seehengst von Glendalough", ein originalgetreuer Nachbau. |
Schottische Galloway Rinder |
CampOne Holbæk Fjord - N55° 43.074' E11° 45.638'
Das mit dem vorgestern online gebuchten Fährticket ging wie erwartet unkompliziert. Die Fähre, die zwischen Ebeltoft und Odde verkehrt, ist ein Highspeed-Katamaran. Bei stürmischem Wetter erreichte die Fähre eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h! Und somit dauerte die knapp 50 km Überfahrt etwa eine Stunde. Im Hafen wird man informiert, dass man nun 200 km Landweg eingespart hat. Die Überfahrt war recht stürmisch mit ordentlichem Seegang. Der Campingplatz in Holbæk war mein Tagesziel, denn morgen früh möchte ich zeitig in Roskilde sein, um das Wikingerschiffmuseum zu besuchen. Danach geht es weiter nach Süden und zwar auf die kleine Insel Møn, wo ich die Klippen an der Ostküste besuchen möchte.
Zum Abendessen gibt es eine leckere Scholle |
28. September 2022
Ebeltoft Strand Camping - N56° 12.601' E10° 40.699'
Bevor es am 27. September weiter nach Süden geht besuche ich, trotz Regen, die im Sand versunkene Kirche "Den Tilsandede Kirke" St. Laurentius am Stadtrand von Skage. Die Kirche aus dem 14. Jahrhundert konnte den beständigen Sandverwehungen nicht trotzen und wurde 1795 auf Anordnung von König Christian VII aufgegeben. Das Kirchenschiff wurde abgerissen und der Turm diente fortan als Seezeichen. Heute schauen noch zwei Drittel des Turmes aus dem Sand.
Heute sagte die WetterApp bis heute Abend keinen Regen voraus und deshalb plante ich einen längeren Ausflug in die Altstadt von Ebeltoft. Am Strand entlang geht es zum Hafen, wo das Museumsschiff die Fregatte Jylland liegt. Das Schiff das Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, ist mit über 70 Metern das längste seiner Art, das noch erhalten ist. Es nahm 1864 an der Seeschlacht um Helgoland im Deutsch-Dänischen Krieg teil.
"Det Gamle Rådhus" - das angeblich kleinste Rathaus der Welt |
In der Overgade |
Ebeltoft Kirke |
In der Nedergade |
Restaurant "Den Skæve Kro" von 1725 |
Die ehemalige Malzfabrik ist heute ein Kulturzentrum |
Hafen von Ebeltoft |
Alternative zum "Apple"-Logo |
Nachtrag 26. September
Seit gestern Nacht stürmt und regnet es, so dass ich im Wohnmobil gefangen bin. Es ist fast unmöglich nach draußen zu gehen. Ein Spurt ins Sanitärgebäude ist alles was man da noch machen kann. Das Wohnmobil wird durchgerüttelt, aber das stört beim Lesen oder kochen nicht. Morgen geht es wieder Richtung Süden. Ziel ist Øster Hurup am Kattegat.
26. September 2022
CampOne Grenen Strand - N57° 43.873' E10° 36.840'
Sternenklare Nacht am 24. September. Gegen 23 Uhr stellte ich mein Stativ und die Kamera auf, um mit den Tipps von Andreas Fotos vom Nachthimmel zu machen. Leider zogen kurz darauf Wolken auf, so dass mir nur wenige Fotos gelangen. Das Beste kommt hier:
Die Plejaden leuchten am Sternenhimmel |
Tote Robbe |
Verletzte Robbe |
Links der Skagerrak - rechts das Kattegat |
Über Skagen braut sich ein Unwetter zusammen |
Nachbau des Vippefyret |
Nach solch einem üppigen Mahl fällt dann der knapp 3 km lange Rückweg besonders schwer. Ich bummle durch das Hafengelände und Teilen der Stadt, bevor ich am Strand zurück zum Campingplatz gehe. Auch hier liegt eine tote Robbe am Strand. Die ausgedehnten Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg tragen auch nicht unbedingt zur Besserung der Stimmung bei. Trocken erreiche ich mein Wohnmobil, mache die Heizung an und beende einen insgesamt schönen Tag. Muskelkater am nächsten Morgen ist mir gewiss.
24. September 2022
Skiveren Camping - N57° 36.982' E10° 16.772'
Die Nacht hindurch hat es geregnet, aber es war nicht so kalt wie in den Nächten zuvor.
Skiveren Camping - N57° 36.982' E10° 16.772'
Solange mir der Wettergott wohlgesonnen ist, mache ich ausgedehnte Spaziergänge. Dieses mal wandere ich hinter den Dünen parallel zum Meer. Einige Kilometer vom Platz entfernt steht etwas versteckt eine sogenannte Stockmühle, die Østerklit Stokmølle. Ursprünglich stand hier ein 'Strandhaus' aus dem 17. Jahrhundert, um Strandgut von Schiffswracks aufzusammeln. Es gehörte zum Herrenhaus Asdal und sollte verhindern, dass man das oft wertvolle Strandgut stahl. Hier lebte ein Bauer und Fischer mit seiner Familie. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Østerklit ein selbständiger Hof, der sich von Fischerei und Landwirtschaft ernährte. Man hatte einen 'Parallelhof' neben dem Stall erbaut, so dass Tier und Mensch getrennt und nicht wie üblich unter einem Dach lebten. 1938 übernahm der Staat beide Liegenschaften. Nach 1952 wurde das Bauernhaus als Sommerresidenz vermietet. 1981 brannte der Hof durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern nieder. Nur der Stall mit der Mühle blieb verschont.
22.September 2022
Skiveren Camping - N57° 36.982' E10° 16.772'
Nach dem Frühstück fahre ich zur nahen Rubjerg Knude, einer hohen Düne mit einem Leuchtturm obendrauf. Der 120 Jahre alte Leuchtturm stand 2018 so nahe an der Abbruchkante, dass er ins Meer abzustürzen drohte. Deshalb beschloss man den Leuchtturm um 70 Meter ins Landesinnere zu versetzen. Im Oktober 2019 war das Vorhaben umgesetzt und der Leuchtturm steht nun an seiner jetzigen Stelle. Die Düne soll sich laut Infotafel um 20 Meter jährlich ins Landesinnere bewegen. Das kann nicht stimmen, wahrscheinlich sollte es heißen pro Jahrzehnt, denn die englischsprachige Tafel spricht von 3 Jahrzehnten, bis die Küste bis zum jetzigen Standort des Leuchtturms vorgerückt sein wird. Das Licht auf der Düne war toll, und so ist mir ein gutes Foto vom Leuchtturm vor dem dunklen Wolkenhintergrund gelungen.
Løkken Klit Camping - N57° 20.655' E9° 42.381'
Nachtrag von heute:
Tatsächlich bin ich mit dem Rucksack die 7 km hin und zurück nach Løkken zum Supermarkt entlang der fast schnurgeraden Straße gewandert. Auf dem Hinweg zog ein Schwarm Kraniche nach Süden. Der Winter ist wohl nicht mehr weit. Leider war der Lärm der Straße zu groß und so waren die Rufe der Vögel fast nicht zu hören.
Meine Ausbeute |
Die gestrige Route führte südlich an Hanstholm und nördlich von Thisted vorbei. Etwa 125 km führten zum Großteil am Limfjord entlang durch hügelige Moränenlandschaft. Für mich immer wieder überraschend, wie viele Waldstücke es in Dänemark gibt. Dazwischen viele Weiden mit Rindern und Schafen. Sonnenblumen- Mais- und Kartoffelfelder bestimmen die Landschaft. Verstreut liegen kleine und größere Gutshöfe. Alle sehr gepflegt mit ordentlichem Rasen davor und meistens auch ein verglaster Pavillon darauf. Liebevoll angelegte Blumenbeete und Dekorationen. Oft sieht es wie in einem Bilderbuch aus und wenn dann noch die Sonne vom blauen Himmel scheint, ist die Idylle perfekt.
Vorupør Camping - N56° 57.253' E8° 21.940'
Schon kurz nach meiner Abfahrt am gestrigen Tag fing es mal wieder an heftig zu regnen. Die Nacht war sehr stürmisch und unruhig gewesen und an Schlaf war kaum zu denken. Das Wohnmobil wurde durchgerüttelt, so dass man meinen konnte man wäre auf einem Schiff auf hoher See. Den geplanten Zwischenstopp ließ ich aus und fuhr direkt nach Thyborøn um den Limfjord nach Agger zu überqueren.
Die Fähre geht stündlich und das Ticket muss man an einem Automaten lösen. Dänemark ist ein Land der Automaten. Sei es auf den Campingplätzen oder an den Tankstellen. Man spart Personal wo man kann und das Land ist bei der Digitalisierung Deutschland weit voraus.
Im Regen fahre ich bis zum Campingplatz in Vorupør, wo ich gegen 12 Uhr ankomme. Es dauert eine Weile bis ich merke, dass sich die Rezeption in einem Supermarkt etwa einen Kilometer entfernt im Dorf befindet. Also fahre ich zurück, um mich anzumelden und bekomme mitgeteilt, dass ich in einer Stunde wiederkommen soll. Warum? Keine Ahnung. Also fahre ich auf einen großen Parkplatz am Ende der Straße an die Küste und mache einen Spaziergang. Es ist wolkenverhangen und es geht ein kalter Wind. Das stört die zahlreichen Surfer im eiskalten Wasser wenig. Den Strandabschnitt hat man auch kurzerhand in 'Cold Hawaii Beach' umbenannt. Nach einer Stunde Wartezeit kann ich mich auch im Supermarkt anmelden und auf einen Platz mit Meerblick fahren. Für den Stromanschluss gibt es selbstredend einen Automaten in den die Platzkarte eingeführt werden muss, auf die zuvor ein 50 Kronen Guthaben draufgebucht worden war. Was man zu wenig verbraucht hat, bekommt man bei der Abfahrt dann im Supermarkt wieder erstattet.
Thorsminde Camping - N56° 22.573' E8° 07.358'
Bei Sonnenschein und nach einem gemütlichen Frühstück, die Brötchen hier heißen 'Handwerker', fuhr ich weiter nach Norden. Es dauerte nicht lange, dann tat sich vor mir eine rabenschwarze Wand auf. Davor ein Regenbogen, so bunt und in den Farben kräftig, wie ich zuvor selten einen gesehen habe. Leider gab es für ein Wohnmobil keine Haltemöglichkeit, um dieses schöne Naturschauspiel im Bild festhalten zu können. So atemberaubend schön das auch aussah, die Folgen davon ließen nicht lange auf sich warten. Der Regenbogen verschwand und der Himmel tat seine Schleusen auf. Es goss in Strömen und es stürmte auch noch ganz heftig. Etliche Autofahrer hielten an den wenigen Parkmöglichkeiten an der Straße, um das Ende des Unwetters abzuwarten. Eigentlich wollte ich in Hvide Sande Station machen, aber es regnete immer noch in Strömen und der Rasen auf dem Campingplatz sah aus wie ein vollgesogener Schwamm. Dann doch lieber weiter und auf Sonne hoffend. Die fand ich dann schließlich in Thorsminde, gelegen auf einer schmalen Landbrücke zwischen Nordsee und dem Nissum Fjord. Auf den Platz konnte man einfach so drauf fahren, da die Rezeption erst um 3 Uhr nachmittags öffnen würde. Es gibt viele belegte Hütten und zahlreiche Dauercamper wie auf fast allen dänischen Campingplätzen, und für den zufällig vorbeikommenden Wohnmobilisten gibt es immer noch ein freies Plätzchen. Vorne am Fjord campen die Kitesurfer und nur eine Handvoll Wohnmobile stehen wie ich im Eingangsbereich. Von dort ist es nicht weit zum stürmischen Strand und der gepflegte Spaziergang am feinsandigen Strand fördert das Wohlbefinden.
Links die Nordsee, rechts der Nissum Fjord |
Kitesurfer am Nissum Fjord |
16. September 2022
Ribe Camping - N55° 20.462' E8° 45.997'
Von Romo ist es nicht weit bis Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks. Ich fahre sogleich auf den nahen Campingplatz und mache mich auf den Weg in das Städtchen. Ribes Ursprung geht bis ins 8. Jahrhundert zurück und als der Missionar Ansgar von Bremen 860 in diese Region kam, war Ribe schon ein florierender Ort. Ansgar erbaute eine Holzkirche an der Stelle, wo heute der Dom steht. Dessen steinerne Grundmauern datieren ins 12. Jahrhundert. Der Gang durch das reizende Städtchen mit seinen vielen schiefen Fachwerkhäusern bezaubert. Zum Glück scheint die Sonne und so sieht alles gleich viel bunter aus. Die Besichtigung des Doms ist ein Muss und die Besteigung des Turms schweißtreibend. Aber die Aussicht von oben auf die Stadt und hinaus aufs Wattenmeer lohnen die Anstrengung. Am Alten Rathaus vorbei schlendere ich durch die malerischen Gassen und kehre irgendwann beim Italiener ein, um Fisch zu essen. Heute gibt es keine Pizza für mich. Danach wandere ich wieder voller Eindrücke zurück und verkneife mir eine Eiswaffel. Die sind nämlich hier besonders groß. Ein Kaffee in der Sonne, dazu eine Zimtschnecke und die Reiseerinnerungen von Stanley ins Herz Afrikas. So kann man es gut aushalten.
15. September 2022
First Camp Lakolk Romo - N55° 08.751' E8° 29.604'
In der Nacht hatte es stark geregnet und gestürmt. Das Wohnmobil wurde so richtig durchgerüttelt. Trotzdem konnte ich gut schlafen, hatte mir Edgar doch für die Reise einen guten Tempranillo mitgegeben. Am Morgen jagten die Wolken vom Meer übers Land, als ich meinen kleinen Spaziergang zum nahen Supermarkt machte, um Frühstücksbrötchen und die Süddeutsche Zeitung zur Morgenlektüre zu holen. Nach einem geruhsamen Frühstück machte ich den obligatorischen Strandspaziergang, nicht ohne mich wieder über die vielen Fahrzeuge auf dem Strand zu ärgern. Gut 90 % der Fahrzeuge haben deutsche Kennzeichen. Wie kleine Kinder fahren sie mit einem breiten Grinsen auf den Sandstrand als gäbe es nichts Schöneres auf dieser Welt. Von der asphaltierten Straße geht es direkt auf den Sandstrand. An der Zufahrt steht sogar ein Schild, das auf den Nationalpark Wattenmeer hinweist. Aber Ordnung muss ja sein: 30 km/h sind auf dem Strand erlaubt, campieren von 21 Uhr bis 7 Uhr allerdings nicht. Trotzdem stehen heute Morgen die Wohnmobile von gestern immer noch exakt an der gleichen Stelle im Abschnitt der Kitesurfer. Die haben da sicherlich übernachtet. Sich ärgern bringt erfahrungsgemäß ja nichts, denn lustig geht die Welt zugrunde. Morgen geht es weiter über Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, in den Norden.
14. September 2022
First Camp Lakolk Romo - N55° 08.751' E8° 29.604'
Nach einer verregneten Nacht machte ich heute Vormittag einen ausgedehnten Strandspaziergang. Der Strand ist breit und feinsandig. Schon früh stehen etliche Wohnmobile und PKWs auf dem Strand. Als ich zurückgehe sind es etwa 20 Wohnmobile die hier stehen. Muss ziemlich cool sein eine Umweltsau zu sein. Einer kommt mit seinem Allradwohnmobil, steigt aus und macht ein Selfie vor seinem Wohnmobil. Manchmal kommen mir Zweifel am Verstand der Menschheit. Aber solange Dänemark solch einen Unsinn zulässt, wird sich an der Situation auch nichts ändern. So finden das auch so gut wie alle Internetseiten toll, dass man auf dem Strand herumfahren darf bis der Arzt kommt. Und wenn man mal stecken bleibt gibt es genug Deppen, die einem wieder heraushelfen. Mich macht das alles nur wütend.
13. September 2022
First Camp Lakolk Romo - N55° 08.751' E8° 29.604'
Vom Hochsauerland nach Hamburg recht unspektakulär. Besonders auffällig allerdings war das Waldsterben. Überall tote Fichten und abgeholzte Waldgebiete. Die Autobahnfahrerei ist eintönig und langweilig. Aber ich möchte ja schnellstmöglich in den Norden. Der Campingplatz "Wildpark-Camping Schwarze Berge" liegt vor den Toren der Hansestadt in einem kleinen Waldgebiet. Es ist ruhig und vom nahen Wildpark hört man nichts. Die Saison ist auch hier fast zu Ende und auf dem Platz stehen vielleicht 10 Fahrzeuge. Zum Abendessen gönne ich mir einen Wildedelgulasch im Restaurant des Wildparks. Es war einfach köstlich.
In der Nacht hatte es angefangen zu regnen und gegen Morgen hörte es zum Glück auf. Witzig waren die Karnickel, die sich nächtens auf dem Platz tummelten. Nach einem kurzen Frühstück und einem Tankstopp ging es dann Richtung Elbtunnel. Hunderte LKWs sorgten für einen anständigen Stau. Weiter auf der A7 Richtung Flensburg und über die dänische Grenze - mit einer kurzen Kontrolle. Es zog sich dann doch noch etwas bis zum Tagesziel, denn in Dänemark darf man auf den Landstraßen nur 80 km/h fahren. Über einen Damm ging es auf die Insel Romo und zum Campingplatz vor den Dünen. Natürlich war der erste Gang zum Meer. Die Sonne schien und es wehte ein kräftiger Wind, der den feinen Sand vor sich hertrieb. Knirschender Sand zwischen den Zähnen inklusive. Befremdlich die etwa 100 Autos, Wohnwagen und Wohnmobile die auf dem Strand campierten. In Dänemark ist das auf vielen Stränden erlaubt. Warum? Keine Ahnung! Ich stehe mit meinem Wohnmobil auf dem Campingplatz direkt am Zugang zum Strand. Und zum Glück habe ich keine Gehbeschwerden wie die vielen Clowns auf dem Strand und in 5 Minuten bin ich auch am Wasser.
Blick vom Damm zur Insel |
Stellplatz vor den Dünen |
Pfad zum Meer |
Hier dürfen Fahrzeuge auf den Strand fahren. |
12. September 2022
Campingpark Hochsauerland - N51° 11.947' E8° 31.466'
Gestern bin ich zuhause losgefahren. Dieses mal alleine. Nach einem Zwischenstopp in Heidelberg bin ich nun in Winterberg im Hochsauerland angekommen. Nachdem es in Heidelberg die ganze Nacht hindurch geregnet hatte, scheint hier ab und zu die Sonne und nur vereinzelt fallen Regentropfen. Auf dem Campingplatz sind schon viele Gäste abgereist. Die Saison neigt sich dem Ende zu. Das Hochsauerland erinnert ziemlich an den Schwarzwald. Bekannt ist Winterberg vor allem wegen des Wintersports. Daher ist dies auch ein Winterhotspot für Holländer, die auch im Sommer zahlreich kommen. Der Platz liegt unterhalb der Sprungschanze und wenn nachher hoffentlich die Sonne scheint, werde ich mal ein paar Fotos machen.
Heidelberg vom Philosophenweg aus gesehen. |
Heidelberger Schloss |
Camperpark Hochsauerland in Winterberg |
27. August 2022
Kaum zuhause mache ich für den Rest des Jahres schon wieder Reisepläne. Alles ist wieder für eine kurze Reise bereit. Größere Reparaturen am Wohnmobil, Fliegengittertür, Heckstoßstange und Fahrzeug wegen zu geringer Bodenfreiheit höherlegen, ist für Ende Oktober vorgesehen. Da kann ich ja nochmals für ca. 4-5 Wochen los. Ziel wird Dänemark sein, das ich entlang der Nordseeküste und hinüber zur Ostseeküste umrunden möchte. Die Vorbereitungen dazu laufen schon auf vollen Touren.