Donnerstag, 18. August 2011

Spanien-Portugal 2011


Freitag, 5. August 2011

Startbereit steht unser Camper an der Straße. Über fast 6.000 km wird unsere Reise quer durch Frankreich, über die Pyrenäen, die Nordküste Spaniens und dann Nordportugal führen. Auf dem Rückweg wollen wir noch Sevilla und Cordoba besuchen und zum ersten Mal auch Andorra anschauen. Unterwegs warten dann noch weit über 100 Geocaches auf uns. Jetzt gilt es nur noch die passende Bekleidung einzupacken (an der Biscaya kann es auch gern mal frisch werden und regnen) und die Lebensmittel in den Kühlschrank einzuräumen und dann kann es morgen früh losgehen.
Aber zuerst feiern wir noch auf Veras Hochzeit in Ichenheim am Samstag, bevor wir am Sonntag Morgen ins Burgund nach Luzy fahren. Dort ist unser traditioneller Stopp auf dem Camping Municipal. Außerdem gibt es in der dortigen Boulangerie die besten Croissants Frankreichs!!!

Unsere geplante Reiseroute

In den kommenden Tagen werde ich versuchen, diesen Blog aktuell zu halten, vorausgesetzt ich finde immer einen Internetzugang.


Sonntag, 7.8. 2011 - Luzy

Um 10:30 Uhr in Niederschopfheim abgefahren. Opulente Hochzeitsfeier bis nach 4 Uhr morgens, dann ins Bett. Die ganze Nacht hat es geschüttet, dennoch leidlich schlafen können. Um 9:00 Uhr aufgestanden und bei Gertrud und Rüdiger gefrühstückt. Durchgefahren bis Beaune. Tankstellen sonntags geschlossen. Toll. Man kann nur mit Mastercard tanken. Dumm nur, wenn man die PIN nicht kennt. Habe sie auch bisher nie gebraucht. Gisela wie immer etwas panisch, dass uns der Sprit ausgehen könnte und wir dann mitten auf der Straße stehen bleiben. In Autun gab es dann doch noch eine offene Tankstelle, ein fleißiger Vietnamese (wer sonst?) arbeitete doch tatsächlich am Sonntag!
Kurz vor Luzy zum Cachen angehalten. Wetter ist super, warm und sonnig mit Schäfchenwolken. Den Mont Dosne hinaufgestiegen und an einem schönen Platz ganz oben auf dem Berg auf einer Lichtung mit großen Felsblöcken und einer sehr alten Buche mittendrin unseren ersten Frankreich-Cache gefunden. Ein bißchen ein mystischer Ort. Erinnerte ein wenig an die Schalensteine in Schonach.
18:00 Uhr Ankunft auf dem ehemaligen Camping Municipal von Luzy (€ 16,20). Ist jetzt in Privatbesitz und voller Holländer. Das letzte Mal als wir hier waren, sind wir die einzigen Gäste gewesen. Jetzt ist der Platz ausgebucht. In gewohnter Weise hatten wir uns einfach auf einen freien Platz gestellt, der zum Glück, wie sich später herausstellte, zufällig noch frei war. Jetzt gibt es Spätzle aus der Tüte (!) mit Spuren von Schinken. Auf der Verpackung sieht es natürlich immer nach mehr aus. Und dann werden wir heute früh zu Bett gehen, falls uns die vielen heulenden holländischen Kinder, die gerade herumtoben, schlafen lassen. Morgiges Ziel ist der Dordogne-Stausee bei Bort-les-Orgues.

Montag, 8.8. 2011 – Dordogne-Stausee bei Lanobre

Um 9:00 Uhr in Luzy weggefahren. Da hat es schon leicht geregnet. Frühstück war wegen der nicht so tollen Croissants etwas enttäuschend. Auf dem Weg in das Städtchen fanden wir auch den Grund dafür. Unsere Boulangerie gibt es nicht mehr. Von den ehemals vier Bäckereien existiert nur noch eine. Viele Geschäfte sind geschlossen. Auf dem Land will wohl niemand mehr wohnen. Dafür gibt es jetzt einen großen Lidl.
Kurz vor unserem 2. Übernachtungsplatz am Dordogne-Stausee bei Lanobre machen wir am Château de Val Mittagsrast im Regen, bevor wir uns nachher das Schloss anschauen und noch 2 Caches suchen wollen.
Das Schloss haben wir von außen bei Sonnenschein angeschaut. Fast wie ein Märchenschloss. Wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Jetzt liegt es malerisch am Ufer der aufgestauten Dordogne, früher hoch über dem Talgrund.
Auf enger Straße vom Château de Val über Lanobre nach Beaulieu und tief in den Wald hinein Richtung Château de Thymières zum 2. Cache des Tages. Ein gut halbstündiger Fußmarsch führt uns hoch auf einen Hügel, wo die Ruinen der Burg über dem Stausee thront. Erbaut im 11. Jahrhundert auf den Resten einer keltischen Festung ist nicht mehr viel von dem ehemaligen Bauwerk geblieben. Zu abgelegen war es wohl auch den damaligen Burgherren, so dass der Ort schon im 18. Jahrhundert aufgegeben und verfallen war und nicht mehr aufgebaut wurde. Die Aussicht von hier oben über den Stausee und auf das Château de Val ist toll und lohnte den Ausflug hierher auf jeden Fall.
16:15 Uhr
Haben ganz in der Nähe von Lanobre am Stausee einen einfachen Campingplatz gefunden (€ 16,50), Kaffee getrunken – die neue Nespresso-Maschine funktioniert prima – und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. Schon zieht es dunkel und bedrohlich von Westen hierher und gerade den letzten Schluck Kaffee getrunken, da fängt es auch schon an zu regnen. Den Sommer gibt es auch hier nur minutenweise. Gut, dass ein paar Bücher mit auf die Reise gegangen sind. Übrigens, auch dieser Platz ist, wie in Luzy, voller Holländer. Ich denke, die suchen sich schon mal die besten Plätze aus, wenn dereinst Holland wegen der globalen Erwärmung und dem daraus resultierenden Ansteigen des Meeresspiegels unter Wasser steht. Gut, wenn man Plätze fürs Exil kennt.
20:15 Uhr
Der Regen hat sich inzwischen verzogen und die Sonne senkt sich im Westen bei strahlend blauem Himmel. Wir machen jetzt noch mal einen kleinen Spaziergang zum See und dann kann der Tag ausklingen.

Dienstag, 9.8. 2011 - Lustrac

18:00 Uhr




Die Nacht war ruhig, nur ein einzelner, ziemlich lauter Schnarcher beschallte das Gelände. Frühstück mit obligatorischem frischen Baguette und Kaffee. Wir konnten es heute gemütlich angehen lassen, da unsere Fahrtstrecke nur 280km war. Ein Cache lag auf dem Weg kurz hinter der Staumauer und nach ein wenig Stress wegen ungünstiger Parkplätze, an der Straße entlanggehen, etc. haben wir ihn auch gleich gefunden. Der Rest der Strecke durch schöne hügelige Landschaft Richtung Cahors. Alte Städtchen und Dörfer oft mit einer Wehranlage versehen. Häuser gebaut aus Natursteinen, blühende Gärten.
Auf dem Weg noch bei einem Leclerc eingekauft, getankt und gegen 15:00 Uhr waren wir schon in Lustrac bei der alten Mühle am Lot. Wir mussten 2 Stunden vor dem Platz warten bis aus dem Dorf ein junges Mädchen dahergeradelt kam und uns herein ließ. Der kleine Platz am Fluss ist ziemlich voll und wir haben gerade noch den letzten Stellplatz ergattert. Kleiner Spaziergang am Fluss entlang. Auch hier, völlig ungewohnt, ziemlich Betrieb mit Hausbooten auf dem Fluss und die unvermeidlichen Angler. Heute mal kein Essen aus der Tüte – Leclerc sei Dank. Das wird wieder eine ruhige Nacht werden und morgen geht’s an den Fuß der Pyrenäen nach Saint-Jean-Pied-de-Port, unsere vorerst einmal letzte Station in Frankreich.

Mittwoch, 10.8. 2011 – Saint-Jean-Pied-de-Port

Hatten eine ruhige Nacht, nur ein einsamer Nachtvogel schrie ab und zu. Die Nacht kalt und vom Fluss herauf zogen die Nebelschwaden. Am Morgen dann wolkenloser Himmel und kaum schienen die ersten Sonnenstrahlen auf unseren Platz wurde es auch gleich warm. Um 9:00 Uhr gab es dann frische Croissants und Baguette. Gemütlicher kann ein Tag nicht beginnen. Lustrac, der Platz an der alten Mühle mit Schleuse am Lot, kann auf unserer Liste der gemütlichen Campingplätze bleiben. 
Die Fahrt ging heute über Villeneuve-sur-Lot und Mont-de-Marsan Richtung Orthez. Nach Mont-de-Marsan die ersten großen Pinienwälder. Leider war es noch nicht heiß genug, sonst hätte man den herrlich aromatischen Duft der Pinien riechen können.
Orthez war mal wieder was für Gisela, weil ich mitten durch den Ort mit Fußgängerzone gefahren bin. Links und rechts nur wenige Zentimeter Platz. Ging aber alles gut.
Unser erster Cache heute war in Hospital d’Orion, einem kleinen Dorf am Jakobsweg mit hübschem altem Kirchlein. Beim Rückwärtsfahren habe ich mich etwas künstlerisch an einem Verkehrsschild versucht, indem iches erst nach hinten, dann nach vorne gebogen habe. Es war halt in einer, sagen wir mal, ungünstigen Höhe angebracht, so dass ich es beim Manövrieren nicht gesehen habe. Unsere Markise hat jetzt halt ein paar kleine Kratzer. Früher oder später wäre so was eh passiert.
Auf den letzten Kilometern nach Saint-Jean-Pied-de-Port hatten wir eine tolle Sicht auf die Pyrenäen-Kette, die wir morgen auf dem Weg nach Pamplona überqueren werden.
Haben vor der Stadt auf einem großen Wohnmobil-Parkplatz angehalten und sind zu Fuß erst einmal auf die Festung hinauf gestiegen, von wo man einen schönen Blick auf den Ort und die umliegende Landschaft hat. Danach in die Altstadt mit ihren Gässchen, schönen alten Häusern und den vielen Herbergen für die Wanderer, die auf dem Camino de Santiago unterwegs sind. Kurz hinter dem Jakobstor das Haus, in dem sich die Wanderer und Pilger einschreiben können.


Allerdings hat es hier ungleich mehr Touristen, so wie wir, als wanderndes Volk. Dennoch gibt es einige, die sich schwer bepackt zu Fuß oder auf dem Rad auf die beschwerliche Reise nach Santiago de Compostela machen.
Haben für heute einen schönen Platz etwa 3 km außerhalb der Stadt Richtung Bayonne gefunden. Ein warmer Wind geht, die Temperaturen sind sommerlich, die Aussicht auf die grünen Berge ringsum toll.
Heute Abend machen wir als Einstimmung auf Spanien eine Paella. Zum Kaffee gab es schon den traditionellen Gâteau Basque. Lecker!

Donnerstag, 11.8. 2011 – Santillana del Mar

20:25 Uhr



Vom sehr schönen Platz bei Saint-Jean-Pied-de-Port, jetzt auf einem Parkplatz vor den Toren Santillanas.
Heute Morgen ziemlich frisch und Nebel. Die Sonne konnte man aber erahnen und gegen 9:00 Uhr hatte sie sich schließlich durch die Nebelfetzen gekämpft.
Wir fuhren bei herrlichem Sommer-Sonnenschein zum Pass Ibañeta hinauf, parallel zum Camino. Viele Wanderer unterwegs, teils fromme Lieder singend in Gruppen, teils alleine, teils auf Mountainbikes. Es glich schon irgendwie einer Autobahn. Erstaunlich viele einzelne Frauen sind auf dem beschwerlichen Weg. Die Aussicht auf dem Pass atemberaubend schön. Weit kann man blicken, die Luft ist klar. Hier oben haben wir unseren Travelbug der nach Santiago will hinterlegt und hoffen, dass ein Pilger ihn auf die weitere Reise mitnimmt. In Roncesvalles Rummel und kein Parkplatz. Mussten deshalb weiterfahren, haben aber unterwegs oft angehalten und entlang des Caminos einige Caches gesucht und auch gefunden.
Eigentlich sollte in Bilbao am Guggenheim-Museum Ende der Tagesstrecke sein, aber einmal um das ganze Viertel gefahren, keinen Parkplatz gefunden – nicht mal für Busse!!! – und sind dann kurz entschlossen weiter nach Santillana del Mar gefahren.
Schon in Bilbao waren dunkle Wolken am Himmel, noch dunklere in den Bergen, die Temperaturen einige Grad kälter – geschätzte 23 °C.
In Santillana auf besagtem Parkplatz gestrandet (5 €). Das Städtchen voller lärmender Touristen, viele Geschäfte die Sidra (Apfelwein), Schokolade und Marmelade verkaufen. Scheint eine Spezialität hier zu sein. Vergeblich nach dem einzigen Cache hier gesucht, aber die Suche gestaltet sich schwierig, da sehr viele Leute (in der Cachersprache Muggles) hier unterwegs sind. Vielleicht versuchen wir es morgen früh noch einmal bevor wir nach Cóbreces weiterfahren. Gisela hat mal wieder Angst, auf dem Parkplatz übernachten zu müssen.

Freitag, 12.8. 2011 – Covadonga (Picos de Europa)

Sind also in der Nacht weder überfallen, noch verhaftet worden. Zwei weitere Wohnmobilisten haben auch hier übernachtet. Ruhig war’s allemal.
Am Morgen nach dem Frühstück nochmals in den Ort gegangen, diesmal fast keine Touristen, nur Einheimische. Schnell den Cache von gestern gesucht und gefunden.
Nach Cóbreces war es nicht weit und den Käseverkauf der Zisterziensermönche gibt es noch wie vor 20 Jahren, als wir hier zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem köstlichen Queso de Trapa gemacht haben. Den Campingplatz in der schönen kleinen Bucht mit Sandstrand gibt es allerdings nicht mehr, obwohl noch ausgeschildert.
Sind dafür die Küste entlang gewandert (ca. 3 ½ Stunden hin und zurück), natürlich weil es dort einen Cache gab. Gelandet sind wir an einer traumhaften Bucht an der Steilküste in die ein kleiner Fluss mündete, ein schöner kleiner Wasserfall mit Mühlenruinen (Molino de Bolao). Die Aussicht über der Bucht spektakulär, der Rückweg im Sonnenschein. Hatte es doch heute Morgen schwer nach starker Bewölkung und gar Regen ausgesehen. Warm war es auch trotz Wolken.
Comillas war ein Reinfall. Keine Parkplätze, alles überlaufen. So konnten wir den geplanten Besuch von Gaudis Pavillon streichen.
So sind wir Richtung Picos de Europa gefahren. Eigentlich wollten wir auf einen Campingplatz (Camping Picos de Europa) kurz vor Cangas de Onis, der war aber schon voll. Also sind wir gleich nach Covadonga (Parkplatz P4) gefahren. Die Straße zu den Seen ist allerdings ab 8:30 Uhr gesperrt und kann erst wieder ab 20:00 Uhr befahren werden. Grund ist der Bus-Shuttle-Service hinauf (7,50 € pP), der Parkplatz allerdings günstig (2 €).
Eigentlich wollte ich mit dem Wohnmobil um 20:00 Uhr hinauffahren, aber nachdem wir mit dem Bus die enge Serpentinenstraße mit Busgegenverkehr hinaufgefahren sind, nehme ich jetzt doch lieber Abstand davon, zumal der Abstand zwischen zwei sich begegnenden Fahrzeugen ziemlich wenig ist und Rückwärtsfahren an den meisten Stellen stressig sein könnte. Es waren zwar 2 bis 3 Wohnmobile oben, aber eigentlich ist das Übernachten im Nationalpark nicht gestattet.
Kurzum, gegen 16:30 Uhr waren wir mit dem Bus oben, strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, gigantische Ausblicke auf die beiden Bergseen Lago Enol und Lago la Ercina auf knapp 1100m über dem Meer und aberhunderte Touristen wie wir. Ein Rummelplatz. Vor 20 Jahren hätte man sie an einer Hand abzählen können!









Nicht lange nachdem wir auf dem Sattel zwischen den beiden Seen angekommen waren und die herrliche Aussicht genossen, zogen vom Meer Wolken herauf und innerhalb kürzester Zeit war es dahin mit der schönen Aussicht. Eine Stunde lang Glück gehabt!
Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher zu den Pilgerorten Covadongas gemacht. Ein sogenannter Ritter namens Pelayo hat hier ein kleines maurisches Heer besiegt und somit die Reconquista, die Befreiung Spaniens von den Mauren, eingeleitet. Jetzt pilgert was pilgern kann hierher, um den kriegerischen Helden zu verehren.
Wieder einmal werden wir hier auf einem Parkplatz übernachten, aber vorher gehen wir noch in ein nahegelegenes kleines Restaurant und lassen uns überraschen, welche Köstlichkeiten man uns auftischt.















Samstag, 13.8. 2011 – Gijon

11:10 Uhr





Morgens in Covadonga sehr nebelig und kühl. Die Sonne schafft den Nebel erst gegen Mittag weg. Somit fällt die Picos Rundfahrt aus, da ich diesmal nicht im Nebel herumfahren möchte.
Stattdessen stehen die Bufones bei Garaña auf dem Plan. Wenn das Meerwasser gegen die unterhöhlten Felsen an der Steilküste drückt, zischt oben aus den Felsöffnungen der Wasserdampf unter hohem Druck heraus. Das soll ziemlich beeindruckend sein. Das haben sich leider auch ganz viele vor uns gedacht und deshalb ist der Campingplatz (einzige Haltemöglichkeit auf der schmalen Straße zur Küste) auch vollkommen belegt. Einzig ein großes Poster der Küste an der Rezeption zeigt, was wir leider versäumen müssen.





Deshalb sind wir weiter nach Gijon weitergefahren und haben auf dem Weg zum Camping Gijon (hoffnungslos belegt und viel zu kleine Plätze für unseren Camper) einen tollen Parking Tourismos gefunden, mit vielen Campern drauf und schönem Blick auf die Bucht von Gijon.






Fahrzeug eingeparkt und uns auf den ca. 2km langen Weg in die Stadt gemacht. Der Küste entlang mit schön angelegter Promenade und alle paar hundert Meter eine Treppe hinunter zum erst Stein- dann Sandstrand. Alles top sauber, auch der Strand erstrahlt in perfekt gereinigtem Zustand. Für solch eine große Stadt mit über 250.000 Einwohnern erstaunlich.
Schon zu dieser „frühen“ Stunde, es ist etwa 10 Uhr, sind viele Menschen unterwegs, oft joggend oder Morgengymnastik treibend. Natürlich lag auch ein Cache bei der „Madre del emigrante“, ein in Bronze gegossenes Denkmal einer wehmütig aufs Meer hinausschauenden Frau mit wehenden Haaren. Je näher wir dem Stadtzentrum kamen umso mehr nahm die Menschenmenge auf der Promenade, auf dem Strand und im Wasser zu. Aber überhaupt keine Hektik, Gelassenheit überall, alte aufgeputzte Senoras in ihren feinsten Sonntagskostümen, alte gebrechliche Ehepaare mit ihren Gehstöckchen, junge Pärchen, Eheleute mit Kind und Hund – ein buntes Menschentreiben. 


Ein Bummel vorbei am Rathaus am Plaza Mayor, eine Hochzeitsgesellschaft in Abendrobe davor wartend, vorbei am hier wohl unvermeidlichen Denkmal des Nationalhelden Pelayo, durch den Mercado del Sur mit seinen „Wohlgerüchen“ aus Fisch, Obst, Gemüse, Brot, Fleisch und was es sonst noch auf der Welt gibt und plötzlich, nicht ganz unverhofft, ein McDonald’s. Das muss sein, hier kennt uns ja keiner, außerdem hat sich unser Magen noch nicht and die südländischen Essensgepflogenheiten gewöhnt, nach denen man erst am späten Abend isst. Auf dem Rückweg entlang der Strandpromenade. Der Strand ist jetzt gepackt voll mit Menschen, ein kunterbuntes Bild, ein Gesumme wie ein Bienenschwarm. Tausende sind jetzt hier versammelt und ab und zu dröhnt aus riesigen Lautsprechern, die an der Uferpromenade aufgestellt sind, für uns unverständliche Durchsagen für das Volk.


Einkehr in einer Strandbar. Café con leche, aqua minerale con gaz und später noch eine kalte Cerveza. Dazu jedes Mal noch die unvermeidlichen Tapas. 10 Bier und man hätte auch ordentlich was dazu gegessen. Gegenüber schläft eine ins Alter gekommene „Dame“ mit weit geöffnetem Mund. Die Hitze und ein vor ihr stehendes halb leer getrunkenes Bierglas haben sie dahingerafft. Als sie etwas später im Schlaf, oder doch im Vollrausch?, das Glas zu Bruch gehen lässt ohne dabei aufzuwachen, stört das die Bedienung auch nicht sonderlich.
Die Scherben bleiben liegen, die Dame ebenfalls.






Zurück am Parkplatz, der oberhalb einer schönen und weitläufigen Parkanlage liegt, Campingstuhl, Liegetuch und ein Buch unter den Arm geklemmt und ein schönes Plätzchen im Schatten einer der vielen Palmen gesucht. Schatten? Nicht ganz, denn jetzt wo ich dies schreibe, habe ich einen verdächtig roten Bauch und es ist auch so warm, ohne dass die Sonne scheint. Die geht gerade über den Dächern Gijons unter.


Sonntag, 14.8. 2011 – Gijon

10:00 Uhr


Warme Nacht, kein Wind, kurze Hose und kurze Ärmel kein Problem. Die hell erleuchtete Stadt funkelt auf dem Wasser in der Bucht. Ein kurzer Regenschauer gegen Morgen, jetzt viele dunkle Wolken am Himmel. Ein Bäcker macht hupend die Runde auf dem Platz, frisches Chiapatta und dos Croissantes. Gisela auch endlich nach 3 Tagen erleichtert, jetzt geht wieder was. Am Montag ist Maria Himmelfahrt, der höchste Feiertag in Spanien. Deshalb die Überlegung ob wir noch einen Tag hierbleiben oder es riskieren sollen, weiter nach Reinante bei Foz zu fahren. Die Gefahr, dass alles voller Urlauber ist, ist natürlich groß. Mal sehen, wie wir uns entscheiden. Erst mal lecker Croissantes.

Sonntag, 14.8. 2011 – Reinante („Camping Gaivota“)

15:00 Uhr


Waren gegen 12:30 hier am Platz. Klein aber fein. Ist jedoch nicht der Platz von vor 20 Jahren. Vieles hat sich halt in der Zwischenzeit geändert und ich weiß nicht, ob wir unseren alten Platz nicht vielleicht doch noch entdecken, wenn wir weiter der Küste entlang Richtung Foz fahren. Jetzt bleiben wir aber erst mal hier, denn die Steilküste ist berühmt wegen ihrer bizarren Felsformationen. Unbedingt sehenswert die Playa „As Catedrais“, der Strand der Kathedralen. Im Moment sitzen wir allerdings drinnen im Trockenen, statt draußen im Nassen – es regnet!


Montag, 15.8. 2011 – Reinante („Camping Gaivota“)

19:30 Uhr

Bis fast 12:00 Uhr feiner Sprühregen, Wolken tief, nicht kalt, trotzdem ungemütlich. Nach dem Frühstück um 9:30 Uhr gelesen. Dan Brown’s „Das verlorene Symbol“.
Um 12:30 Uhr dann zur Küstenwanderung zur Praya As Catedrais und weiter zur Praya de los Castros, etwa 20km hin und zurück. Das Wetter hat gehalten und trotz der tiefhängenden Wolken eine landschaftlich schöne Wanderung entlang der Steilküste.
Abstecher beim Künstler Celso Dourado, der in seiner Kindheit durch einen Unfall beide Hände verloren hat. Sein Haus und den japanischen Garten, sowie natürlich alle Kunstwerke, beeindruckend.
Dann doch noch unser alter Campingplatz „Camping A Nos Casas“ auf der rechten Seite. Alles voll. Vor 20 Jahren sind wir und ein Ehepaar aus Bremen mit ihrer kleinen Tochter, die gerade eine Herzoperation hinter sich hatte, die einzigen auf dem Platz gewesen. Haben auch damals unseren „Weinkeller“ mit erlesenen Weinen aus allen Regionen, die wir bis dahin durchquert hatten, geleert und unsere Kinder weit nach Mitternacht aus dem Rezeptionsgebäude geholt. Die hatten ganz friedlich die „Meuterei auf der Bounty“ auf Spanisch angeschaut.
Am Playa As Catedrais wieder alles voller Touristen. Ein einziger Rummelplatz. Bei schönstem Wetter, Bilderbuch, waren wir damals die Einzigen am Strand gewesen. Man sollte alte Orte, die einem was bedeutet haben eigentlich nicht mehr aufsuchen. Die Enttäuschungen sind zu groß. Das haben wir schon im Ordesa-Nationalpark in den Pyrenäen vor Jahren erlebt und das Gleiche ist wohl mit Villasimius auf Sardinien, wie wir gehört haben, geschehen. Bin mal gespannt, wie es an unserer nächsten Station aussieht.







Die Wanderung war schön und anstrengend zugleich. Trotz der Wolken war es ideal was die Temperaturen anging. Den ersten Cache auf dem Weg gefunden, den letzten am Playa de los Castros leider nicht. Der Weg entlang der Küste sehr schön angelegt, alles sauber und bei jeder Bucht Toiletten, Duschen und Trinkwasser.
In einer Bucht machte jemand Fotos von einem Brautpaar in der Brandung des Atlantiks. Wenn es ein echtes Brautpaar gewesen ist und kein Fake, so lagen dann doch beide bei einer besonders heftigen Welle der Länge nach im Wasser.
Der Rückweg anstrengend auf den letzten Kilometern. Die Füße brannten, die Knie schmerzten, aber das darf auch nach 20km so sein. Am Campingplatz erst mal eine kalte Cerveza, dann eine heiße Dusche, dann Spaghetti Bolognese, Tomaten- und Karottensalat, Zum Nachtisch den letzten Rest des köstlichen Schafkäses (Ousseau Itary) aus den französischen Pyrenäen (warum haben wir nur nicht mehr davon mitgenommen?) und zum Abschluss einen Kaffee. Jetzt geht es wieder besser und der Tag kann ausklingen.
Dem Filmmusik-Gedudel unserer seltsamen Nachbarn kontere ich mit Simple Minds!

Dienstag, 16.8. 2011 – Reinante („Camping Gaivota“)



19:00 Uhr

Heute Morgen haben die Nachbarn brav gegrüßt. Der wahrscheinliche Grund dafür offenbarte sich erst später.
Nachdem sich die Morgenwolken verzogen haben, scheint die Sonne, blauer Himmel, ein paar letzte Wolkenfetzen in den Bergen. Zweistündiger Spaziergang bis Foz am Strand entlang. Fast keine Menschen am etwa 100 Meter breiten und viele Kilometer langen Sandstrand. Herrlich. Wellenrauschen, smaragdfarbenes Wasser, ein paar Möwen kreischen, draußen dröhnt ein Fischkutter.








Zurück am Campingplatz fällt es nicht schwer, die Badesachen auszupacken und zum Strand hinunterzusteigen. Unsere Nachbarn haben Gesellschaft, ein gutes Dutzend Leute, es ist laut, spanisches Temperament, die Rs rollen wie Lawinen den Berg hinunter. Schon den ganzen Tag sind sie am essen und trinken, gesungen haben sie zwischendurch auch. Jetzt wird wieder im Kochzelt gebrutzelt, man hat ja heute Morgen nicht umsonst viele Plastiktüten mit Nahrungsmitteln und Getränken herbeigeschafft. 
Der Himmel inzwischen stark bewölkt, die Wolken schaffen es schon nicht mehr über die Berge. Einen ordentlichen Sonnenbrand habe ich vom morgendlichen Sonnen-Strand-Spaziergang. Heute wird es mich garantiert nicht mehr frieren. Jetzt hilft Cerveza und Sade.
Morgen geht es vielleicht schon weiter nach Santiago de Compostela. Das westlichste Ziel unserer Reise ist noch nicht erreicht. Falls das Wetter gut sein sollte, bleiben wir aber noch einen Tag.

Nachtrag: 21:30 Uhr
Die Nachbarn feiern immer noch lautstark. Da brauchen wir erst gar nicht früh zu Bett gehen. Da hilft jetzt nur noch Geduld und Cerveza. Asta mañana.



Mittwoch, 17.8. 2011 – Santiago de Compostela („Camping As Cancelas“)

19:00 Uhr

Haben kurz entschlossen einen Stopp in Santiago gemacht. Das Wetter ist prima und wir befinden uns ja sozusagen auf einer Pilgerreise der besonderen Art. Seit Saint-Jean sind wir mehr oder weniger auf dem alten Camino gen Westen gereist. Vom Campingplatz (tolle, saubere Sanitäreinrichtungen, 31,40€ pro Nacht, Internet funktioniert leider nicht!) in die Stadt nur 2 km. Das ist ein Klacks. Vorbei an der kleinen Kirche Igreja Caetano und der Porta Camino Francese, hier betreten die Pilger aus Osten kommend die Stadt. Dann der große Platz vor der Kathedrale, Endpunkt einer langen Pilgerreise, wer zu Fuß kam. Wie ein Hohn das Hotel Los Reyes Católicos am Platz. Vor der Kathedrale tummeln sich Wanderer, Radfahrer und Touristen. Viele der Pilger liegen nach dem langen Weg einfach nur neben ihren Rucksäcken auf dem Boden, andere begrüßen freudig Gleichgesinnte, die sie wohl irgendwann und irgendwo unterwegs getroffen haben und jetzt wiedersehen. Die Stadt mit ihren Herbergen, kleinen Restaurants und Bars summt. Was mag im Kopf der einsamen Wanderer vor sich gehen, die tage- und wochenlang in der Stille und vielleicht auch Einsamkeit unterwegs waren? Am 3. April vor 800 Jahren eingeweiht steht die Kathedrale im Zentrum der Stadt und ist nach Rom und Jerusalem der drittwichtigste Pilgerort der Katholiken. Das Bauwerk beeindruckt durch seine Pracht im Innern, im Mittelschiff hängt das 80kg schwere „botafumeiro“, ein Weihrauchkessel der nur zu besonderen Anlässen geschwungen wird.

Vor 20 Jahren haben wir das erlebt, als auch der Kronprinz in der Kirche war. Stundenlang hätten wir in der Schlange stehen müssen, um in der Krypta einen Blick auf den Sarkophag des Heiligen Jakob erhaschen zu können. Die Zeit haben wir genutzt, um einen Bummel durch die vielen Gassen und über die vielen kleinen Plätze zu machen. In einem Innenhof denkt sich Fonseca sein Teil. Der Spaziergang durch den herrlichen Parque da Alameda mit seinen vielen Ausblicken auf die Kathedrale und mit der Kirche Santa Susana aus dem 12. Jahrhundert ein Erlebnis. Leider sind deren Fenster zum Teil durch Vandalen eingeworfen worden. Der Park mit seinen vielen alten verschiedenen Bäumen sehenswert und eine Erholung von dem ganzen Trubel.
Auf dem Rückweg ein lohnender Abstecher ins Museum der Kathedrale (5€ für mich, Gisela zahlt als „Seniorin“ 3€) mit seinem Kreuzgang. In der Bibliothek (fotografieren leider verboten) ein Exemplar des berühmten Pilgerführers des Mittelalters, der „Codex Calixtinus“. Dazu ein Saal mit Wandgobelins nach Entwürfen von Goya und Rubens, sowie die sehenswerte Reliquiensammlung im Raum mit den Särgen von u.a. König Fernando II von Leon von 1188.
Der Rückweg anstrengender als der Hinweg. Kein Wunder, es geht auch bergauf. Am Horizont die markante riesige Silhouette der Bauwerke des Architekten Peter Eisenman, die zukünftige „Ciudade da Cultura“.

Donnerstag, 18.8. 2011 – O Grove („Camping Muineira“)

12:20 Uhr

Haben heute unseren Platz gefunden, nur wenige Meter neben unserem alten. 20 Jahre ist es her, dass an dieser Stelle im Juli 1991 mein Vater gestorben ist. Der Platz ist, wie erwartet, voll und eng. Aber mit reichlich Rangieren haben wir doch noch einen Platz gefunden, nachdem wir den ersten zugewiesenen Platz wieder verlassen mussten, direkt an der Mauer zum Meer hin :(( Vielleicht können wir später noch einmal umziehen. Jetzt werden wir erst noch ein paar Tage hier bleiben, den Strand genießen, es uns gut gehen lassen.
Jetzt muss ich noch ein paar Bilder aussuchen, damit man auch sehen kann, wo wir bereits waren.

18:40 Uhr


Waren von Santiago relativ schnell hier. Auf Autobahnen, ganz neu und in tadellosem Zustand, besser als bei uns. Vielleicht ist ja deshalb Spanien pleite, weil sie so viel Geld für den Bau von Autobahnen ausgeben. Die Landschaft hügelig, bewaldet, alles grün. Das Wetter wurde gegen Mittag prima sommerlich. Der Platz hier sauber und die Sanitäranlagen ziemlich neu. Die Aussicht auf die Bucht mit den vorgelagerten Inseln nach wie vor ein Traum. Sand etwas grobkörnig, sehr angenehm zum Liegen und klebt nicht überall fest. Die Nachbarn hocken schon seit unserer Ankunft in ihrem Vorzelt und glotzen auf den Fernseher. Gisela total genervt. Habe einige Stunden mit Updates des Blogs und dem Loggen der bisher gefundenen Caches verbracht, dazu ein kaltes Bier.
Nachher am Strand gelegen, die Aussicht genossen, relaxed. Jetzt wird Abendessen gemacht. Hoffe, Nachbarglotze ist nicht zu laut. Vorher mit Padron und dessen Frau geradebrecht. Sein Schwiegervater, jetzt 91 Jahre alt, hatte den Platz vor 20 Jahren geleitet. Schwierig Konversation zu machen, wenn man die Sprache nicht richtig beherrscht. Ich muss doch mal anfangen, Spanisch zu lernen.

Freitag, 19.8. 2011 – O Grove („Camping Muineira“)

11:20 Uhr

Wie üblich gegen 9:00 Uhr aufgestanden. Der Himmel wolkenlos, das heißt heute gibt es einen Strandtag. Draußen in der Bucht Fischerboote - es ist ruhig. Der Fernseher des Nachbarn ist auch noch aus und so können wir in aller Ruhe frühstücken.



18:00 Uhr

Nach Frühstück und Buch lesen an den Strand. Gerade zurück und unsere Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Die alten Nachbarn hocken bei dieser Hitze doch tatsächlich wie Statuen im Vorzelt vor der Glotze. Ich glaube, die sind da festgewachsen oder gar tot. Der Fernseher mit irgendwelchen Quizshows geht auf den Sack. Shakira aus meiner Anlage hat auf Dauer auch keine Chance, obwohl sie spanisch singt. Ich glaube ich muss den Apparat sabotieren, falls sie mal weg sind. Es könnte hier so schön sein! Kaffee, Dusche, dann hinauf auf die Terrasse der Bar und ein kaltes Bier trinken. Vielleicht hilft‘s?


21:15 Uhr
Haben noch einen kleinen Spaziergang entlang der Straße gemacht und ein kleines Restaurant mit toller Aussicht auf die Bucht neben einer kleinen Fischfabrik entdeckt. Auf dem Rückweg einen Tisch in perfektem Spanisch für morgen Abend reserviert. Paella!! Schöner Sonnenuntergang, aber noch schöner ist, dass die Glotzer zum Abendessen den Platz verlassen werden. Give me five!!!







Samstag, 20.8. 2011 – O Grove („Camping Muiñeira“)


12:25 Uhr
Fernsehgedudel bis um 1:00 Uhr. Dann endlich Ruhe vom Nachbarn, während es sonst noch auf dem Platz recht lebhaft zuging. Hier steht man spät auf und geht spät zu Bett! Die Nacht schlecht geschlafen. Heute Morgen Ameisen im Wohnmobil. Noch sind es nur kleine Erkundungstrupps der kleinen Biester. Hoffe, die finden nichts, sonst haben wir bald die ganze Plage hier drinnen. Wenn nicht Wochenende wäre, würden wir einpacken und weiter nach Portugal fahren. Trotz Sonne etwas frisch, der Wind hat gedreht und kommt jetzt vom Landesinneren. Hoffentlich entschädigt das Abendessen im Restaurant mit Meerblick.


22:05 Uhr
Zurück vom Abendessen. Nach Ensalada mixta und Calamares a la romana und Paella marinera, sowie diversen Getränken (Ribeiro casa) geht es unseren Mägen und Nerven wieder besser. Das Essen ordentlich und gut. Die Nachbarn sind inzwischen auch zum Abendessen weg und somit haben wir ein wenig Ruhe.











Sonntag, 21.8. 2011 – O Grove („Camping Muiñeira“)


10:00 Uhr
Gingen gestern um 20:00 Uhr ins schön über der Felsküste gelegene Restaurant und haben gut gegessen. Die Aussicht war toll. Waren bis nach 9 Uhr abends die einzigen Gäste. Die kommen spät und bleiben lang. Wieder bis etwa 1 Uhr viel Trubel auf dem Platz, Kinder spielen noch bis weit nach Mitternacht.
Heute Morgen gegen 5 Uhr Regentropfen auf dem Dach. Alles von draußen ins Trockene gebracht. Immer wieder gibt es kurze kleine Regenschauer, aber es ist warm. Ab Montag soll es deutlich schlechter werden mit Regen. Morgen gehen wir erst mal in einen großen Carrefour in Pontevedra, um unsere zur Neige gehenden Vorräte aufzufrischen.


21:20 Uhr
Ruhiger Tag vor der Weiterreise.  Über den Felsen gesessen und viel Zeit mit Lesen verbracht. Es ist immer noch ziemlich bewölkt aber warm. Eine Schiffsprozession quer über die Bucht und zurück. Vielleicht ist heute ein besonderer Feiertag. Zumindest soll das Wasser der Bucht für Fruchtbarkeit sorgen und die Frauen gehen hier in diesen Augustwochen ins Wasser, um dem Familienglück nachzuhelfen. Ob das hilft???





Montag, 22.8. 2011 – Madalena bei Porto (“Orbitur Parque do Campismo Madalena”)


21:15 Uhr
In der Nacht auf Montag heftiges Gewitter und Starkregen bis in den frühen Morgen. Nur gut, dass wir schon vorher alles in die Garage geräumt hatten. Den ganzen Morgen feiner Nieselregen. Brechen gegen 9:30 Uhr Richtung Pontevedra auf. Wir wollen ja im Carrefour groß einkaufen gehen. Zunächst mal eine Ausfahrt zu früh rausgefahren, durch die Stadt mit riesigen Speedbrakern gezuckelt, dann den Supermarkt erreicht. Echt ein großes Ding. Blöd nur, dass es am Hang gebaut ist und deshalb keine großen freien Parkplätze hat, sondern nur große Tiefgaragen für Fahrzeuge unter 2m Höhe. Dumm nur, dass unser Fahrzeug etwas mehr Höhe braucht.


 Also sind wir auf der Autobahn Richtung Vigo und dann Portugal. Einen Abstecher wollten wir in Viana do Castelo machen, angeblich das schönste Städtchen Portugals, laut unseres Reiseführers. Also, wenn das so wäre, wie hässlich müssen erst die anderen Städtchen aussehen. Gestern war die große Prozession der Romaria da Senhora da Agonia. Muss ein großes Spektakel gewesen sein, überall Buden, Sitzgalerien, Rummelplatzgeschäfte. 
Wie gesagt, der Ort war enttäuschend, trotz der engen Gassen und vielen kleinen Geschäften. Einen Besuch der Wallfahrtskirche Santa Luzia oben über der Stadt ersparen wir uns und fahren weiter nach Madalena bei Porto. Wir überqueren den Douro hoch über die Autobahnbrücke und erreichen ohne Probleme den Campingplatz. Wir müssen 2 Tage im Voraus bezahlen (23 €/Tag). Nach einem kurzen Rundgang über den Platz, gehen wir die 500m bis zum Meer hinunter.
 Dort verläuft am sagenhaften Sand- und Felsstrand ein toller Küstenweg aus Holzbohlen entlang. Die Brandung mit ihren hohen Wellen bricht sich tosend an den Felsen. Nur wenige Menschen sind am akribisch gereinigten Strand. Es ist kein Zufall, dass 2 Caches auf uns warten und Gisela hat sie beide auch schnell entdeckt. Jetzt tun dann doch vom mittäglichen Stadtbummel in Viana die Füße weh und wir machen uns nach einem kurzen Blick auf die Ausläufer von Porto auf den Rückweg.
Kurz vor dem Campingplatz hat ein mobiler Obsthändler seine Waren ausgelegt und somit kommen wir nach einem opulenten Einkauf von Bananen, Trauben, Äpfeln, Pfirsichen und Pflaumen zu einem köstlichen Obstsalat als Abendessen. Ich mache noch eine Flasche kühlen Mateus Rosé auf und beschließe den Tag mit diesen Einträgen.
Morgen wird uns der Linienbus 906 in die Stadt bringen und wir hoffen, dass unsere Beine gut mitmachen. Inzwischen ist schon vom Meer der Nebel auf den Platz gezogen und wir wissen aus vergangenen Jahren, dass er sich normalerweise erst gegen Mittag verzieht. Also können wir ruhig lange schlafen.

Dienstag, 23.8. 2011 – Madalena bei Porto (“Orbitur Parque do Campismo Madalena”)

18:50 Uhr
Heute Morgen mit dem Bus 906 (1,75 € pP) in die Stadt gefahren. Maßarbeit des Busfahrers in den engen Gassen von Madalena und Vila Nova da Gaia. Oft auf beiden Seiten nur wenige Zentimeter Platz von Hauswand zu Hauswand. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde bis wir das Douro-Ufer in Vila Nova erreicht hatten. Wir stiegen aus und genossen erst einmal den tollen Blick auf den Fluss und die mit Portweinfässern beladenen Barken (natürlich malerische Nachbauten) auf die Altstadt und die berühmte Eisenbrücke über den Douro. Die kleinen bunten Häuschen am gegenüberliegenden Ufer mit ihren schmiedeeisernen Balkongeländern ergeben einfach ein hinreißendes Bild.
 Allein dieser Anblick war die Fahrt hierher wert. Entlang der vielen namhaften Weinkeller (Caves) wie Sandeman, Burmester, Fonseca, Taylor, Ferreira, Ramos Pinto, Ca´lem und wie sie alle heißen mögen, bummelten wir am Flussufer entlang und ließen uns über die beeindruckende Eisenbahnbrücke treiben. Von dort hatte man einen wirklich schönen Blick auf den Fluss mit seinem bunten Treiben an beiden Ufern.
Zunächst entlang der Ribeira, der alten Haferstraße, mit den vielen kleinen schmalen Häuserchen, jetzt fast alle Restaurants für die hungrigen Touristen.
 Der Charme dieser Stadt ist der Anblick der vielfältigen Zustände der Gebäude. Ruinen, halbverfallene Häuser, deren ehemalige Pracht man noch erahnen konnte, aus einer Zeit als Portugal reich an Kolonien war. Protzige kirchliche Gebäude und Stadtpaläste, breite Straßen, dann wieder enge Gässchen den Berg hinauf. Ein Besuch in der Kathedrale Sé mit ihrem 800kg schweren Silberaltar und dem sehenswerten Kreuzgang mit seinen blau-weißen Azulejos. 


Vom Vorplatz der Kathedrale hat man einen grandiosen Blick auf die Dächer der Altstadt. Wenige hundert Meter weiter, der Bahnhof São Bento mit seinen 20.000 Kacheln, die das Leben der ländlichen Bevölkerung des 19. Jahrhunderts darstellen, sowie Schlachten und Kämpfe vergangener Zeiten. Der Kopfbahnhof endet direkt nach einem Tunnel, den man in den östlichen Hügel gesprengt hatte. Und es heißt, dass dem Architekten des Bahnhofs erst bei der Einweihung 1915 auffiel, dass er die Fahrkartenschalter und den Warteraum vergessen hatte. 
Mit seinen Eisenkonstruktionen aber allemal ein sehenswertes Gebäude. Weiter ging es über Plätze, Straßen und Gassen hinauf zur Igreja und dem Torre dos Clérigos, der mit über 75m der höchste Turm Portugals ist. Direkt dahinter der kleine Park Jardim Cordoaria. Dort rasteten wir eine Weile und bewunderten eine alte, historische Trambahn, die noch durch einige Viertel der Stadt rattert. Die Zeit schien im 19. Jahrhundert stehengeblieben zu sein. Von dem Park stiegen wir zum Teil über viele Treppen am Mercado mit seiner roten Eisenkonstruktion vorbei, wieder hinunter zum Praça da Ribeira. 
Mit Blick auf den Fluss ein kleines Restaurant mit ein paar Tischlein auf der Straße. Wir bestellten jeder einen Bacalhau (in Fett fritierter Kabeljau), das musste wenigstens einmal sein, wenn man schon in Portugal is(s)t. 
Alles zusammen recht üppig mit einer kleinen Vorspeise, einem halben Liter Vinho Verde, Mineralwasser und Kaffee für 32€. Pappsatt zurück über die Eisenbrücke ans gegenüberliegende Ufer, ich musste doch wenigstens noch einen richtigen Portwein kaufen. Bei Ca´lem gingen wir einfach hinein, ich machte ein paar Fotos und wollte gerade an einem Tisch den ausgestellten Wein verkosten, als mich eine junge Dame ansprach und mich fragte, wie wir überhaupt hier hereingekommen seien und außerdem wären die aufgestellten Gläser für die Weinprobe einer Gruppe angemeldeter Gäste. 
Ich müsse erst einmal Eintritt mit einer Führung durch die Keller bezahlen, bevor ich überhaupt etwas kaufen, geschweige denn probieren dürfe. Wir gingen mit Entschuldigungen und versuchten unser Glück bei Sandemans. Dort darf man auch erstmal zahlen (4,50 € pP) für den billigsten Rundgang und erst danach darf man kaufen. Das war mir dann doch wirklich zu blöde. Ein paar Schritte weiter war eine kleine Kellerei, „Quinta do Noval“ und da bin ich rein und mit 72 € weniger wieder raus – für 2 Flaschen! Eine, von 2001 hat alleine 55 € gekostet – verkostet mit guten Freunden, wenn wir wieder zuhause sind. Wenigstens habe ich keine für über 1.600 € genommen, denn die gab es auch.
Gegenüber von Sandeman die Bushaltestelle der Linie 906 und nach einer ordentlichen Raserei des Busfahrers, scheint hier normal zu sein, wohlbehalten am Campingplatz angekommen. Die Beine brauchen jetzt aber unbedingt eine Pause!!!

Mittwoch, 24.8. 2011 – Nazaré (“Orbitur Nazaré”)

19:00 Uhr
Heute Morgen haben wir zum ersten Mal gemerkt, dass wir in Portugal eine Stunde später sind als im restlichen Europa. Spanien hatte die gleiche Zeit wie wir und liegt ja im äußersten Westen auf dem gleichen Längengrad wie Portugal.

Jetzt sind wir heute nach Nazaré auf zum Teil menschenleerer, dreispuriger, bestens ausgebauter Autobahn gefahren, etwa 100km nördlich von Lissabon. Der Platz (21 €) liegt sehr angenehm in einem Pinienwäldchen etwa 2km nördlich des Stadtzentrums. 
Also nur eine halbe Stunde zu Fuß und wir sind mitten drin in dem sehr touristischen, aber reizvollen Städtchen. Die engen Gassen verlaufen parallel den Hang hinauf und bieten malerische Blicke bis zum Strand hinunter. Der Strand war nicht so voll, wie wir gedacht hatten und im Wasser waren kaum Menschen, ein Zeichen dafür, dass das Atlantikwasser doch ziemlich frisch sein musste. Wir bummelten gemütlich die Strandpromenade hinunter bis zur Hafeneinfahrt mit den zwei rotweißen Leuchttürmchen. 
Vorbei an Trockengestellen für Stockfische, Bacalhau, Sardinen und andere Fische, die an der Luft getrocknet werden. Dazwischen schwarz und dick angezogene alte Frauen, die den Fisch auf den Gestellen anordnen und an interessierte Kunden verkaufen. Andere Frauen sitzen an der Straße, für unsere Verhältnisse dick vermummt und verkaufen Nüsse, Obst, Andenken, Gehäkeltes und Gestricktes, oder bieten mit einem Schildchen versehen Ferienzimmer an. Andere wiederum sitzen auf ihren Stühlen an den Seitenstraßen und tratschen. Was sonst in Spanien die Männer zum Zeitvertreib tun, machen hier in Portugal die Frauen.

Auf dem Rückweg lockt ein Eiscafé und da muss ich, magisch angezogen hinein, beziehungsweise an ein freies Tischlein am Straßenrand. Ich bestelle für mich einen großen Erdbeereisbecher und einen Cappuccino, Gisela ein einen kleinen Eisbecher. Der auf dem Bild ist der Kleine!!!


Ich hätte mich vor Lachen biegen können, als die Passanten meinen großen Eisbecher bewunderten und den verfressenen, fetten, weißen Touristen mit ihren Kommentaren versahen. Nur gut, dass ich kein Portugiesisch verstehe. Ein Kampf mit den Elementen war die Sache aber doch schon. Das Ganze musste anschließend auch noch den Berg hoch zum Campingplatz, dafür brauche ich aber heute Abend auch kein Abendessen.


Jetzt schaue ich mal, ob ich die WiFi-Station auf dem Platz finde und unsere 4 Caches von heute und den Blog aktualisieren kann.



Morgen fahren wir ins Landesinnere zum Stausee Castelo do Bode. Im Prinzip sind wir dann schon leider wieder auf dem Heimweg.













Donnerstag, 25.8. 2011 – Castelo do Bode (“Camping Castelo do Bode”)



20:10 Uhr
Dieser Tag stand ganz im Zeichen intensivster Cachesuche, dem sogenannten Castelo do Bode PowerTrail. 18 Caches und als 19. Ein Bonuscache. Insgesamt haben wir mit noch anderen Caches 20 gefunden! Unser Rekord. Das hatte aber auch seinen Preis. Insgesamt war die Strecke gut 30km lang und vom Campingplatz, schön über dem Stausee nahe der Staumauer gelegen, sind wir um 11:30 Uhr gestartet. Unterwegs waren wir etwa 7 Stunden. Jetzt geht fußmäßig gerade gar nix mehr. Dennoch, die Wanderung war lohnend und äußerst abwechslungsreich. Zunächst sind wir an der Staumauer zum Fluss hinunter durch sehr schönen Mimosenwald, immer parallel zum Wasser und alle 500m ein Cache. Es ging ein schönes Lüftchen und somit war die Wanderei angenehm.
Irgendwann, nach ein paar Stunden, mündete in den bereits breit dahinfließenden Fluss ein weiterer kleinerer Nebenfluss und von da an ging es wieder bergauf. Gisela flüchtete vor zwei kläffenden Hunden, die zwei alten Männern gehörten, die am Zusammenfluss der beiden Gewässer friedlich angelten. Jetzt wurde es in der Mittagshitze immer anstrengender und wir ächzten, nur von wenigen Pausen unterbrochen, die Hügel hinauf und hinunter und hinauf und hinunter und… 


Gegen 4 Uhr nachmittags hatten wir den höchsten Punkt unseres Rundweges erreicht und es lag noch ein langer Rückweg vor uns. Immer müder wurde das Geläuf, aber es gab ja keine Alternative, wir mussten weiter. Vorbei an Weintrauben, die musste ich unbedingt probieren. Die weißen zuckersüß, ein Gedicht, ebenso die roten, die allerdings mit vielen Kernen. Unsere Vorräte waren dahingeschmolzen, da kam ein Feigenbaum mit vielen reifen Früchten gerade richtig. Süß, süß, süßer! Hätte mich stundenlang unter den Baum setzen können und essen. 
Aber das Süßzeug macht verdammt durstig! Keine gute Idee, wenn das Wasser zur Neige geht. Ein Granatapfelbaum liegt auch auf dem Weg, die Früchte reif, müssen gleich in den Rucksack für den Obstsalat heute Abend. Inzwischen kleben die Hände vom süßen Saft und dem vielen Staub. Fast geht nichts mehr, im wahrsten Sinn des Wortes. Wir schleppen uns dahin und dann liegt endlich vor uns – der Stausee. Jetzt ist es nicht mehr weit. Ich erinnere mich an eine Bar oben am Campingplatz. Das verleiht wenigsten ein bisschen Flügel. 
Der letzte Anstieg hinter der Staumauer hinauf zum Platz und in die Bar. Zwei kalte Cola, ein kaltes Bier und ein kaltes Mineralwasser sind in Sekundenschnelle dahin. Jetzt geht es besser, wenn auch nur wenig. Was noch hilft, die Lebensgeister wieder etwas zu wecken, ist die ausgiebige Dusche.
Zum Abendessen Pilzsuppe mit Brötchen von heute Morgen, ein Karut- und Tomatensalat und reichlich Obstsalat. Dazu der letzte Rotwein vom gestrigen Abend. Jetzt sind die Lebensgeister etwas zurückgekommen, was man von der jugendlichen Spritzigkeit der Beine nicht gerade behaupten kann.
Jetzt mache ich noch schnell einen schönen Tinto auf, entspanne mich ein wenig und dann geht es ins Bett. Ausschlafen können wir, denn erst um 9:30 Uhr gibt es Brötchen oben an der Bar. Der Wind ist angenehm kühl, aber morgen geht es in die Hitze der Extremadura nach Cáceres und von dort weiter nach Sevilla und Cordoba.







Freitag, 26.8. 2011 – Cáceres (“Camping Cáceres”)

19:10 Uhr
In der Nacht hat es gegen 4 Uhr geregnet. Es war angenehm kühl, nur das späte Aufstehen hat mich gestört. Ab 8:00 Uhr nicht mehr geschlafen, deshalb aufgestanden, geduscht und Kaffee getrunken. Gelesen.
Brötchen gab es erst um 9:30 Uhr, deshalb sind wir erst nach 10 Uhr abgefahren.
Über den Tejo Richtung Spanien durch grünbewaldete Hügel. Viele Korkeichen und Lastwagen hochbeladen mit der Korkrinde. Dann das Gebiet des Alentejo verlassen und vorbei an einer nicht mehr besetzten,
heruntergekommenen Zollstation in die Extremadura. Die Landschaft änderte sich, jetzt alles von der Sommersonne verbrannt, dennoch viele Korkeichen und dazwischen auch mal Olivenbäume. Fast menschenleere Gegend, aber die Straßen sind in hervorragendem Zustand. Im Straßenbau scheint wirklich viel Geld zu verschwinden, denn auf der bisherigen Reise haben wir so gut wie nie schlechte Straßen vorgefunden. Alle in besserem Zustand als in Deutschland!!! In Portugal viele Kilometer auf leeren 3-spurigen Autobahnen zurückgelegt! 
Weshalb sind diese Länder nur pleite?
Aus der Ferne macht Cáceres keinen so einladenden Eindruck. Die Vororte öde wie in jeder größeren Stadt. Haben unser Wohnmobil kurz vor dem Stadtzentrum an einer breiten Zufahrtsstraße geparkt und uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht.
Dann die Überraschung. Das alte Cáceres, Weltkulturerbe wie sich später herausstellte, ein mittelalterliches Stadtbild vom Feinsten. Von den Römern im 2. Jahrhundert vor Christus gegründet, hat es sich später unter den Mauren und danach den Spaniern seinen 
ursprünglichen Stadtkern erhalten. Malerische Gässchen, alte herrschaftliche Stadtpaläste, Kirchen, Abteien, Plätze, Stadtmauern und Tore, ein staunenswertes Gesamtbild. Kaum Touristen, kein Rummelplatz wie in Santillana, dabei kommt jenes nicht annähernd an Cáceres heran. Zum Glück ist diese Stadt abgelegen von den vielbefahrenen Routen.
Am Plaza Mayor gerastet und den Blick bei Bier und Mineralwasser, dazu Tintenfischringe, schweifen lassen. Auf dem weiteren Weg köstliche Eiscreme genossen. 


Zu unserer Schande müssen wir eingestehen, das Abendessen in einem zufällig – ehrlich – am Wege liegenden Burgerking eingenommen zu haben. Wir waren auch die einzigen Gäste dort, hoffentlich nicht wegen der Qualität des Essens.
Der Campingplatz ist der Hammer. Jeder Stellplatz verfügt über ein Häuschen mit Toilette, Dusche, Waschgelegenheit, Strom- und Wasserversorgung. Das alles für 21 Euro. Sowas haben wir auch noch nicht erlebt. Alles in allem ist Cáceres eine Empfehlung wert.


Morgen Sevilla.



Samstag, 27.8. 2011 – Dos Hermanas – Sevilla (“Camping Villsom”)


13:30 Uhr
Kühle Nacht in Cáceres – heißer Tag in Sevilla, nicht nur wegen der 38°C. Die Hinfahrt bis Merida durch endloses Weinanbaugebiet von Horizont zu Horizont. Danach endlose Steineichenwälder, dazwischen Olivenhaine und abgeerntete Getreidefelder. Die Erde knochentrocken, das Grün der Bäume täuscht. Künstliche Tümpel als Tränken für die Rinder, Stiere, Ziegen und Schafe zeigen, dass es hier nicht sehr oft regnet.
Sevilla. Wieder fahre ich mal in eine Straße begrenzt für mehr als 3,5 Tonnen und 2,70m Breite. Dummerweise war es eine Einbahnstraße und ich konnte einmal drin, nicht wieder raus, weil schon hinter mir etliche Autos waren. Autos an beiden Seiten geparkt mit eingeklappten Rückspiegeln verhießen nichts Gutes. Es wurde immer enger und ich musste meine Rückspiegel einklappen, mal wieder Zentimeterarbeit links und rechts. Aber nicht 10cm wie in Orthez, sondern wirklich nur 1-2cm links und rechts. Auf einmal ging nichts mehr. Ein Auto hatte zu weit in die Straße geparkt, unmöglich daran 
vorbeizukommen. Die ersten Autos stauten sich schon hinter uns, darunter auch zwei Wagen weiter die Policia. Die beiden Polizisten stiegen aus, schauten sich die Sache an, zuckten mit den Schultern, ließen mich stehen, leitete den Verkehr rückwärts die Straße hinaus und verschwanden. Endlich kam jemand auf die Idee, das Auto durch Hin- und Herruckeln nach links zur Bordsteinkante zu befördern. Zu dritt waren wir erfolgreich. Das nächste Hindernis war die Fortsetzung der Straße – im rechten Winkel nach links oder rechts abbiegen. Die Straße gerade mal so breit wie der Radstand des Wohnmobils. 
Alle Zuschauer sagten, dass ich da im Leben nicht um die Kurve käme. 10 Meter weiter die rettende breitere Straße parallel zum Guadalquivir. Mit Giselas Hilfe und vielem Rangieren ging es dann doch irgendwie zentimeterweise um die Ecke, zum Teil über die Bordsteinkante. Wie ich da ohne eine einzige Schramme durchgekommen bin, weiß ich selber nicht. Jetzt auf dem Platz, ca. 12km außerhalb Sevillas, alles wieder in Ordnung und um 15 Uhr geht der Bus M 132 in die Stadt. Hätte ich gleich so haben können. Nun denn, Spass muss sein!

19:50 Uhr – 39°C
Am Wochenende fährt leider der Bus nicht so häufig und deshalb müssen wir bis 15 Uhr warten. Dann geht es endlich bis zur Endhaltestation am Plaza España. Eine halbe Stunde dauert die Busfahrt mit der flotten Fahrerin und leider machen wir zuerst einen Bummel durch die Jardines de Murillo, bevor wir an der Catedral Santa Maria mit dem berühmten Wahrzeichen der Stadt, dem Minarett „La Giralda“ ankommen. Es ist kurz nach 16 Uhr und leider müssen wir feststellen, dass die Kathedrale, wegen der wir extra
einen Abstecher nach Sevilla gemacht haben, um 16 Uhr geschlossen wird. Was soll das denn??? Es wimmelt zwar nicht vor Touristen, aber auch während der Saison wird um 4 Uhr nachmittags dichtgemacht! Da entschädigt ein Bummel durch die Gassen der Altstadt und entlang des Guadalquivir mit der Stierkampfarena „La Maestranza“ und dem maurischen „Torre del Oro“ auch nicht. In der Mittagshitze, die Temperatur ist auf fast 40°C gestiegen, gehen wir entlang der Fabrica de Tobacos, heute Universität, zur Plaza España zurück und bestaunen den bunt-kitschigen Palacio Español mit seinen vielen bunten Kacheln und dem Kanal, auf dem sich Touristen in Booten vergnügen.
Mit der Linie M 132 und deren flotten Fahrerin geht es zurück nach Dos Hermanas zum Campingplatz. Zwei Bier mit Cola helfen, die Temperatur von immer noch 39°C zu ertragen. Dusche und Blog schreiben, später Tomatensalat, vielleicht haben wir morgen mit den Sehenswürdigkeiten Córdobas mehr Glück.












Sonntag, 28.8. 2011 – Córdoba (“Camping El Brillante”)


19:05 Uhr
Heiß, heiß, heiß. In Córdoba steht die Hitze. In knapp 2 Stunden von Sevilla hierher gefahren. Die Landschaft ausgetrocknet. Abgeerntete Getreidefelder leuchten braun-orange. Was bei Sevilla die Reben, sind jetzt Richtung Córdoba Olivenhaine. Etliche Solaranlagen entlang der Straße zeigen, dass Spanien schon weit ist was regenerative Energien, vor allem Solarstrom, betrifft. Die Anfahrt zum Platz über die Autobahn kein Problem. Dieses Mal gibt es keine engen Gässchen. Schnell eingecheckt (30 Euro), die Linie 10 und 11
fahren direkt ins Stadtzentrum (1,15 € pP). Hauptziel natürlich die Mezquita und die Altstadt, genannt Judería (Judenviertel), obwohl dieses nur entlang der Stadtmauer und der Calle Judíos mit der Synagoge gelegen ist. Da die Mezquita erst wieder um 2 Uhr öffnet, haben wir Zeit die alte Römerbrücke mit der Mühle am Guadalquivir anzuschauen, inklusive Cache. Unsere Besichtigung beginnt im Orangenhof (Patio de los Naranjes) mit dem Geläut des imposanten Glockenturms. In der nordwestlichen Ecke des Hofes befindet sich der Eingang (8 € pP) und schon die ersten Schritte im kühlen Halbdunkel der Säulenhalle lassen die Stimmen vor Ehrfurcht verstummen.
Welch ein beeindruckendes Bauwerk mit fast 900 zierlichen Säulen, überspannt von unzähligen rot-weiß gestreiften Bögen. An der Stelle eines römischen Janustempels errichteten die Westgoten eine Basilika und als die Mauren Córdoba einnahmen, überließen sie den Christen die eine Hälfte der Kirche und so beteten im gleichen Gotteshaus Muslime und Christen gemeinsam. Wie fortschrittlich und heute so undenkbar. Ende des 8. Jahrhunderts kauften die Mauren den Christen ihren Teil der Kirche ab (!!!) und begannen, die Mezquita zu errichten. Friedlich lebten
damals Juden, Christen und Muslime zusammen. Ein goldenes Zeitalter. Erst in der Zeit Karl V, im 16. Jahrhundert, wurde das kunstvolle Bauwerk durch einen Kathedralenbau in der Mitte verschandelt. Dennoch hinterlassen die riesigen Säulenhallen nachhaltigen Eindruck und Respekt vor den damaligen Baumeistern. Ein bauliches Kunstwerk von über 1.200 Jahren. Die angenehme Kühle und die nur wenigen Besucher, die meisten Japaner, erlauben es das ganze Bauwerk mit seiner auf der Welt einmaligen Architektur wirken zu lassen.
Dann hinaus in die wabernde Hitze der Altstadt. Zigeunerfrauen mit kleinen Kindern betteln, oder bieten grüne Thymian- oder Rosmarinzweige an. Die Gassen der Judería mit ihren weiß gestrichenen Häusern erinnern eher an ein Dorf als an eine Stadt. Die Hitze steht fast greifbar, wir vermissen den sonst üblichen kühlenden Wind. Dann in der Nähe der Calle Judíos, vorbei am Denkmal des berühmten Arztes und
Philosophen Moses Maimonides und dem ehemaligen Basar Zoco mit den kleinen Kunsthandwerksläden, die Bodega Guzman. Kühle Luft und der Duft von alten Weinfässern locken hinein. Wein um diese Zeit geht gar nicht, aber ein großes, kaltes Bier, dazu Albondigas (köstliche Hackfleischbällchen in Gemüsesoße) und kühle Luft aus den Ventilatoren. Die Wände behängt mit zahllosen Fotos und Plakaten der „Finitos do Córdoba“, sowie ein riesiger Stierschädel zeigen, dass der Inhaber der Bodega wohl ein Afficianado, ein Anhänger des Stierkampfes, ist. Ernest Hemingway hätte hier ebenfalls seine Freude gehabt.
Verschnaufpause bei 38°C am Plaza de las Tendillas, wo sich die großen Einkaufsstraßen treffen. Kinder hüpfen zwischen den Wasserfontänen, die auf dem Platz vor dem Reiterdenkmal aus dem Boden schießen, umher. Sonst ist die Stadt wie ausgestorben und nur ein paar Touristen wie wir, erkenntlich an den Stadtplänen der Touristinfo, schleppen sich wie Verirrte in der Wüste durch die Straßen.

An der Avenida de los Tejares winke ich einem Bus der Linie 10, der auch prompt hält und uns zurück zum Campingplatz bringt. Es ist 5 Uhr nachmittags, die Hitze fast immer noch unerträglich. Jetzt hilft nur noch der beherzte Sprung ins angenehm kühle Nass des Pools. Welche Wohltat. Am Pool dösen und warten, bis die Sonne untergeht. Dann können wir langsam ans Abendessen denken, in der Hitze, in der selbst die Zikaden verstummen, bekämen wir keinen Bissen hinunter. An diese Temperaturen werden wir bald zurückdenken, wenn wir wieder zuhause im kalten St. Georgen sind.
Morgen irgendwo am Ebro auf dem Weg nach Andorra.

Montag, 29.8. 2011 – Villagordo del Cabriel (“Kiko Park Camping”)

17:05 Uhr
Gegen 9 Uhr Córdoba Richtung Osten verlassen. Die Nacht fast unerträglich heiß, erst gegen Morgen etwas Abkühlung. Auf dem Platz vier Toyota Geländewagen aus Thailand mit der Aufschrift Bangkog – Paris 25.000km. Da waren sie am 24. August, jetzt sind sie Richtung Sevilla unterwegs. Ein Ziel ist wohl noch nicht erreicht, dennoch Respekt.
Unsere heutige Etappe war knapp 500km lang und führte uns zunächst durch die Schlucht Desfiladero de Despeñaperros, die sich unvermutet in der Ebene auftat. Monokulturen bestimmen die Landschaft ab Ciudad Real, als wir die La Mancha bei Manzanares, Tomellos und Villarrobledo durchqueren. Fast alles Weinanbau und wir sehen viele Bodegas (Weingüter) mit riesigen Gärtanks die im Freien stehen. Wir passieren Albacete, die Knoblauchhauptstadt Europas, im Norden und fahren durch eintönige, karge und ausgetrocknete Gegenden weiter auf Valencia zu. Spektakulär überquert die Autobahn mehrfach auf hohen Viadukten den Stausee Embalse de Contreras mit seinem smaragdgrünen Wasser bis wir in den kleinen Ort Villargordo del Cabriel Richtung Campingplatz abbiegen. Außer einer Familie mit fünf Kindern aus dem Raum Lörrach, einer lauten spanischen Familie, die ebenso fernsehsüchtig wie der Rest Spaniens zu sein scheint und einem Wohnmobil aus Schottland mit älterem Ehepaar inklusive Collie, sind wir die einzigen Gäste. Für 22 Euro ist der Platz nicht zu teuer und sauber.

21:00 Uhr
Gegen 20 Uhr ging ich mit dem Fotoapparat noch einmal Bilder vom Stausee machen, als plötzlich vom See herauf etwa hundert Störche herauf flogen. Welch magischer Moment. Zuvor waren schon dunkle Wolken aufgezogen und der Wind blies so heftig, dass wir alles im Wohnmobil verstauen mussten. Im kräftigen Wind schwebten die Störche in solch einer Menge über unseren Köpfen, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. Viele Jungstörche, etliche beringt, auf dem Weg in ihr Winterquartier. Ich ging auf eine Wiese hinter dem Platz und da war der ganze Schwarm gelandet für die Nachtruhe. Dummerweise rannte die Schottin mit ihrem Apparat, während ich mein Teleobjektiv holte, viel zu nahe an die Störche hin, so dass diese aufflogen und sich auf den Hausdächern und den Strommasten davonmachten. Wie uns später das Lörracher Paar berichtete, flogen dabei auch drei Störche in die Stromdrähte der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die am Platz vorbeiführte, bekamen einen tödlichen Schlag und verendeten. Ich schimpfte mit der Schottin, aber das war leider zu spät. Wir beobachteten noch eine ganze Weile diese wundervollen Vögel aus der Nähe bis die Sonne unterging.
Morgen früh, wenn ich zeitig aufwache, mache ich mich nochmals auf die Pirsch für ein paar gute Fotos.

Dienstag, 30.8. 2011 – Andorra la Vella (“Camping Valira”)

21:05 Uhr
Heute Morgen saßen die Störche noch immer auf den Dächern, aber alle beisammen und schauten zum Stausee hinunter Richtung aufgehender Sonne im Osten. Bin extra früh aufgestanden, um noch ein paar Fotos zu machen. Als wir dann gegen 9 Uhr den Platz verließen, sahen wir auf der Wiese am Platz den Großteil des Schwarms friedlich beieinander stehen. Ein wunderschöner Anblick, weil so majestätisch und erhaben.
Die Fahrt führte uns an Valencia Richtung Ebrodelta. Dann fuhren wir das Ebrotal nach Tortosa hinauf. Ein schönes grünes, landwirtschaftlich intensiv genutztes Tal. Fast hätte es zu schön sein können, wenn nicht auf halber Strecke ein Kernkraftwerk am Fluss den sonst positiven Eindruck getrübt hätte. Danach eine vom Ebro geschaffene Canyonlandschaft. In dieser ausgetrockneten, sonst eher flachen Gegend hätte man das nicht erwartet. Vorbei an Flix Richtung Lleida eine ziemlich trostlose Landschaft mit Oliven- und Mandelbäumen. Wenig Verkehr und wir kommen gut voran.
Gegen 5 Uhr am Nachmittag sind wir in Andorra la Vella. Mit ein wenig Suchen den Platz an der Umgehungsstraße gefunden, Auto abgestellt und zu Fuß in die Stadt. Der Verkehr und die Menschenmassen, wie man sonst hört die Straßen immer heillos verstopft, halten sich in Grenzen. Überall Kaufhäuser und Geschäfte, hauptsächlich für Tabakwaren, teure Uhren, Parfüms, Edelmarken aller Art, Elektronikartikel. Alles halt, was sonst im restlichen Europa exklusiv und teuer ist. Preisschilder fast nirgends zu sehen. Nach den aktuellen Preisen muss man im Geschäft fragen. Wir bleiben vom Kaufrausch verschont und sind neben den Einheimischen fast die einzigen ohne Taschen und Tüten.
Einen Cache an einem schönen Wanderweg am Hang oberhalb der Stadt gesucht und nicht gefunden, obwohl ich jeden Stein umgedreht habe und in jede Mauerritze hineingelangt habe. Gottlob gibt es keine Giftspinnen und Schlangen hier. Etwas gefrustet wieder zurück zum Wohnmobil. Nach der langen Fahrt gehen wir früh zu Bett nach ein wenig Lesen.
Morgen muss unbedingt noch ein Andorra-Cache her, sonst sind wir sauer. Dann geht es weiter über die Pyrenäen nach Carcassonne.



Mittwoch, 31.8. 2011 – Carcassonne (“Camping La Cité”)

20:00 Uhr
Zeitig in Andorra weggefahren und bevor es zum Pass nach Frankreich hochging doch noch an einem alten, hübschen Kirchlein unseren Andorra-Cache gefunden. Die Alternative zur Passüberquerung hätten wir einen Tunnel nehmen können, aber das wäre eine Schande gewesen. Der Pass Port d’Envalira liegt auf 2.408m und bietet einen grandiosen Ausblick auf die Berge ringsum. Allerdings verschandeln zahllose Lifts das Bild. Im Winter muss wohl ordentlich was los sein hier oben. Davon zeugen auch die vielen Hotels und Appartements und geben der Gegend einen Touch von Schweiz.
Über viele Kehren geht es die Passstraße nach Frankreich hinunter und wir brauchen doch ziemlich lange für die relativ kurze Strecke nach Carcassonne weil wir endlose kurvenreiche Straßen befahren müssen. Dafür entschädigt die Aussicht, wenn nicht gerade ein fetter Lastwagen die Weiterfahrt behindern würde und wir mal wieder die Rückspiegel einklappen müssen.
Am frühen Mittag sind wir am Ziel, stellen unser Fahrzeug ab und machen uns auf den Weg in die Cité, die ummauerte Stadt auf dem Hügel. Entlang eines kleinen Baches, der später bei der alten mittelalterlichen Brücke in die Aude mündet, gehen wir im Schatten der Platanen bei kühlendem Wind und vielen Wolken am Himmel. Es ist ziemlich schwül und somit der 20minütige Hinweg auch nicht gerade eine Erholung. Dann der erste Blick auf die Stadt, die wie aus einem Märchenbuch vor uns liegt. Die gewaltige Stadtmauer mit ihren zahllosen Türmchen, Wehrgängen und Zinnen lässt staunen. Die Bewunderung lässt allerdings bald nach, als uns schwäbisches, proletenhaft lautes
Benehmen die Stimmung zu verderben droht. Da werden Kommandos und Bemerkungen gemacht, dass man sich für seine Landsleute schämen muss. Nebenbei waren noch viele andere Schwaben in der Stadt – am liebsten wäre ich wieder umgekehrt. Die Altstadt, so komplett in ihrer Baustruktur wie eine mittelalterliche Stadt aus dem 13./14. Jahrhundert nur sein kann, vollgepackt mit Touristenströmen, unzählige Restaurants und Geschäfte die ihren Kitsch verkaufen. Schön ist anders. Etwas Erholung bietet die Kathedrale mit ihren wunderschönen Glasfenstern. Ein Männerquartett singt sehr schön kirchliche Lieder a capella. Wenigstens jetzt sind die meisten Leute einigermaßen still. Die Akustik ist klasse, alles passt, nur nicht die anschließende Werbung für ihre CDs.
Aus dem Getümmel gehen wir hinunter in die Neustadt. Cache am Canal du Midi suchen und nicht finden und stinke sauer sein. Das Eis nach dem langen Weg wenigstens war gut und wir sitzen auf dem großen Platz mitten in der Stadt und lassen unsere Füße ausruhen. Der Weg zurück muss etwas schneller gehen, denn schon ziehen schwarze Wolken auf und in der Ferne hören wir Donnergrollen. Kurz vor dem Platz die ersten Regentropfen und kaum sind wir im Trockenen, da prasselt auch schon ein heftiger Gewitterregen herab. Der ist aber nur von kurzer Dauer aber schafft ein wenig Abkühlung.
Morgiges Tagesziel wir der Pont du Gare sein. Jetzt gehe ich noch schnell ein paar Nachtfotos von der Burgstadt machen, dann gute Nacht.

Donnerstag, 1.9. 2011 – Pont du Gard (“Camping la Sousta”)

20:05 Uhr
Unser erstes Ziel heute war der Etang de Montady, etwa 90km entfernt von Carcassonne. Der im 16. Jahrhundert trockengelegte See ist einmalig auf der Welt, denn die Trockenlegung war ein Meisterwerk der damaligen Ingenieurskunst. Sternförmig ziehen die Entwässerungsgräben zum Zentrum, wo ein ringförmiger Kanal das Wasser aufnahm und durch einen Tunnel abführte. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist der heutige Tunnel de Malpas am Canal du Midi auch der alte Entwässerungstunnel. Überragt wird der ehemalige See von einer alten kelt-iberischen Siedlungsanlage, einem sogenannten Oppidum. Um 100 v.Chr. bis etwa 600 n.Chr. war dieser Hügel besiedelt. Spuren aus dem Neolithikum hat man allerdings auch gefunden, so dass die Geschichte des Siedlungshügels noch viel älter scheint. Nach 700 Jahren dauerhafter Besiedlung wurde der Hügel allerdings zugunsten einer Siedlung in der Ebene aufgegeben. Die Anlage beeindruckt durch ihre zahlreichen Zisternen und Silos für Getreide.
Auf der Autobahn bei Montpellier dann ein ziemlich nerviger Stau, bis wir endlich zum Pont du Gare abbiegen können. Der Platz ist nicht sonderlich voll, man merkt halt schon, dass die Saison zu Ende geht.
Als wir das letzte Mal den Pont du Gard vor über 20 Jahren besichtigten, konnte man noch mit dem Auto über die Brücke fahren, am Ufer zelten und ganz oben in der Wasserleitung die Brücke überqueren. Heute ist das alles, zum Glück muss man sagen, gesperrt und nur noch Fußgänger überqueren die Brücke unten. Der Rest ist gesperrt. Im Gard viel Getümmel von Badegästen und Bootsfahrern. Die Brücke bietet immer noch nach 2.000 Jahren einen imposanten und ehrfurchtgebietenden Eindruck. Das Spätnachmittagslicht lässt die Brücke in sanftem Orange leuchten. Weil wir ja nebenbei noch nach Caches suchen, führt uns später der Weg zum Aquädukt hinauf und entlang der alten römischen Wasserleitung. Ein sehr schöner Wanderweg und wir merken ihn uns für einen späteren Besuch.
Um halb sieben Uhr sind wir wieder am Campingplatz und nach einer ausgiebigen Dusche erfreuen wir uns an einem köstlichen Confit de Canard, viel grünem Salat mit Tomaten, dem restlichen Trappistenkäse aus Cobreces, sowie einem fantastischen Rosé aus Saint-Chinian. Jetzt spannt der Ranzen und eigentlich möchte ich nicht mehr zum WiFi-Point, um den Blog online zu bringen. Aber was muss, das muss.
Morgen letztes Etappenziel der Camping Municipal in Cluny.


Freitag, 2.9. 2011 – Cluny (“Camping Municipal Saint Vital”)


19:30 Uhr
So wie Luzy bisher immer unsere erste Station in Frankreich gewesen ist, so war Cluny in den letzten Jahren immer die letzte bevor es nach Hause ging. Keine 400km vom Pont du Gard entfernt waren wir schon kurz nach 12 Uhr hier. Lyon diesmal ohne größere Staus durchfahren, der Verkehr dicht aber fließend. Unser Platz auf der Wiese wie immer gemütlich und nicht zu viele Gäste die stören. Relativ viele Holländer auf dem Platz, genauso wie am Pont du Gard.
In der Stadt merkt man, dass die Saison sich
dem Ende neigt. Wo sonst Scharen von Touristen die Straßencafés und Plätze bevölkern, jetzt schon fast beängstigende Ruhe. Beim Bummel durch die Stadt suchen und finden wir noch einen Cache und ärgern uns, wie jedesmal, über die Zerstörung der Abtei, die zu ihren Glanzzeiten die wichtigste in Europa war. Vor dem Bau des Petersdoms in Rom war die Kirche des Ordens, nach der Stadt Cluniazenser genannt, die größte der Christenheit. Die kümmerlichen Reste und der einzige noch erhaltene Seitenturm ist alles was geblieben ist, nachdem die Abtei während der Französischen Revolution im Rahmen der Säkularisierung verkauft und als Steinbruch
abgerissen wurde. Viele Häuser in Cluny erinnern noch an die vergangene Pracht, denn kunstvolle Tür- und Fensterrahmen, sowie Skulpturen aus dem Kirchenbau wurden in den Gebäuden verarbeitet.
Mich erschreckt immer wieder die Ignoranz und Respektlosigkeit der Menschen vor der Kultur anderer Völker oder anderen Glaubens. Sei es nur die blindwütige Zerstörung eines Alexander des Großen in Persepolis im Iran, die Zerstörungen eines Cortez und Pizzaros in Mexico und Peru, die Zerstörung der Buddhastatuen in Bamiyan in Afghanistan durch die Taliban, oder die Zerstörung der Arnobrücken in Florenz durch die deutsche Wehrmacht. Wieviele Kunstschätze der Menschheit sind so für immer verloren gegangen.
Indem wir das Erbe unserer Vorfahren achten und bewahren, so bewahren wir auch letztendlich die Liebe für uns und unsere Mitmenschen.
Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass wir, je mehr wir fremde Länder bereisen und versuchen fremde Kulturen zu verstehen, ein bisschen auch zum Frieden auf der Welt beitragen können.
Ich möchte noch viel reisen, entdecken, bestaunen, ehrfürchtig vor dem Schaffen anderer und ein Weltbürger sein. Einfach nur - unterwegs!



Samstag, 3.9. 2011 – St. Georgen


15:00 Uhr
Die Sonne scheint, zum letzten Mal genießen wir Baguette und hervorragende Croissants zum Frühstück. Nach Hause ist es nicht mehr weit und wir fahren gemächlich durch die Rebhänge des Burgunds, wo schon die ersten Trauben geerntet werden. Der Herbst ist nicht mehr fern.
4 Wochen voller Eindrücke und Erlebnisse. Abwechslungsreich, nie langweilig. Entspannend und manchmal auch aufregend. Von mir aus könnte das immer so sein, doch jede Reise geht irgendwann zu Ende - bis zum nächsten Mal. 
Wer weiß, wo es dann hingeht.