5. September 2013
Das erste Ziel des heutigen Tages war, ein paar Caches auf
dem Weg in die Stadt zu finden. Vom Campingplatz aus ging es durch trostlose
Vorstadtgebiete mit Plattenbauten Richtung Innenstadt. Alles nicht gerade
prickelnd und die ersten 5 Cachestationen ohne Erfolg. Ziemlich frustriert ging
es weiter und auch das Stadtbild war zunächst nicht sehr einladend.
Erst als
wir am Piaţa Traian ankamen, wurde das österreichisch geprägte Stadtbild mit
seinen herrlichen Fassaden erkennbar. Ziemlich marode die einen, schön
restauriert die anderen Gebäude. An der Millennium Kirche dann der einzige
Erfolg, was das Geocachen anging.
Piaţa Victoriei mit Theater- und Opernhaus |
Piaţa Victoriei mit orthodoxer Kathedrale |
Piaţa Victoriei |
Aber erst am Piaţa Victoriei mit dem deutschen
Theater- und Opernhaus und am anderen Ende der orthodoxen Kathedrale, erschloss
sich die Schönheit von Timisoara. Der blumengeschmückte, parkähnliche Platz von
herrschaftlichen Gebäuden flankiert und den vielen Cafés und Restaurants
ergeben ein stimmungsvolles Stadtbild. Hier flaniert die Mittelschicht, unauffällige
Polizeistreifen sorgen für Sicherheit. Keine Bettler oder Zigeuner, Timisoara erscheint
wie jede andere südeuropäische Metropole. Auf diesem Platz wurden die Reden der
89er-Revolution gehalten, hier ließen die ersten jungen Menschen ihr Leben, als
die Schergen Ceaușescus auf die Demonstranten schossen.
Noch schöner der Piața
Unirii mit seinen frisch renovierten Herrenhäusern und Cafés im Freien. Aber
noch gibt es viele Gebäude, die einer dringenden Renovierung bedürfen.
Die 4 km zurück zum Campingplatz eine Qual für meinen
verletzten Fuß. Geizig wie ein Schwabe, verzichte ich auf ein Taxi, was
bestimmt billig und weniger schmerzhaft gewesen wäre. So kamen wir aber noch an
einer Bäckerei vorbei und müssen morgen vor der Abfahrt kein „Dunaföldvar-Brot“
essen.
4. September 2013
Ein Blick auf die Berge heute Morgen sagte uns, dass es mit
dem zweiten Versuch die Transfagarasan zu befahren nichts werden würde. Schwere
dunkle Wolken hingen bis weit hinunter und so wäre nichts, als die trostlosen
nassen Wolken geblieben, statt der tollen Bergwelt, wie man sie auf den Bildern
sieht. Einen weiteren Tag wollten wir dann doch nicht bleiben und so machten
wir uns auf den Weg nach Timișoara. Auf guten Straßen, selbst die Nebenstraßen
waren in tadellosem Zustand, und durch bewaldete hügelige Landschaft ging es
nach Westen. Die Landschaft weniger besiedelt als zuvor und weniger geprägt von
den sich aneinander reihenden Straßendörfern. Das einzige was sich nirgends im
Land veränderte waren die todesmutigen Autofahrer, die hier fahren als gäbe es
kein Morgen. Ich vermute, dass die Fahrbahnmarkierungen und Verkehrszeichen nur
als Empfehlungen zu deuten sind. Durch Ortschaften wird auch gerne einmal mit
Tempo 100 hindurch gebrettert und da ja Gott anscheinend ein guter Mann ist,
wird auch vor unübersichtlichen Kurven überholt. Wenn es einen Wettbewerb für
die undiszipliniertesten Autofahrer Europas gäbe, dann wären die Rumänen mit
Sicherheit ganz weit vorne.Camping International |
Am frühen Nachmittag sind wir dann auf dem Camping
International, etwa 3 km vom Stadtzentrum entfernt angekommen. Wir waren zwar
die einzigen Gäste auf dem Platz, inzwischen gibt es noch ein holländisches
Paar mit Wohnwagen, aber wir vermissen das Gegacker der Hühner von den anderen
Plätzen und das Bellen der Hunde in der Nacht. Morgen wollen wir in die Stadt
gehen und uns wieder an den urbanen Rummel gewöhnen, bevor wir über Serbien und
Bosnien-Herzegowina nach Dubrovnik an der kroatischen Adriaküste fahren. Dort
soll unser Meerurlaub beginnen.
Von Sovata sind wir quer durch eine einsame, arme bäuerliche
Landschaft an Sighișoara vorbei nach Cârţa (Kerz) gefahren. An Orten wie
Groß-Schenk und Klein-Schenk vorbei, altes sachsendeutsches Land. Als Sachsen
bezeichnet man übrigens alle Deutschstämmigen. Denn die Siebenbürgen-Sachsen
kamen u.a. auch aus der Gegend von Köln und Trier. Hier in Cârţa auf dem
kleinen Campingplatz „De oulde Wilg“, sehr sauber auf der Wiese hinter einer
unscheinbaren Mauer mitten im Dorf.
Die Ruinen des Zisterzienser-Klosters von Cârţa |
Cârţa weist eine alte Zisterzienser-Ruine
auf, die 1202 erbaut wurde. Im alten Gemäuer ist nun der Friedhof und die alte
Apsis der Klosterkirche ist nun die evangelische Kirche des Ortes. Den
Schlüssel musste ich im Pfarrhaus nebenan holen. Dann haben wir alleine
sämtliche Schlösser die vorhanden waren geöffnet. Das Vertrauen der Menschen
hier ist schon unbeschreiblich.
Serpentinenstraße zum Balea-See hinauf |
Doch die Wolken wurden immer dichter und als wir
endlich am Balea-See (im Nebel überhaupt nicht zu sehen) auf den Parkplatz einbogen,
war die Suppe so dicht, dass man kaum die Hand vor Augen sah. Dazu fing es auch
noch an zu regnen und als es nach gut 3 Stunden Warten auch nicht viel besser
wurde und wir dem Tod durch Erfrieren nahe waren, beschlossen wir, wieder
hinunter in die Ebene nach Cârţa auf den Campingplatz zu fahren. Eine gute
Entscheidung, denn inzwischen regnet es auch hier unten. Eine heiße
Kartoffelsuppe, reichlich mit Knoblauch versehen und 2 Paar Wienerle vom rumänischen
Lidl brachten uns die Lebensgeister wieder zurück. Der Wetterbericht für morgen
sagt gutes Wetter voraus und wir hoffen, dass das stimmt. Also wird es morgen
einen zweiten Versuch geben, etwas von den Schönheiten dieser Bergstraße zu
sehen.
31. August 2013
Wollten heute Morgen um 8 Uhr in Dragomirna, unserem
östlichsten Punkte der Reise wegfahren, aber die Betreiber des Platzes kommen
erst um 9 Uhr, und da wir ehrliche Leute sind warteten wir bis wir unsere
Übernachtung begleichen konnten. Gisela musste schweren Herzens von dem kleinen
Hund, der uns nicht mehr von der Seite weichen wollte, Abschied nehmen. Zuvor
wurde er noch einmal mit einem dicken Leberwurstbrot verwöhnt. Vielleicht war
er ja auch deshalb so anhänglich gewesen.
Durch die landwirtschaftlich geprägte hügelige Landschaft
südlich von Suceava ging es zum Kloster Neamț, unserem letzten Kloster in
Rumänien. Hunderte andere hätten wir noch anschauen können, aber irgendwann ist
auch mal gut. Zumal sich die Klöster mit der Zeit ähneln und man bald nicht
mehr weiß wie sie alle geheißen haben und wodurch sie sich voneinander
unterschieden.
Das Kloster Neamț ist das älteste der Moldauklöster. Es wurde im
11./12. Jhd. errichtet und wird heute von 50 Mönchen bewohnt. Die
Himmelfahrtskirche im Zentrum der Klosteranlage, die man durch einen mächtigen
Glockenturm betritt, wurde von Stefan dem Großen zwischen 1485 und 1497 erbaut.
Sie ist auch die größte der Kirchen, die er erbauen ließ. Stimmungsvoll war ein
Gottesdienst der im Innenhof des Klosters abgehalten wurden und die alten
Gesänge der Liturgie passten wunderbar zu der Anlage.
Nun ging die Fahrt wieder hinein in die Berge, diesmal bei
sonnigem Wetter. Am Stausee Lacul Izvorul Muntelui entlang durch wunderschöne
Berglandschaft. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees ragte der heilige
Berg der Daker, der 1907m hohe Cehalau empor.
Über die Kleinstadt Bicaz führte
die Route hinauf in die Berge zur berühmten Bicaz-Klamm. Steil ragen links und
rechts die Granitwände neben der hier schlechten Straße auf. Teilweise ist die
Straße so schmal, dass nur ein Fahrzeug in der Mitte hindurchpasst, vor allem
wenn es so hoch ist wie ein Wohnmobil oder gar ein Bus.
Spektakulär ist diese Straße
allemal du lohnt, wenn man ein wenig Nervenkitzel braucht. Auf der anderen
Seite nach Gheorgheni hinunter wird die Straße gerade neu gemacht und so hört
dann auch endlich das Gerumpel im Fahrzeug auf. Nach Sovata und dem
Vasskert-Campingplatz auf dem wir schon vor 2 Wochen mit Gerhard und Sonja
waren ist es auch nicht mehr weit und so fahren wir kurz nach 4 Uhr am
Nachmittag auf den Platz. Ein paar Deutsche sind auch da, und überhaupt sind
das die ersten Touristen mit Wohnwagen und Wohnmobil, die wir seit wir den
Platz verlassen haben wieder zu Gesicht bekamen. Ausnahme war ein einsames
englisches Wohnmobil auf „De Vuurplaats“. Wir werden morgen einen Ruhetag
einlegen, denn Eile haben wir keine. Wenn das Wetter mitmacht werden wir die
Südkarpaten auf der berühmten Transfăgăraşan überqueren. Eine spektakuläre
hochalpine serpentinenreiche Gebirgsstraße. Ein Muss, wenn man schon einmal
hier ist.
30. August 2013
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Klöster der
Bucovina: Moldovița, Sucevița, Putna und Dragomirna. Allesamt Bauwerke, die Fürst
Stefan der Große (1457-1504) im 15. Jahrhundert errichten ließ. Unzählige
Klöster und Kirchen ließ er erbauen. Die Legende sagt, dass er nach jeder
Niederlage eine Kirche und nach jedem Sieg ein Kloster bauen ließ. Wenn dem so
ist, dann war er ein ziemlich streitsüchtiger Herrscher. Allen gemeinsam sind
die die farbenprächtigen Gemälde an der Außenseite (außer in Putna und
Dragomirna), aber vor allem im Innern der Kirchen. Die Versuchung, heimlich zu
fotografieren war groß, aber der Respekt vor den für die orthodoxen Gläubigen
heiligen Innenräumen war stärker als die Versuchung.
Moldovița ist das Kloster mit der schönsten Darstellung der
Belagerung Konstantinopels durch die Awaren im Jahre 626 n. Chr. Diese Szene
ist genauso auf allen Klöstern zu sehen, wie das Jüngste Gericht oder die
Himmelsleiter.
Im Kloster Sucevița sind die Fresken am besten erhalten, da
sie vergleichsweise spät entstanden. Etwa 100 Jahre nach den meisten anderen
Klöstern.
Putna ist für die Bucovina das wichtigste Kloster, da hier
der Nationalheilige Stefan der Große seine Grablege hat. Auf der einen Seite im
zweiten Chorraum steht der marmorne Sarg mit Baldachin. Ihm gegenüber das Grab
seiner Frau Maria.
Dragomirna wirkt von außen wie eine gut befestigte Burg mit
hohen Mauern und mächtigen Ecktürmen. Sie ist jedoch wie Moldovița und Sucevița
ein Nonnenkloster. Im Zentrum der Anlage steht die nur 9,5m breite Kirche. Sie
ist außen nicht bemalt, dafür beeindruckt der schön verzierte Kirchturm. Das
Innere, wie in allen Kirchen, ausgestattet mit prächtiger Ikonenmalerei und
einer beeindruckenden Altarwand. Vier Nonnen singen abwechselnd und drehen
dabei den typischen Betsockel, auf dem auf vier Seiten jeweils ein Gebetsbuch
liegt. Ihre Stimmen sind klar und die Atmosphäre andächtig. Menschen knien tief
ins Gebet versunken. Manchmal komme ich mir fehl am Platze vor, doch die Szene
fesselt und lässt längst vergangene Zeiten und Epochen wieder auferstehen. Das
gleiche Gefühl stellt sich auf der Fahrt durch dieses Land ein, wenn man die
liebevoll gepflegten Blumenvorgärten sieht, dahinter das Feld, das alles was
man braucht hergibt. Pferdefuhrwerke gehören inzwischen zum Alltagsbild,
genauso wie die Bauern, die mit der Sense das Gras mähen, oder mit den Pferden
den Acker bestellen. Hühner, Kühe, Pferde laufen in den Dörfern frei am
Straßenrand herum. Die Zeit würde still stehen, wenn nicht der moderne Verkehr
mit 100 Sachen durch die Dörfer rasen würde.
Unser heutiger Übernachtungsplatz liegt genau gegenüber dem
Klosterzugang und hat alles was man für eine Übernachtung braucht. Selbst die
obligatorischen wild lebenden Hunde fehlen nicht. Betelnd steht ein kleiner
Köter vor uns und Giselas barmherziges Gemüt belohnt die Kreatur mit zwei
Leberwurstbroten. Jetzt sitzt der Hund irgendwo im Gebüsch und lauert darauf,
dass einer von uns das Wohnmobil verlässt.
Die Not der Hunde hier in Rumänien ist unbeschreiblich. Tausende herrenlose Hunde streunen durch das Land, harmlos und furchtsam. In der Nacht allerdings ist des Gebelle und Geheule nur schwer erträglich. Meistens laufen sie zu zweit herum, denn zu zweit lässt sich das Elend wohl eher ertragen. Und dann schlägt auch das Schicksal diese elenden Tiere. Auf der Fahrt nach Suceava liegt ein toter Hund am Straßenrand, sein Begleiter steht nicht weit von ihm. Unschlüssig wie es ohne seinen Begleiter weitergehen soll steht er da. Sein schönes langes Fell in der Nachmittagssonne leuchtet. Ein Bild zum Erbarmen.
Die Not der Hunde hier in Rumänien ist unbeschreiblich. Tausende herrenlose Hunde streunen durch das Land, harmlos und furchtsam. In der Nacht allerdings ist des Gebelle und Geheule nur schwer erträglich. Meistens laufen sie zu zweit herum, denn zu zweit lässt sich das Elend wohl eher ertragen. Und dann schlägt auch das Schicksal diese elenden Tiere. Auf der Fahrt nach Suceava liegt ein toter Hund am Straßenrand, sein Begleiter steht nicht weit von ihm. Unschlüssig wie es ohne seinen Begleiter weitergehen soll steht er da. Sein schönes langes Fell in der Nachmittagssonne leuchtet. Ein Bild zum Erbarmen.
Immer noch Dauerregen und wir immer noch auf dem
Holländerplatz. Bei dem Mistwetter will man nicht unterwegs sein. Aber morgen
soll es besser werden, zumindest behaupten das die Wettervorhersagen.
In den Bergen der Bucovina |
Auch hier
im hintersten Winkel Rumäniens gibt es Internet. Haben nach spätem Frühstück in
einer „Zwischenhochzeit“ einen Spaziergang von etwa 6 km unternommen und einen
Cache gesucht und auch gefunden. Auf dem Weg konnten wir die typischen verzierten Häuser mit dem überdachten Brunnen im Garten bewundern.
Typisches Bauernhaus in der Bucovina |
In einem kleinen „Supermarkt“ nicht weit vom
Campingplatz entfernt noch ein paar Zutaten fürs Mittagessen (hatten wir um 4)
und etwas für den Abend (2 Dosen rumänisches Bier und Chips) eingekauft. Gemüse
gibt es kaum zu kaufen, da hier auf dem Land die Menschen Selbstversorger sind
und diese Waren nicht im Geschäft kaufen müssen.
Mädchen in der Tracht der Bucovina |
Auf dem Weg begegnete uns ein
junges, hübsches Mädchen in Tracht und ich fragte sie ob ich ein Foto machen
dürfte. Ich durfte und sie hat sich ebenso gefreut wie ich. Überhaupt sind die
Menschen in ganz Rumänien sehr freundlich und hilfsbereit. Grüßt bei uns jeder
den man auf der Straße trifft? Nein, aber hier! „Buna seara“ (Guten
Tag/Abend) und „A revedea“ (Auf
Wiedersehen). Genauso freut man sich, wenn man sich höflich bedankt was dann
nach „Mulţumesc“
klingt.
Rühreier mit Kartoffeln und Tomatensalat, sind Mittag- und
Abendessen zugleich. Jetzt sitzen wir in unserem fahrbaren Heim und draußen
klopft der Regen aufs Dach. Morgen möchte ich weiter über Moldoviţa, Suceviţa
und Putna nach Dragomirna bei Suceava fahren. Dort soll es auch einen
Campingplatz geben.
Am Morgen des 27. spät gefrühstückt und spät zum nicht weit
entfernten Kloster Humor gegangen. Wie alle bemalten Klöster, so ist auch Humor
UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist das Kloster mit den ältesten Malereien der
Bucovina.
Die Freseken, die an den Außenwänden der Kirche angebracht sind
stammen aus dem Jahr 1535. Noch immer leuchten die Farben, vor allem das Blau,
in staunenswertem Zustand. Am besten erhalten sind die dem Wetter abgewandten
Seiten. Die Darstellungen sind aus dem Leben der Heiligen und Märtyrer, aber
vor allem des Jüngsten Gerichtes an der Westwand. Das Innere der Kirche ist
über und über bemalt, für jeden Tag des Jahres ein Heiliger. Da früher die
Menschen hier weder lesen noch schreiben konnten, waren die Darstellungen die „Bibel
der Armen“. Beeindruckend der gute Zustand der Bilder nach fast 500 Jahren.
Zweite Station des Tages war Voronet, das Kloster unter den
Klöstern. Schon bei der Zufahrt merkt man an der Anzahl der Verkaufsstände die
Bedeutung des Ortes für den aufblühenden Tourismus in Rumänien. Noch stehen
überwiegend einheimische Autos auf den Parkplätzen. Ist Humor berühmt wegen
seiner überwiegend roten Farben, so Voronet für sein auf der Welt einmaliges
Blau.
Die Leuchtkraft der Gemälde ist fast unverändert, seit der Künstler sie
auf die Wände gemalt hat. Vor allem die Darstellung des Jüngsten Gerichts auf
der Westwand der Kirche lohnt den Besuch. Ganz zu schweigen von den Malereien
in der Kirche. Da das Innere ein heiliger Ort ist, ist in so gut wie allen
Kirchen, die wir bisher in der Maramures und in der Bucovina gesehen haben, das
Fotografieren, sehr zu meinem Leidwesen, verboten.
Die Klöster hinter uns lassend ging es nun in die Berge zu
den Huzulen. Über Fundu Moldovei zunächst auf guter Straße das Tal hinauf. Nach
etwa der Hälfte der Strecke ging die Straße in eine Schotter- und Lehmpiste
über, da gerade eine neue Straße gebaut wird und der alte Belag entfernt worden
war. Für Gisela ein Horror. Den ganzen Tag hatte es schon geregnet und so war
die Piste in keinem besonders guten Zustand.
Unser Fahrzeug sah auch schon bald
aus wie ein Geländewagen nach einer Off-Road-Tour. 2 Kilometer vor der
ukrainischen Grenze erreichten wir schließlich in Izvoarele Sucevei die Pension
Zinici, in der die anderen ein Zimmer fanden und wir im Hof einen Stellplatz.
Gutes Abendessen und ein paar Runden „Schwimmen“ beendeten unseren Tag.
Heute Morgen mal wieder spät gefrühstückt (9 Uhr), mit allem
was die heutige rumänische Küche zu bieten hat, inklusive Käse, Wurst,
Schokoaufstrich, etc. von Lidl & Co. Bevor wir zum Friedhof aufbrachen, kauften wir noch ein paar handbemalte Eier, von unserer Gastgeberin gefertigt. Der Gottesdienst der Huzulen sollte um
10:30 Uhr beginnen, aber Al ist ein wenig langsam und so machten wir uns zu
dritt (Gisela, Ingrid und ich) hinauf auf den Berg zum Friedhof, wo ich schon
gespannt ein buntes Treiben mit traditionellen Trachten und Musik erwartete.Im Dauerregen angekommen, waren keine Scharen von Huzulen in Tracht zu sehen (ich habe auch nur eine Frau in Tracht auf dem Weg zum Berg hinauf gesehen), sondern normal gekleidete Menschen. Auch keine Musik, sondern dafür 9 Priester unter einem überdachten Sommeraltar, die abwechselnd die Messe abhielten.
Die versammelten Menschen hatten alle Körbe mit Lebensmitteln dabei, da nach der Messe am Grab der Verstorbenen gegessen wird. Etwa 2 Stunden hielten wir es im Dauerregen bei etwa 12 °C aus, bevor wir uns von Al, Cathryn, Ingrid und Silvio verabschiedeten und uns auf den Weg hinunter ins Tal machten.
Die Rückfahrt kam mir viel kürzer vor als die Hinfahrt und so waren wir bald in Fundu Moldovei auf dem Campingplatz „De Vuurplaats“, der, wie man unschwer am Namen erkennen kann, von einem holländischen Paar geführt wird. Schnell war unser Wohnmobil eingeparkt, denn im Moment sind wir noch die einzigen Gäste auf dem Platz. Zum Mittagessen gab es aus der Konserve Rouladen von unserem Metzger Rieckmann in St. Georgen und für mich noch die letzte Dose Beck’s.
26. August 2013
Viel Schlimmes hatten wir vom berühmten Prislop-Pass auf ca.
1500 m Höhe an der Grenze der Maramures zur Bucovina gehört. Gut, es reiht sich
tatsächlich ein Schlagloch ans andere, aber unpassierbar ist die Passstraße
dennoch nicht. Es regnete heute fast ununterbrochen, nach 3 Wochen
Sonnenschein. Die Bauern freuten sich bestimmt über den lang ersehnten Regen,
denn die Wiesen und Felder sind total ausgetrocknet. Der Regen bescherte
unserem Fahrzeug dagegen eine ordentliche Dreckschicht.
Auf dem Prisop-Pass (1470m) |
Wir brachen um 10 Uhr
in Ieud auf und benötigten bis zur Passhöhe etwa 2 Stunden. Die Strecke selber betrug
keine 50 km. Oben am Pass im Nebel angekommen, gingen wir zuerst einmal einen
Geocache suchen, fanden ihn auch und als wir gerade wieder den Berg
hinuntersteigen wollten, rissen die Wolken auf, strahlender Sonnenschein und
blauer Himmel. In der Ferne die Bergkette der Nordostkarpaten als Grenzgebirge
zur Ukraine.
Plötzlich zog ein Schwarm Störche über uns hinweg auf ihrem Weg
ins Winterquartier. Ein ergreifender Moment, an dem man schweigt und staunt.
Störche über dem Prislop-Pass |
Sonne strahlt über dem Pass |
Ein Bauer führt seine Pferde auf die Weide |
Gegen 2 Uhr nachmittags kam auch Ingrid, Al, Cathryn und
Silvio oben am Pass an und wir fuhren, beziehungsweise schlichen um unzählige
Schlaglöcher kurvend den Berg in die Bucovina hinunter. Unten im Tal wollte
Ingrid an einer Tankstelle eine Pause einlegen, ich tanzte um ein paar
Schlaglöcher herum und stellte unser Fahrzeug ab. Ausgestiegen war ein dezentes
Zischen zu hören und unser rechtes Hinterrad nahm sichtlich eine ungewohnte
Form an. Ich war direkt in eine spitze Schraube gefahren, die mich bösartig
zwischen dem Profil des Reifens anstarrte. Zum Glück war direkt an der
Tankstelle eine Reifenreparaturwerkstatt (On y soit qui mal y pense!). Dennoch
musste ich zuerst einmal das Wohnmobil mit dem Wagenheber in die Höhe wuchten,
was bei dem Gewicht des Fahrzeugs ziemlich mühselig war. Ich werde mir zuhause
einen hydraulischen Wagenheber besorgen, das ist mal sicher! Endlich war der
defekte Reifen unten und mit einem Gummipfropfen abgedichtet, vulkanisiert.
Aufgepumpt und dranmontiert, 10 Lei (2,50 €) bezahlt und die Fahrt konnte
weitergehen. Nach weiteren 15 km Loch an Loch war endlich die Hauptstraße nach
Suceava erreicht. Durch herrliche Landschaft jetzt endlich auch der Genuss
selbige genießen zu können, ohne ständig auf Schlaglöcher achten zu müssen.
Gegen 6 Uhr am Spätnachmittag erreichten wir Humorului mit dem gleichnamigen
Kloster. Nicht weit von dort entfernt verbringen wir die Nacht in der Pension „Bucovina
Hills“. Geführt wird die Pension von Bogdan mit seiner Frau und ihrer kleinen Tochter. Herzensgute junge
Menschen und toller traditioneller Küche. Mamalinka (Polenta), Krautwickel,
Hühnchenschlegel und ein toller Nachtisch (aufgerollter Pfannenkuchen mit süßem
Käse gefüllt) machen uns müde. Statt dem obligatorischen Palinka (Zwetschgenschnaps)
gibt es selbst gemachten Heidelbeerlikör. Wir sitzen noch bis fast 10 Uhr
abends zusammen und reden über Gott und die Welt. Beide Gastgeber sprechen
hervorragend Englisch und so ist der Austausch der drei Kulturen (Amerikaner,
Deutsche und Rumänen) eine Freude.
25. August 2013
Ursprünglich hat es einmal geheißen, dass wir um 16:00 Uhr in die Nachbarstadt, wo die Hochzeit stattfinden soll, abfahren. Aber in Rumänien entschleunigt die Zeit und so fuhren wir letztendlich erst gegen 19:00 Uhr ab.
Im Haus des Bräutigams Ivan Oaches, Ieud-Plopsor |
In der Zwischenzeit versammelten sich immer mehr Menschen im Elternhaus des Bräutigams Ivan. Im Haus spielte eine Kapelle, bestehend aus Fiedel, Gitarre und Trommel. Während der ganzen Zeit spielte die Musik und jeder Gast wurde zunächst mit einem Gläschen Schnaps begrüßt. Man setzte sich auf eine der Bänke die ringsum im Zimmer aufgestellt waren. Der Platz für die Ehrengäste war dort, was wir bei uns im Schwarzwald als „Herrgottswinkel“ bezeichnen. Ständig wurden Leckereien angeboten, Gebratenes, Gesottenes und Süßspeisen. Allesamt lecker! Irgendwann hieß es schließlich für den Bräutigam Abschied von seinem Elternhaus zu nehmen, da er mit der Hochzeit ja eine eigene Familie gründet und mit seiner Frau in sein eigenes Haus zieht. Unter vielen Tränen wurden die Glückwünsche, begleitet von einem Schluck aus dem Schnapsglas, überbracht. Eine herzergreifende Szene, da alle Anwesenden ihren Tränen freien Lauf ließen. Inzwischen war es schon spät geworden, die Angehörigen, Freunde, Nachbarn setzten sich in einer Karawane von Autos und einem riesigen Bus in das Dorf Vadu Izei in Bewegung. Mit Gehupe und der hier üblichen Raserei fuhren wir im Bus, mit Begleitung der Kapelle die im rückwärtigen Teil Platz gefunden hatte, den davon brausenden Fahrzeugen hinterher. In sämtlichen Dörfern durch die wir hindurchrasten wurden übrigens Hochzeiten abgehalten. In den ersten beiden Augustwochen sind Feiertage, an denen nicht geheiratet wird. Danach bleiben zwei Wochen für die Hochzeiten, denn dann kommen alle, die im Ausland arbeiten in ihre Heimat zurück. In Vadu Izei, dem Heimatdorf der Braut Anna-Maria, stiegen alle an der Hauptstraße aus und nun ging die Prozession, begleitet von der obligatorischen Kapelle, die Dorfstrße hinunter, um die Braut abzuholen.
Auf dem Weg zum Rathaus |
Gemeinsam ging es nun mit den Angehörigen beider Familien zum Rathaus, wo die staatliche Trauung abgehalten wurde. Das ging recht zügig vonstatten und bald war die gesamte Prozession wieder auf der Straße mit Kapelle unterwegs zur orthodoxen Kirche des Ortes. Dort warteten schon drei Priester auf die Hochzeitsgesellschaft und von nun an war Geduld und Ausdauer gefordert. Viel verstanden haben wir natürlich nicht, aber es ging im Wesentlichen um Familie und Glauben. Irgendwann wurde das Brautpaar gekrönt und zusammen mit den „Paten“ und den Priestern wurde der Altar dreimal umrundet. Inzwischen war es schon halb zehn in der Nacht, als die Zeremonie zu Ende ging.
Vor der orthodoxen Kirche: die Braut links, der Bräutigam rechts |
Wiederum unter Begleitung unserer Kapelle ging es zurück zum Rathaus, wo im dahinterliegenden Gemeindesaal schon der ungeduldige Rest der Hochzeitsgesellschaft wartete. Das Brautpaar musste vor Betreten des Saals noch ein Glas leeren und auf dem Boden zertrümmern und dann ging es hinein in den Saal der mit etwa 300 bis 400 Menschen bis auf den letzten Platz gefüllt war. Auf einer Empore saß das Brautpaar mit den Ehrengästen und ihren Familien und wir mitten unter dem restlichen Volk. Die anwesende Band spielte unter ohrenbetäubendem Lärm die typische Landesmusik. Die Dauer der Stücke, die sich für unsere Ohren kaum voneinander unterscheiden, dauert gefühlte 20 bis 30 Minuten. Die obligatorische Fiedel, ein Saxophon und ein Keyboard, sowie eine Sängerin komplettierte die Band. Irgendwann war ich einem Hörsturz nahe. Die Tische bogen sich unter der Last von Essen und Trinken. Der Schnaps stand literweise auf den Tischen und auch an anderem Alkohol wurde nicht gespart. Doch sah ich den ganzen Abend lang keinen wirklich Betrunkenen. Es wurde viel getanzt, vor allem Rundtänze, bei denen die Tanzenden sich an den Händen fassen, sind sehr beliebt. So war das für uns ein recht exotischer und folkloristischer Abend. Viele der Anwesenden kamen in ihre traditionellen Trachten, vor allem die Frauen. Highheels und Tracht sind hier kein Widerspruch. Gegen 2 Uhr hatte Dimitru, der Bruder von Ivan ein Einsehen mit uns schwächelnden Gästen und fuhr uns nach Hause. Die Hochzeitsfeierlichkeiten gingen dann noch bis etwa 8 Uhr morgens.
Die Nacht verbrachte ich nicht so gut, da ich den Genuss von allzu vielem leckeren Naschwerk mit Sodbrennen büßen musste.
Heute morgen das letzte gemeinsame Frühstück mit Gerhard und Sonja, die nachher nach Oradea und von dort nach Belgrad fahren. Wir werden noch einen Tag hier bleiben und morgen mit Al, Cathy und Ingrid weiter nach Osten über den berüchtigten Prislop-Pass fahren.
24. August 2013
Haben gestern früh auf dem Weg nach Barsana am „Lustigen
Friedhof“ in Săpânţa angehalten. Es ähnelt halt schon mehr einem Rummelplatz
als einem Friedhof, wie wir ihn kennen. Der Holzschnitzer des Dorfes hatte
irgendwann einmal angefangen die Kreuze bunt zu bemalen und kleine Geschichten
über die Verstorbenen darauf zu verewigen. Die Sprüche darauf sind halt
irgendwie lustig und humorvoll, dazu ein typisches Bild aus dem Leben oder gar
über die Umstände des Todes des Verblichenen. Wenn etwas mehr Zeit ist, dann
werde ich hier noch ein paar Kostproben einfügen.
Der "Lustige Friedhof" von Sapanta |
Zitate von Grabinschriften:
Der Schnaps ist reines Gift. Er
bringt Jammer und Qual. Das hat er mit auch gebracht. Der Tod der mich genommen
hat. Wer so wie ich den Schnaps liebt, wird so wie ich bezahlen. Mit ihm in der
Hand bin ich gestorben. Hier ruhet Dumitru Holdis, hat 45 Jahre gelebt.
Gest.1958
Unter dem schweren Kreuz da liegt die
arme Schwiegermamma. Hätt‘ sie noch drei Tag gelebt, läg‘ ich da und sie auf
der Welt. Ihr, die hier vorbeikommet macht so, dass ihr sie nicht aufweckt!
Denn wenn sie nach Hause kommt, macht sie wieder ihr Maul auf! So wird‘ ich mich
doch so benehmen, dass sie nie mehr wird heimkehren. Ihr, die hier liest,
aufpasset, dass euch nicht wie mir ergeht. Findet euch gute Schwiegermutter,
lebt mit ihr wie Brot und Butter.
Ich hab‘ 78 Jahre gelebt. Hier unten
ruhe ich Braicu Ileana heiße ich. Fünf Söhne hab‘ ich gehabt, Gott beschütze
sie gesund. Lieber Griga sei verzeiht, auch wenn du mich geflucht hast als du
vom Dorf besoffen kamst. Denn gut hast du mich hier gelegt zur Ruhe im Schatten
der Kirche, wo ich auch ruhen wollte.
Typische Straßenszene |
Nach einem Besuch der Holzkirche von Barsana sind wir zum
Kloster Barsana weitergefahren, um Ingrid, Al und Cathy zu treffen. Für Al ist
die Anlage so was wie Disneyland. Wieder viel Rummel, Touristen und Souvenirs.
Das passt ihm so gar nicht. Trotzdem ist die Anlage in unseren Augen sehr
schön, gepflegt und weitläufig. Das Kloster selber ist von Nonnen bewohnt und
die derzeitige Äbtissin ziemlich geschäftstüchtig.
Kloster Barsana |
Nach unserem Zusammentreffen
und erstem Austausch sind wir dann nach Ieud gefahren, wo wir in der Pension
von Liviu Ilea a der Hauptstraße Quartier bezogen. Die Wohnmobile passten gerade
so in die Hofeinfahrt und im oberen Stockwerk liegen nun unsere beiden Zimmer.
Alles sehr einfach und redlich sauber. Am Morgen und Abend kommt die Mutter von
Liviu vorbei, um den Ofen für das Heißwasser der Dusche anzufeuern.
Zum Abendessen gingen wir in die Hauptpension das Dorf
hinauf und bekamen Hühnchen mit frittiertem Käse, tollen Kartoffeln und
Krautsalat. Dazu Rotwein und nicht zu vergessen, den landesüblichen Schnaps zur
Begrüßung. Zum Nachtisch herrliche mit süßem Käse gefüllte Dampfnudeln. Später
stießen die anderen zu uns und wir saßen noch lange beisammen.
Musik, Lieder und Tänze aus der Maramures |
Ein
Musikantenduo mit Fiedel und Gitarre spielten traditionelle Musik und sangen
lustige Lieder, die Silvio, unser Dolmetscher, ins Englische übersetzte. Dazu
kamen dann Liviu und seine Frau in der Tracht der Maramures und sangen und
tanzten zur Musik. Die Zeit schien still zu stehen und die sich wiederholenden
Klänge der Musik ließen die Augenlider schwer werden. Gegen elf Uhr in der
Nacht gingen wir durch das dunkle, verlassen wirkende Dorf zurück in unsere
Pension.
Sv. Dimitru in Ieud-Plopsor |
Nach einem ausgiebigen Frühstück holte uns Ingrid ab und wir
fuhren nach Plopşor, dem Nachbardorf von Ieud. Hier steht die Kirche St.
Dimitru, die mit Al’s Hilfe 1998 entstand. Er führte uns durch die Kirche und
erklärte uns die Geschichte ihrer Entstehung. Noch immer wird im Innenraum
gebaut, aber bereits jetzt sind die meisten Wände und die Decke mit prächtigen
Malereien versehen. Ganz neu ein riesiger Kandelaber, der von der Decke hängt.
Ein schönes Werk wurde und wird hier vollendet. Direkt nebenan wohnen die
Eltern des Bräutigams, dessen Hochzeit wir heute Nachmittag mitfeiern dürfen.
Eine alte Frau spinnt Schafwolle |
Nach der Besichtigung ging es zur „Dorfwaschmaschine“, einer
über hundert Jahre alte Vorrichtung zum Waschen der Schafwollteppiche, zum
Hämmern der Schafwolle und zum Mahlen der Körner.
Die über 100 Jahre alte "Schafwollteppichwaschmaschine" |
15:30 Uhr
Jetzt sind wir geduscht, legen unsere „guten Kleider“ an und
bereiten uns auf die kommenden Stunden der Hochzeitsfeierlichkeiten vor.
22. August 2013
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Holzkirchen der Maramures. Doch zunächst zurück zum Campingplatz Zwaluwnest (Schwalbennest) in Nires. Außer einer holländischen Familie, die schon zum vierten Mal ihre Ferien hier verbringt, Gott allein weiß warum, waren wir die einzigen Gäste.
In der Ferne sind schon die Berge der Maramures zu sehen. |
Die Betreiberin des Platzes eine herzensgute Frau, die Gisela zum Abschied noch einen Blumentopf vermacht. Überhaupt ist die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen in Rumänien sehr ergreifend. Gerne kommt man ins Gespräch, auch wenn man sich mit Worten manchmal nur schwer verständigen kann. Deutsch, Englisch, Italienisch alles kann man für eine Konversation gut gebrauchen.
Nun gut. An Baia Mare vorbei ging es zunächst nach Şurdeşti und Plopiş, um die ersten Holzkirchen zu bewundern. Fast alle dieser Kirchen stammen aus dem 18. Jahrhundert und sind heute Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Zu Recht, denn die schlanken, hoch in den Himmel ragenden Kirchtürme sind einzigartig auf der Welt. Das Holz vom Zahn der Zeit schwarz, erinnert mich sehr an die Stabkirchen in Norwegen. In Şurdeşti eine sehr enge Zufahrt, aber gottlob ein größerer Parkplatz unterhalb der Kirche.
Die Holzkirche von Şurdeşti |
Leider ist das Fotografieren in der Kirche nicht erlaubt und so handele ich mir eine Moralpredigt von einer jungen Dame, die die Aufsicht führt, ein als ich aus Versehen auf den Auslöser komme. Die wenigen Kilometer nach Plopiş sind schnell erreicht, doch die Anfahrt zur Kirche für unsere Fahrzeuge nicht machbar. Also fahre ich eine frisch geteerte Straße hinunter, die zwar auch nicht zum Ziel führt, aber mitten auf das Gelände eines netten Ehepaares, die gerade ihr Haus zu einer Pension ausbaut. Sie bedeuten uns auf ihrem Hof, beziehungsweise vor ihrem Haus zu parken und die Frau geht mit uns bis zu einem Fluss mit Hängebrücke, über die wir in kurzer Zeit die Kirche von Plopiş erreichen. Der Weg ist kurzweilig und gesäumt von Maisfeldern, Zwetschgenbäumen und den obligatorischen typischen Heustapeln. Leider ist der Besitzer des Schlüssels zur Kirche nicht auffindbar und so müssen wir uns mit dem äußeren Anblick zufrieden geben. Zurück auf dem gleichen Weg durch die Felder, erstaunt blickenden holzhackenden Menschen, über die Hängebrücke und schon stehen wir wieder im Hof der netten Leute von vorhin. Mit vielen Dankesworten versehen und einigen köstlichen Zwetschgen, setzen wir unsere Reise fort.
Es geht nun über viele Serpentinen auf leidlicher Straße hinauf auf den 950 m hohen Pass von Gutai, bevor wir nach Deseşti kommen, der letzten Holzkirche des Tages.
Ein kleiner Fußmarsch bringt uns zur Kirche hinauf. Auch sie beeindruckt mit ihrem schlanken Holzturm. Im Nachbarhaus erfrägt Gisela bei einem mürrischen Zeitgenossen den Schlüssel zur Kirche. Er kommt auch nach einer Weile dahergeschlurft aber ich denke, der ist halt immer so. Er schließt auf und uns überrascht ein toller Innenraum, ausgelegt mit Teppichen aus Schafwolle. Die Gemälde sind auf Leinwand aufgetragen und bedecken den gesamten Innenraum der Kirche. Von Fotografierverbot keine Rede und so dürfen wir die wunderschönen Malereien nach Herzenslust ablichten. Tief beeindruckt verlassen wir später die Kirche.
Letzte Station für heute ist ein kleiner Campingplatz (Casa Ana) in Săpânţa. Der Ort ist berühmt für seinen Lustigen Friedhof, den wir morgen früh anschauen wollen. Was daran so lustig sein soll, werde ich morgen berichten.
Morgen werden wir vielleicht Al, seine Tochter Cathryn und meine Schwester Ingrid im Kloster Barsana treffen. Das liegt auf unserem Weg nach Ieud, wo ja übermorgen die Hochzeit stattfinden soll.
Das "Jüngste Gericht" in der Kirche von Desesti |
Deckenmalerei in der Kirche von Desesti |
21. August 2013
Quer durchs Land von Sovata nach Cluj-Napoca gefahren. Die
Straßen waren erträglich, später wieder gut. Das Land bäuerlich und ärmlich.
Viele Pferdefuhrwerke auf der Straße und das Weiterkommen manchmal
beschwerlich. Dennoch am frühen Nachmittag in die Großstadt eingefahren und
nach einigen Hindernissen und Abwegen an einer Ausfallstraße noch einen
Parkplatz am Straßenrand für unsere zwei Mohnmobile gefunden. Die knapp 4 km in
das Zentrum der Stadt war gut machbar. Schön ist sie nicht, das ehemalige, oder
noch, Klausenburg. Viel Verkehr und wenig Schönes was das Auge erfreuen könnte.
Erwähnenswert sind eigentlich nur die katholische Kirche im Zentrum und die
orthodoxe Kathedrale.
Beide haben wir besichtigt und doch einigen Eindruck
hinterlassen. In einem Hinterhof fanden wir auch ein nettes, aber relativ
teures Restaurant mit gepflegtem Clientel. Gegen 4 Uhr am Nachmittag machten
wir uns auf die letzte Strecke des Tages. Am Vorabend noch im Internet eine
Seite gefunden mit Campingplätzen in Rumänien (www.romaniacamping.ro) und so landeten
wir schließlich im Hinterhof eines Gehöftes in Nires inder Nähe von Dej, ca. 35
km nordöstlich von Cluj-Napoca. Es liegt auch an unserer weiteren Route nach
Baia Mare und die ersten Holzkirchen der Maramures.
20. August 2013
Unplanmäßiger Aufenthalt in Sovata, etwa 30km östlich von
Targu Mures. Den Campingplatz den ich in Targu Mures ausgesucht hatte, gibt es
seit etwa einem halben Jahr nicht mehr und so mussten wir hier her ausweichen.
Im Nachhinein hat sich das als positiv herausgestellt, denn der Platz, auf dem
wir gerade sind, ist klein, fein und schön gelegen. Deshalb haben wir
beschlossen, noch einen Tag zu bleiben.
Sind gestern zuerst nach Sighişoara (Schäßburg) gefahren.
Ein großer Parkplatz direkt unterhalb des Wahrzeichens der Stadt, dem Stadtturm,
erleichterte den Besuch des Ortes ungemein. Sehr schön auf einem Hügel gelegen
erschließt sich die Altstadt mit einem Gang hinauf zum Stadtturm. Viele
Touristen sind unterwegs und der Rummel ist beachtlich. Die Stadt selbst neu
gestrichen in allen möglichen bunten Farben, die Straßen beschwerlich mit den
gepflasterten Flusskieselsteinen. Wir steigen den Berg hinauf, vermeiden die
176 Stufen der überdachten Schülertreppe hinauf zur Schule, gehen am Friedhof
vorbei mit den vielen Grabsteinen mit deutschen Namen darauf, passieren das
Ende der Treppe und gelangen am Schulhaus vorbei zur Kirche.
Sie bildet den höchsten Punkt der Stadt, ist aber leider für einen Besuch geschlossen. So geht es wieder auf dem selben Weg hinab in die Stadt, diesmal für mich und Sonja über die überdachte Treppe. Vorbei am angeblichen Geburtshaus von Vlad III Draculea, durch den Stadtturm und durch den Stadtpark zurück zu unseren Fahrzeugen.
Nächste Station ist die Wehrkirche von Biertan (Birthälm),
der angeblich schönsten der Wehrkirchen. Natürlich steht auch sie, wie alle
anderen unter dem Schutz der UNESCO und ist Weltkulturerbe. Die Kirche, ein
gewaltiges Bollwerk oben auf dem Berg. Über einen überdachten Holzgang gelangt
man hinauf zur Kirche. Für solch ein kleines Dorf wie Biertan, wahrlich eine
riesige Kirche. Ein großer, zweiflügeliger Altar mit Schnitzereien und Gemälden
ist der Anziehungspunkt der Kirche. Umsäumt ist sie von einer großen Mauer und
etlichen schönen Türmen.
Nach der Besichtigung fahre ich noch alleine ins benachbarte
Richis (Reichesdorf), einem alten Sachsendorf, aber der Besuch lohnt kaum, der
Verfall ist überdeutlich sichtbar.
Da wir beschlossen hatten nach Targu Mures weiter zu fahren, taten wir das auch und über gute Straßen erreichten wir die Stadt am späten Nachmittag. Doch wie erwähnt gab es den Campingplatz nicht mehr und über hervorragend ausgebaute Seitenstraßen und durch schöne Blumendörfer und liebliche Landschaften ging es dann hier her nach Sovata.
Heute wollen wir zu den Seen, Gisela und ich zu Fuß, Gerhard
und Sonja mit dem Rad. Die salzhaltigen Seen haben Sovata zu einem Kurort
gemacht und vom Besuch der Seen verspreche ich mir ein paar ansprechende Fotos.
Jetzt gibt es aber erst mal ein leckeres Frühstück, den die
Uhr hat schon die 9. Stunde des Tages verkündet. 15:00 Uhr
12:00 Uhr - noch ist der See voller Badegäste |
13:00 Uhr - Der See ist schlagartig leer, denn jetzt müssen alle raus, damit sich der See wieder erholen kann! |
Zurück von einem Spaziergang zu den Seen des Ortes Sovata. Die Seen, durch tektonische Aktivitäten Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, haben einen sehr hohen Salzgehalt, fast so hoch wie im Toten Meer. Viele Menschen tummeln sich im Heilwasser, an Nebenseen reibt man sich mit schwarzem Schlamm ein, der gut gegen fast alle Zipperlein sein soll.
Der schwarze Schlamm scheint wohl zu wirken! |
17. August 2013
Vampire Camping in Bran unsere Endstation des gestrigen
Tages. Holländische Leitung, recht sauber und ordentlich belegt. Heute morgen
gegen 10 Uhr in den Ort gefahren und gerade noch einen Parkplatz bekommen.
Später war alles hoffnungslos belegt.
Burg Bran ("Draculaburg") |
Schon auf dem Weg zur Burg begann der
Rummel, Neuschwanstein Rumäniens. Da wir relativ früh dran waren, mussten wir
nur etwa eine halbe Stunde warten, bis wir in die Burg (Törzburg) konnten. Die
Burg wird gnadenlos als „Draculaburg“ vermarktet, obwohl Vlad III noch Bram
Stoker jemals die Burg zu Gesicht bekamen. Schön anzusehen ist sie jedoch
allemal mit ihren vielen verwinkelten Kammern und Gängen. Der Touristenstrom
ist jedoch erheblich, denn als wir die Burg wieder verließen, war die
Warteschlange schon so lange, dass man über eine Stunde warten musste, um in
die Burg zu gelangen.
Eine kurze Anfahrt nach Braşov (Kronstadt) und ohne Probleme
in einer Seitenstraße einen Parkplatz für unsere zwei Wohnmobile gefunden. Der
Weg ins Stadtzentrum führte uns über die Strada Republicii zum Rathausplatz mit
der „Schwarze Kirche“.
Braşov |
Nach einer Stärkung für Leib und Seele wurde der Platz
gebührend besichtigt. Vom Flair und der Stimmung gefiel mir Braşov besser, als
Sibiu. Die Atmosphäre locker und gelassen, so gut wie keine Bettler. Ein Mann
der Security schleppte einen schreienden und sich wehrenden Zigeunerjungen in
einen Hauseingang, wahrscheinlich beim Klauen erwischt, wo er sicherlich eine
ordentliche Tracht Prügel bezog. Der Rathausplatz sehr belebt, eine Bühne für
ein Abendkonzert gerichtet, gesponsort von Lidl, lockere Spätsommerstimmung.
An
der „Schwarzen Kirche“ vorbei, sie hat ihren Namen übrigens vom Stadtbrand im
17. Jhd., ging es nun an der Stadtmauer hinauf zur Talstation der Kabinenbahn
hinauf zum Hausberg von Braşov, dem 960m hohen Tâmpa. Von dort oben hatte man vom Braşov-Schriftzug,
einen prima Ausblick auf die Stadt und das Umland.
Mühselig der Abstieg in die Stadt, mit Zwangspause in der
Hauptstraße, bevor wir Fußkranken (Geme und ich) wieder bei unseren Fahrzeugen
waren. Keine 20 Minuten später waren wir schon auf unserem Campingplatz
(Camping Darste) am Stadtrand angekommen. Die Einrichtung ist ordentlich und so
beschlossen wir, für morgen einen Ruhetag einzulegen.
Camping Darste |
16. August 2013
Leider endete der gestrige Tag mit einem Desaster. Auf der
Suche nach einem vernünftigen Punkt, an dem ich Internetempfang bekäme,
rutschte ich auf dem nassen Gras aus, verstauchte meinen linken Fußknöchel und
das war’s vorläufig. Nun kann ich fast nicht mehr gehen und ich weiß nicht
welchen Verlauf das noch nimmt. Ich sehe mal optimistisch in die Zukunft.
Burg Hunedoara |
Gestern sind wir zunächst zur berühmten „Dracula-Burg“ nach
Hunedoara gefahren. Eine imposante Burg erhebt sich auf dem Hügel über der
tristen Industriestadt. Die Burganlage diente schon vielen Vampirfilmen als
Kulisse. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist in ihren Originalteilen
noch erstaunlich gut erhalten. Die Burg selber war Sitz von Johannes von
Hunedoara der ab und an mal Vlad III, bekannt auch als Fürst Dracula, weil er
gerne mal seine besiegten Feinde pfählen lies.
Auf dem Weg nach Alba Iulia passierten wir zunächst eine
Siedlung in der Sinti- und Romaoberhäupter ihre an chinesische Pagoden
erinnernden Paläste hingestellt hatten. Prunk und Protz, kaum vereinbar mit der
Vorstellung bettelarmer Menschen.
Alba Iulia (Weißenburg) beeindruckt durch seine Festung im
Stadtzentrum.
Die orthodoxe und katholische Kirche prägen das Bild. Ein
längerer Aufenthalt und Bummel durch die Straßen beschließen den Vormittag.
Danach geht es auf Nebenstraßen weiter nach Calnic (Kelling), wofür mich mal wieder meine Frau verwünscht. Zur Belohnung erwartet uns dort eine alte Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert (UNESCO Weltkulturerbe) mit ihrer großen Ringmauer und ihren wehrhaften Türmen.
Danach geht es auf Nebenstraßen weiter nach Calnic (Kelling), wofür mich mal wieder meine Frau verwünscht. Zur Belohnung erwartet uns dort eine alte Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert (UNESCO Weltkulturerbe) mit ihrer großen Ringmauer und ihren wehrhaften Türmen.
Wehrkirche in Calnic |
Im Glockenturm auf steilen alten
Holztreppen hinauf zu den Glocken, um die Aussicht von oben zu genießen. In
Siebenbürgen gibt es viele dieser Wehrkirchen, vor allem als Verteidigung gegen
Mongolen- und Türkenüberfälle in jener Zeit. Vieles ist in Deutsch, auch die
Inschriften auf den Glocken. Die Weiterfahrt führte uns nun über die Vororte
von Sibiu (Hermannstadt) hierher nach Cisnădioara (Michelsberg) auf den
Campingplatz „Ananas“, der von einer jungen Deutschen geleitet wird. Er ist
sehr gepflegt und der Platz, so doch abgelegen, relativ voll.
Heute wollen wir, so die Füße tragen, über Cisnădi (Heltau)
mit seiner Wehrkirche zurück nach Sibiu, um die Stadt anzusehen und
anschließend zur Burg Bran bei Braşov (Kronstadt).
Camping am Fluss Strei in Simeria Veche. Hunedoara muss bis
morgen warten. Die Fahrt hierher war trotz guter Straßen etwas anstrengend, vor
allem in Rumänien. Zunächst ging es aber von Dunaföldvár über die Eisenbrücke
hinüber auf die andere Seite der Donau. Am Morgen noch die Email-Adressen
getauscht mit einem Arzt aus der Nähe von Heidelberg, der mit seiner Frau aus
Russland und der Ukraine kommend auf dem Heimweg war. Er hatte großes Interesse
an meinen Plänen für die Panamericana gezeigt und ich soll ihm über meine
weiteren Pläne Bescheid geben. Doch zurück zu unserer Weiterfahrt nach Rumänien.
An der Grenze kurz unsere Ausweise gezeigt, eine Vignette für 30 Tage gekauft
und Richtung Arad gefahren. Die Straßen sind entgegen anderer Behauptungen in
sehr gutem Zustand. Allerdings kündigen sich die Ortschaften schon lange vorher
mit 50 km/h Schildern an, die noch lange nach den letzten Häusern gelten. Man
sollte diese Beschränkungen auch tunlichst einhalten, denn allein auf unserer
Tagesstrecke sahen wir zwei Radarwagen der Polizei, mal abgesehen, von denen
die wir nicht gesehen haben. Das Fortkommen macht das natürlich ziemlich
beschwerlich und so zog sich die Fahrt doch ziemlich in die Länge.
Dazu kam ein
vorher nicht geplanter Zwischenstopp in Arad, einer etwas heruntergekommenen
Stadt, die soweit wir das beurteilen konnte keine besonderen Highlights bot.
Das Essen in der Pizzeria an der Hauptstraße allerdings war ganz gut.
Die
Zeitverschiebung um eine Stunde voraus machte unserem Zeitplan, Hunadoara noch
besichtigen zu können zunichte. So fuhren wir auf gut Glück an Deva vorbei nach
Simeria Veche, wo wir dann doch noch einen akzeptablen Platz am Fluss fanden
und auch das ein oder andere Bier dazu.
Der Platz kostet uns mit allem 35 Lei, was in etwa 8 Euro entspricht und das ist dann auch wiederum nicht schlecht. Einen Blick in das Zimmer, das die Sanitäreinrichtung beherbergt wollen wir lieber niemandem zumuten und auch nicht weiter beschreiben. Aber wir sind’s zufrieden, besichtigen morgen die Burg in Hunadoara und schauen dann weiter. Plan ist, zunächst nach Julia Alba zu fahren und von dort dann nach Sibiu (Hermannstadt).
13. August 2013
An den Ufern der Donau, die träge dahinströmt, angekommen.
Der Platz ist sehr bescheiden, hat aber einen Internet Zugang. Ein Zwischenstopp in dem doch sehr touristischen Tihany am Balaton.
Die weitere Fahrt auf guten Straßen Richtung Osten. Die Dörfer schienen oft recht verlassen und wenig Menschen auf den Straßen. Nach kleinen Umwegen die richtige Zufahrt zum Campingplatz an der Donau in Dunafölvár gefunden.
Der Weg in die Stadt kurz und nach der Besichtigung der Burg, die über der Donau thront, ins Stadtzentrum gegangen. Eine große Tüte mit Obst und Gemüse für umgerechnet 3 Euro erstanden und nun zurück auf dem Platz. Das Abendessen zubereiten und den Tag ausklingen lassen. Morgen geht es dann nach Rumänien.
12. August 2013
Gestern sind Mengesdorfs angekommen, trotz leeren Akkus des
von mir geliehenen Navis.
Das glückliche Treffen wurde dann gebührend mit einem Champagner, und weil man nicht auf einem Bein stehen kann, noch mit einem Crémant begossen. Nach spätem Frühstück haben Gisela und ich ein Fahrrad gemietet und sind dann zu viert nach Szigliget geradelt, etwa 25km entfernt von hier.
Ausgezeichnete Radwege und überwiegend ebenes Gelände - da macht das Radeln Spaß, aber nur zunächst. In Szigliget eingekehrt und ein Zwischenaufenthalt in Balatongyörök zum Eis essen. Das Aufsitzen auf die Sättel gestaltete sich immer mehr zur Qual, da unsere empfindlichen Hinterteile das Radfahren nicht mehr gewöhnt waren.
In Balatongyörök |
Man spricht und schreibt deutsch. |
Gisela hat ihr Rad die letzten Meter zum Campingplatz geschoben! Ich war ebenso froh nicht mehr auf diesem Foltergerät sitzen zu müssen. Jetzt gibt es Abendessen und den Abend lassen wir bei einem Glas kühlen ungarischem Weißwein ausklingen. Morgen fahren wir am Balaton entlang nach Norden, biegen dann nach Osten ab, bis wir in Dunaföldvár die Donau erreichen werden. Dort ist dann schon nach etwa 200 km Tagesziel bevor wir dann übermorgen eine längere Strecke nach Rumänien hinein bis Hunedoara haben.
Nach der Hitze vom Donnerstag zogen am Spätnachmittag des gestrigen Tages fette Gewitterwolken auf und der Wind wurde recht stürmisch. Zuvor hatten wir noch eine Cachetour ins Nachbardorf gemacht und wollten dort eigentlich mal an den Strand, um den See in seiner vollen Pracht bewundern zu können. Die Pracht war die gewohnte Hitze (gottseidank gibt es immer irgendwo ein netter Eisladen), was weniger prächtig war, ist die Erkenntnis, dass man wohl am Balaton nirgends ohne Gebühren ans Seeufer kommt. Es sei denn man schlägt sich durchs urwald-ähnliche Gebüsch, wie bei unserer Ankunft. Wir marschierten also wieder in entgegengesetzte Richtung ins andere Nachbardorf (die Namen sind echt schwierig!), aber da war es mit den Eintrittsgebühren nicht anders. Also eine eiskalte Coke getrunken und wieder auf den Heimmarsch gemacht, etwa 8 km insgesamt und bei knapp unter 40° C.
In der Nacht stürmte es gewaltig, so dass etliche Gegenstände herrenlos über den Platz flogen. Gewitter und Regen, aber kein Hagel, und überall hörte man das hektische Klopfen der Hämmer, die noch den ein oder anderen Nagel in den knochentrockenen Boden trieben. Die unruhige Nacht ging ohne Schaden an uns vorüber. Dafür regnete es den ganzen Morgen und es kühlte auf 23°C ab. Nach dem Frühstück nahmen wir den Bus in die Stadt, um uns das Schloss anzusehen.
Da man aber alles abgeben musste und man eine extra Fotoerlaubniskarte kaufen musste, haben wir von einem Besuch der Innereien des Schlosses abgesehen und sind im Regen durch die fast menschenleere Stadt hinunter zum See gezogen. Da der Magen knurrte, ergötzten wir uns an einer Pizza und bummelten am See entlang.
Die Kleidung war danach auch ordentlich nass, so dass wir dann doch den Heimweg antraten, ins mobile Haus saßen, bei einem heißen Kaffee und beschlossen, den Rest des Tages mit Lesen zu verbringen.
Öffentliche Badeanstalt aus der Mitte des 19. Jhd |
Heute oder morgen erwarten wir Mengesdorfs, die noch unterwegs auf dem Weg hier her sind. Dann kann endlich der Schampus aus dem Kühlschrank weg, der uns bloß wertvollen Platz wegnimmt.
08. August 2013
Jetzt haben wir die 40 Grad geschafft, genauer gesagt 41 Grad. Hier in der Nähe von Keszthely ist die schwüle Hitze fast unerträglich. Da hilft nur der permanente Gang unter die kalte Dusche. Eigentlich könnte man sich auch einen Stuhl unter die Dusche stellen. In den kommenden Tagen soll es aber deutlich kälter werden, so um die 34 Grad. Der Gang zum See gestaltete sich beim ersten Versuch etwas schwierig. Der Weg glich einer Expedition in den Urwald Südamerikas und von See war nicht viel zu sehen. Musste Google bemühen, um für morgen den richtigen Weg zu finden.
Erster Blick auf den Balaton |
Original Wohnhaus von 1827 |
Badefreuden am Balaton |
06. August 2013
Heute haben wir die Vorzüge der Therme in Anspruch genommen. Im Preis für den Campingplatz ist auch gleich der freie Eintritt in den Wasserpark und die Thermeneinrichtungen inbegriffen. Die vielen Rutschen sind nix für uns alte Leute und so bin ich erst mal eine Runde im großen Becken geschwommen. Eine rotzende und Haschisch rauchende Gruppe von vier Jugendlichen, gerade mal 13 oder 14 Jahre alt, hat uns dann erst mal wieder veranlasst zu gehen. Den Nachmittag sind wir dann in den Innenbereich und saßen neben Omas und Opas im Whirlpool. Die haben wenigstens kein Dope geraucht. Zurück am Platz bei immer noch 36 Grad und nach einer erfrischenden Dusche um halb sechs, gedenken wir bald in die Stadt zu laufen. Wir wollen uns noch ein wenig umsehen und später in einem Fischrestaurant am Drauufer den Tag ausklingen zu lassen.
Später: Das Essen im Ribič hervorragend und reichlich. Die Flasche trockenen Weißwein aus der Region musste ich alleine verzehren, inklusive einem Slivovic. Hat mir nicht geschadet und ich konnte auch noch mit ruhiger Hand Nachtfotos von Ptuj machen. Der Fleischgenuss reicht jetzt aber für eine ganze Woche!
Später: Das Essen im Ribič hervorragend und reichlich. Die Flasche trockenen Weißwein aus der Region musste ich alleine verzehren, inklusive einem Slivovic. Hat mir nicht geschadet und ich konnte auch noch mit ruhiger Hand Nachtfotos von Ptuj machen. Der Fleischgenuss reicht jetzt aber für eine ganze Woche!
Ein mediterraner Hauch durchweht die Gassen der Altstadt.
05. August 2013
Haben soeben bei geschmeidigen 35 Grad Ptuj in Slowenien am Campingplatz Terme Ptuj erreicht.
Nach kurzer Anreise waren wir schon um 12 Uhr auf dem Platz
direkt an der Therme. Das ist auch gleichzeitig ein Erlebnispark mit vielen
Wasserrutschen. Ebenso ein großes Hotel daneben und so ist das Gelände ziemlich
bevölkert. Der Platz an sich ist klein und überschaubar, die Sanitäreinrichtungen
akzeptabel. Gegen Abend ist der Platz voll.
Ptuj (Pettau) an der Drau mit Schloß und Stadtturm |
Am späten Nachmittag sind wir am Fluss entlang in die Stadt gegangen, die nur knapp einen Kilometer entfernt auf der anderen Seite der Drau liegt. Ptuj oder auch Pettau wie sie früher hieß besuchen wir aufgrund einer Empfehlung unseres Nachbarn in St. Georgen, dessen Heimat- und Geburtsstadt dies ist. Gleichzeitig ist Ptuj wohl die älteste Stadt Sloweniens und war zur Römerzeit eine wichtige Garnisonsstadt am Südrand der Alpen. Reste von Stelen und anderen Hinterlassenschaften der Römer sind übrigens im imposanten Stadtturm verbaut. Über der Stadt thront das Schloss, das wir gedenken morgen zu besuchen.
Heute genügte ein kurzer Bummel durch die morbide Altstadt, die viel vom Glanz der besseren Tage verloren hat. Aber genau das gefällt mir. Den Zerfall und gleichzeitig den Wiederaufbau einer historischen Stadt zu sehen. Das macht sie so sympathisch.
Auf dem Marktplatz habe wir uns mit allerlei Obst eingedeckt und konnten der Versuchung nicht widerstehen, beim Eisladen an der Ecke eines der besten Speiseeise genossen zu haben. Eismann ich komme wieder!
Den Abend beschließen wir mit viel Salat und ich mit 2 Lasko Pieva - eisgekühlt.
04. August 2013
Die Drau mit Blick aufs Schloss
Den Abend beschließen wir mit viel Salat und ich mit 2 Lasko Pieva - eisgekühlt.
04. August 2013
Abreisende Nachbarn lassen die Nachtrunde gegen 8 Uhr zu Ende gehen. Die Sonne scheint unbarmherzig und droht mit einem heißen Tag. Frühstück gemütlich mit gutem österreichischem Brot, den Kaffee liefern die grünen und gelben Kapseln der Nespresso-Maschine.
Recht schnell klettert das Thermometer auf 38°C. Wieder sieht es nicht danach aus, als könnten wir unseren zweiten Teil der Cachetour absolvieren. Vielleicht geht es gegen später doch noch, aber der schattenlose Rad-Wanderweg lässt uns noch zaudern.
Nach Zaudern doch noch 6km gelaufen und in der Hitze geschmort. Dafür hat die Pizza und das Bier am Campingplatz umso besser gemundet.
Morgen geht’s nach Ptuj (Pettau) in Slowenien.
03. August 2013
Recht schnell klettert das Thermometer auf 38°C. Wieder sieht es nicht danach aus, als könnten wir unseren zweiten Teil der Cachetour absolvieren. Vielleicht geht es gegen später doch noch, aber der schattenlose Rad-Wanderweg lässt uns noch zaudern.
Nach Zaudern doch noch 6km gelaufen und in der Hitze geschmort. Dafür hat die Pizza und das Bier am Campingplatz umso besser gemundet.
Morgen geht’s nach Ptuj (Pettau) in Slowenien.
03. August 2013
Kurz vor 10:00 Uhr und schon über 30°C im Schatten. Das wird mal wieder mörder heiß hier - und wo bleibt der Ventilatoooor, Ofenrohr... SWR3 lässt grüßen.
Heute nur gefaulenzt und im Schatten gelegen. 37°C im Schatten lassen nicht viele Optionen zu. Viel zu heiß, um unsere zweite Cachetour zu machen. Also bleiben der spärliche Schatten und das etwas Linderung schaffende „kühlere“ Lüftchen. Viel Lesen, wenig Bewegung. Gegen Nachmittag zieht in der Ferne ein Gewitter vorüber und etwas später sorgt ein kurzer Regenschauer für ein wenig Abkühlung. Der Abend bleibt tropisch warm und die obligatorischen Griller in der Nachbarschaft haben ihre Freude an verkohltem totem Tier, deren Schwaden schnell über dem ganzen Platz wabern. Ein Feuerwerk am gegenüber liegenden Seeufer sorgt für abwechselnde Aaahs und Ooohs. Bis spät in die Nacht sitzen unsere Nachbarn, allesamt nette Holländer, zusammen und lassen uns erst spät Schlaf finden.
02. August 2013
Heute nur gefaulenzt und im Schatten gelegen. 37°C im Schatten lassen nicht viele Optionen zu. Viel zu heiß, um unsere zweite Cachetour zu machen. Also bleiben der spärliche Schatten und das etwas Linderung schaffende „kühlere“ Lüftchen. Viel Lesen, wenig Bewegung. Gegen Nachmittag zieht in der Ferne ein Gewitter vorüber und etwas später sorgt ein kurzer Regenschauer für ein wenig Abkühlung. Der Abend bleibt tropisch warm und die obligatorischen Griller in der Nachbarschaft haben ihre Freude an verkohltem totem Tier, deren Schwaden schnell über dem ganzen Platz wabern. Ein Feuerwerk am gegenüber liegenden Seeufer sorgt für abwechselnde Aaahs und Ooohs. Bis spät in die Nacht sitzen unsere Nachbarn, allesamt nette Holländer, zusammen und lassen uns erst spät Schlaf finden.
02. August 2013
Lange geschlafen und spät aufgestanden. Nichtstun kann ja so herrlich sein. Nach Frühstück und Kaffee gegen 2 Uhr mittags in der prallen Sonne auf Cachingtour nach Ossiach gewandert.
Camping Kölbl am Ossiacher See |
Stift Ossiach |
Blick auf Ossiach |
01. August 2013
3 Uhr morgens. Der Wecker reißt mich jäh aus dem Schlaf. Innerlich verfluche ich das Ding, habe ich doch gerade mal drei Stunden geschlafen. Eigentlich eine Übertreibung, denn wie vor jeder Reise ist an Schlaf kaum zu denken gewesen. Gehen doch zu viele Gedanken noch durch den Kopf.
In der Nähe von Innsbruck |
Gegen 4 Uhr morgens ist Abfahrt. Gestern hatte ich noch spontan die Reiseroute geändert und wegen drohender Staus und Baustellen die Route über Arlberg, Innsbruck und Kitzbühel nach Spittal und von dort an den Ossiacher See gewählt. Das war wohl eine richtige Entscheidung. Wenig Verkehr, die Fahrt geht zügig vonstatten. Die Strecke von fast 700 km, einen Großteil davon im Tal des Inn und der Drau zieht sich dennoch in die Länge. Die Landschaft ist atemberaubend und die Berge im gleißenden Sonnenlicht beeindruckend. Es ist heiß und keine Wolken am Himmel, Kaiserwetter. Um 14:30 Uhr erreichen wir den Campingplatz Kölbl am Südufer des Ossiacher Sees. Er ist klein und hat eine familiäre Atmosphäre, allein schon wegen der vielen Holländer auf dem Platz. Er kostet 33 Euro am Tag und das Internet, das sich noch spröde gegen meine Benutzung wehrt, kostet 12 Euro für 10 Stunden. Das hatten wir auch schon mal günstiger. Der Platz am See ist idyllisch, Menschen tummeln sich im Wasser, ich liege in meinem „Imperator“ und schnarche erst mal eine Runde vor mich hin. Später ziehen Rauchschwaden durch den Platz, es riecht nach verbranntem toten Tier. Die Grillsaison ist eröffnet und die Meister am Gerät geben alles, um mit dem Duft ihres Grillgutes die Nachbarschaft zu beglücken.
Ossiacher See |
Wir werden bis Montag hier bleiben, ein wenig am Ufer spazieren gehen, geocachen falls das möglich ist, und den Start in unseren langen Dauerurlaub genießen. Plage mich schon eine ganze Weile mit dem besch… WLAN herum. Ohne Erfolg! Das nervt total, denn jetzt kann ich meinen Blog nicht aktualisieren. Das sieht übel nach Abzockerei aus und ich werde mich gleich morgen an der Rezeption beschweren und mein Geld zurückverlangen.
31. Juli 2013
31. Juli 2013
Der Countdown läuft. Noch 1 Tag und dann kann es los gehen. Unser Wohnmobil steht abfahrbereit an der Straße und muss nur noch beladen werden.
März 2013Kurz vor der Abreise |
Unsere erste Station wird am Chiemsee sein, falls wir da einen Platz bekommen. Am kommenden Wochenende fangen dann auch die Sommerferien in Bayern an. Vielleicht fahren wir auch gleich bis nach Österreich weiter. Der ADAC sagt das schlimmste Stau-Wochenende voraus. Das kann ja heiter werden!
In ungefähr 4 Monaten soll es losgehen und die Zeit bis dahin kriecht. Rumänien - wieso ausgerechnet Rumänien? Dieses unbekannte Land an der Grenze zwischen West- und Osteuropa. Draculaland, Ceaușescu und seine Securitate, Bären und Wölfe in den Karpaten, Siebenbürgen, Land der Hütchenspieler, Taschen- und Handtaschendiebe, eines der Armenhäuser Europas, Straßenkinder, Waisenhäuser mit furchtbaren Zuständen, Straßen mit Schlaglöchern in denen ganze Autos verschwinden. Wollte man sämtliche Klischees aufzählen, würde der Platz hier nicht ausreichen! Wer um Gottes Willen will dahin? Ich - und das kam so.
Vor fast einem halben Jahr fragte Alexsi Currier, langjähriger Freund unserer Familie und "Onkel aus Amerika", ob wir ihn nicht einmal nach Rumänien begleiten wollten, zusammen mit seiner Tochter Cathryn und meiner Schwester Ingrid. Zudem sei er zu einer Hochzeit in seinem Dorf eingeladen worden. Zunächst skeptisch, dann doch nach und nach immer mehr begeistert, je mehr ich mich mit dieser Idee auseinandersetzte. Hatte ich Al doch vor vielen Jahren geholfen, Bittschreiben an die Gemeinde Hofstetten zu verfassen mit der Anfrage nach einer Glocke, die die Gläubigen irgendwo in einem abgelegenen Dorf in den Nordkarpaten in einem Kirchenneubau zum Gebet rufen sollte. Letztendlich gelangte tatsächlich eine von zwei Glocken in das Dorf Ieud-Plopsor und hängt heute in einem Holzkirchlein. Schon lange bereist Al orthodoxe Gemeinden in Finnland, Russland, der Ukraine und eben auch in Rumänien.Selbst orthodoxer Priester war es ihm schon lange ein Anliegen gewesen, mich mit nach Rumänien in "seine" Gemeinde mitzunehmen und mir zu zeigen wo er sein Herz verloren hat, zumal ich damals nicht die Gelegenheit hatte zur Einweihung der Glocke nach Rumänien zu reisen.
Dann im Januar, auf einer Geburtstagsfeier, erzählte ich von unseren Plänen und Freunde, die wie wir im Juli in den Ruhestand gehen, waren sogleich Feuer und Flamme und werden uns nun einen Großteil der Rundreise begleiten. Seither nimmt die Reise immer mehr Gestalt an. Excel-Tabellen helfen Entfernungen, Sehenswürdigkeiten, Reisebestimmungen, geeignete Campingplätze und dergleichen zu ordnen und zu planen.
Vor fast einem halben Jahr fragte Alexsi Currier, langjähriger Freund unserer Familie und "Onkel aus Amerika", ob wir ihn nicht einmal nach Rumänien begleiten wollten, zusammen mit seiner Tochter Cathryn und meiner Schwester Ingrid. Zudem sei er zu einer Hochzeit in seinem Dorf eingeladen worden. Zunächst skeptisch, dann doch nach und nach immer mehr begeistert, je mehr ich mich mit dieser Idee auseinandersetzte. Hatte ich Al doch vor vielen Jahren geholfen, Bittschreiben an die Gemeinde Hofstetten zu verfassen mit der Anfrage nach einer Glocke, die die Gläubigen irgendwo in einem abgelegenen Dorf in den Nordkarpaten in einem Kirchenneubau zum Gebet rufen sollte. Letztendlich gelangte tatsächlich eine von zwei Glocken in das Dorf Ieud-Plopsor und hängt heute in einem Holzkirchlein. Schon lange bereist Al orthodoxe Gemeinden in Finnland, Russland, der Ukraine und eben auch in Rumänien.Selbst orthodoxer Priester war es ihm schon lange ein Anliegen gewesen, mich mit nach Rumänien in "seine" Gemeinde mitzunehmen und mir zu zeigen wo er sein Herz verloren hat, zumal ich damals nicht die Gelegenheit hatte zur Einweihung der Glocke nach Rumänien zu reisen.
Route in Rumänien |
Ich besorgte mir Literatur, Reiseführer und Karten, reiste mit Google-Earth durch das Land, nahm Teil an Berichten in Youtube, bemühte Wikipedia und las und las. Je mehr ich las und je mehr ich sah, änderte sich das Bild das ich von Rumänien hatte. Die Reise nahm Fahrt auf, zumindest in meiner Vorstellung. Manchmal bin ich schon in meinen Träumen unterwegs. Unterwegs in ein Land am Scheideweg zwischen den Verlockungen des Westens für die Jugend, die in Scharen das Land verlässt und dem bäuerlichen, tiefgläubigen Leben der Menschen, die mit ihrer harten Arbeit dem Land ihren Lebensunterhalt abtrotzt. Pferdefuhrwerke und Handys sind auch im entlegensten Winkel Rumäniens kein Widerspruch und das Internet ist allgegenwärtig.
Route in den Maramures |
Anfang März, nach E-Mails, Telefonaten, Skype und Facebook wurde das gemeinsame Programm in Rumänien konkreter. Nach der Hochzeit in Ieud-Plopsor werden wir ein Kloster in Piatra Fântânele besuchen, wo wir einem orthodoxen Gottesdienst beiwohnen können und mit den dortigen Mönchen ins Gespräch kommen werden. Danach geht es in die Bukovina in ein abgelegenes Tal, unweit der ukrainischen Grenze, in dem die Volksgruppe der Huzulen wohnt und wo wir Mariä Himmelfahrt erleben können. Der "König der Huzulen" hat Al eingeladen und so erwartet uns ein besonderes Highlight im Dorf Izvoarele Sucevei.
Route in der Bucovina |
Wenn alles so verläuft wie ich es mir vorstelle, werden wir bis in den Oktober hinein unterwegs sein und dabei mehr als 6.500 km zurücklegen. Die Reise kann beginnen.