Dienstag, 1. September 2015

Einmal rund um Deutschland 2015

Sonntag, 19. Juli, 2015


Um 4 Uhr morgens sind wir aufgestanden. Ausnahmsweise durfte mal wieder der Wecker seinen nervenden Dienst verrichten. Nach einem kurzen Frühstück und Kühlschrank im Wohnmobil auffüllen konnten wir um 5 Uhr unsere Reise in den Osten antreten. Ziel war der Neusiedler See kurz hinter Wien. Fast 900 km Autobahn. Ohne große Probleme erreichten wir bei brütender Hitze Breitenbrunn am See. Aber schon auf der Anfahrt ließen zahlreiche Windsurfer erahnen, dass es mit einem freien Platz nichts werden würde, und so war es dann auch. Man bzw. Frau verwies uns auf das Nachbardorf Purbach, wo es einen Campingplatz geben solle. Also fuhren wir dort hin, einfacher Platz („Storchencamp“) mit hässlicher Storchenfigur am Eingang. Überwiegend Ferienhäuschen für Wochenendurlauber aus Wien und Umgebung. Auf einem offenen Wiesengelände fanden wir dann unter deutschen Wanderhandwerkern einen Platz.


Heißer Wind wie aus einem Fön blies unaufhörlich und sorgte für wenig angenehmes Klima. Ein erster Spaziergang in der Hitze zum See hinunter enttäuschend. Alles nur Schilf und außer einem schmalen freien Kanal entlang des Weges vom See nichts zu sehen. Der Neusiedler See ist der westlichste Steppensee Europas, Biosphärenreservat und durch die UNESCO geschützt. Dennoch hätten wir gerne etwas von diesem See, der uns an den Balaton (Plattensee) in Ungarn erinnerte, gesehen. Deshalb gingen wir wieder zurück und nun kamen unsere neu erstandenen Faltfahrräder zum Einsatz. Der Fahrtwind brachte wenig Erfrischung, aber so konnten wir wenigstens bis zum Wegesende an eine kleine Bucht am See radeln.


Zahlreiche Vögel, vor allem Schwalben, bevölkerten den Schilfgürtel aber ansonsten empfanden wir den See als eine Gegend, wo wir kein zweites Mal Halt machen würden. Am Abend, immer noch heiß und schwül, musste 1 Liter Bier für die nötige Bettschwere sorgen. Sturmböen fegten über den Platz und rüttelten an Fahrzeug und Bäumen. Die Nacht unruhig und mit wenig Schlaf.

Montag, 20. Juli, 2015

Nach einem frühen Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg, um über Bratislava Richtung Hohe Tatra zu fahren. 10 € Autobahngebühr, weiß aber nicht wie lange die Vignette gültig ist, und auf guten Straßen in den Nordwesten der Slowakei. Die Autobahn ging bis kurz vor Zilina und weiter ging es über gute Landstraßen an den Stausee Vodna Nadrz Orava, wo auch unser Campingplatz „Autokemping Stara Hora“ lag. Wir fanden ein nettes Plätzchen mit Blick auf den See und richteten uns für die kommenden Tage ein.



Am frühen Nachmittag holten uns Johannes und Martina ab, um in das Dorf Zabiedovo zu fahren, in dem Martinas Mutter mit ihrer Schwester wohnt. Dort wurden wir herzlich aufgenommen und nach einem Spaziergang durch das Straßendorf belegte Johannes den Grill mit lecker Material. Dazu kühles Pilsener mit wuseligem Golden Retriever.

Dienstag, 21. Juli, 2015

Heute Wanderung auf den Rohácské Plesá. Zuerst Martinas Mutter zu ihrem Bruder in Habovka gebracht und dann weiter zum großen Parkplatz auf 1050m Höhe im Nationalpark. Zunächst ein leicht ansteigender Weg, der dann immer steiler und mühseliger zum Rohácský Vodopád (Wasserfall) hinauf ging.



Da es bewölkt war, war es nicht gar so heiß, aber trotzdem lief der Schweiß in Strömen. Vom Wasserfall (1340m) aus mussten noch einmal über 400 Höhenmeter auf kurzer Distanz bewältigt werden, was uns älteren Semestern schon einiges abverlangte. Schnaufend wie zwei alte Dampfrösser erreichten wir endlich die herrlich gelegenen Karseen auf 1750m Höhe.




Wir suchten und fanden einen windgeschützten Ort und stärkten uns, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten. Im ersten Drittel ging es steil bergab, aber dann war der letzte Teil angenehmer zu gehen. Unsere Knie dankten es.



Nach zwei Dritteln des Weges, an weiteren Seen vorbei, gelangten wir zu einer bewirtschafteten Hütte, wo wir uns an Radler, Kofala (eine spezielle Cola-Art) und „sozialistischem Eis“ erfrischten. Die letzten Kilometer zogen sich dann doch noch hin und wir waren froh, endlich wieder am Parkplatz zu sein. Insgesamt war die Runde wohl zirka 15 km lang. Die Nachtruhe fiel dann entsprechend früh aus.

Mittwoch, 22. Juli, 2015

An meinem heutigen Geburtstag ist Ausflugstag mit Johannes, Martina und ihrer Mutter und uns.
Zunächst besichtigen wir in Tvrdosin die ganz aus Holz gebaute gotische Kirche, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.



Das nächste Ziel ist Oravský hrad, eine mittelalterliche Burg wie aus dem Bilderbuch. Schon vom Parkplatz aus kann man erkennen, dass diese Burg ein besonderer Anziehungspunkt ist. 



Viele Menschen strömen zur Burg hin und wir mit ihnen. Wir ergattern noch Karten für die 12 Uhr-Führung auf slowakisch. Wir haben ja eine eigene Dolmetscherin dabei. Wir müssen nicht lange am unteren Tor warten, bis uns eine junge Führerin in Empfang nimmt. Das ganze Rudel schleicht bei heißen Temperaturen durch zwei weitere Tore zum Burghof hinauf, wo die 2 Stunden dauernde Führung mit den ersten Burgräumen beginnt. Stufen um Stufen, Räume um Räume, Treppen um Treppen steigen wir immer höher die Burg hinauf, die steil auf einem schmalen Felsrücken thront. Sie hat übrigens auch schon etlichen Filmen als Kulisse gedient, unter anderem auch dem Hollywoodfilm „Nosferatu“. 



Unübersehbar die zahllosen Räume die wir durchschreiten bis endlich nach einem letzten steilen Anstieg der Gipfel der Burg erreicht ist. Wir sind alle ziemlich k.o. vom Treppensteigen und der inzwischen mehr als 30 °C ohne Schatten. Nach der Führung eilen wir flugs zu Tal und begeben uns in die erste Wirtschaft am Fuße der Burg. Lange müssen wir auf unsere Getränke und den Apfelstrudel dazu warten.
Nach dieser Stärkung geht es weiter ins nicht allzu weit entfernte UNESCO Weltkulturerbedorf Vlkolínec südlich von Ružomberok. Das abgelegene Dorf, malerisch inmitten der sanften bewaldeten Hügel gelegen, besteht aus Holzhäusern in Blockbauweise, die auf einem Steinsockel ruhen.



Die Hauptstraße führt steil ins Dorf hinauf und wir bewundern die in verschiedenen Farben angemalten alten Häuser. Im Dorf leben noch 38 Familien, die sicherlich nicht immer über die neugierigen Touristen mit ihren Fotoapparaten erfreut sind. Noch sind es nicht zu viele, die den Weg hier herauf finden.



Den Tag beschließen wir mit einem Besuch im unweit von Ružomberok gelegenen Restaurant „Salaš Krajinka“, das laut TripAdvisor eines der besten in der Region sein soll. Salaš bedeutet Schafstall und tatsächlich schließt sich ein solcher, nur durch eine Glaswand vom Gastraum getrennt, ans Restaurant an. Nomen est omen und deshalb bestellen Johannes und ich eine Lammkeule als Hauptspeise, vorausgehend Schmalzbrot, Salat und verschiedene Arten von Schafskäsen. Ganz köstlich selbige und noch viel besser die darauf folgende Lammkeule. So etwas Feines haben wir schon lange nicht mehr gegessen. Das Lokal erhält eine Bestnote, da auch für unsere Verhältnisse sehr preiswert, und kann unbedingt weiterempfohlen werden.

Donnerstag, 23. Juli, 2015

Heute ist „Chillinger“ am Campingplatz. Johannes und Martina wollen uns besuchen und im See baden. Daraus wird leider nichts, da es die Sonne vorzieht hinter dicken Wolken zu verschwinden und Regen kündigt sich auch noch an. So bereiten wir bei noch trockenen Verhältnissen einen späten Brunch und verbringen den Rest des Tages mit Karten spielen. In der Nacht regnet es und verschafft uns erst einmal eine kleine Abkühlung nach der Hitze der vorausgegangenen Tage.

Freitag, 24. Juli, 2015

Nach einem späten Frühstück sind wir Richtung Tschechien nach Rožnov, Martinas Heimatstadt, aufgebrochen. Nicht ohne jedoch unseren Platz für den kommenden Dienstag reservieren zu lassen. Die nette Campingplatzdame hat auch in ihr Büchlein geschrieben: „Platz 1 Deutschland“. Auf ziemlich verlassenen, aber guten Straßen fuhren wir nach Westen, zum Teil durch ewig lange Straßendörfer. Eine einsame, aber schöne Waldgegend im äußersten Westen der Slowakei. Da die Fahrstrecke gerade einmal 130km betrug, waren wir auch schon gegen 12 Uhr in Rožnov auf dem Campingplatz „Camping Rožnov“. 



Der Platz bietet post-sozialistischen Charme mit winzigen Ferienhäuschen, einem Schwimmbad mit Bar und einem kleinen Campingteil im hintersten Winkel des Platzes. Mit Schlüssel haben die wenigen Camper hier Zugang zum Sanitärgebäude, das recht sauber ist und heißes Wasser bietet. Der Preis für 4 Nächte beträgt 1600 Kronen, was knapp 60 Euro entspricht. Johannes und Martina haben einige familiäre Dinge zu erledigen und kommen uns am späten Nachmittag besuchen. Für den kommenden Tag wird ein Ausflug nach Štramberk geplant.

Samstag, 25. Juli, 2015

Nach dem Frühstück holen uns Johannes und Martina zum Ausflug nach Štramberk ab, das knapp 30km von Rožnov entfernt ist. Das Städtchen liegt in einer gefälligen Hügellandschaft und wird vom hohen Turm einer Burgruine überragt, der an das berühmte Wahrzeichen der Nürnberger Burg erinnert.


Steil geht es im Dorf zum großen Marktplatz an der Kirche hinauf um den sich die hübschen Kaufmannshäuser drängen. Nach einem kurzen Aufstieg zur Ruine hinauf mit Aussicht auf die umliegende Landschaft, sind wir auch schon bald wieder unten am Marktplatz, wo wir die Spezialität des Ortes, die Uši (Ohren), erstehen. Die Ohren erinnern geschmacklich an Lebkuchen und haben eine lustige Geschichte zu ihrer Entstehung. Als vor etlichen Jahrhunderten die Tataren das Städtchen belagerten und zu deren Fuß am Fluss ihr Lager aufschlugen, setzte ein heftiger Regen ein und die schlauen Bewohner öffneten den vollgelaufenen Damm eines Teiches und schwemmten den bösen Feind hinweg. Zum Andenken an diesen Tag erfanden sie die Uši, da die Tataren den Christen die Ohren abgeschnitten hatten, um sie ihrem Sultan als Trophäen zu schicken. Na ja, lustig ist anders, aber die Öhrchen schmecken trotzdem.
Am Nachmittag fuhren wir zur Verwandtschaft in den Hügeln hinter Rožnov, wo wir herzlichst aufgenommen und mit Speis und Trank bewirtet wurden. Den Abend beschlossen wir in einem Restaurant („Brasserie Avion“) in Rožnov, wohin uns und die Verwandtschaft Johannes und Martina eingeladen hatten. Nach üppigstem und reichlichem Essen musste ein halbstündiger Heimweg als Verdauungsspaziergang angetreten werden. Leichter Nieselregen sorgte für die nötige Abkühlung.

Sonntag, 26. Juli, 2015

Heute Ausflug auf den Pustevny na Radhošti, dem Hausberg von Rožnov. Scharen von Sonntagsausflüglern ziehen, schon von weitem sichtbar, den bequemen Wanderweg hinauf. Leider ist eines der schönen alten Holzgebäude, die wir schon vor 9 Jahren hier oben gesehen hatten, einem Brand zum Opfer gefallen und nun steht da eine ausgebrannte Ruine.



Wir reihen uns in die Herde ein und ziehen, vorbei an kleinen Verkaufsständen, den Berg hinauf. Auf halber Strecke kommen wir an der Statue des Radegast vorbei, einer wohl heidnischen Gottheit, halb Mann halb Weib mit einem Stierschädel auf dem Kopf und einem Raben in der Hand. Was es mit diesem Burschen auf sich hat, muss ich erst noch googeln, vorausgesetzt mir kommt auf dieser Reise mal ein Internet über den Weg. Nach etwa 5km erreichen wir den Endpunkt der Wanderung die, zumindest von außen aus Holz erbaute Kapelle Kaple sv. Cyrila a Metoděje. 



Innen ist es ein Bau aus Beton. Auf dem Rückweg kehren wir im „Horský hotel Radegast“ ein und genießen eine Sauerkrautsuppe. Johannes und ich bestellen noch je eine Portion Dampfnudeln mit Blaubeeren. Jene bestehen aus drei großen, mit Heidelbeeren gefüllten Klößen, dazu Sahne und in Butter schwimmend. Gottseidank hilft Martina uns mit den Dampfnudeln, zu mächtig ist diese Köstlichkeit dann doch! 



Auf dem Rückweg lässt uns die Krautsuppe nicht in Ruhe und macht sich ständig bemerkbar. Man muss nur die Lücken in den Menschenmengen gut nutzen, um nicht aufzufallen. Auf dem Rückweg erstehen wir noch an einem der Verkaufsstände „Frgal“, ein fladenförmiges Gebäck in der Größe einer Pizza mit verschiedenen Auflagen. Wir nehmen, Birnenmus, Quark und Mohn. Zurück geht es zum Sommerhäuschen der netten Verwandtschaft, wo wir mit Heidelbeerkuchen, Kaffee und Schnittchen verwöhnt werden. Man könnte jetzt denken, dass unser Urlaub nur aus guten Sachen essen und trinken besteht. Etwas Wahres ist allerdings schon dran.
Morgen wollen wir ins Freilichtmuseum von Rožnov, dem Valašské muzeum v přírodě, gehen. Johannes und Martina werden zum Frühstück kommen, da selbiges in ihrem Hotel den Namen nicht verdient.

Montag, 27. Juli, 2015

Aus dem Museum wurde nichts, da die beiden noch etlichen Behördenkram zu erledigen hatten. Deshalb machten wir uns auf eine Cachetour rund um Rožnov. Die etwa 3-stündige Runde brachte uns auf drei Hügel, die es zu erklimmen galt, und dank der starken Bewölkung und des ab und an einsetzenden Nieselregens war es zunächst auch nicht allzu anstrengend. Der letzte Cache befand sich am anderen Ende der Stadt, und da wir um 1 Uhr wieder auf dem Platz sein wollten, mussten wir uns die letzten Kilometer doch recht sputen. Denn zum Mittagessen hatten wir die Jugend zum Käsespätzleessen eingeladen und selbige wollten noch vorbereitet werden. Völlig außer Atem und ziemlich k.o. erreichten wir unser fahrbares Heim als auch schon die hungrige Meute eintraf. Pünktlichkeit ist manchmal eine unangenehme deutsche Eigenschaft. Das Mahl war dann auch bald bereitet und den restlichen Tag verbrachten wir mit Canasta spielen.

Dienstag, 28. Juli, 2015

Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg zurück in die Slowakei an unseren „Autokemping Stara Hora“ am Stausee. Auf halbem Weg bogen wir in Čadca zum Lidl ab, um unsere Vorräte aufzufrischen. Auch hier, sowohl wie in Tschechien, als auch in Rumänien und wohl auch in Polen, haben die westdeutschen Billigmärkte den Markt erobert. Es lebe der Kapitalismus! Unser Platz („Deutschland“) war tatsächlich von der netten Campingplatzdame für uns reserviert worden, obwohl schon andere Urlauber ihr Interesse an dem Platz bekundet hatten. Am späten Nachmittag trafen unsere Kinder ein, bepackt mit allerlei Spezereien aus dem Lidl in Tvrdošín, und bis in den Abend spielten wir Canasta. Gisela und ich mussten uns leider geschlagen geben, da das Glück der Gegnerseite hold war.

Mittwoch, 29. Juli, 2015

Heute war überwiegend Regentag, aber wir ließen es uns dennoch nicht nehmen eine Cacherunde zu machen, da wir in diesem Land bisher noch nicht fündig geworden waren. Der erste war etwa 1km vom Platz entfernt im Wald hinter einem großen Hotelkomplex und war schnell gefunden. Der zweite sollte sich am anderen Ende der Staumauer des Sees befinden, Luftlinie knappe 3km. Dummerweise konnten wir nur auf der viel befahrenen Straße entlang gehen, die von Tvrdošín nach Námestovo führt. Wenn es zwischen den Leitplanken zu beiden Seiten der Straße dahin ging, konnte es einem schon Angst und Bange werden, da die Raserei mit dem Auto ein slowakisches Gen zu sein scheint. Vergeblich hatten wir schon eine Abzweigung zum See hinunter versucht, in der Annahme, dass da schon irgendwie ein Pfad am See entlang führen könnte. War aber nix und wir mussten alles wieder zurück zur Straße gehen. Wohlbehalten an Leib und Seele erreichten wir endlich die Staumauer und besagter Cache ward alsbald auch gefunden. Den Dritten hätten wir uns sparen können, wenn ich besser auf die Geländewertung geschaut hätte. Die war nämlich die mit 5 bewertete Höchstnote. Am Ziel sah ich auch warum, denn der Cache hing unerreichbar in luftiger Höhe in einem mächtigen Baum. Ohne Klettergeschirr war da nichts zu machen. Also umsonst noch einmal fast 2km zu viel zurückgelegt. Auf dem Rückweg versuchten wir dann am steinigen Seeufer entlang zu gehen, um nicht durch irgendwelche tollwütigen Raser noch zu Tode zu kommen. Es ging auch relativ geschmeidig dahin, bis uns unverhofft ein in den See mündender Bach den Weg versperrte. Zu breit um darüber zu springen und zu tief um hindurchwaten zu können. Also blieb uns an dieser Stelle nichts anderes übrig, als wieder zur Straße hinauf zu klettern und uns dem Schicksal hinzugeben, nicht über den Haufen gefahren zu werden. Da ich das hier jetzt schreiben kann beweist, dass es das Schicksal (diesmal) mit uns gut gemeint hatte. Etwa 15km hatten wir zurückgelegt, in etwas mehr als 3 Stunden. Dafür machten wir uns ein leckeres Mahl: Geschnetzeltes (vom Lidl) mit Reis und Salat. Für mich gab es noch eine letzte Dose Radegast, ein tschechisches Bier. Das Regengebiet ist inzwischen über uns hinweggezogen und jetzt um 5 Uhr Nachmittags scheint die Sonne wieder.
Morgen wollen wir in die Hohe Tatra nach Starý Smokovec. Von dort soll es auf einer altertümlichen Standseil-Trambahn nach Hrebienok hinaufgehen und weiter zu Fuß nach Tatranská Lomnica (knapp 7km) und mit der Bahn zurück nach Starý Smokovec. Ich hoffe der hiesige Wettergott ist uns hold und wir werden einen schönen Tag haben.

Donnerstag, 30. Juli, 2015

Um 6:15 Uhr stehen wir oben an der Straße und warten auf Johannes, Martina und ihre Mutter. Früh wollen wir über Polen nach Starý Smokovec fahren. Das ist der kürzeste Weg. Pünktlich ist unser Chauffeur vor Ort, der Himmel ist grau. Von der Landschaft bekommen wir nicht gar so viel mit, da es total bewölkt und nebelig ist. Durch den berühmten Skiort Zakopane in Polen geht es in die Hohe Tatra. Gegen 8 Uhr sind wir in Starý Smokovec und fahren mit der Standseilbahn hinauf nach Hrebienok, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. 



Dichte Nebelschwaden ziehen den Berg hinauf, wenigstens regnet es nicht. Bei diesem kühlen Wetter kommt man dann auch nicht ganz so ins Schwitzen. Auf gut markiertem Wanderweg geht es immer bergan auf anstrengenden Steinplattenwegen. An einer Hütte auf halbem Weg hinauf, machen wir eine kurze Rast. Immer noch sehen wir die hohen Berge nicht, geschweige denn die tolle Aussicht hinunter in die Ebene. Die Sonne schafft es einfach nicht durch die Nebelschwaden zu dringen. Nach mühevollem Aufstieg erreichen wir die Mittelstation am Skalnaté Pleso (einem kleinen Stausee) unterhalb des Lomnicky Štit, dem mit knapp 2600m höchsten Berg der Slowakei. Kurz erscheint der Berg, als die Nebelschwaden für einen Augenblick aufreisen, dann verschwindet er wieder in den dicken Nebelschwaden. 



Wir machen eine Mittagsrast, umwandern den recht kleinen Stausee und fahren dann mit der Gondelbahn hinunter ins Tal nach Tatranská Lomnica, wo die Sonne scheint. Der Berg jedoch hüllt sich bis zu unserer späteren Abfahrt den ganzen Tag in Wolken. Wir wandern entlang der Straße knapp 5km zurück nach Starý Smokovec. Das ist fast anstrengender als den Berg hinauf, da jetzt die Sonne uns mächtig aufs Haupt brennt. Den Tag wollen wir nicht ungenutzt lassen und machen auf der Heimfahrt noch Halt an der Tropfsteinhöhle Belianska jaskyňa. 



Ein steiler Anstieg führt zur Höhle hinauf, doch Gisela und Martinas Mutter wollen lieber unten warten und sich anschweigen. Die Sprache ist halt da ein kommunikatives Hindernis. Die Höhle ist sehenswert und die einstündige Führung lohnenswert. Auf der polnischen Seite haben wir dann doch noch einen wunderbaren Blick auf die, jetzt wolkenfreie, Bergkette der Hohen Tatra. 



Am frühen Abend sind wir zurück und der Tag wird nicht mehr länger, denn wir gehen bald ins Bett. Morgen früh geht es nämlich nach Krakau.

Sonntag, 2. August, 2015

Vorgestern sind wir zunächst zum berühmten Salzbergwerk in Wieliczka bei Krakau gefahren. 



Die knapp dreistündige Führung auf Deutsch und ca. 3km Fußweg im Berg absolut empfehlenswert. Trotz der Menschenmassen kann man in Ruhe Fotos machen. Alles ist perfekt organisiert. Unser lustiger Führer weiß gut zu erzählen und so ist es, trotz der vielen Stufen und des scheinbar langen Weges, recht unterhaltsam. Am beeindruckendsten natürlich die Kathedrale. 



Alle Skulpturen, die Kronleuchter und der Fußboden aus Steinsalz, eine einzigartige Attraktion. Ein Muss für jeden Besucher, der nach Krakau kommt.



Nach Auschwitz fahren wir nicht. Ich möchte das Elend nicht sehen, ich habe im Elsass schon das KZ Struthof gesehen. Das reicht.
Gegen 3 Uhr mittags fahren wir auf unseren Campingplatz „171 Krakowianka“ im Krakauer Stadtteil Borek Felacki. Direkt hinter dem einfachen, doch sauberen Platz ist die Endhaltestelle der Straßenbahn. Johannes kann sein Auto auf dem Platz parken und in wenigen Minuten sind wir an der Haltestelle, wo die Linien 8, 10 und 22 in die Innenstadt fahren. Das Ticket kostet pro Person nur 3,80 Zl, das sind ungefähr 90 Cent. Hinter der Haltestelle sind jede Menge große Geschäfte, u.a. ein riesiger Carrefour. Dort werden wir bei Gelegenheit unsere Vorräte auffrischen können. Wir fahren in die Stadt und machen einen ersten Rundgang über den großen Marktplatz mit Marienkirche, der Tuchhalle und dem Rathausturm als markanteste Gebäude. 


Marienkathedrale

Tuchhallen

Rathausturm
Das Wetter sonnig und heiß, Tausende Menschen bevölkern die Stadt. Der Platz ein Augenschmaus und hat ein gewisses südländisches Flair. Toskana im Osten. In einem kleinen Restaurant, unweit des Platzes, genießen wir ein köstliches Mahl und lassen es uns so richtig gut gehen. Danach schlendern wir durch die Stadt und machen einen Abstecher ins jüdische Viertel Kazimierz.

Hohe Synagoge in Kazimierz
Jede Menge kleine Restaurants befinden sich hier und die Straßen sind voller Menschen. Gegen späten Nachmittag fahren wir zurück zum Campingplatz und nehmen Abschied von unseren Kindern. Jetzt fahren wir alleine weiter.
Gestern stand der Besuch der Wawelsburg im Mittelpunkt des Tages. Strahlender Sonnenschein und halb Polen ist in den Straßen Krakaus unterwegs.


Kongresszentrum
Am Kongresszentrum an der Weichsel steigen wir aus der Linie 22 und gehen über die Brücke hinüber zur Burg. 
Wawelsburg mit Wawelskathedrale
Es gibt viele Bereiche auf dem Burggelände für die man extra bezahlen muss. Wir entscheiden uns für die Kathedrale und die repräsentativen Räume der Burg. Die Anzahl der noch verbleibenden Tickets läuft rückwärts und wir sind unter den letzten 300 Besuchern, die heute noch die Räume besichtigen können. Die Kathedrale ist äußerlich und im Innern beeindruckend. 



Hier wurden die polnischen Könige gekrönt und bestattet. Italienische Bildhauer aus der Toskana haben maßgeblich an der Ausgestaltung des Innenraumes mitgewirkt. König Sigismund III scheint wohl der bedeutendste König Polens gewesen zu sein. Überall findet man Hinweise auf diesen Regenten. Deshalb steigen wir im Glockenturm auch hinauf zur riesigen Sigismundglocke. 



Wer den Klöppel mit der linken Hand berührt wünscht sich Liebe, mit der rechten Hand soll man Reichtum erlangen. Liebe haben wir schon, deshalb berühren wir beide den Klöppel mit der rechten Hand. Im Nachhinein betrachtet war das zu viel des Guten, denn aus dem Reichtum wird es wohl nichts werden. Man sollte halt nicht gierig werden.



Die Repräsentationsräume der Burg rund um den italienisch anmutenden Innenhof beeindrucken durch eine beispiellose Sammlung kostbarer Gobelins, die prächtig erhalten sind. Die meisten stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die Räume mit ihren Holzdecken und die Wände mit alten Tapeten geschmückt ergänzen das Staunen. Nach dem Besuch der Burg verspüren wir ein kleines Hüngerchen und suchen ein Restaurant an der belebten ulica Grodzka die vom Wawel ins Stadtzentrum führt. Unweit der Kosciól Swietych Apostolów Piotra I Pawla (Kirche der zwölf Apostel) finden wir ein Straßenrestaurant (Pod Aniolami) und genießen köstlichen Bigos (Eintopf mit Fleisch und Sauerkraut, aber anders als man denkt), gekochtes leckeres Kraut wie zu Mutters Zeiten und Pierogi „ruskie“, mit Kartoffelbrei, Käse und Speck gefüllte Teigtaschen. Eine typisch polnische Delikatesse, einfach doch sehr schmackhaft. Als Nachtisch gibt es noch vom benachbarten Lody (Eis) lecker Eis auf die Hand. Lange Schlangen vor den zahlreichen Eisbuden künden von der Qualität der Köstlichkeit. 



Gestärkt geht es zum Hauptplatz, wo der Trompeter auf dem Turm der Marienkirche gerade die volle Stunde ankündigt. Der Legende nach warnte ein Trompeter die Bevölkerung vor einem herannahenden feindlichen Heer so lange, bis ihn ein Pfeil in den Hals traf und sein Trompetensignal abrupt erstarb. Deshalb beendet der heutige Trompeter auch in gleicher Weise seine Darbietung und winkt dem applaudierenden Volk zu und verschwindet, um am Nachbarfenster das Ganze zu wiederholen. 



In die Kirche konnten wir allerdings nicht, da an diesem Wochenende die Kirche wegen zahlreicher Hochzeiten für den Besucher geschlossen ist. Wir haben mindestens sieben Brautpaare gezählt, die durch die Stadt ziehen, um schöne Erinnerungsfotos an markanten Plätzen machen. So fuhren wir spät nach Hause, nicht ohne noch einmal einen Gang über die Wawelsburg gemacht zu haben.

Heute spät mit der Linie 22 ins Stadtzentrum gefahren und irgendwann nach einer Bahnunterführung ausgestiegen. Wir wollen zum Hauptbahnhof und der Galeria Krakowska. Doch zunächst schlendern wir über einen Flohmarkt, auf dem man buchstäblich alles Unnütze erstehen kann. 



Von alten Büchern, Münzen, Schallplatten bis hin zu Militaria, inklusive Orden aus dem Dritten Reich. Wer auf Uralttelefone steht oder einen rostigen Hammer braucht, kommt genauso auf seine Kosten, wie der Sucher nach alten Schrauben, nicht mehr zu identifizierendem Altmetall oder nostalgische Wecker aus den 60er Jahren. Dann zur Galeria, der größten Einkaufsmall Krakaus, direkt am Hauptbahnhof gelegen. 



Über 270 Geschäfte und Restaurants befinden sich in dem Gebäude, in dem auch zahlreiche Markengeschäfte aus Deutschland vertreten sind. Alle Geschäfte und Supermärkte haben in Polen übrigens auch sonntags geöffnet. Wir versündigen uns bei KFC und ziehen gestärkt in die Stadt. Gestern war ja wegen der zahlreichen Hochzeiten die Marienkathedrale geschlossen und so konnten wir kurz vor 2 Uhr in die Kirche, nachdem die letzte Messe gelesen war. Selten haben wir eine solch prachtvolle Kathedrale gesehen. Sie ist eine der schönsten Europas. 







Dominiert wird sie im Innern vom berühmten Altar des Nürnberger Bildhauers Veit Stoß. Die Farbenpracht im Innern und vor allem das Blau ist eine Orgie für die Augen. Staunenswert die vielen aus Holz geschnitzten Reliefbilder. Lange bleiben wir und können uns nicht satt sehen. Das Warten hat sich gelohnt!
Unser Weg führt uns nach der Besichtigung der Kathedrale ins jüdische Viertel Kazimierz. Wir besuchen die alte Synagoge und den angrenzenden alten jüdischen Friedhof. Ein Teil der Friedhofsmauer wurde aus Grabsteinen errichtet, die die Nazis zerstört hatten. Eine eindrucksvolle und besinnliche „Klagemauer“. 



Anschließend erfrischen wir uns im „Ariel“ an Cappuccino, bzw. Cola und lauschen den Klezmer-Klängen einer Band die im benachbarten Restaurant aufspielt. Ich bestelle noch einen typisch jüdisch-polnischen „Käsekuchen“. Was zunächst wie drei Vanilleeiskugeln mit Rosinen aussieht, entpuppt sich als das, was man bei uns auf dem Teigboden vorfindet. Also, Käsekuchen ohne Teig. Mächtig und köstlich war es. Zurück führt uns der Weg über den Neuen Markt, auf dem die traditionellen Baguettes (Zapiekanki) verkauft werden. Um den zentralen Rundbau reiht sich ein Zapiekanki-Laden an den anderen. 



Ähnlich wie bei den Lody(Eis)-Läden, künden lange Schlangen von der Qualität der Speisen. Also müssen wir morgen noch einen Tag länger bleiben, denn erstens wollen wir in einer „Milchbar“ (Mleczarnia) zu Mittag essen - wir haben schon in anderen elend lange Schlangen hungriger Mäuler erspäht - und ohne eine Zapiekanki probiert zu haben, fahren wir nicht weiter. Zudem müssen wir im Carrefour hinter der Straßenbahnhaltestelle noch das Nötigste einkaufen. Dann kann es weiter nach Katowice gehen.

Montag, 3. August, 2015


Nach einem kurzen Abstecher im Carrefour sind wir heute noch einmal in die Stadt gefahren. Erster Punkt: Zapiekanki essen - check! Ein Riesending belegt mit Schinken, gebratenem Hühnchenfleisch, Käse, saure Sahne, Tomaten, Schnittlauch, Mais und ich weiß nicht mit was noch. Riesig, selbst für uns beide an einem nagend, wissen wir nicht wie man einen davon ALLEINE schaffen kann!
Zweiter Punkt: Milchbar - no check! Wieder viel zu lange Schlangen und wir haben erstens dieses Riesenbaguette verdrückt und zweitens wollen wir nicht ewig lange auf unseren müden Füßen stehen. Also in die Stadt getigert und irgendwo in der Nähe des Floriantors in einer Seitenstraße in ein schnuggeliges kleines Lokal eingekehrt und Kohlrouladen, Bigos und warmes Kraut in Dillsauce verspeist. Wiederum eine Köstlichkeit für wenig Geld. Auf dem Heimweg musste unbedingt noch an einem Eisstand in der Grodzkastraße Halt gemacht werden und vor der Zwölf-Apostel-Kirche auf einer Bank verzehrt werden. Mann, wir werden kugelrund nach Hause kommen!!!
Jetzt habe ich den Blog soweit auf einem aktuellen Stand. Wer weiß, wann ich wieder eine Internetverbindung habe.

Mittwoch, 5. August, 2015

Gestern Morgen noch einmal zum Carrefour, um den Bunker mit Getränken zu füllen. Die alle zum Campingplatz schleppen, wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. Danach auf die gut ausgebaute Autobahn A4 nach Katowice. Keine 100km entfernt und wir bezahlen zweimal Maut für je 10 Zloty. Schon kurz nach 11 Uhr sind wir auf dem Platz „Camping 215“ mit 4 Sternen!!!! Oha! Der Platz liegt direkt hinter der Schallschutzmauer der A4 und selbige verdient den Namen nicht. Das Rauschen und Brausen ist den ganzen Tag lang zu hören und lässt sich kaum ausblenden. Dennoch, der Platz hat neue Sanitärgebäude und alles ist sehr sauber, außer dass es halt in den Duschen nur Vorhänge hat und kaum eine Möglichkeit, die Kleider abzulegen. Bei den Holländern scheint das einer der Top-Plätze in Polen zu sein, denn es sind fast nur diese Landsleute auf dem Platz. Der Platz ist an einigen künstlichen Seen gelegen, die ihren Ursprung wohl aus dem Grundwasser der nahegelegenen Kohlebergwerke haben. Katowice war noch bis in die neunziger Jahre eine der schmutzigsten Städte Polens mit viel Schwerindustrie. Davon ist heute nichts mehr zu spüren, denn viele Zechen und Stahlwerke wurden seit dem Beitritt Polens zur EU stillgelegt. Wir machen einen ersten Spaziergang entlang der Seen und finden einen von drei Caches. Den Rest des Tages gammeln wir so vor uns hin und machen zum Abendessen Champignons mit Pierogi ruskie. Ich habe auch nicht vergessen, einen ordentlichen Vorrat an Zywiec-Bier aus dem Carrefour mitzunehmen. Den Abend verbringen wir mit Ski-Bo spielen, wobei ich, welch ein Wunder, 5 mal hintereinander gewinne. Die Nacht verbringe ich unruhig, wegen der Hitze und dem Krach von der Autobahn.
Heute Morgen kurz vor 8 Uhr aufgestanden und nach einem kleinen Frühstück haben wir wieder einmal unsere Falträder aus der Garage geholt. Wir wollen ins nahegelegene Nikiszowiec, einer Arbeitersiedlung aus dem 19. Jahrhundert. Immerhin sind wir im Zentrum der oberschlesischen Schwerindustrie. 




Die Häuserreihen sind aus Backstein und die Fenster mit roter Farbe ummalt. Inspiriert wurde das Industriedenkmal vom Berliner Architekten Zille. Mit dem Rad sind wir bald da und der Ort präsentiert sich als einmaliges architektonisches Schauspiel. Die Häuserreihen sind in Viertel mit Hinterhöfen und Torbogen schachbrettartig angelegt. Im Moment ist man gerade dabei, die Straßen neu zu pflastern und es könnte durchaus sein, dass sich dieser Ort in Zukunft als Sehenswürdigkeit Katowices präsentiert. In unserem Reiseführer stand er jedenfalls NICHT! Bei TripAdvisor hatte ich von der Bäckerei Michalski gelesen, die in den höchsten Tönen gelobt worden war. 



Sie war auch nicht schwer zu finden und wie sich herausstellte war das Lob zu Recht vergeben worden. Aus dem reichhaltigen Brotsortiment erstanden wir eines und was ebenso gelobt worden war, ein Cremeschnitte mit Heidelbeerbelag aus einer großen Auswahl weiterer Leckereien. In einen Plastikbehälter hinten auf das Rad gespannt - hoffentlich kommt das heil zuhause an. Naja, nicht ganz, aber das tat dem Geschmack keinen Abbruch und der Kaffee dazu eine herrliche Kombination. Göttlich!
Nach einer kurzen Ruhepause ging es dann zu Fuß in die Stadt. Ein Stadtzentrum ist in Katowice schlecht auszumachen, also hielten wir uns an den Bahnhof in der Nähe des Rynek (Hauptplatzes). 


An dieser belebten Kreuzung treffen sich zahlreiche Straßenbahnlinien, und vor allem die alten roten Trambahnen haben es mir angetan. Auf dem neu angelegten Platz sind zahlreiche historische Bilder angebracht aus den Jahren um 1900 und geben ein schönes Beispiel, wie die Stadt zu ihrer Blütezeit ausgesehen hat. Die meisten der alten Jugendstilhäuser sind in einem beklagenswerten Zustand und nur wenige sind bisher restauriert worden. 

Der Platz wurde wohl nach dem Krieg fast gänzlich abgerissen und mit sozialistischen Plattenbauten verschönert. Heute bemüht man sich, dem Stadtzentrum ein neues und modernes Aussehen zu geben. Davon zeugen der neu errichtete Hauptbahnhof mit der angebauten Galeria Katowicka, ähnlich der in Krakau. 

Architektonisch macht dieser Bau hier mehr her, als jener in Krakau. Nach einem kurzen Rundgang gehen wir am Alten Theater vorbei zu einem Platz, auf dem ein UFO gelandet zu sein scheint. Es handelt sich dabei um die Hala Widowiskowo-Sportowa Spodek, eine Sportarena. Davor ein hässliches Denkmal das wie drei Flügel aussieht und an die Bestrebungen polnischer Separatisten erinnert, die 1920 für die Angliederung von Kattowitz an Polen kämpften. 

Inzwischen erreichen die Temperaturen über 30 Grad und wir machen uns auf den Heimweg. Zum Glück können wir große Strecken im Schatten zurücklegen und ab und zu kommen auch Bänke in Sicht, auf denen wir uns ausruhen können. Wir sind mal wieder mehr als 10km zu Fuß unterwegs gewesen und wie so oft auch in der größten Mittagshitze. Aber wir haben ja einen guten Kühlschrank im Wohnmobil und für heute Abend habe ich auch gleich zwei Dosen Bier ins Gefrierfach (!) gelegt.

Morgen geht es über Opole (Oppeln) und Brzeg (Brieg) nach Wrozlaw (Breslau).

Montag, 10. August, 2015

Seecamping Olbersdorfer See, Zittau

Seit Katowice wieder ein vernünftiges Internet und Daten werden auch zügig verarbeitet. Also kann es mit dem Blog mal wieder weitergehen.

Von Katowice sind wir zunächst zügig nach Opole (Oppeln) an der Oder gereist und sind dann natürlich in der größten Mittagshitze auf einen Stadtrundgang gegangen. Geparkt haben wir vor der Innenstadt auf einem großen Parkplatz neben dem Lidl. 


Als schönste Stadt Niederschlesiens beschrieben, halten wir das denn doch für ein wenig übertrieben. Wie schlimm müssen dann erst die anderen Städte aussehen? Na ja, das Stadtbild ist natürlich nicht mit Krakau zu vergleichen, aber hübsche Ecken hatte es schon.

Von der Hitze geplagt sind wir dann bald wieder Richtung Brzeg (Brieg) aufgebrochen. Dieser Ort hat außer einem Schloss mit pompösem Eingangsportal und einer Kirche mit schönen Deckengemälden nichts Besonderes zu bieten. 


Die Stadt an der Oder ist schnell durchschritten und weiter ging die Fahrt übers Land weiter nach Wrozlaw, dem ehemaligen deutschen Breslau. Der kleine Campingplatz im Hinterhof eines Privatanwesens im Villa-Look (der Platz bringt wohl gutes Geld) ist etwas schmuddelig und sehr einfach. Dennoch ist der Platz bis zum Abend ziemlich voll. Keine Überraschung mehr sind die zahlreichen Holländer. Alternativen in Breslau gibt es außer einem weiteren Campingplatz beim Stadion nicht. Der Vorteil ist halt die Lage. in wenigen Minuten ist man an einer Straßenbahnendhaltestelle, von wo man aus bequem in die Innenstadt gelangt.

Am nächsten Morgen machen wir uns zu einer Stadtbesichtigung auf. In der Nähe des Rynek, dem Hauptplatz, steigen wir aus. Gleich sind wir am kleinen Markt vorbei am großen Platz, der mit seinen schönen Renaissancehäusern glänzt. Überragt wird er von der Elisabethbasilika mit den zwei kleinen Pfarrhäuschen davor, die im Volksmund „Hänsel und Gretel“ genannt werden. 


"Hänsel und Gretel" 
Im Innern der Kirche überrascht uns ein Hinweis auf einen vollkommenen Ablass an bestimmten Tagen. Da dachten wir doch glatt, der Ablass sei seit Luthers Zeiten abgeschafft worden. Am Hauptplatz stärken wir uns zunächst einmal, weitergehen wollen wir bei der Hitze eigentlich gar nicht mehr. Kinder tollen im Wasserstrahl von Hydranten herum, die man zur Erfrischung geöffnet hat. 

Nach einer kurzen Mittagsrast gehen wir hinunter zur Dominsel an der Oder. Vorbei an der Heiligen Hedwig geht es über die Salzbrücke zu den Kirchen auf der Oderinsel. Kirchen bieten bei der Hitze eine willkommene Abkühlung. 


Salzbrücke zur Dominsel hinüber
Auf dem Rückweg, einmal durch die alte Markthalle und dann zur nahegelegenen Rotunde, in der auf einem 15x114m großen Panoramagemälde die Schlacht von Raclawicka 1794. Das Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Gemälde ist beeindruckend, nicht nur wegen der Kühle die in ihrem Innern herrscht. Das Gemälde geht im Vordergrund in reale Landschaft und Gegenstände über und vermittelt somit eine Lebendigkeit und Dreidimensionalität, wie ich sie bei einem solchen Werk noch nie gesehen habe. 


Gemäldeausschnitt 
Nach diesem Besuch verhindern die müden Beine weitere Besichtigungen und wir machen uns auf den Heimweg.

Am nächsten Tag geht die Fahrt nach Świdnica (Schweidnitz) wo wir die hölzerne Barockkirche, die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, besichtigen. 


Friedenskirche von Schweidnitz
Sie beeindruckt durch ihr opulentes Innere, das in krassem Gegensatz zu ihrem schlichten Äußeren ist. Die Katholiken hatten im 17. Jahrhundert den Protestanten eine Kirche zugestanden, die allerdings aus vergänglichen Materialien, wie z.B. Holz gebaut werden musste. So entstand ein relativ schlichtes Fachwerkgebäude, wenigstens äußerlich. Im Innern allerdings eine visuelle Explosion. Der gesamte Innenraum ist bis in jeden Winkel ausgeschmückt und zweistöckige Emporen vermitteln dem Raum eine gewaltige Dimension. Barocke Pracht, die einer protestantischen Kirche eher fremd sind, bestimmt das gesamte Bauwerk. Auf der Orgelseite blickt Martin Luther zum überfrachteten Altar. 

Was der wohl dazu gesagt hätte?

Auf der Weiterfahrt erschreckt uns die rote Warnleuchte für den Motorölstand und ich kippe einen Liter Öl an einer passenden Haltestelle nach. Nach zwei Stunden blinkt es wieder, was laut Handbuch bedeutet, dass ein Ölwechsel fällig ist, und das nach 12 000 km nach dem letzten Ölwechsel!

Unser Ziel ist das buddhistische Meditationszentrum in den Bergen von Darnkow. Gudrun ist gerade dort und wir wollen sie besuchen. Im kleinen Dorf Jeleniów biegen wir rechts ab und fahren auf einer immer schmaler werdenden Straße in die Berge. Die geteerte Straße endet dann irgendwann einmal und geht in eine schlechte Schotter- und Steinstraße über. Unser Wohnmobil passt gerade so drauf, entgegenkommen darf uns nichts. 


Es wir dann immer steiler und Gisela bekommt schon fast die Krise, als endlich bunte Gebetsfahnen das Ziel ankündigen. Wir haben es geschafft! Schön am Hang, inmitten des Waldes gelegen sthet die Gompa (Gebetshalle) und die vor zwei Jahren errichtete Stupa auf der weiten Wiese und vermittelt ein wenig tibetanisches Flair. Wir werden herzlichst aufgenommen und verbringen die nächsten beiden Tage an diesem besinnlichen Ort. 

Tibetanische Mönche sind hier und leiten die Pujas, die 3-4stündigen Gebete. Wir sind tief beeindruckt und nehmen an allen Gebeten teil.


Tibetanische Mönche interessieren sich für unser Wohnmobil
Die nette Verwalterin gab uns gestern nochmal einen Liter Öl ab, bevor wir dann heute nach Zittau aufbrachen. Nach ein paar kleineren Umwegen haben wir es dann doch bis Zittau geschafft und kamen kurz vor der Mittagspause (13 Uhr) am Platz an. Es ist ein fast schattenloses Wiesengelände an einem ehemaligen Braunkohletagebau, der heute ein See ist mit sehr guten Sanitäreinrichtungen. Als erstes habe ich einen Termin bei einer Fiat-Werkstatt für Donnerstag Morgen vereinbart, um einen Ölwechsel zu machen. Heute ging dann außer Schwitzen nicht mehr viel. Morgen wollen wir die Stadt anschauen.
Schattenloser Platz in Zittau
Dienstag, 11. August, 2015

Mit der Buslinie A, die direkt am Campingplatz abfährt, am späten Vormittag in die Stadt gefahren. Am Ottokarplatz sind wir ausgestiegen und in der Grünanlage, der ehemaligen Stadtmauer, zu Heiligkreuzkirche gegangen, die das berühmte Zittauer Fastentuch beherbergt.


Heiligkreuzkirsche mit Fastentuch 
Das Tuch stammt von 1472 und hat eine bewegte Geschichte hinter sich, wie wir in der Kirche (leider Fotoverbot) erfahren konnten. Zuletzt hatten russische Soldaten 1945 das 52 m² große Tuch als Dampfsperre für ihre Sauna im Wald zweckentfremdet. Nur dadurch, dass ein Kunstkenner der im Wald Holz suchte, konnte nach Abzug der Russen, die das Tuch achtlos im Wald zurückgelassen hatten, das einmalige Kunstwerk gerettet werden. Es ist das einzige in Deutschland und es gibt nur 18 davon weltweit.


Klosterkirche


Rathaus

Altes Gymnasium
Nach der angenehmen Kühle der Kirche ging es hinaus in die Hitze der Innenstadt mit dem Salzhaus und dem im italienischen Stil erbauten Rathaus. In der Innenstadt finden zur Zeit Bauarbeiten auf dem Rathausplatz statt. Man ist sichtlich bemüht, der bis dahin ziemlich heruntergekommenen Stadt wieder ihren alten Glanz zurück zu geben. Viele der alten Gebäude sind schon renoviert, aber es gibt immer noch zu viele leerstehende alte Gebäude die dem Verfall preisgegeben sind. 


Bauarbeiten am Rathausplatz




Im Pop-Art-Viertel hat man sich dagegen in Farben ausgetobt und mit Nina Hagen zu sagen: „Es ist alles so schön bunt hier!“






Der Stadtrundgang ist bald beendet und an der Bushaltestelle schmoren nicht nur wir und warten auf die Linie A. Dabei kommen wir ins Gespräch mit einer Dame und die Zeit vergeht etwas schneller. 


Johanniskirche mit Marsbrunnen

Salzhaus
Schon an der Endhaltestelle hatten wir vor der Abfahrt ein Gespräch mit einer 64jährigen, die Unkraut auf 1 Euro-Basis jätete und ihr Leid klagte, wie sie mit dem knappen Einkommen und Hartz IV auskommen müsse. Unterstützung von ihrer ledigen Tochter mit 2 Kindern, ebenfalls Hartz IV, könne sie nicht erwarten. Die Arbeitslosigkeit in diesem Winkel Deutschlands ist sehr hoch und Arbeit für alle gibt es kaum. Wir hatten fast ein schlechtes Gewissen, dass es uns so gut geht.


Mittwoch, 12. August 2015


Immernoch leiden wir unter der großen Hitze. Die Wiesen sind verdorrt, die Bäume verlieren ihre Blätter wie im Herbst. Massenhaft sind Wespen auf Nahrungssuche und sowohl Gisela als auch ich sind schon gestochen worden.


Renaturierter Braunkohletagebau Olbersberger See. Im Hintergrud die Berge bei Oybin
Heute fahren wir mit der historischen Schmalspurbahn nach Kurort Oybin. Der Bahnhof Zittau Vorstadt ist nach 30 Minuten Gehzeit erreicht und pünktlich dampft die alte Lok mit ihren grünen Wägelchen in den Bahnhof. 


Bahnhof Zittau Vorstadt 
Der Zug ist gestopft voll und wir können im Speisewagen gerade noch einen Platz ergattern. Die gemächliche Fahrt dauert knapp 45 Minuten und im Bahnhof Oybin werden wir mit der ganzen Zugladung auf den Bahnsteig geschwemmt.

Zu unserem Glück steigen die meisten in die bereit stehenden bunten Fahrzeuge um, um sich in die nähere Umgebung des kleinsten deutschen Mittelgebirges (Zittauer Berge) kutschieren zu lassen.



So machen wir uns mit wenigen Unerschrockenen zu Fuß auf den Oybiner Berg, auf dem eine gewaltige Burgruine aus dem 13. Jahrhundert und eine fast noch gewaltigere Klosterruine steht. Seit der Reformationszeit waren beide dem Verfall preisgegeben und erst zu Ende des 19. Jahrhunderts hat man mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Auch Caspar David Friedrich hat hier Motive für seine arbeit gefunden.



Doch zunächst besichtigen wir die am Hang liegende Kirche am Fuße der zahlreichen Treppenstufen, die auf den Berg hinauf führen. Im Inneren der protestantischen Kirche, führen die, zum Teil mit Namensschildchen versehenen, Kirchenbänke hinunter zum Altarraum. So etwas haben wir auch noch nicht gesehen.



Danach schnaufen wir in der Mittagshitze den Berg hinauf und wir wandern mehr als 2 Stunden in den Ruinen und dem Berg herum, bevor wir gegen 3 Uhr wieder hinunter zum Bahnhof gehen, mit Zwischenstopp für ein Radler/Apfelschorle und danach noch ein Eis auf die Hand. Die Preise sind ordentlich, wir waren ganz schön von Polen, der Slowakei und Tschechien verwöhnt gewesen.




Bibliotheksfenster, Motiv auch für Caspar David Friedrich
Ruine der Klosterkirche
Kurort Oybin
Jetzt um halb 10, nach einem späten Mahl, werden die Temperaturen angenehmer und wir hoffen auf eine gute Nachtruhe. Morgen zum Ölwechsel und dann nach Bad Schandau an die Elbe.

Freitag, 14. August, 2015

Nachdem wir Zittau verlassen hatten, machten wir zunächst den vereinbarten Ölwechsel in einer sehr netten Fiat-Werkstatt. Quer durchs Land ging die Fahrt auf zum Teil schmalen Straßen hinunter ins Elbe-Tal bei Bad Schandau. Kurz vor Königstein erreichten wir dann den "Camping Königstein" direkt am Ufer der Elbe. Immer noch brütende Hitze und kaum Schatten. Gegen später gingen wir an der Elbe entlang - hier führt auch der Elbe Radwanderweg vorbei - nach Königstein am Fuße der gleichnamigen Festung.


Bildunterschrift hinzufügen




Der Ort selber ist nicht besonders sehenswert und ziemlich klein. Bemerkenswert war eine Hochwasserangabe von 2002, die doch recht weit vom Fluss entfernt immer noch das erste Stockwerk unter Wasser setzen konnte. Ich glaube der Höchststand des "Jahrhunderthochwassers" war hier über 11 Meter.



Heute morgen sind wir mit der Bahn von Königstein zum Dresdner Hauptbahnhof gefahren. Das Tagesticket kostete 11,50 Euro pro Person, was nicht besonders teuer war. Der Zug hielt in jeder Ortschaft und so brauchten wir für die 35 km etwa 50 Minuten.


Hauptbahnhof 
Vom Hauptbahnhof aus geht die Prager Straße direkt zur Elbe und den Elbterrassen. Man kann sich gar nicht verlaufen. Vorbei am Residenzschloss ging es hinunter zu den Terrassen, der Semperoper und dem Zwinger. Da heute das Stadtfest in Dresden beginnt, war die ganze Altstadt verunstaltet mit weißen Pavillons und zahlreichen Verkaufsständen, Bühnen, usw. Für "schöne" Fotomotive war das eine ziemliche Herausforderung.


Hofkirche
Semperoper
Zwinger
Da wir gehört hatten, dass es um 12 Uhr in der Frauenkirche eine Orgelandacht gibt, waren wir zeitig vor Ort, genauer gesagt 1 1/2 Stunden vorher. Die Warterei hat sich aber gelohnt und dadurch, dass wir so früh da waren, hatten wir auch einen guten Platz, um die Andacht genießen zu können. Vor über 20 Jahren waren wir schon einmal hier gewesen, aber da lag die Kirche noch in Trümmern und die nummerierten Steine auf dem Vorplatz. Das Ergebnis der Restaurationsarbeiten ist überwältigend und beeindruckend.


Frauenkirche und Lutherdenkmal





Nach der Andacht machten wir noch einen kurze Gang über die Augustusbrücke und konnten sehen, wie wenig Wasser in der Elbe war. Alle Ausflugsdampfer lagen an den Brühlschen Terrassen vertäut. Wegen des niedrigen Wasserstandes können sie nicht fahren.


Augustusbrücke
Augustusstraße




Auf dem Rückweg zum Bahnhof mussten wir einige Zwischenstationen in den großen Einkaufszentren entlang der Prager Straße einlegen, die Hitze war zu groß.

Gegen später am Campingplatz kündigten dunkle Wolken ein Gewitter an. Aber außer zwei Tropfen kam nichts an Regen herunter und so blieb es bei ein paar Blitzen und Donnergrollen weit weg. Schade, eine Abkühlung hätte gut getan.


Königstein und Festung Königstein
Morgen wollen wir in den Spreewald nach Lübben weiterfahren.

Samstag, 15. August, 2015

Seecamping Olbersdorf:

Ein etwa 6jähriger Knirps, laut und herrschsüchtig, eben ein typisches Arschlochkind, zu einem kleinen Mädchen: „Du bist ein ungezogenes 4jähriges Kind.“

Bahnhof Bertsdorf:

Ein etwa 10-11jähriger Junge im Gespräch mit seiner Oma. Er schildert voller Begeisterung Figuren aus einem Computerspiel. Oma, etwas genervt: „Kommt da auch ein Goethe vor?“ Junge: „Wer soll denn das sein?“ Oma: „In deinem Kopf ist halt nur Platz für Computerzeug.“

Heute die Gluthitze am Elbufer in Königstein verlassen und Richtung Norden (Berlin) nach Lübben im Spreewald gefahren. Waren kurz nach 11 Uhr auf dem „Spreewald-Camping Lübben“. Wie in Königstein so auch hier das Personal ziemlich ruppig und nicht gerade freundlich, so nach dem Motto „Sag was Falsches und du kriegst auf’s Maul“. Was uns schon in Königstein auffiel, so auch hier. Alles kostet extra. In Königstein: Duschmarken (80 Cent), Strom nach Verbrauch PLUS Anschließen (ca. 10 Sekunden) 2,50 €, Abwasserentsorgung 1€ ,PLUS 1 € damit der Abwasserdeckel aufgeht, Frischwasser kostet auch 1€.
Spreewald Camping Lübben
Hier „arbeitet“ man mit 50 Cent Stücken. Beim Strom muss man den Automaten mit den Geldstücken füttern (mal sehen, was wir am Ende verbraucht haben), Duschen kostet auch 50 Cent (Frühgymnastik für schnelles Einseifen und Abduschen ist inklusive). Internet kostet nix?! Wir kommen uns vor wie zu den schlimmsten Abzockzeiten in Italien. Es gibt auf dem ganzen Platz nur zwei Sanitärgebäude für die vielen Camper hier, sind aber einigermaßen sauber. Dafür hat sich der Platz selbst 4 Sterne verliehen, nach unserem Urteil dürften es maximal 2 sein. Internet kostet hier irgendwas. Ich wollte heute Abend den Platzgauwart fragen, bin aber aus seinen unfreundlichen Wortfetzen nicht schlau geworden. Der sprach aber KEIN sächsisch! Muss also morgen nochmals (freundlich) nachfragen.






Schloss Lübben
Sind am Nachmittag mit den Rädern auf dem Spreedeich Richtung Lübbenau gefahren. Es ist nicht mehr ganz so heiß. Auf den zahlreichen Kanälen geht es zu wie auf einer Wasserautobahn. Jede Menge Kanuten und Radfahrer. Hinter dem Campingplatz befindet sich die Lübbener Schlossinsel mit zahlreichen Einkehrmöglichkeiten und Souvenirs. Sehr viele Urlauber sind hier, es ist sehr hektisch. Ein Bereich ist abgesperrt, es sieht aus wie ein Trödelmarkt, steht aber unter irgendeinem Kunstmotto („Lebens Art“). Allein der Eintritt auf das Gelände kostet 8 € pro Person. Nur um zwischen den Verkaufspavillons umhergehen zu dürfen! Der Kitsch, der verkauft wird, hat nun mit Kunst wirklich nichts zu tun auch wenn man dafür das gebildete Wort „Art“ verwendet. Wir nehmen vom Besuch dieser „Lebens Art“ Abstand und begeben uns stattdessen als Kunstbanausen in ein Imbisslokal und investieren unser Geld in Bratwurst, Bier und Boulette mit Kartoffelsalat. Beim „Gurken Paule“ werden dann natürlich noch echte Spreewälder Gurken eingekauft. Am Abend soll irgendein Fest hinter dem Campingplatz auf dem Gurkengelände sein.

10:30 Uhr

Vom Nachbargelände dröhnt nun schon seit 6 Uhr das Gejaule eines „Künstlers“ herüber, der in regelmäßigen Abständen immer das Gleiche zu Liza Minelli’s „Money, Money“-Melodie singt. Ich verstehe trotzdem (bis jetzt mindestens 20 mal gesungen) nur was von „Bußgeldbescheid“, „Knüppelbescheid“, „Polizei“, „Kasse, Kasse“. Ich könnte dieser „Nachtigall“ den Hals umdrehen!

Morgen ist eine Radtour geplant.

Sonntag, 16. August, 2015

Nachtrag: Der „Sänger“ hat uns bis weit nach Mitternacht beglückt.

Heute Radtour nach Lübbenau und Lehde. Länge ca. 35km.

Zunächst überrascht uns dichter Nebel beim Aufstehen. Um 8 Uhr kann man (ich) die vorbestellten Brötchen holen. Sonntagsfrühstück: weichgekochte Eier, Honig, Heidelbeermarmelade. Trotz Nebel ist es nicht kalt und so verlängern wir einfach unser Frühstück und ziehen erst gegen 11 Uhr auf unseren Falträdern los. Die Sonne scheint jetzt wieder, der Nebel hat sich verzogen.



Erster Halt an einer Wiese mit 3 Störchen. Die Radwege hier sind toll in Schuss und sehr gut ausgeschildert. Es sind auch ganz schön viele Radwanderer unterwegs. Auf dem „Gurkenradweg“, der heißt tatsächlich so, geht es zunächst nach Lübbenau. Auf unseren 8-Gang-Rädchen sind wir doch relativ flott unterwegs. Nach etwa einer Stunde sind wir auch schon in Lübbenau. Der Ort ist nicht besonders attraktiv und so kehren wir im Stadtzentrum auf dem weitläufigen Marktplatz in einem Straßenrestaurant ein. 


Lübbenau
Wir bestellen einen Spreewald-Flammkuchen. Beilagen sind u.a. Meerrettich und Spreewaldgurken. Was sich rustikal anhört schmeckt uns aber ziemlich gut. Nach dieser Stärkung geht es ins 2 km entfernte Lehde, einem „typischen“ Spreewalddorf. Von vielen Kanälen durchzogen, bevölkert von zahlreichen kleinen und großen Booten, ist dies wohl einer der Magneten des Spreewaldtourismus.







Der Ort ist auch wirklich schön und die Radwege die im Dorf herumführen und über die zahlreichen Holzbrücken macht Spaß. Auf dem Rückweg nehme ich zum Leidwesen meiner Angetrauten einen Dammweg, der nicht geteert ist. Er führt mitten durch die Sumpflandschaft der Spree. Ich hatte mir von dem Weg viel mehr versprochen, z.B. Vögel und anderes Getier. Aber außer den Störchen und einem Wiesel, das ich gestern gesehen hatte, waren die Tiere heute wohl im Urlaub. Im Herbst halten sich in der Nähe des Dammes etwa 2000 Kraniche auf. Jetzt ist aber halt noch nicht Herbst. Nach einem Stück ziemlich holperiger Strecke kommen wir wieder auf den guten Teerradweg. Bald sind wir wieder auf unserem Platz, hinter uns wird es bedrohlich dunkel. Gerade haben wir die Räder in der Garage verstaut kommen auch schon die ersten Tropfen. Donnergrollen kündigt ein Gewitter an. Da ich die Markise mit Sturmbändern gesichert habe, glaube ich mich auf der sicheren Seite. Der erste Regen geht über uns nieder und hört auch bald wieder auf. Wie wir so da unter der Markise sitzen zieht eine noch dunklere Wand zügig auf uns zu. Es ist zu spät die Nägel aus dem Boden zu reißen und die Markise einzurollen. Gerade noch die offenen Fenster notdürftig geschlossen da rauscht eine Sturmbö heran und reißt fast die Markise mit sich fort. Wir hängen nun im strömenden Regen und Hagel am Gestänge und hoffen, dass nicht noch Schlimmeres passiert. Direkt vor uns, nur 200 - 300 Meter entfernt schlägt ein Blitz ein und es kracht fürchterlich. Inzwischen sind wir bis auf die Haut nass und halten in strömenden Regen die Stellung. Als der Regen etwas nachlässt können wir ins Wohnmobil und die nassen Stellen trocknen, denn nicht alle Fenster waren ganz geschlossen. Beim großen Oberlicht tropft es ziemlich stark herein und ein untergestellter Becher ist ruck zuck voll. Kurz darauf erklingt das Geheule zahlreicher Sirenen der Feuerwehr in der Nachbarschaft. Unaufhörlich geht das so. Ich denke der Blitz, den ich gesehen hatte, ist auf der gegenüberliegenden Schlossinsel, auf der sich viele Touristen aufgehalten hatten, eingeschlagen. Immer mehr Fahrzeuge kommen unter Sirenengeheul angebraust. Ich will gar nicht wissen, was da passiert ist. Als der Regen aufhört, will ich die Markise einholen als die rechte Halterung des Fußes herausfällt. Ich bekomme schon einen Schrecken, dass es die Markise gekostet hat. Aber ich kann das schnell reparieren. Außer einem verbogenen Rafter ist nichts passiert. Einem Nachbarn ist es da schlimmer ergangen. Der hatte zwar rechtzeitig die Markise einrollen können, aber nicht rechtzeitig die Dachluke geschlossen. Die Sturmbö hat sie einfach nach hinten gebogen und zerschmettert. Einem weiteren Nachbarn aus Freiburg hat es die Markise an seinem Eriba-Wohnwagen so beschädigt, dass er sie nicht mehr benutzen kann. Ich habe ihm geholfen, die Markise notdürftig einzurollen und einzurasten.

Unsere völlig durchnässten Klamotten müssen nun im Wohnmobil trocknen.



Für heute Nacht sind weitere Gewitter angekündigt. Aber wir haben alles verstaut und es tropft jetzt auch nicht mehr herein. Ziemlich Glück gehabt!

Montag, 17. August, 2015

Dass Tropfen aus dem vorderen großen Oberlicht hielt die ganze Nacht an und wir mussten die große Spülschüssel darunter stellen. Das Geräusch ließ uns nicht einschlafen und so entwickelte ich eine geräuschlose Abtropfvorrichtung, indem ich einen langen Wollfaden in die Austrittsstelle stopfte und bis in die Schüssel hinunter führte. Jetzt konnte das Wasser am Faden herunter laufen und wir hatten Ruhe. Irgendwo muss auf dem Dach eine undichte Stelle sein.

Am nächsten Morgen war die Schüssel fast halb voll. Das Leck musste gefunden werden, da wir sonst nach Hause fahren können. Ich stieg auf die Sitzpolster und die Küchenzeile, damit ich zum Oberlicht hinaus schauen konnte. In der rechten Ecke des Daches sah ich, dass die Dichtung unsauber verarbeitet war und sich das Wasser hier staute. Nur von da konnte das Wasser ins Innere gelangen. Ich trocknete alles fein säuberlich ab und klebte dann an die (vermutete) undichte Stelle Panzerband in mehreren Lagen auf und hoffe nun, dass das Provisorium bis zu unserer Heimkehr hält.


"Camping am Oberuckersee" in Warnitz
Jetzt sind wir gerade am Oberuckersee in Warnitz. Die Fahrt an Berlin vorbei ohne große Verzögerungen. Der Platz, obwohl sehr abseits gelegen, liegt sehr schön terrassiert am See in einem Kiefernwald. Das Sanitärgebäude ist auf dem neuesten Stand und unser Platz auf der untersten Terrasse oberhalb des Sees ist ruhig und schön gelegen. Gisela bereitet gerade das Mittagsmahl zu und ich bringe Blog und Facebook auf den neuesten Stand. Das Internet-Ticket kostet für 24 Stunden 4 Euro. Nebenkosten fallen sonst keine an, oha!!!

Mittwoch, 19. August, 2015

Um es kurz zu machen, die Ostsee kann mich mal kreuzweise. Sind gemütlich gestern nach Usedom aufgebrochen und waren schon um halb 12 Uhr an unserem Wunschcampingplatz. Tolles Wetter und wie immer um die 30 Grad. Doch böse Überraschung. Der Platz ist komplett ausgebucht und die Dame an der Rezeption teilt uns mit, dass überhaupt ALLE Plätze auf Usedom ausgebucht seien. Ab nächster Woche würde wieder was frei werden. Danke für die Info. Wir fahren aber trotzdem einen zweiten Platz an, aber da ist es ganz genauso - ausgebucht. Da habe ich schon von Usedom die Nase voll und wir fahren nach Heiligendamm bei Rostock. Auch da ist alles ausgebucht und der Stellplatz neben dem Campingplatz auch brechend voll. Nur der städtische Parkplatz daneben hat noch Kapazitäten. Ich fahre rauf und frage einen Camper nach den Gebühren. Der sagt ungerührt, dass ein Tag auf dem Gammelparkplatz ohne jegliche Versorgung 25 Euro kostet und man müsse halt alle paar Stunden den Automaten nachfüttern. Da lachen ja die Hühner über eine solche Abzockerei, denn der letzte Campingplatz am Oberuckersee hat da viel weniger gekostet. Jetzt habe ich die Nase endgültig gestrichen von so was voll, dass wir zu unserem nächsten Etappenziel Plön an selbigem See weiterfahren. Dort um halb 6 nach über 9 Stunden und nach etwa 550 km angekommen, ist auch dieser Platz voll und der angrenzende Stellplatz ebenso. Das Wetter ist inzwischen regnerisch und kühl. Was machen die bloß alle hier? Nicht weit weg ist ein städtischer Parkplatz mit Camper Übernachtungsplatz.
Camper Stellplatz Plön
Plöner See
Der kostet 5 Euro und man hat eine Entsorgungsstation. Frischwasser Fehlanzeige. Am nahen Kiosk bekommen wir Wasser - hallo? - geschenkt! Stinkesauer begeben wir uns nach 5 Runden Skip-Bo (3 hat Gisela gewonnen) zu Bett. Es sind noch andere Wohnmobile da, aber als ich den Umschlag mit dem Geld in den bereitgestellten Briefkasten geworfen hatte, war nur noch ein weiterer drinnen. Selbst bei 5 Euro bescheissen die noch!
Alter Hafen von Husum
Heute Morgen bei leichtem Nieselregen und Nebel nach Husum gefahren. Eigentlich wollte ich ja nach St. Peter Ording, aber die Sandstrände dort lassen auf ähnliche Zustände schließen wie an der Ostsee. Ich will jetzt kein Risiko mehr eingehen und entscheide mich für den „Husumer Campingplatz“ direkt hinter dem Deich. Ich war früher schon zweimal mit Schulklassen im Schullandheim in der hiesigen Jugendherberge und weiß, dass Badestrände hier eher selten sind - ist ja auch Wattenmeer - und deshalb Familien mit Kindern diese Gegend eher meiden. Das war dann auch die richtige Entscheidung, denn der Platz hat noch etliche Plätze auf der Wiese frei und wir sind gerettet. Die Sanitäreinrichtungen sind sauber und der Platz ist ruhig. Gegen später gehen wir in die Stadt, vorbei an zahlreichen Deichschafen, die den Weg ordentlich zugekackt und -gepisst haben. Aber das gehört dazu und ist uns egal. Husum ist auch bei trübem Wetter ein schöner Ort und als erstes muss ein Krabbenbrötchen (5 Euro) sein und später gibt es am Hafen noch einen Cappuccino. Ich gönne mir noch eine Lübecker Nusstorte, hatte aber übersehen, dass das eine Sahnetorte ist. Vertrage ich nicht so gut. Aber heute war mir so ziemlich alles egal. Auf dem Rückweg haben wir noch an einem Krabbenkutter ein Pfund Krabben für 3 Euro erstanden. Die haben wir auf dem Platz sogleich gepult. Dafür haben wir allerdings zu zweit eine Stunde gebraucht. Die Mistviecher sind halt etwas fisselig auszupulen. Viel Abfall gibt es auch, aber der anschließende Schmaus mit Kartoffelsalat vom Lidl und dazu ein kaltes Wernesgrüner Bier (auch vom Lidl) waren es wert.


Morgen soll ja wieder sonniges Wetter sein und dann wollen wir mit den Rädern auf dem Deich fahren und nochmals nach Husum rein. Mit dem Rad nach Nordstrand und zurück wäre eine weitere Radtour von knapp 45 km. Ein Besuch auf der Hallig Hooge steht auch auf dem Plan, wenn das Wetter mitmacht.

Donnerstag, 20. August 2015

Heute Morgen von der Sonne geweckt. Schafe blöken oben auf dem Deich. Das wird ein schöner Tag. Nach dem Frühstück beschließen wir, die Radtour rund um Nordstrand zu machen.


Es ist windstill und es könnte auch ziemlich flott vorangehen, wenn nicht ständig Schafe auf dem Radweg liegen würden. Das wäre auch nicht weiter schlimm, aber deren Hinterlassenschaften bedecken fast lückenlos den Radweg und wir sind gezwungen im Slalom um die frischen Häufchen und Haufen zu fahren. Schafe scheißen und pissen wie die Weltmeister nach 5 Liter Bier.

Zügig erreichen wir Nordstrand und fahren entgegen dem Uhrzeigersinn am Elisabeth-Sophien-Koog vorbei, lassen Oben links liegen und sehen in der Ferne die Halligen aus dem Wattenmeer aufragen.


An reetgedeckten Häuschen vorbei erreichen wir den Fähranleger für die morgige Halligfahrt. Hier müssen wir uns erst einmal mit einem Krabbenbrötchen stärken. Weiter geht es an Westen vorbei, auch England lassen wir links liegen, bis wir nach schöner Fahrt Süderstrand mit der "Engel"-Windmühle erreichen.

Giselas Knie machen jetzt Probleme, aber wir haben noch gut 15 km vor uns. Also kehren wir an der Mühle ein zur Rast und da uns riesige Windbeutel anlachen (mit Sahne, Vanilleeis und Roter Grütze), stehen sie auch gleich bei uns auf dem Tisch. Dermaßen gestärkt oder geschwächt, ganz wie man will, geht die hurtige Radfahrt weiter. Kurz vor Verlassen Nordstrands kaufen wir noch in einem Hofladen Schafskäse ein. Begleitet vom Gekreische zahlloser Stare, die in großen Schwärmen über die Halbinsel fliegen, machen wir uns auf die letzte Etappe unserer Rundreise. Am frühen Nachmittag sind wir wieder auf dem Campingplatz und haben vom Radeln für heute erst einmal genug.

Der Rest vom Tag ist Siesta und am Abend gibt es noch einen perfekten Sonnenuntergang.


Morgen früh geht um 6 Uhr der Wecker, denn wir brauchen eine knappe Stunde bis zum Bahnhof in Husum, von wo wir mit dem Bus zum Fähranleger auf Nordstrand fahren wollen. Der fährt um 7:42 Uhr ab und das Schiff geht um 9:15 Uhr nach Hallig Hooge. Also früh zu Bett heute.

Freitag, 21. August 2015

Früh um 6 Uhr klingelt der Wecker wie zu alten Zeiten. Wir müssen gegen 6:40 Uhr zum Bahnhof in Husum, um einen frühen Bus nach Strucklahnungshörn auf Nordstrand zu nehmen. 



Ich will zeitig dort sein, denn das Wetter verspricht traumhaft zu werden. Bestimmt haben andere Leute auch die Absicht mit dem ersten Schiff um 9:15 Uhr über Hallig Hooge und Amrum nach Sylt zu fahren. Dann ist das Boot voll und wir gucken in die Röhre.
Und meine Vorahnung war richtig. Wir bekamen ohne Probleme ein Ticket und saßen schon auf dem Oberdeck, als der Anschlussbus aus Husum einfuhr. Zahlreiche Touristen mussten wieder umkehren, da das Boot inzwischen ausgebucht war. Glück muss man halt auch mal wieder haben.
Die einstündige Hinfahrt führte mit einem Zwischenstopp auf Pellworm durchs Wattenmeer zur Hallig Hooge. 



Wir hatten knapp 3 Stunden Zeit die Insel zu erwandern, denn mit dem Spätschiff wären wir erst bei Dunkelheit nach 9 Uhr Abends auf dem Campingplatz gewesen. Die Wanderung auf der Insel mit der erfrischenden Luft und dem leichten Wind eine Wohltat. Unser erster Halt war die Kirchwarft, die aus Resten der 1632 in einer Sturmflut zerstörten Kirche aufgebaut wurde. Der Boden in der Kirche ist ein Sandboden, in dem bei Sturmflut das Hochwasser besser versickern kann.




Begleitet von Vogelgezwitscher und Schreien der zahlreichen Ringelgänse setzten wir unsere Wanderung an der Middelwarft und Schulwarft vorbei zur größten Warft der Hanswarft. Hier befindet sich auch das älteste Gebäude, der Königspesel. Der gehörte einmal einem Kapitän und das Haus befindet sich seit Generationen in der selben Familie. Es beherbergt ein kleines Museum und Originalräume.




Um 13:30 Uhr mussten wir leider schon wieder Abschied von der Insel nehmen und fuhren zurück nach Nordstrand. Noch einmal ein Gang durch den alten Hafen von Husum, bevor wir den anstrengenden Weg zurück zum Campingplatz antraten. 



Jetzt wollen wir keinen Schritt mehr machen. Morgen geht es weiter nach Norddeich, wo wir Johannes und Martina treffen wollen. Der dortige Campingplatz sieht recht groß aus und ich bin optimistisch, noch einen freien Platz zu bekommen. Allerdings ist das Wetter ein wenig ZU schön.

Sonntag, 23. August 2015

Dortiger Campingplatz natürlich VOLL und ausgebucht!!! Aber um die Ecke gibt es einen Wohnmobilstellplatz mit allem was ein Campingplatz auch hat, nur billiger und nicht ganz so komfortabel. Gestern mussten wir noch ohne Strom auf einem freien Rasenstück auf dem Stellplatz übernachten, der auch bis auf diesen Platz restlos voll war. Wir konnten aber heute morgen auf einen frei gewordenen Stellplatz mit Strom umziehen.


WoMo Stellplatz Norddeich
Sind gestern noch mit dem Rad ins Hafengebiet gefahren. Viel Rummel am Badestrand und viele Lenkdrachen am Himmel. Es geht ein wenig Wind und so kommt man mit dem Fahrrad auch gut voran. Im Fährhafen erkundigten wir uns nach den Preisen für Norderney, denn Johannes und Martina hatten sich angesagt uns zu besuchen. Über 70 Euro für 4 Personen ist ganz schön happig.




Zum späten Frühstück trafen die beiden aus Düsseldorf nach 3-stündiger Fahrt ein und wir machten uns einen schönen Tag am Strand, beim Kuchen essen und Kartenspielen und abschließendem Schollen essen im Ort. Der Wind hat heute schon aufgefrischt und kündigt von schlechterem Wetter in den nächsten Tagen. So hatten wir doch recht viel Glück mit zwei sonnigen Tagen hier in Norddeich.



Morgen fahren wir weiter nach Zuiteland in Holland und hoffen weiter auf unser Glück mit Wetter und Übernachtungsplatz.

24. August 2015

Nach einer Fahrt von knapp 500 km sind wir auf dem Campingplatz Valkenisse bei Zoutelande auf Zeeland gegen 3 Uhr Nachmittags angekommen. Wir haben sogar einen Platz bekommen und konnten zudem unter 10 freien Plätzen auswählen! Das Wetter sah zunächst recht wechselhaft aus und abgesehen von ein paar Regentropfen war es dann auch trocken. Der Platz ist ziemlich groß und hat überwiegend Miethäuschen und -caravans. 


Blick nach Norden (Zoutelande)

Blick nach Süden (Westerschelde)
Nach einem kurzen Abendessen sind wir noch schnell auf die große Düne hinter dem Campingplatz hinauf und oben Richtung Zoutelande marschiert. Die Sonne schien und es wehte eine steife Brise, aber nicht zu kalt. Wir sind hier schon einmal mit Johannes und Martina in einem Ferienhaus gewesen und daher kannten wir auch den Campingplatz.
Der lange Sandstrand so gut wie menschenleer. 


Menschenleerer Strand

Der Strand ist voller bunter Badehäuschen
Nach einer guten Stunde sind wir wieder zurück, denn der Himmel jenseits der Westerschelde über Belgien sieht recht dunkel und regenschwanger aus. Wir sind auch nicht so lange wieder in unserer Behausung als es auch schon anfängt zu regnen. Der Wetterbericht sagt für die kommenden drei Tage, die wir hier bleiben wollen, wechselhaftes Wetter voraus mit Höchsttemperaturen um 20 Grad. 


Die Beeren des Sanddorns sind überreif
Auf der Düne sind die Brombeeren und die Beeren des Sanddorns reif. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Unsere Reise ebenso.

Mittwoch, 26. August 2015

Unser letzter Tag am Meer. 6 Wochen sind nun fast vergangen seit unserer Abreise aus dem Schwarzwald. Die Deutschland-umrunden-Tour ist beinahe vollendet. Es gibt jetzt nur noch einen Zwischenstopp in Bernkastel-Kues an der Mosel.


Ein junger Igel kreuzt unseren Weg

Die letzten beiden Tage hat es ab Spätnachmittag heftig geregnet und gestürmt. Auch die ganze Nacht über. Dank des starken Windes ist jetzt aber alles wieder trocken verstaut. Gegen Morgen hört der Regen auf und die Sonne kommt heraus. Zum draußen sitzen ist es aber zu unangenehm. Haben heute noch einmal eine ausgedehnte Küstenwanderung Richtung Dishoek am Strand entlang genommen, das ist schon fast in Vlissingen an der Westerschelde. 
Die Strandhäuschen hier bei Dishoek sehen deutlich komfortabler aus, als die Richtung Zoutelande

Der Wind bläst immer noch heftig, aber es gibt trotzdem einige Unerschrockene, die sich ins Wasser wagen. Dessen Temperatur ist von 23 Grad auf 18 Grad gesunken. An den beiden Leuchttürmen von Dishoek machen wir kehrt und wandern oben auf der Düne zurück.



Die beiden Leuchttürme Kaapduinen Hoch und Laag

Auf den Dünen jede Menge reife Brom- und Sanddornbeeren. Beide sind mir zu sauer, aber Gisela hat wohl einen Kilo davon gegessen. Letztere sollen ja sehr gesund sein und zudem Vitaminbomben.



Noch scheint die Sonne um kurz vor 5 Uhr Nachmittags, aber gegen 6 Uhr ist schon wieder Regen angesagt.
Morgen Abfahrt an die Mosel.

Donnerstag, 27. August 2015

So, jetzt sind wir an unserem letzten Etappenziel unserer Rundreise um Deutschland angekommen. Ein kleiner Campingplatz in Wehlen an der Mosel. Das ist etwa 3,5 km vor Bernkastel-Kues.
Nach einem heftigen Gewitterregen und stürmischen Böen gestern Spätnachmittag bis in die Nacht hinein, sind wir trocken heute morgen in Holland abgefahren. Aber auf der gesamten Fahrt durch Holland und Belgien hat es geregnet. Der einzige Lichtblick war eine Tankstelle in Belgien, wo der Diesel 1,02 Euro gekostet hat.



Hier haben wir nun einen schönen Platz mit Blick auf die Mosel und die gegenüberliegenden Rebhänge. Haben dann auch einen kurzen Spaziergang von ca. 10 km an der Mosel entlang gemacht. 


Graach an der Mosel

Gegen halb 7 sind wir dann in ein Restaurant an der Moselbrücke in Wehen zum Essen gegangen. Das hätten wir uns aber auch sparen können. Von außen sah das Restaurant recht einladend aus, das Essen entsprach aber nicht dem äußeren Erscheinungsbild. Die bestellten Schnitzel, bzw. Cordon Blue bestanden aus Formfleisch und Fertigpanade. Wahrscheinlich vom Lidl oder Aldi aus der Truhe. Das Kochen hier beschränkte sich wohl aus dem Bedienen der Friteuse. Am Salat waren auch nur die Salatblätter frisch, der Rest aus der Dose. Mit anderen Worten unterirdisch. Das einzig "Echte" war wahrscheinlich noch der Riesling.
Wenn es morgen nicht regnet machen wir eine Radtour nach Traben-Trarbach.

Freitag, 28. August 2015

Statt nach Traben-Trarbach, sind wir am Nachmittag nach Bernkastel-Kues geradelt. Die Sonne war uns hold und so konnten wir das schöne Städtchen trotz der vielen Touristen und Rentner genießen. Alles sieht hier aus wie aus einem Modellbaukasten für eine Spielzeugeisenbahn. Viele der Häuser, die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen, haben lustige Sprüche an der Fassade. So ist der Stadtspaziergang recht unterhaltsam.


Rathausplatz


Das Spitzhäuschen ist eines der beliebtesten Fotomotive






Morgen geht es nach Hause.

Dienstag, 1. September 2015

Die Ankunft im trauten Heim hatten wir uns eigentlich anders vorgestellt. Zwar stand das Haus noch, der Garten nicht gar so verwildert wie in anderen Jahren wenn wir nach Hause kamen, doch stand der Heizungskeller unter Wasser. Ein Leck in der Wasserzufuhr zum Heizkessel war die Ursache des Übels. Stundenlang mussten wir Wasser schöpfen, um uns zunächst einmal einen Überblick über die Schäden zu machen. Das Wasser lief munter nach, obwohl ich den Hauptschieber ins Haus vor der Abfahrt geschlossen hatte. Die Notrufnummern für Wasser waren für den A... und nach einigem Telefonieren hatte ich zum Glück die Frau Wagner vom selbigen Installationsgeschäft am Apparat und kurz darauf im Haus und gegen 9 Uhr abends konnten wir total fertig ans Ausruhen denken. Dank eines Luftentfeuchters von Alfred konnten wir auch schon gleich ans Austrocknen denken. Am Montag bekam ich noch vom hiesigen Wasserversorger einen zusätzlichen Trockner und der Gutachter der Versicherung war auch schon da. Allerdings bekommen wir die Reparaturen nicht ersetzt, sondern nur die Behebung des entstandenen Wasserschadens. Was soll's! Es hätte schlimmer kommen können.



Fußbäder helfen gegen Fußpilz
Footprint

Resümee:

In den 6 Wochen haben wir zahlreiche Eindrücke gesammelt und ganz viele schöne Erlebnisse gehabt. Wir haben über 5.000 km in 8 Ländern (Deutschland, Österreich, Slowakei, Tschechien, Polen, Niederlande, Belgien, Frankreich) zurückgelegt und nur Positives erlebt, wenn man einmal davon absieht, dass es mit der Ostsee nix war.

Was waren die Superlative?

Schönste Landschaft: Hohe Tatra, Slowakei
Schönste Stadt: Krakau, Polen
Netteste Menschen: bei Gudrun im buddhistischen Meditationszentrum Darnkow, Polen
Schönste Radtour: Nordstrand (Husum), Deutschland
Bestes Essen: Lammkeule im Restaurant „Salaš Krajinka“ bei Ružomberok, Slowakei 
Längste Etappe: vom Oberuckersee über Usedom einmal quer durch Norddeutschland nach Plön, über 700 km und 9 Stunden am Steuer
Schlechtester Campingplatz: "Storchencamp", Purbach am Neusiedlersee, Österreich
Schönster Campingplatz„Autokemping Stara Hora“, Slowakei
Heißester Ort: Neusiedlersee über 40 °C, Österreich
Kältester Ort: Zoutelande um 20 °C, Niederlande

Die Liste könnte noch länger werden, aber jetzt habe ich keinen Bock mehr. Mehr gibt es erst wieder nächstes Jahr ab April 2016, wenn wir wieder mal unterwegs sind nach -

MAROKKO