Dienstag, 21. Juni 2016

Marokko 2 - 2016

Nachdem ich nun einige Male vergeblich versucht habe mein Tagebuch zu aktualisieren, beginne ich halt einen zweiten Teil. Mal sehen ob das funktioniert.



Teil 2



23.05.2016
Tiznit - Amtoudi - Sidi Ifni (311 km)
Camping: El Barco (N 29° 23.002 - W 10° 10.485)

Recht bald waren wir schon wieder auf dem Weg nach Amtoudi, wo es den ältesten und größten Agadir (Speicherburg) Marokkos gibt. Durch karge Gebirgswüste, unterbrochen von der ein oder anderen Flussoase, ging es auf der N1 zunächst nach Süden, bevor wir in Bouizarkane auf die R 102 nach Osten abbogen. Die Landschaft wurde noch trockener und lebloser. Die Teerstraße auf die wir nun nach Norden Richtung Taghjicht, einer Oasenstadt, abbogen war nur einspurig. Da uns aber kein Auto auf der ganzen Strecke entgegen kam war das nebensächlich. Schon vor Amtoudi sahen wir die Speicherburg vor uns aufragen. Ein imposanter Anblick. Kurz darauf bogen wir auf den schattenlosen Campingplatz Auberge Amtoudi ein, wo noch ein belgisches Wohnmobil stand, das wir schon in Tafraoute auf dem dortigen Platz gesehen hatten. 


 
Agadir (Speicherburg) von Amtoudi


Die Leute waren nicht da, deshalb dauerte es eine Weile bis wir merkten, dass es keinen Strom aus der Steckdose gab. Schließlich kam ein Mann, der im Schatten unter einem Busch gelegen hatte zu uns und teilte uns mit, dass es im Moment im ganzen Dorf keinen Strom gäbe, da irgendwo eine neue Stromleitung verlegt würde. Das war nun insofern blöd, weil wir wegen des Kühlschranks auf Strom angewiesen sind. Gerne wären wir zur Speicherburg hinauf gewandert, aber das musste nun notgedrungen ausfallen. So habe ich nur ein paar Fotos gemacht und den Rückzug angetreten. Über Guelmim fuhren wir weiter Richtung Sidi Ifni. Wir wollten endlich ans Meer, wo wir uns angenehmere Temperaturen versprachen. 20 km vor Sidi Ifni geriet ich in eine Radarfalle im 60er-Bereich. Obwohl ich der Meinung war ab dem 60er-Schild das richtige Tempo gehabt zu haben, mache ich eigentlich immer, wurde ich von zwei Polizisten angehalten und musste am rechten Straßenrand parken. Die Straße war schnurgerade gewesen und ich hatte die Polizisten auch gesehen und rechtzeitig gebremst. Ich vermute aber, dass sie meine Geschwindigkeit VOR dem Schild gemessen haben und so musste ich halt 300 DH berappen, weil ich angeblich 10 km/h zu schnell war. Was soll’s! Es ist ärgerlich, weil ich immer auf das Tempo achte, aber nach 6000 km rechne ich das zur Statistik.


In Sidi Ifni angekommen, steuerten wir den beliebten Platz „El Barco“ an, der im Winter normalerweise hoffnungslos überfüllt ist. Jetzt sind wir das einzige Wohnmobil hier. Es geht ein frischer und kühler Wind vom Meer und es ist ziemlich dunstig. Die Temperatur liegt bei 25 °C und das ist angenehm nach der fast unerträglichen Hitze im Landesinneren. Wie lange wir hier bleiben werden wissen wir noch nicht. Nachher gehen wir hinauf in die ehemalige spanische Stadt mit ihren Art-déco-Gebäuden. Die Stadt wurde erst 1969 an Marokko von Spanien zurückgegeben.





24.05.2016

Sidi Ifni (0 km)

Camping: El Barco (N 29° 23.002 - W 10° 10.485)


Der Dunst hat sich über Nacht etwas verzogen, aber klar ist es nicht. Die Sonne versteckt sich hinter einem grauen Schleier, der Strand ist so gut wie leer. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an und wollen ein Stück den Strand hinunter und schauen, was sich hinter der nächsten Biegung an der Steilküste verbirgt. Wir kommen nicht allzu weit, weil uns hinter der nächsten Biegung große Felsbrocken, die aus der Steilwand herunter gebrochen waren, den weiteren Weg versperren. 




Uns ärgert mal wieder der viele Müll, vor allem Plastik, der den ganzen schönen Strand versaut. Ein Künstler hat sich unter einem Überhang ein Quartier mit Plastikstuhl eingerichtet und macht aus Strandgut Figuren, Gesichter, ja sogar zwei Kanonen hat er zusammengebastelt. Ein paar Schritte weiter liegt ein schlafender Wanderer auf seinem Rucksack. Eine Frau verhüllt ihr Gesicht, obwohl wir viele Meter von ihr entfernt sind und ich die Kamera nicht offen mit mir herumtrage. Vielleicht ist sie auch nur hässlich und verbirgt deshalb ihr Gesicht. Ne, ehrlich, manchmal geht uns dieses Verhalten auf den Senkel. Wir lassen uns unverhohlen begaffen, vor allem Gisela mit ihren grauen Haaren, während die Weiber ihre Schleier bis über die Nasen hochziehen. Das ist nicht überall so, vor allem auch nicht in den Bergen bei den Berbern. Die Männer, vor allem die jungen, hingegen laufen auch hier mit kurzen Hosen und T-Shirts herum. Zudem sitzt die männliche Pracht von Allahs Schöpfung gern zuhauf in den Cafés oder sonst wo rum, während ihre Frauen sich abplagen und schuften müssen. Oft sahen wir Frauen mit riesigen Bündeln auf dem Buckel, beladen mit Grünzeug als Viehfutter, beschwerliche Wege und weitab der Dörfer gehen. Die Männer sieht man, wenn sie nicht gerade gepflegt chillen, als Ziegen- und Schafhirten oder bei der Feldarbeit. Wir kommen uns manchmal ganz schön exotisch vor, wenn ich mit Gisela in einem Café oder Restaurant sitze und sie die einzige Frau weit und breit ist.

Zurück zu Sidi Ifni. Im Reiseführer stand etwas von Art-déco.Gebäuden aus der spanischen Kolonialzeit am großen Platz Hassan II. An selbigem Platz angekommen, konnten wir außer dem frisch gestrichenen „Königspalast“, dem Rathaus und der Gemeindeverwaltung nichts im Art-déco-Stil erkennen. Vielleicht habe ich ja auch als Laie keine Ahnung von diesem Baustil. Inzwischen war es ziemlich schwül geworden und wir gingen zum Marché Municipal, wo wir zwei Baguette und einen ganzen Sack voll Oliven, Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Orangen, und Bananen für keine 3 Euro einkauften. Vom Kauf an Ziegenköpfen und Innereien haben wir Abstand genommen. Der Rückweg war anstrengender als gedacht, da sich die Stadt ziemlich den Berg hinauf zieht. An den Terrassen zur Steilküste angekommen, mussten wir uns erst einmal von der Schlepperei der Marktsachen erholen und setzten uns in ein Straßencafé. Mineralwasser, eine Cola und ein Minztee kosteten umgerechnet 1,80 Euro. Solchermaßen gestärkt traten wir den letzten Gang zum Campingplatz an, ließen die Markise herunter und legten uns gepflegt in den Schatten, nicht ohne vorher noch einen schönen Salat verspeist zu haben. Eine recht scheue Katze mit ihrem Jungen belagert uns schon seit gestern und wir verfüttern eine ganze Dose Schwarzwälder Bauernwurst, die sie gierig hinunterschlingen. Wenn die wüssten, dass da jede Menge Schweinefleisch drin ist!

Vorher sind die Schweizer, die wir in Tafraoute getroffen hatten, als unsere neuen Nachbarn eingetroffen. Jetzt stehen 2 Wohnmobile auf dem ansonsten leeren Platz.

Morgen geht es nach Aglou Plage weiter mit einem Halt in Legzira, wo sich die Attraktion der Gegend verbirgt. Am Strand kann man zwei riesige Felstore bewundern, die das Wasser hier geschaffen hat.



25.05.2016

Sidi Ifni - Aglou Plage (66 km)

Camping: Aglou Plage (N 29° 48.218 - W 9° 49.647)


Der Dunst hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei der Sicht können wir auf die Felstore verzichten, zumal wir davon schon so einige in Frankreich, Spanien und Portugal gesehen haben.

Waren gestern Abend noch im Restaurant oberhalb des Platzes zum Essen. Fischsuppe und Paella. Was anderes hatten sie nicht. Entsprechend war die Speise zubereitet. Vermutlich Fischsuppe aus der Dose und darin 5 weiche, weiße Shrimps. In der aufbereiteten Paella waren auch nur Tintenfischstücke und gleiche Shrimps. Verdorben war es noch nicht, sonst hätten wir in der Nacht Probleme bekommen. Oder unsere Mägen sind inzwischen abgehärtet.

Nach Aglou Plage war es nur ein Katzensprung. Der Ort gehört zu Tiznit und scheint ein beliebter Ausflugsort für die Städter zu sein. Zum Glück verzog sich der hartnäckige Dunst gerade, als wir zum Strand hinunter gingen. Die Strandpromenade hat auch schon bessere Zeiten erlebt, dafür war der Strand sauberer als in Sidi Ifni. Am Strand waren außer ein paar Kamelen und Pferden nur wenige Menschen. 




Die Saison ist hier definitiv vorbei. Die Wellen des Atlantiks kommen ziemlich hoch herangerauscht. Eigentlich ein tolles Revier für Surfer. In einem der drei Restaurants am Strand haben wir mal zur Abwechslung eine Pizza, die recht ordentlich war gegessen. Nachdem ich ein wenig zu viel Sonne abbekommen habe, die Mütze hatte ich bei dem Dunst im Wohnmobil gelassen, zogen wir uns wieder in den Schatten auf dem Platz zurück. Außer uns sind noch zwei weitere Fahrzeuge hier und gerade eben sind die Schweizer von Sidi Ifni auch hier eingetroffen.

Morgen geht es zunächst nach Agadir in den Marjane, der am Weg liegt, und dann weiter auf DEN Überwinterungsplatz in Marokko überhaupt: Camp Atlantica d’Immourane. Im Winter bekommt man dort so gut wie keinen Platz, jetzt aber könnte ich wetten, dass wir da so ziemlich allein sein werden. Agadir interessiert uns nicht und vielleiht bleiben wir bei schönem Wetter 2 bis 3 Tage dort.



26.05.2016

Aglou Plage - Agadir (113 km)

Camping: Atlantica d‘Immourane (N 30° 30.604 - W 9° 41.041)


Wenig interessante Wegstrecke, zunächst durch den Nationalpark Souss-Massa. Nur das Oasental beim Ort Massa recht hübsch. Jede Menge hoch beladene Esel mit Alfalfa, was als Viehfutter dient. Auf der dann 4-spurigen N1 nach Agadir hinein und zum Marjana an der N10. Riesen Supermarkt auf einem großen Einkaufsgelände, inklusive McDonald’s. Kurz vor dem Stadtausgang beinahe noch einen Auffahrunfall gehabt, da das vor mir fahrende Fahrzeug (neuer Mercedes) rechts blinkte und auf die rechte Spur wechselte, um dann sogleich wieder nach links zu ziehen, scharf abbremste, um auf die Gegenfahrbahn abzubiegen. Der junge Volltrottel am Steuer hatte eine dunkelblau glänzende Sonnenbrille auf und ein Handy am Ohr. No further comment!

An der Ausfallstraße zum Campingplatz wieder Radarkontrolle. Ich fahre aber inzwischen an den entsprechenden Schildern so langsam, dass ich den nachfolgenden Verkehr ziemlich nerve. Habe aber keinen Bock auf einen weiteren Zettel.



 Der Campingplatz, auf dem man im Winter keinen Stellplatz mehr bekommt, ist fast menschenleer. Wir sind vielleicht 5 Touristen auf dem recht großen Platz. Alles ist zu, neue Mobilehomes werden installiert, ein Sanitärblock ist schon geschlossen. Die kleinen Geschäfte am Eingang sind ebenfalls zu. Dafür entsprechen die geöffneten Sanitäreinrichtungen europäischem Standard. Internet kostet 10 DH am Tag. Die Temperaturen sind wieder sommerlich und wir haben einen schönen Schattenplatz gefunden. Zum Strand geht es durch eine Gittertür in der Abgrenzung und dort hat es auch ein großes Restaurant mit Terrasse. Der Blick hinaus aufs Meer ist schön und der Sandstrand sieht sauber aus. Morgen bleiben wir noch hier, bevor es weiter die Küste hinauf nach Essaouira geht.



27.05.2016

Agadir (0 km)

Camping: Atlantica d‘Immourane (N 30° 30.604 - W 9° 41.041)


Kurz nach dem Frühstück stand plötzlich ein Mann neben uns und sprach uns in gebrochenem Deutsch an. Er begrüßte uns ganz herzlich, als wenn er zum Platz gehören würde, und wir verstanden zunächst gar nicht was er wollte. Dann spazierte er um unser Wohnmobil herum und suchte nach irgendwelchen Schäden, die er ganz billig reparieren könne. Aha, dachten wir, daher also weht der freundliche Wind. Außer unserem mit Panzertape reparierten Außenspiegel, der ein großes Loch von einem Holzstück hatte, das damals in Ungarn ein Langholztransporter verloren hatte, fand er nichts. Für 1000 DH (100 Euro) würde er das noch heute reparieren. Ich fand seinen Verschlag auch ganz spaßig und sagte ihm, dass ich dafür in Deutschland fast einen neuen Spiegel bekommen würde. Außerdem wolle ein Freund von mir einen Spiegel auf dem Schrottplatz für 20 Euro besorgen. Das war natürlich nicht wahr, aber ich hatte ja von den Märchenerzählern hier in Marokko gelernt. Ein neuer Spiegel kostet bei uns fast 300 Euro. Er fing dann an, mit mir zu handeln und wir einigten uns schließlich auf 50 Euro. Um 3 Uhr wolle er wiederkommen, aber ich solle ihm schon mal einen Vorschuss von 100 DH geben, damit er Material einkaufen könne. So läuft das hier!

Comme-ci-comme-ca bei der Arbeit


Aus dem geplanten Strandspaziergang wurde halt nichts und mit etwas Verspätung traf unser Reparateur mit seinen Utensilien ein. Ich nenne ihn ab jetzt nur noch „Comme-çi-comme-ça“, weil er das ständig sagte. „Comme-çi-comme-ça“, eigentlich mit richtigem Namen Mhamd, ging auch sofort hurtig ans Werk, entfernte das Panzertape und schmirgelte an der Oberfläche herum. Oh je, haben wir uns gedacht, das wird ja so was geben. Danach schnitt er ein Stück Fiberglas zurecht und überklebte das Loch. Danach war erst mal Pause angesagt, denn das Ganze musste ja schließlich trocknen. Also saßen wir gemütlich unter der Markise und plauderten über alles Mögliche. Er hat zwei Kinder (Mädchen 6 ½, Junge 1 Jahr und 8 Monate) und das dritte ist schon unterwegs. Dann wollte er mir ein Grundstück, dann ein Haus verkaufen. Er würde auch den Hausmeister machen, wenn wir nicht da wären und seine Frau würde putzen und das Haus versorgen. 4000 Euro im Monat wären angemessen. Danach wollte er uns sein Haus für 5000 Euro verkaufen. Alles kein Problem. „Comme-çi-comme-ça“, ein Marokkaner wie er leibt und lebt. Immer auf ein Geschäft aus. Im nächsten Jahr sollen wir mit dem Flieger kommen und uns in Agadir ein Auto mieten, dann würde er mit uns in den Bergen herumfahren, um ein passendes Objekt zu suchen. Ich strengte mich schon an, dass ich nicht lachen musste. So verging die Zeit und das Fieberglasstück war dann endlich auch abgehärtet. Jetzt wurde fleißig geschmirgelt und gespachtelt was das Zeug hielt. Er strengte sich wirklich sehr an. So, das musste jetzt auch wieder trocknen und die Unterhaltung konnte fortgesetzt werden. Ich solle das nächste Mal, wenn wir wiederkommen, einen großen Karton mit Sachen für seine Kinder mitbringen: Schuhe, Kleider, Hefte, Kugelschreiber. Er schrieb uns auch seine Handynummer auf, denn wir sollten ihn unbedingt nach unserer Ankunft anrufen. Dann fragte er noch nach Seife und Shampoo und erzählte irgendwas vom Supermarkt, was wir allerdings nicht so recht verstanden haben. Schließlich gab ihm Gisela eine neue Flasche Shampoo (das will er nur für seine Frau), unsere restlichen Kugelschreiber, Bleistifte, Spitzer, Radiergummi, Leuchtstift, Schere und Mäppchen für das Mädchen, was zur Schule geht. Jetzt war er schon ganz glücklich und der Spachtel trocken. Nun schloss er einen Kompressor an unserem Strom an, schloss die Sprühpistole an und lackierte den Rückspiegel zum ersten Mal. Danach wieder Smalltalk, der langsam anstrengend wurde. „Comme-çi-comme-ça“ redete ununterbrochen auf uns ein. Unser Kopf rauchte, während die erste Lackschicht trocknete. Inzwischen waren schon zweieinhalb Stunden ins Land gegangen und ein Ende war nicht so bald in Sicht. Lackschicht trocken und nochmals gespachtelt. Nach gut 3 Stunden Arbeit war auch dieser Spachtel trocken und es folgte eine zweite Lackschicht. Und ich muss gestehen, der Spiegel sieht fast wieder wie neu aus. Aus der Ferne kann man keinen Unterschied mehr zum anderen Spiegel erkennen. Bei uns wird solch ein Spiegel entsorgt, trotz funktionierender Elektrik, wobei eine neue Hülle keine 20 Euro kosten würde. So was wird in Marokko von Spezialisten wie „Comme-çi-comme-ça“ fachmännisch repariert. Aufgrund des guten Ergebnisses gab ich im 50 Euro und er durfte die 100 DH Anzahlung auch noch behalten. Ganz glücklich ging er unter die Dusche, was wir niemanden verraten sollten, um sich danach überschwänglich von uns zu verabschieden. Dabei erinnerte uns „Comme-çi-comme-ça“ nochmals an die Sachen, die wir doch bitteschön aus Allemania mitbringen sollten. Jetzt haben wir wieder einen fast neuen Rückspiegel und das für 60 Euro und einen kostenlosen Comedy-Nachmittag.



28.05.2016

Agadir - Essaouira (158 km)

Camping: Camping Sidi Magdoul (N 31° 29.490 - W 9° 45.807)


Sehr schöne Fahrt an der Küste entlang nach Norden. Viele einsame Sandbuchten an der Steilküste mit tollen Aussichten. Bei Tamri überquerten wir den Tinkert-Fluss der an seinem Oberlauf für seine Wasserfälle bei Immouzzer-des-Ida-Outanane berühmt ist. Das ganze Flusstal war mit Bananenplantagen ausgefüllt. Bisher hatten wir nämlich noch gar keine Bananenstauden in Marokko gesehen, obwohl es überall Bananen zu kaufen gibt. Die ganze Gegend ist vor allem bekannt für die Arganölherstellung. Kurz vor der Ortschaft Smimou hielten wir am Straßenrand an, wo ein Bäuerlein Arganöl und Honig verkaufte. Arganöl ist sehr teuer und schmeckt nussig. Wir probierten und befanden das Öl als recht wohlschmeckend. Außerdem sah es eindeutig handgemacht in der Plastikflasche aus. Auch auf die Gefahr hin, dass das Öl mit anderem Öl gestreckt war kauften wir einen Liter davon, sowie ein Kilo Honig und ein kleines Fläschlein Kosmetik-Arganöl. Alles zusammen für 320 DH. Wenig später kamen wir an einer Arganöl-Cooperative vorbei und hielten auch dort an. Im Gebäude konnten wir Berberfrauen bei der Produktion des Öls zuschauen und sie hatten auch nichts dagegen, dass ich später meinen Fotoapparat holte und Bilder machte. 



Eine junge Berberfrau erklärte uns, wie das Öl hergestellt wird. Es ist schon eine sehr mühselige Arbeit und es erfordert viele Stunden Handarbeit, bis das Öl verkaufsfertig ist. Auch hier erstanden wir einige Produkte, die allerdings teurer als beim Bäuerlein waren, dafür aber biologisch angebaut und rein.

Unser Campingplatz kurz vor Essaouira war bald erreicht. In der Mitte des Platzes fanden wir noch ein Schattenplätzchen neben einem holländischen VW-Bus. Die Sanitäreinrichtungen sind ok, der Platz könnte allerdings besser aussehen. Das Internet funktioniert auch und ich bin gespannt, ob ich endlich wieder den Blog aktualisieren kann.

Als wir alles soweit gerichtet hatten, machten wir uns auf der Uferpromenade in die Stadt. Der Stadt vorgelagert sind die Purpurinseln. Ungefähr 700 v.Chr. gründeten die Phönizier hier eine Siedlung und betrieben Handel mit dem kostbaren Rohstoff, den man aus der Purpurschnecke gewinnt. Im 16. Jahrhundert befestigten die Portugiesen den Hafen und die Stadt, die damals Mogador hieß. Sie war berühmt als Endpunkt der Karawanenwege von Timbuktu über Marrakech. Elfenbein, Sklaven und vielerlei Rohstoffe wurden von hier ins Mittelmeer und nach Europa verschifft.

Mogador - die Purpurinseln
 


Nach einer dreiviertel Stunde kamen wir am befestigten Hafengelände an. Schon von Weitem konnte man den Fisch der in der Fischhalle und an den Buden im Hafengelände verkauft wird riechen. Durch das Hafentor mit seinen Befestigungsanlagen gingen wir zunächst ins Hafengelände. Der Gestank war fast unerträglich. Hier wurde alles, was man im Meer so fangen kann verkauft, bis hin zu Haien und Muränen. Erfreulicher für die Nase war dann der Bummel durch die Stadt, die seit 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Straßen sind rechtwinklig angelegt und man kann sich nicht verirren. Die weiß-blauen Häuser und das bunte Leben machen die Stadt zu einem optischen Erlebnis. Am späten Nachmittag ging es dann wieder zurück zu unserem Campingplatz.






29.05.2016

Essaouira - El Jadida (274 km)

Camping: Camping International (N 33° 14.407 - W 8° 29.263)


Der heutige Campingplatz ist mit Abstand der schlechteste in ganz Marokko. Nur Stehklos und kalte Duschen und das noch in einem erbärmlichen Zustand. Wir gehen nur hin, wenn es gar nicht anders geht. Auf das Duschen verzichten wir lieber. Aus dem Platz hätte man durchaus was machen können, denn er ist groß und es stehen viele Bäume darauf. Auch in die Stadt ist es nicht weit. Aber ich denke, seit der Platz neu war, so in den 80er Jahren, wurde nichts mehr gemacht. Nur noch kassiert und nichts investiert. Geschweige denn, dass sich jemand um den Zustand der Anlagen gekümmert hätte. Diesen Platz sucht man nur auf, wenn man keine andere Wahl mehr hat.

Eigentlich wollten wir in Safi Station machen, aber schon am Stadteingang wurden wir von stinkenden Chemieanlagen begrüßt und aus einem riesigen Abwasserrohr schossen braune Fluten ins Meer. Zudem werden gerade neue Hafenanlagen gebaut. Dem UNESCO Weltkulturerbe sei’s geklagt! In Oualidia konnten wir mangels Strom auch nicht bleiben. Also sind wir halt hier in El Jadida gelandet.

Die Steilküste und die weiten Sandstrände auf dem Weg hier her waren schön, die Straße nicht immer. Lustig war nur, als uns todesmutige Mopedfahrer mit über 80 km/h, wie Superman auf ihren frisierten Maschinen liegend, überholten. Anscheinend sind Mopedausflüge von Jugendgangs am Sonntag hier üblich, denn wir begegneten vielen davon.


Portugiesische Zisterne

Die portugiesische Wasserfestung der Altstadt El Jadidas mit ihren alten Mauern und Wehranlagen ringsum gehören zu Recht zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie wurde 1502 wahrscheinlich auf den Resten einer karthagischen Siedlung errichtet und war unter dem Namen Mazagan die Hauptniederlassung der Portugiesen in Marokko. Absolut sehenswert ist die Portugiesische Zisterne aus dem Jahr 1541. 25 Säulen, die sich im glasklaren Wasser spiegeln, stützen das gotische Kreuzrippengewölbe. Die Kirche nahe dem Stadttor wird als Musikbühne zweckentfremdet. Was gäbe das für einen Aufschrei, wenn man das bei uns mit einer Moschee machen würde. Die Festungsstadt mit etlichen Geschäften und Läden in der Hauptstraße ist überschaubar und man hat sie schnell erkundet. Wir machten die Runde um die Stadt auf der Festungsmauer und gingen dann in die Souks an der Großen Moschee. Dort war das Leben laut und bunt. 



Den Rückweg zum Platz verzögerten wir an der Uferpromenade in einem Café. Den Siffplatz wollten wir nicht so bald ansteuern. Ganz allgemein kann man sagen, dass die Campingplätze an der Küste in einem schlimmeren Zustand sind, als die im Landesinneren. Zudem ist die Küstenlandschaft auch irgendwann mal langweilig, weil wenig abwechslungsreich. Langsam nehmen wir von Marokko Abschied und es ist ein wenig schade, dass die Campingplätze unsere bisherigen positiven Eindrücke ein wenig schmälern.

Morgen fahren wir über Casablanca und die große Moschee Hassan II, in der 100.000 Menschen Platz finden, Richtung Mulay Bousselham, das an einer großen Lagune liegt.





30.05.2016

El Jadida - Moulay Bousselham (340 km)

Camping: Camping Atlantis Gate (N 34° 52.567 - W 6° 17.315)


So früh wie möglich hatten wir den Platz verlassen und sind Richtung Casablanca geflüchtet. Die ersten 20 km war die N1 eine Katastrophe. In wenigen Jahren, wird sie eine Autobahn sein, denn sie wird gerade ausgebaut. Wieder etliche Polizisten mit Radarpistolen unterwegs. Der Verkehr wurde immer dichter, je näher wir Casablanca kamen. Etwa 5 km vor unserem Ziel, der Mosche Hassan II, steckten wir in einem unabsehbaren Stau fest. Es ging kaum noch voran und so beschlossen wir Moschee Moschee sein zu lassen, und bogen Richtung Autobahn nach Rabat ab. Bis zur Ausfahrt Moulay Bousselham kostete sie etwa 120 DH. Auch auf der Autobahn lag die Polizei auf der Lauer. Zweimal sahen wir sie auf dem Mittelstreifen im Busch mit ihren Geräten hocken. Die Küstenregion wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Vor allem Bananen werden in Foliengewächshäusern gezogen. Aber auch die Feldwirtschaft wird intensiv betrieben. Die ganze Küstenebene ist grün und es gibt Eukalyptus-, Pappel- und Korkeichenwälder. Hier ist wohl das Hauptanbaugebiet Marokkos. Neben der Autobahn wird auch gerade eine neue Zugtrasse von Tanger nach Casablanca gelegt.

Um 2 Uhr mittags erreichten wir die Lagune von Moulay Bousselham. Die Lagune wird Merja Zerga (Blaue Lagune) genannt, ist ein Naturschutzgebiet und Vogelreservat. Viele europäische Zugvögel machen hier im Winter Rast. Außerdem gibt es in der Lagune zahlreiche Flamingos. Von all dem haben wir noch nichts gesehen und so werden wir uns am Nachmittag auf einen kleinen Erkundungsgang machen.




Spaziergang erledigt. Schöne Aussicht in die Lagune und auf die Fischerboote. Sogleich will man uns eine Fahrt in die Lagune anbieten, was wir aber dankend ablehnen. Wir gehen stattdessen hinauf in den Ort, wo man von oben einen schönen Ausblick auf die Lagune und die Einfahrt zum Meer hat. Unterhalb der Steilküste schmiegen sich ärmliche Fischerhütten an den Fels. Auch hier will man uns auf die andere Seite übersetzen. Dort liegt ein großer Friedhof mit dem Marabout (Grabmal) des als heilig verehrten Moulay Bousselham, nach dem auch der Ort benannt ist. Sein Grab ist auch gleichzeitig Wallfahrtsort und einmal im Jahr findet hier ein großes Moussem (Fest) statt. Wir verzichten auf eine Überfahrt und schauen lieber dem Leuten und Booten zu. In der Ortschaft zurück wollen wir Essig kaufen. Hier gibt es aber nur Essigessenz und der, der wie unserer aussieht, ist mit Karamell gefärbt. Hätten wir uns eigentlich denken können, dass es hier keinen richtigen Essig gibt, der wird nämlich aus Wein gemacht! In einem kleinen Souk ziehen Rauchschwaden durch die Gassen. Um einen kleinen Platz herum wird fleißig gegrillt, vor allem natürlich Fisch. Dazu kauft man sich das Brot und die Getränke an den anderen Ständen und lässt sich dann seine Mahlzeit zubereiten. Alles sieht für mich nicht sehr appetitlich aus und die gegrillten Sardinen bestehen sowieso nur aus Gräten. Dennoch gehen wir heute Abend in einem empfohlenen Restaurant in der Nähe des Campingplatzes Fisch essen.





31.05.2016

Moulay Bousselham - Achakar (Tanger) (127 km)

Camping: Camping Achakar (N 35° 45.573 - W 5° 56.256)


Vorletzter Tag in Marokko. Autobahn bis Tanger, die restlichen paar Kilometer dann doch noch eine Herausforderung. Großbaustelle an der Küstenstraße, Schlaglöcher, Piste, Schlammlöcher, kurzum alles was wir nun gar nicht mehr sehen wollten. Die Gegend rund um den etwas heruntergekommenen Campingplatz an einem Café, scheint wohl eine Nobelecke der Reichen von Tanger zu sein. Überall Polizeipräsenz und Villen hinter hohen Mauern. Außer uns ist nur noch ein Wohnmobil auf dem Platz. Gisela geht es seit zwei Tagen nicht so gut. Klagt über Schwindel und Übelkeit. Ich weiß nicht, ob ich mir nun ernsthafte Sorgen machen muss.

Unweit von unserem Platz befinden sich die sogenannten Herkulesgrotten. Wir machen uns auf den Weg dorthin, als noch ein Holländer auf dem Platz eintrifft. Nach einem kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass es ein Veranstalter für geführte Gruppenreisen ist und kündigt 22 Wohnwagen und Wohnmobile an. Sofort sind alle freien Plätze mit oranje Hütchen belegt. Das wird lustig, wenn die alle bis heute Abend eintreffen. Es hat nur zwei Duschen und zwei Toiletten. Der Veranstalter bezeichnet die Holländer selber als „die Chinesen Europas“, die man überall antreffe.



Die Höhlen sind wahrscheinlich im Sommer ein Rummelplatz, denn es sieht alles ziemlich neu aus und es gibt Cafés und Restaurants. Außer zwei Schulklassen ist hier sonst niemand. Die Höhlen selber werden schon seit der Römerzeit als Steinbruch für Mahlsteine benutzt und das Innere sieht für mich als Laien nicht so aus, als wenn das alles das Meerwasser ausgewaschen hätte. Das Spektakuläre an dem Höhlensystem selber ist der Durchbruch zum Meer hin, der grob die Umrisse des afrikanischen Kontinents (spiegelverkehrt) darstellt. Von der Meeresseite sieht es richtig aus und man soll sogar Madagaskar erkennen können. Wie dem auch sei, der Legende nach hielt sich hier der griechische Sagenheld Herkules auf, als er eine seiner Aufgaben hier lösen musste. Nämlich die Äpfel der Hesperiden stehlen. Dieser Ort soll sich zwischen Tanger und Larache, etwas weiter südlich von hier an der Küste, befunden haben. Auf seinem Weg dorthin traf er den Riesen Antaeus und tötete ihn im Kampf. In besagter Höhle soll er sich dann von seinen Strapazen erholt haben.

Den restlichen Tag beschließen wir gechillt und am Abend in einem Restaurant, um die restlichen Dirham auszugeben. Für 500 DH werde ich nochmals volltanken, denn so günstig werde ich keinen Sprit mehr bekommen. Einheimische Währung darf nicht ausgeführt werde, also muss alles raus. Morgen sind es dann noch etwa 60 km bis Tanger Med. Um 11 Uhr geht die Fähre nach Algeciras und das heißt für uns, dass um 7 Uhr hier Abfahrt ist. Wir wollen dann von Algeciras nach Tarifa auf einen Campingplatz fahren und, wenn es dort schön ist, eine Weile bleiben.



Inzwischen sind wir von Holländern umzingelt. Der Platz ist nun voll und mit der Ruhe ist es vorbei. Ich habe herausgefunden, dass sie morgen früh um 8 Uhr hier aufbrechen wollen. Somit ist der Plan, schon um 7 Uhr hier wegzufahren genau richtig. Ich hoffe, dass die Tankstellen schon offen haben und ich für das restliche Geld, abzüglich der Autobahngebühren, den Tank vollmachen kann.


Wie fällt das Fazit für Marokko aus?


1. Unbedingt eine Reise wert und das nicht nur einmal.
2. Für uns war die Küste alles in allem uninteressant und langweilig, von Essaouira einmal abgesehen.
3. Der Osten mit dem Rif-Gebirge, dem Hohen Atlas und dem Anti-Atlas bietet solch eine Vielfalt, dass dies nur schwer zu beschreiben ist. Kurz, ein Fest für alle Sinne.
4. Die Menschen sind überall nett und sehr hilfsbereit. Aufdringliche Personen können wir getrost an einer Hand abzählen.
5. Das Essen ist meistens toll und billig und man kann ohne Bedenken Gemüse und Obst auf den Märkten einkaufen und essen. In den Supermärkten der größeren Städte bekommt man alles was man braucht.
6. Das Straßennetz ist meistens gut und es wird überall fleißig ausgebaut und verbessert. Radarkontrollen und Polizeisperren sind häufig.
7. Tankstellen sind zahlreich und in den meisten Orten kann man mit der EC-Karte am Geldautomaten bis zu 2000 Dirham abheben.
8. Die Sanitäranlagen sind in der Regel einfach und sauber. Am schlechtesten waren sie an der Küste.
9. Trotz der langen Anreise würden wir das wieder machen und…
10. …wenn mal was am Auto kaputt gehen sollte - hier gibt es viele begabte Handwerker wie „Comme-çi-comme-ça“!



So, jetzt werde ich ein letztes Mal zum Aussichtspunkt an die Küste gehen und den Sonnenuntergang fotografieren. Habe ich ja sonst nie gemacht ;-)



01.06.2016

Achakar (Tanger) - Tarifa (Spanien) (104 km)

Camping: Rio Jara (N 36° 02.546 - W 5° 37.809)


Schon kurz vor 6 Uhr aufgestanden, Katzenwäsche und eine Tasse Kaffee mit Brot von gestern. Wir wollen weg, bevor die Holländer anfangen aufzubrechen. Wir sind zeitig weg und tanken nochmals für unser letztes Geld am Stadtausgang voll. So billig werden wir in Zukunft nicht mehr tanken können. Schon kurz nach 8 Uhr sind wir im Fährhafen Tanger Med. Laut Aufdruck soll die Balearia-Fähre um 11 Uhr ablegen. Zwei offiziell aussehende Typen mit Namensschildern umhängen, wollen unsere Pässe und das Ticket für die Fährbestätigung haben. Da ich gelesen hatte, dass die „Helfer“ in Tanger Med nicht präsent seien, habe ich das alles auch zunächst geglaubt. Erst als der Typ mit unseren Papieren ohne Bestätigung wieder auftauchte, wussten wir dass wir zum letzten Mal auf einen marokkanischen Gauner hereingefallen waren. Ich parkte also am ersten Checkpoint unser Fahrzeug und ging selber zum Schalter der Fährgesellschaft. Alles war geschlossen und ich klopfte an ein Fenster, da ich zwei Typen sah, die im Büro pennten. Nach einer Weile raffte sich der eine auf, öffnete das Fenster und sagte mir ich solle in einer Stunde wieder kommen, denn das Büro sei geschlossen. Von den Holländern weit und breit keine Spur. Entweder sind sie mit der Expressfähre nach Tarifa, oder mit der Fähre von Ceuta nach Algeciras. Nach einer Stunde kam ich wieder und ein dritter Mensch war eingetroffen, der mir dann tatsächlich die Rückfahrtickets ausdruckte. Damit war der Weg am ersten Checkpoint vorbei frei und ich konnte weiterfahren. Die nächste Kontrolle war bei der Polizei, die uns mit Ausreisestempel im Pass versah. Nächster Stopp am Zoll, der eines der 3 Zollabschnitte behielt, die man für die Ein- und Ausreise für das Fahrzeug braucht. Den dritten Abschnitt sollte man gut aufbewahren, falls man später noch einmal nach Marokko einreisen möchte. Ein weiterer Stopp war an einem fahrbaren Röntgenscanner, der unser Fahrzeug scannte. Dazu mussten wir aussteigen und vor dem Scan schnüffelte noch ein Spürhund an unserem Fahrzeug. Wahrscheinlich will man so den Menschenschmuggel verhindern. Nach einer längeren Suchfahrt zum richtigen Kai stellten wir dann fest, dass unsere Fähre erst um 12 Uhr ablegen würde. Also warteten wir nochmals über 2 Stunden, bis endlich die Fähre anlegte. Außer uns, waren keine 10 weiteren Fahrzeuge in der Warteschlange. Die meisten Fahrzeuge waren LKW, die auch als erstes auf die Fähre fuhren. Wir kamen zum Schluss mit den PKWs dran und mussten über eine Rampe aufs Oberdeck hinauf. Erst gegen halb 2 fuhr dann die Fähre endlich los. 

Hinter uns liegt Afrika
Vor uns liegt Europa (Der Fels von Gibraltar)

Die Überfahrt dauerte gut eine Stunde und wir verließen als Letzte das Schiff. Erster Check Polizei, ins Wohnmobil und in die Dusche geschaut, ob nicht illegale Passagiere bei uns an Bord wären. Weiterfahrt zum Zoll und dort durchgewunken. Europa hatte uns wieder und wir machten uns sogleich auf die Weiterfahrt nach Tarifa. Die Küstenstraße bot schöne Aussichten auf die Straße von Gibraltar und das Rif-Gebirge auf der afrikanischen Seite. Der Platz Rio Jara ist sehr schön an einer Lagune in einem Naturreservat gelegen und wahrscheinlich auch ein Hotspot für Kitesurfer, denn von denen sahen wir viele am feinsandigen und sehr sauberen Strand. 

Die Lagune, Tarifa und am Horizont das Rif-Gebirge
Nach einem kurzen Spaziergang zum nahegelegenen Strand hinunter kaufte ich mir im Laden auf dem Platz erst mal ein Sixpack kaltes Bier und genoss es (eines davon natürlich) in vollen Zügen. Ich wusste gar nicht mehr, wie gut so ein kaltes Bier schmecken kann!




02.06.2016

Tarifa (0 km)

Camping: Rio Jara (N 36° 02.546 - W 5° 37.809)


Heute einfach mal nix getan. Den ganzen Tag nur gefaulenzt mit einem kurzen Strandspaziergang. Hier ist das Kiterparadies. Mindestens 50 Kitesurfer waren am Strand und im Wasser. Den ganzen Tag schon weht ein kräftiger Landwind.





03.06.2016

Tarifa (0 km)

Camping: Rio Jara (N 36° 02.546 - W 5° 37.809)


Fahrräder im Einsatz nachdem sie über 7.000 km in der Garage des Wohnmobils standen. Reifen aufgepumpt und ab geht er, der Peter. Kurz an der Hauptstraße Richtung Tarifa und dann auf einen Feldweg mit anschließendem Knüppeldamm weiter. Es lässt sich gut fahren und bald radeln wir auf der Uferpromenade nach Tarifa hinein. Zuerst aber machen wir einen Abstecher zur Isla de las Palomas, einer befestigten Insel die dem Hafen vorgelagert ist. Sie stellt den südlichsten Punkt des europäischen Kontinents dar. Von hier aus sind es nur 14 km bis hinüber nach Afrika. Die Insel selber kann man nicht besichtigen, da irgendwelche militärischen Sachen darauf sind. 

La Isla de las Palomas (Die Taubeninsel)

Tarifa

Zurück am Castillo de Guzmán vorbei, das 960 vom Kalifen Abd-ar-Rahman III erbaut wurde. Ein Heer der katholischen Spanier unter König Sancho IV von Kastilien und León eroberte Tarifa im Zuge der Reconquista im Jahr 1292. Die Altstadt ist typisch für die Städte Andalusiens (El Andaluz). Enge Gassen und weiß getünchte Häuser mit vielen farblichen Elementen. Sie erinnern sehr an die marokkanischen Medinas und das nicht ohne Grund, denn Spanien war ja eine lange Zeit muslimisch. Es gibt sehr viele kleine Geschäfte und noch mehr Bars und Restaurants. Viele junge Menschen aus ganz Europa halten sich hier auf, denn Tarifa ist neben Hawaii und Fuerteventura die Kite- und Windsurferhauptstadt. 

Castello de Guzmán



Gisela geht in einem der Gässchen zum Friseur und bekommt den etwas eigenwilligen Schnitt der Frisörin aus Tiznit in Marokko repariert. Jetzt ist sie zufrieden mit dem neuen Haarschnitt. Danach gehen wir zum Stadteingang hoch. Dort gibt es einen Lidl und wir können unsere Vorräte insoweit auffrischen, wie Platz im Rucksack ist. Zurück bummeln wir noch etwas durch die Altstadt, bevor wir wieder den Heimweg antreten - pedalmäßig.



Puerta de Jerez

Durch's Naturschutzgebiet zum Campingplatz




04.06.2016

Tarifa (0 km)

Camping: Rio Jara (N 36° 02.546 - W 5° 37.809)


Beim Brotkauf heute Morgen in der Bar am Campingplatz mit ein paar der 9 Radfahrer gesprochen, die gestern auf dem Platz eingetroffen sind. Die Gruppe ist aus Detmold und hat die gesamte Strecke von 3500 km in 4 Wochen zurückgelegt. Es waren durchaus alle ältere Semester. Jetzt löst sich die Gruppe auf. Einige wollen noch nach Marokko (ohne Rad), der Rest macht sich auf den Heimweg, die Räder im Transporter.



Am Nachmittag einen Strandspaziergang gemacht und den Kitesurfern zugeschaut. Es waren heute über 100 am Strand. Es ist Wochenende. Wir bleiben noch bis Montag hier und fahren dann nach Sevilla.






05.06.2016

Tarifa (0 km)

Camping: Rio Jara (N 36° 02.546 - W 5° 37.809)


Sonntag und es geht fast kein Wind. Das bedeutet - keine Kitesurfer am Strand. Wir machen einen kurzen Strandspaziergang. Es ist gerade Flut und der Abschnitt zwischen Lagunenbrücke und Strand ist fast ganz überflutet. Das Wasser ist nur ein paar Zentimeter tief und ziemlich warm. Es tummeln sich ganze Schwärme von kleinen Fischen darin auf der Suche nach Plankton. Der Strand ist so gut wie menschenleer und wir haben den feinkörnigen Sandstrand für uns ganz alleine.









06.06.2016

Tarifa - Sevilla (200 km)

Camping: Villsom (N 37° 16.642 - W 5° 56.189)


Den Süden haben wir jetzt endgültig verlassen und sind auf dem Weg nach Norden. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir in die Kälte fahren, sondern eher das Gegenteil. Das Atlantikklima in Tarifa war sehr angenehm, das hier in Sevilla noch abends sehr warm. Jetzt um halb elf Abends hat es noch 29 °C, während die Temperaturen am Tag um die 35 °C lagen. Der Süden war bis Cádiz grün und landschaftlich abwechslungsreich mit vielen Reis- und Sonnenblumenfeldern. Je weiter wir Richtung Norden nach Sevilla kamen, umso ebener und eintöniger wurde es. Auf der Autobahn kamen wir zügig voran und erreichten gegen 12 Uhr den Vorort von Sevilla Dos Hermanas, wo sich auch der Campingplatz befindet. Doch zunächst fuhren wir noch einen Kreisverkehr weiter, um im Carrefour dringend benötigte Einkäufe zu machen. Noch von Marokko verwöhnt erschraken wir über die Preise. Es ist fast alles doppelt so teuer wie in Marokko. Von den Preisen für Obst und Gemüse will ich erst gar nicht reden. Die Zeiten, wo wir für 2 Euro eine ganze Einkaufstasche voll Obst und Gemüse bekommen haben sind vorbei. Diesel kostet hier aktuell um 1,10 Euro. Nach dem Einkauf war es nicht weit zum Campingplatz, wo wir schon 2011 einmal waren (siehe Blog). Ich erinnerte mich noch gut an die Bushaltestelle nicht weit vom Platz, von wo aus alle halbe Stunde ein Bus (M132) direkt in die Innenstadt zum Plaza de España fährt. Von dort ist es nicht weit zur Kathedrale mit der Giralda (dem ehemaligen Minarett der Moschee) und den anderen Sehenswürdigkeiten von Sevilla.

Camping Villsom in Dos Hermanas bei Sevilla

Bei unserer Ankunft war der Platz etwa zu dreiviertel belegt. Jetzt ist er gnadenlos vollgestopft. Die Sanitäreinrichtungen sind sauber und reichlich vorhanden. Ich bin heute Nachmittag sogar in den Pool um Abkühlung zu finden. Das Wasser war sauber und angenehm frisch, Schatten gab es auch. So konnten wir die größte Mittagshitze einigermaßen gut verbringen.

Jetzt am Abend kann man kaum draußen sitzen, da darauf die Schnaken schon den ganzen Tag lang gewartet haben. Übrigens: im Carrefour wollten wir für unseren Verdampfer gegen Schnaken, der wunderbar funktioniert, neue Nachfüllflaschen kaufen. Aber sämtliche Verpackungen (über 20) waren aufgerissen und die Flüssigkeitsbehälter geklaut worden! Beweis: es funktioniert, sonst würde niemand das Zeug klauen!

Noch ein Wort zum freien WiFi auf dem Platz. Beschissener geht’s wirklich nicht mehr. Erstens ist es langsam wie sonst was (Übertragungsrate: 6 Mbit/s) und der Hammer kommt noch. Nach einem Download von 30 MB oder einem Upload von 20 MB, das reicht nicht mal zum Posten von irgendetwas, wirft einem der Server raus und man kann sich erst nach einer halben Stunde wieder mit dem Server verbinden. Toll! Was für paradiesische Zustände waren das in Marokko. Überall Internet und auf fast jedem Campingplatz, Café, Restaurant gab es freien Zugang.



07.06.2016

Sevilla (0 km)

Camping: Villsom (N 37° 16.642 - W 5° 56.189)


Das Thermometer zeigt um 22:00 Uhr im Wohnwagen noch 34 °C. Deshalb habe ich kein großes Bedürfnis in der stickigen Luft zu sitzen und an meinem Tagebuch zu schreiben. Draußen ist es leider auch nicht viel kühler. Man kann nur matt herumhängen.

Um 10 Uhr sind wir mit dem Bus M 132 in die Stadt gefahren. Das dauerte fast eine halbe Stunde und kostete für uns beide 3,30 Euro. Dafür kann man in St. Georgen nicht einmal von uns aus in die Stadt rüber fahren. Am Plaza de España war Endstation und in die Innenstadt nicht weit. 

Kathedrale und Giralda
Haupteingang zur Kathedrale mit alter Wetterfahne der Giralda

Sarkophag des Christopher Kolumbus

Deckengewölbe im Mittelschiff
Bald standen wir auch in einer langen Schlange für den Eintritt in die Kathedrale. Ein imposantes Bauwerk, die größte gothische Kathedrale der Welt. Sie wurde an der Stelle der almohadischen Moschee errichtet, die al-Mutamid 1184 hatte errichten lassen. 1248 wurde das Bauwerk als Kathedrale geweiht. Die guten Katholiken ließen nur das Minarett, die Giralda, stehen und bauten es zum heutigen Turm um. Den Orangenhof mit dem Haupteingang ließ man gnädigerweise auch noch stehen. In der Kathedrale, die vollkommen überfrachtet ist, befindet sich auch der Sarkophag des Christopher Kolumbus. Das ganze Gebäude ist ein einziger Rummelplatz und viele Besucher, vor allem die Asiaten, zeigen keinerlei Respekt vor dem religiösen Gebäude. Gold und Silber überall und in jeder Ecke. 

Goldener Altar

Goldener Reliquienschrein

Silbernes "Dingsbums"

Wir haben bald genug gesehen und gehen zum gegenüberliegenden Real Alcázar, dem Palast des Almohidenherrschers al-Mutamid. Der Palast sowie die Moschee war im 12. Jahrhundert errichtet worden. Die nachfolgenden christlichen Herrscher hingegen gestalteten fast alle Gebäude um. Somit sind auch im Palast nur noch wenige der ursprünglichen architektonischen Schönheiten erhalten.

Haupteingang zum Alcázar



Einer der vielen Gärten auf dem Alcázar-Gelände




Auch im Palastgelände mit den vielen großen Gartenanlagen wurde es uns bald zu heiß. Das Thermometer war inzwischen schon deutlich über 40 Grad gestiegen. Eine Temperaturanzeige stand bei 44 °C. Am Fluss Guadalquivir versprachen wir uns ein wenig Abkühlung und gingen zum Torre del Oro am Fluss. Abkühlung oder frischer Wind war nicht und wir kehrten an der Eisenbrücke Puente de Triana um und gingen Richtung Stierkampfarena, eine der ältesten Spaniens, zurück in die Stadt. Auf dem Weg ein kühles Highlight. Eine tolle Eisbar, „Puro & Bio“, mit dem besten Eis in ganz Sevilla. Der Laden wird von zwei jungen Damen betrieben und man kann ihnen beim Eismachen zusehen. Das Eis war wirklich grandios, denn in der Innenstadt mussten wir nochmals an einer Eisbar eine Kostprobe nehmen, die lange nicht so gut war wie die erste. 

Torre del Oro

Heladeria Puro & Bio

Stierkampfarena

Eisessen macht aber auch saumäßig durstig und nach einem kräftezehrenden Marsch zum Plaza de España, musste erst einmal kaltes Wasser an einem Stand organisiert werden. Der Schweiß lief in Strömen und ich nur ein kurzes Stück um ein paar Fotos von dem riesigen Gebäude zu machen.

Plaza de Espagna


Kurz nach 4 Uhr nachmittags fuhren wir wieder zum Campingplatz zurück. Die Klimaanlage des Gefährts bestand darin, dass der Fahrer die Türen während der Fahrt offen ließ. Am Platz angekommen schnell in die Badehose und in den Pool. Erfrischung nur solange man im Wasser war und deshalb alle paar Minuten unter die kalte Dusche am Beckenrand.

Um 7 Uhr köstlichen roten Thunfisch, den wir im Carrefour erstanden hatten, zubereitet. Ein kulinarisches Gedicht. Dauerschwitzen und Fliegen verscheuchen, die vom Essensduft zuhauf angelockt worden waren.

Jetzt ist es 22:15 Uhr und ich werde mir jetzt ein letztes eiskaltes San Miguel (gutes spanisches Bier) gönnen. Irgendwann hoffe ich dann mal einschlafen zu können. Morgen wollen wir weiter nach Norden Richtung Salamanca mit Zwischenstopp in Cáceres. Ich befürchte es wird nicht kühler!





08.06.2016

Sevilla - Cáceres (289 km)

Camping: Camping Cáceres (N 39° 29.311 - W 6° 24.764)


Temperatur um 14:00 Uhr „angenehme“ 35 °C. Wenigstens geht eine kleine Brise. Wir waren vor 5 Jahren schon einmal auf diesem Platz und sehr angetan davon. Es waren nur sehr wenige Camper hier und jeder Platz hatte sein eigenes Sanitärhäuschen. Heute sind sehr viele Urlauber auf dem Platz und zum Glück gibt es die Häuschen immer noch. Einen Pool hat es auch, sowie ein kleines Restaurant und einen kleinen Markt. 

Platz mit eigenem Sanitärhäuschen
Gegenüber dem Campingplatz gibt es eine Bushaltestelle in die Stadt. Soweit ich mich erinnere, sind wir damals alles zu Fuß gegangen. Das muss aber heute bei der Hitze nicht sein. Ich denke, wir gehen mal um 5 Uhr nachmittags die Stadt anschauen.
Denken sollte man den Pferden überlassen, heißt es. Um 5 Uhr war es nämlich immer noch so heiß, dass wir auf einen Stadtbummel verzichteten. Wir haben Cáceres vor 5 Jahren schon einmal angeschaut. Wer also wissen möchte wie es in Cáceres aussieht, kann sich ja den Blog von 2011 anschauen.
Der Platz hier, der vor 5 Jahren fast leer gewesen war, ist jetzt propenvoll. Hauptsächlich mit Holländern. Wahrscheinlich wird der Platz im ACSI in den höchsten Tönen gelobt.




09.06.2016

Cáceres - Salamanca (209 km)

Camping: Don Quijote (N 40° 58.512 - W 5° 36.167)



Temperaturen heute nur knapp 30 °C.

Sind nach dem Frühstück bald Richtung Salamanca aufgebrochen. Überraschend grün und bergig die Landschaft nördlich von Cáceres. Große Bereiche mit Steineichen und viel Weinanbau. Witzig sind die vielen Störche, die auf den Überlandleitungen nisten. Auf fast jedem Mast ist ein Nest mit Jungen darin. Es geht auf 1100m hinauf in eine schöne Gebirgslandschaft in der der Ginster blüht. Die Berge der Sierra Francia sind um die 2500m hoch und es liegt auch noch Schnee in den höchsten, geschützten Lagen. Salamanca ist bald erreicht und wir müssen am Stadtzentrum vorbei in den Vorort Cabrerizos, wo sich unser Campingplatz befindet.




Der ist fest in holländischer Hand und als wir am späten Nachmittag von unserer Kultur-Tour zurück sind, ist der Platz auch total voll.

Mit dem Bus waren wir in die Stadt gefahren und ohne einen vernünftigen Stadtplan ist es mit der Orientierung in den engen Straßen und Gassen mit den vielen Plätzen etwas schwierig. Dennoch erreichen wir unser erstes Ziel, den Plaza Mayor mit dem Rathaus. Ringsum unter Arkadengängen kann man in einem der vielen Restaurants oder Cafés sitzen.


Rajoy im Gedränge


Plaza Mayor mit Rathaus


Dann plötzlich ein Gedränge mit Reportern und Fotografen und einer Menschenansammlung, die hinter einer Person herläuft. Ich denke zuerst an einen Popstar oder so was, als ich in der Hauptperson den spanischen Ministerpräsidenten Rajoy erkenne, der wohl gerade auf Wahlkampftour ist. Demnächst sind ja die für Europa wichtigen Wahlen in Spanien. Die Rechten sind ja überall auf dem Vormarsch.

Am Plaza Mayor bekommen wir auch in der Tourist Information einen anständigen Stadtplan und solchermaßen gerüstet geht es zur nächsten Sehenswürdigkeit, dem Casa de las Conchas (Muschelhaus).


Casa de las Conchas


Die Clericía (Universitätskirche)

Über 200 steinerne Jakobsmuscheln zieren das Haus und erinnern wohl an den Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Gegenüber befindet sich die Clerecía, die Kirche der Universität. Salamanca ist die älteste Universität Spaniens und wurde 1218 gegründet. Heute leben über 40 000 Studenten in der Stadt. Wir gehen weiter zum bedeutendsten Bauwerk Salamancas, den beiden Kathedralen.




Chorraum


Als man im 16. Jahrhundert die neue Kathedrale baute, ließ man die alte aus dem 12. Jahrhundert stehen und baute direkt an das alte Gebäude. So entstand ein riesiger Gebäudekomplex, der einem den Atem verschlägt. Innen angenehm kühl, kann man sich stundenlang aufhalten und die vielen Kapellen, Altäre, Wandmalereien usw. anschauen.


Retabel des Hochaltars in der alten Kathedrale


Sarkophagnischen im Seitenschiff


Kapelle das Hl. Sankt Martin (12. Jhd)


Als es uns irgendwann einmal doch zu kalt wurde, begaben wir uns wieder in das sommerlich temperierte Salamanca. Nach einer kurzen Erfrischung in einem Straßencafé gingen wir zum Tormes-Fluss mit der Puente Romana, der römischen Brücke, hinunter. Beeindruckend die architektonische Kunst ihrer Baumeister.


Römische Brücke mit den beiden Kathedralen

Wieder hinauf in die Altstadt und kurz am Colegio San Esteban, einem der 5 Klöster der Altstadt, vorbeigeschaut. Dann nach längerer Suche haben wir den Haupteingang der Universität doch noch gefunden. Hier soll sich auf einem Totenschädel der Außenfassade ein Frosch verbergen, der die lebenslustigen Studenten daran erinnern sollte, dass man für seine Ausschweifungen nach dem Tode sühnen müsse. Nach langem Suchen und mit Hilfe einer netten Spanierin, konnten wir dann auch den Frosch entdecken.


Haupteingang der Universität


Totenschädel mit Frosch

Übrigens gibt es hier im Juni ein Fest „Lunes de Aguas“, das darauf zurückgeht, dass die Studenten die Prostituierten, die über Ostern auf die andere Seite des Flusses verbannt waren, wieder zurückholten. So religiös wie Salamanca daherkommt, die Studenten haben es früher wohl so richtig krachen lassen.

Auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle an der Gran Via haben wir uns nach 6 Stunden Kultur pur, noch ein Eis gegönnt.




Jetzt um halb elf sind die Temperaturen angenehm und es wird hoffentlich eine gute Nachtruhe geben.

Morgen Burgos.






10.06.2016
Salamanca - Burgos (209 km)
Camping: Municipal Fuentes Blancas (N 42° 20.472 - W 3° 39.455)

Schöne Fahrt von Salamanca hierher. Überall große rotblühende Mohnfelder und blaue Kornblumen, dazwischen der gelbblühende, stark duftende Ginster. Hier darf der schöne Mohn noch wild wachsen. Haben auch einen großen Schwarm Störche gesehen. Es waren mehr als 100 dieser schönen Zugvögel. Die Autobahn hat seit kurz hinter Cadiz nichts mehr gekostet und wird erst wieder nach Burgos kostenpflichtig. Solchermaßen kamen wir gut voran und erreichten Burgos um halb eins. Der Platz ist recht groß und gehört der Gemeinde. Die Sanitäreinrichtungen sind ordentlich und reichlich vorhanden. Auf dem Platz stehen nicht allzu viele Camper, erst als wir von unserem Kulturgang zurückkamen sahen wir, dass er nun fast voll war. Wieder fast nur Holländer, obwohl sich eine Handvoll Deutsche vergeblich gegen eine Umzingelung gewehrt hatte. So wie es aussieht, verfügen die holländischen Rentner über mehr Kapital als die Deutschen, oder sie sind genbedingt reiselustiger.

Municipal Fuentes Blancas
Zu Fuß machten wir uns auf den gut einstündigen 5 km langen schönen Weg in die Stadt. Immer am Fluss Rio Arlanzón entlang durch den weiträumig angelegten Parque de la Quinta. Da die Temperaturen unter 25 °C lagen, mussten wir heute auch nicht so schwitzen und das Gehen war angenehm. Zudem war es leicht bewölkt und es ging eine frische Brise. 






An der Puente Santa Maria überquerten wir den Fluss und gingen zum prächtig ausgeschmückten Stadttor Puerta Santa Maria. Gleich dahinter liegt der Plaza Rey San Fernando mit seinen schönen verglasten Balcones, wie man sie auch in den galizischen Städten wie La Coruña findet. Sie schützen vor dem beständig wehenden Wind, den wir auch hier in Burgos schon den ganzen Tag haben.
Vor etwa 30 Jahren waren wir hier an einer Ausfallstraße von Burgos mit unseren Eltern und den Eisenbeis auf dem Weg nach Portugal. Ich erinnere mich noch daran, dass es damals so heiß gewesen war, dass wir auf eine Besichtigung der Stadt verzichtet haben und die Kinder lieber im Pool Abkühlung suchen ließen.





Eine der vielen Seitenkapellen
Direkt an der Plaza Rey San Fernando steht die große Kathedrale. Ursprünglich stand hier im 11. Jahrhundert eine romanische Basilika, die jedoch dem Kathedralenbau weichen musste. Unzählige reich geschmückte Kapellen befinden sich rings um das Hauptschiff. Wie immer, wenn ich solch ein Bauwerk sehe, bin ich von der architektonischen Leistung beeindruckt. Gleichzeitig bereitet mir es ein großes Unbehagen, wenn ich an den Prunk, Protz und die Verschwendungssucht des Klerus und der Adligen der damaligen Zeit denke. Die Kathedralen waren sozusagen das Facebook der damaligen Zeit. Was Rang und Namen hatte verewigte sich in Form einer gestifteten Kapelle, eines Tores, eines Altars oder eines Fensters. Unzählige Sarkophage dienten der Selbstdarstellung nach dem Ableben. Ob es dem Seelenheil der Darinliegenden genutzt hat weiß ich nicht zu sagen, das einfache Volk hingegen musste täglich ums Überleben kämpfen und ich glaube nicht, dass sie diesen Pomp gut fanden. Irgendwie abstoßend sind die fetten Putten an den Altären und noch fetteren Kardinäle, Würdenträger, Ritter mit ihren Damen, die auf ihren Gräbern abgebildet sind. Selbst Jesus ist fast immer als fettes, adipöses Kind dargestellt. Vielleicht wollte man ja mit der Fettleibigkeit darstellen, dass es der entsprechenden Person ausgezeichnet ging, während die ausgemergelten Skelette der Bauern und Unfreien das Gegenbild dazu boten. Aber genug jetzt davon.




Sakristei


Oberer Kreuzgang
Die Kathedrale ist ein Meisterwerk der gotischen Baukunst und beeindruckt auch trotz der Hintergedanken. Nach der ausgiebigen und vorerst letzten Kulturdusche, setzten wir uns erst einmal in ein Restaurant am Plaza Rey San Fernando und ließen es uns schmecken. Am Nachbartisch erregten Deutsche in historischen Postuniformen einiges Aufsehen, erstens weil bunt und zweitens weil laut. Ihren Herkunftsort erfragte ich nicht, aber den Grund für ihren Aufzug. Morgen findet zwei Tage lang ein Fest statt, das an eine Belagerung der Stadt vor etwa 250 Jahren erinnern soll. Wer gegen wen und warum hier kämpfte, muss ich erst noch googeln. Mache ich aber erst in Frankreich, weil ich heute keine Lust habe, wegen des Internets vorne an der Rezeption oder dem kleinen Restaurant zu hocken und auch noch dafür zu bezahlen. Also kommt der Bericht von heute erst morgen.





Apropos morgen: nächste Station wird Capbreton sein, wo wir schon etliche Male unseren Urlaub verbracht haben. Ich hoffe, die Holländer haben für uns noch etwas Platz frei gelassen. Wir haben vor, wenn das Wetter mitmacht, etwa eine Woche dort zu bleiben und dann kommen eventuell auch wieder unsere Fahrräder zum Einsatz. Selbige haben wir erst einmal in Tarifa benutzen können.




11.06.2016
Burgos - Seignosse (306 km)
Camping: Campéole les Oyats (N 43° 43.502 - W 1° 25.323)

An der französischen Küste in Seignosse Plage angekommen. Heute Morgen bei schlanken 14 °C gefrühstückt, was immerhin ein guter Sommer in St. Georgen wäre. Die Fahrt führte durch grüne Hügel und bewaldete Berge Richtung Norden. Nichts von der Hitze der Tage zuvor mehr zu spüren. Langbeinige Hosen sind jetzt angesagt. Immerhin erträglicher als die Hitze von Sevilla. In Capbreton einen Abstecher zum LeClerc gemacht und u.a. Lachs und Crevetten gekauft, die allerdings Bio und aus Madagascar!!! Nicht auslassen darf man im Baskenland den berühmten „Gateau Basque“, ein sehr butterlastiger Kuchen mit Puddingfüllung und den baskischen Wein „Irouleguy“, der am Fuße der Pyrenäen gezogen wird. Alles haben wir mit Genuss verspeist, das eine zum Kaffee, das andere zum Abendessen nach einem kurzen Strandspaziergang. Selbiger ist fast genauso menschenleer, wie unser Campingplatz. Trotzdem mussten wir die Woche im Voraus bezahlen (210 Euro)! Das hat Gisela ziemlich geärgert und die Stimmung etwas getrübt. Internet kostet auch 20 Euro für eine Woche extra.






Frankreich ist also ein ziemlich teures Urlaubsland geworden. Kein Wunder, dass die französische Wirtschaft im A… ist, bei den Preisen. Jetzt können wir hoffentlich ein wenig entspannen, bevor wir die letzten Etappen unserer Reise in Angriff nehmen.

Kaffee und Gateau Basque


Lachs mit Crevetten - ein Gedicht!
Campéole les Oyats - Campingplatz im Pinienwald

 


12.06.2016
Seignosse (0 km)
Camping: Campéole les Oyats (N 43° 43.502 - W 1° 25.323)

Mit den Rädern nach Capbreton gefahren. Leider haben wir den Straßenmarkt in Hossegor verpasst. Die waren gerade wieder am Einpacken als wir ankamen. Man konnte gut entlang der Düne radeln und ab Hossegor konnte man mit Blick aufs Meer radeln. Die Cafés und Restaurants waren voll, der Strand fast leer. 

Strand bei Capbreton mit Pyrenäensicht
Es gab auch kaum Wellen, wie man sie sonst am Atlantik gewohnt ist. Es sieht eher nach Mittelmeer aus. Der Himmel ist bewölkt und die Temperaturen sind nicht unbedingt sommerlich. Am Morgen hatten wir um die 16 Grad, am Nachmittag waren es 25 Grad. Am Hafen von Capbreton sind wir umgekehrt und ich erinnerte mich an der Brücke, dass dort vor gut 20 Jahren Andreas mit Johannes und Heiner Wollny geangelt hat. Auf dem Rückweg fuhren wir entlang der Düne den Radweg hinab, ziemlich schnell. Ich voraus, dann Johannes, Heiner und am Schluss Andreas mit dem Angelequipment auf dem Buckel. Damals gab es noch vor jeder Straßenquerung einen Pfosten in der Mitte des Radweges. Solch einer wurde uns dann zum Verhängnis. Ich bog um eine mit Hecken zugewachsene Kurve und sah plötzlich vor mir besagten Pfosten. 

Die Unglücksstelle heute
Ich schrie „Vorsicht!“, Johannes „Achtung“, Heiner „Scheiße“ und dann gab es einen lauten Knall. Andreas war volle Kanne auf den Pfosten geknallt und Kopf voraus auf dem Radweg aufgeschlagen. Ich war ziemlich geschockt, denn ich ahnte gleich, dass das nicht gut hatte ausgehen können. Andreas lag auf dem Radweg, Blut lief aus seinem Gesicht. Als ich den blutenden Mund und dunkle Brocken sah, dachte ich zuerst, dass das seine Zähne wären. Gottseidank waren die noch alle drin. Zweiter Gedanke, Zunge abgebissen. Auch die war noch dran, obwohl sein Kinn übel aussah. Eine klaffende Wunde am Kinn, die heftig blutete. Doch als sich Andreas nach seinen Angeln erkundigte, wusste ich dass wir noch einmal Glück im Unglück gehabt hatten. Ich presste ein Taschentuch auf seine Wunde, um die Blutung zu stillen. Das Fahrrad war vollkommen zerstört. Ein paar junge Franzosen hielten mit dem Auto an und fuhren Andreas und mich ins Dorf, um einen Arzt zu suchen. Johannes und Heiner blieben am Unglücksort zurück. Einen Arzt der Dienst hatte fanden wir nicht und so fuhren uns die Franzosen zum Campingplatz. Dort informierte ich Eddo, dass er die Jungs und die Fahrräder abholen sollte. An der Rezeption sagte man mir ich solle nach Dax, das ziemlich weit entfernt war, ins Krankenhaus fahren solle. Das lehnte ich ab und so rief man einen Arzt an, der etwa 1 oder 2 Stunden später auf den Platz kam. Andreas hat das alles geduldig und ohne zu klagen hingenommen. Als der Landarzt kam, er sah aus wie ein Viehdoktor, mussten wir den Tisch im Wohnwagen richten, damit er darauf die Wunde nähen konnte. Ohne Betäubung!!! Auch das hat Andreas tapfer mitgemacht. Dermaßen verarztet war Andi auch bald wieder auf den Beinen, mit einem dicken Verband am Kinn.
Der langen Rede kurzer Sinn: die Wunde verheilte perfekt und heute ist davon noch kaum etwas zu sehen. Besagten Unfallort sahen wir heute wieder. Der Radweg ist wesentlich breiter und vor allem sind die fatalen Pfosten verschwunden. Heute scheint es mir wie ein kleines Wunder, dass damals nichts Schlimmeres passiert ist, zumal man damals auch keine Fahrradhelme trug.




13.06.2016
Seignosse (0 km)
Camping: Campéole les Oyats (N 43° 43.502 - W 1° 25.323)

Seit gestern Abend regnet es. Typisches Atlantikwetter. Feiner Nieselregen und bei jedem Windstoß hageln die Regentropfen aufs Wagendach. Das ist mit der Zeit schon nervig. Gisela ist ziemlich unentspannt, weil wir hier nicht so ohne weiteres wegkönnen. Wir mussten den Platz für eine Woche im Voraus (!) bezahlen. Ich weiß nicht, was sich die Franzosen noch einfallen lassen, um die letzten Urlauber zu vergrämen. Wenn der Regen nicht bald aufhört, war’s das mit dem Atlantik in Frankreich für uns. Das letzte Mal als wir hier in der Gegend etwas weiter nördlich waren, hat es eine Woche lang ohne Unterbrechung geregnet und anschließend waren unsere Fahrräder ziemlich angerostet.
Gestern Abend dann begonnen die 5. Staffel von „Game of Thrones“ zu schauen, da wir ja nicht mehr draußen sitzen konnten. So wie es heute aussieht, müssen wir wohl die meiste Zeit im Wohnmobil verbringen. Der Wetterbericht verheißt auch nichts Gutes, denn für die kommende Woche liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei 70%. Zuhause allerdings sieht es auch nicht besser aus, zumal die Temperaturen dort nur um 16 Grad herum liegen, während wir hier noch wenigstens um die 20 Grad haben.


Menschenleere Strände


Einsamer Surfer


Allein am Strand
Jetzt am Nachmittag scheint wenigstens die Sonne wieder, aber es geht ein frischer Wind. Kurzer Strandspaziergang. Außer einem Surfer und einem Kiter war keine Menschenseele am Strand. Alles scheint wie ausgestorben. Die Saison fängt wahrscheinlich erst am 24. Juni an. Bis dahin sind wir wieder zuhause und frieren uns dort einen ab.




14.06.2016
Seignosse (0 km)
Camping: Campéole les Oyats (N 43° 43.502 - W 1° 25.323)

Nachmittag. Die Sonne scheint wieder. Es ist angenehm warm. Gestern Abend einige Folgen der 5. Staffel von „Game of Thrones“ angeschaut und festgestellt, dass einige Szenen in den Gärten und Räumen des Alcázar von Sevilla gedreht worden sind. Seltsam, wenn man selber schon vor Ort gewesen ist und das jetzt in einem Spielfilm sieht.
Nach 12 Uhr mittags durch den Wald nach Seignosse Plage spaziert und in ein Restaurant eingekehrt. Miesmuscheln essen. Die waren sehr reichlich und exzellent! Dazu einen Rosé und hinterher Espresso und Gateau Basque. Mehr geht nicht!
Jetzt scheint die Sonne immer noch um halb vier und es sieht so aus, als wenn es nur in der Nacht und am Morgen regnet. Das scheint akzeptabel.
Ausnahmsweise mal keinen Fotoapparat mitgenommen. Läuft sich besser und leichter!



15.06.2016
Seignosse (0 km)
Camping: Campéole les Oyats (N 43° 43.502 - W 1° 25.323)
Von einer kleinen Radtour nach Vieux-Boucau zurück. Schöne Radwege, da könnten sich die Kommunen bei uns ein Beispiel nehmen. Der Ort selber ist sehr touristisch und zum Glück kamen wir noch gerade rechtzeitig zum Regionalmarkt am Hauptplatz. Die Märkte müssen bis 2 Uhr nachmittags geräumt sein und so waren die meisten schon am Abbauen. Am ersten Stand kauften wir eine große Dose Confit de Canard und eine Dose Cou farci au Foie de Canard. Eine kleine Dose Pâté de Campagne gab es gratis dazu. Am nächsten Stand wurde Armanac verkauft und ich konnte meine Französischkenntnisse anbringen, was dazu führte dass ich einige Kostproben des edlen Getränks zu mir nehmen musste. Ich wurde quasi dazu gezwungen - erfreulicherweise. Dies wiederum führte dazu, dass ich eine kleine Flasche Armanac erstand und dazu einen süßen Aperitifwein (Vin Blanc Doux Domaine Guilhon d'Aze Tastet Trésor Côtes de Gascogne). Mehr ging leider nicht in den kleinen Fahrradkorb und den kleinen Rucksack und so machten wir uns mit unseren Schätzen wieder auf den Heimweg. Summa summarum hat sich also der kleine Ausflug gelohnt.





16.06.2016
Seignosse (0 km)
Camping: Campéole les Oyats (N 43° 43.502 - W 1° 25.323)

Die ganze Nacht hindurch hat es geregnet. Jetzt gegen 10 Uhr hört es mit dem Dauerregen endlich auf. Doch vom Atlantik ziehen weitere dunkle Regenwolken ins Land mit gelegentlichen kurzen Schauern. Eigentlich wollten wir mit den Rädern nach Seignosse hineinfahren, aber so wie es im Moment aussieht wird daraus nichts. Der Platz ist noch leerer geworden und wir werden uns auch etwas früher auf den Heimweg machen. 



Ob wir hier im Regen sitzen oder zuhause ist grad egal. Und im strömenden Regen Baguette und Croissants zu holen macht auch nicht gerade Freude. Wenigstens haben wir es im Wohnmobil trocken, während entfernte Zeltbewohner in Kälte und Regen hocken. Gerade geht wieder ein Platzregen herunter und Gisela musste unbedingt zum Geschirr waschen gehen! Jetzt wird sie patsch nass und vor unserem mobilen Home bildet sich so langsam ein privater Swimmingpool.


Update - 15:45 Uhr





Nachdem es nun fast 24 Stunden ununterbrochen geregnet und gewittert hat, haben wir endgültig die Nase vom Atlantikwetter voll. Dazu kommt noch, dass die professionelle Reparatur einer undichten Stelle am Dach sich nun als nutzlos erwiesen hat, genauso wie die Arbeiten an der Wasserleitung. Das Wasser läuft nicht nur außen, sondern jetzt auch im Wohnmobil. Mit meinem letzten Reparaturklebeband, das eigentlich für die Fenster gedacht war, habe ich die undichte Stelle einigermaßen dicht bekommen. Dennoch tropft es noch aus allen Löchern an der großen Dachluke. Wir haben sowas von die Faxen dicke, das ist unbeschreiblich.

Pfusch der Firma VAZ wegen der falsch ausgetauschten Batterie. Pfusch der Firma Dorn, die weder die Wasserleitung noch das Dach sach- und fachgerecht repariert hat. Die können was hören, wenn wir wieder zurück sind.

Dass unsere Reise so enden muss, hätte auch nicht sein brauchen. Die vielen schönen Eindrücke werden im Moment von den negativen überdeckt. Wir haben beschlossen, morgen Richtung Lot aufzubrechen, denn wenn wir fahren kommt wenigstens kein Wasser rein. Das Wetter wird auch nicht besser, weder hier im Westen noch zuhause im Osten.


17.06.2016

Seignosse - Lustrac (Lot) (244 km)

Camping: Hameau de Lustrac (N 44° 25.976 - E 0° 52.990)


Nach den heftigen Regenschauern gestern, haben wir uns heute Morgen endgültig vom Atlantik verabschiedet und sind nach Osten aufgebrochen. Immer wieder von Regengüssen unterbrochen, konnten wir dennoch die Landschaft der Landes und Aquitaniens etwas genießen. Vor allem die schönen Pappelalleen erfreuen das Auge. Vorbei an Dax, Mont-de-Marsan und Villeneuve-sur-Lot erreichen wir den Municipal Campingplatz „Hameau de Lustrac“. Wir sind schon etliche Male auf der Durchreise hier gewesen und seither hat sich einiges geändert. 


Es gibt jetzt etliche Miethäuschen und einen kleinen Pool. WiFi ist kostenlos - hallo Campéole les Oyats geht’s noch!!! - der Rasen für unser Wohnmobil vom Regen tiefgründig. Hoffentlich komme ich da morgen wieder raus. Der Platz kostet nur 13,50 Euro und man bringt uns extra aus dem Dorf 2 Baguette und 2 Croissants au beurre. Das ist Service, an dem sich einige andere Plätze ein Beispiel nehmen könnten. Am 15. Juni hat der Platz geöffnet und außer einem Angler in einem der Häuschen, ist sonst niemand auf dem Platz. Nicht einmal Holländer, weil der Platz wahrscheinlich nicht im ASCI-Campingführer steht. 




Am Nachmittag wollte ich ein paar Fotos am Fluss und von der Mühle machen. Die Mühle mit Stauwehr und Schleuse, sowie das angrenzende Schloss stammen aus dem 13. Jahrhundert und wurden im Verlauf des Hundertjährigen Krieges (1337 - 1453) 1372 befestigt. Kaum dort angekommen, setzte auch schon einer der vielen Starkregen ein und wir konnten uns trotz Schirm gerade noch unter einem schmalen Dach in Sicherheit bringen. Den ganzen Tag geht das schon so: Sonnenschein gefolgt von starkem Wind und Regenschauern. Wenigstens sieht es so aus, als ob ich das Dach vom Wohnmobil dicht bekommen habe. Einigermaßen trocken, zumindest oben herum, kamen wir an unserer fahrbaren Wohnung an und warten nun auf die nächsten Regengüsse.

Die morgige Etappe wird uns in die Nähe von Clermont-Ferrand zum Puy de Dôme bringen.





18.06.2016
Lustrac (Lot) - Nébouzat (Auvergne) (296 km)
Camping: Camping les Dômes (N 45° 43.533 - E 2° 53.433)

Konnten den Platz in Lustrac gerade noch aus eigener Kraft verlassen. Ich wäre fast nicht aus dem völlig durchnässten und aufgeweichten Rasenboden herausgekommen. Relativ trocken ging es die ersten 200 km durchs Land. Durch schöne, typisch französische Dörfer mit aus Stein gebauten Häusern Richtung Cahors. Ebenso schöne grüne Täler und wenig bewohnt. Nördlich von Cahors nahmen wir dann die Autobahn nach Norden, den dunklen Regenwolken von gestern hinterher. Bei Brive-la-Gallarde wegen eines Staus auf der Autobahn, selbige verlassen und übers Land nach Tulle. Kurz vor der Stadt wieder Stau. diesmal wegen eines entlaufenen weißen Malteserhundes, der auf der Straße herumlief und die Menschen, die ihn einfangen wollten narrte. Er ließ sich einfach nicht einfangen und hatte offensichtlich recht viel Vergnügen an der Hetzjagd. Die Fänger und Autofahrer hatten wohl diesen Spaß nicht. Uns hat es gefallen, denn es sah recht lustig aus.
Richtung Clermont-Ferrand wurden die Wolken wieder dunkler und es fieng auch bald darauf an wieder zu regnen. Willkommen in der Auvergne mit seiner tollen Vulkanlandschaft, die sich nun allerdings hinter dichten, tiefhängenden Regenwolken verbarg. Über eine schmale Landstraße ging es nun Richtung Nébouzat zum Campingplatz Les Dômes. Im Internet war der Platz ausgebucht, doch als wir zum Tor hineinfuhren, waren außer einem weiteren Wohnmobil und drei Zelten niemand auf dem Platz. Die Chefin begrüßte uns recht herzlich auf Deutsch. 



Wir fanden einen geeigneten gepflasterten Platz und machten uns einen schönen Kaffee mit einem herrlichen Walnusskuchen aus der Region, den wir in einer Autobahnraststätte für gutes Geld erstanden hatten. Dummerweise machte ich die Klappe über mir auf, nicht daran denkend, dass die dort gelagerten Bücher gerne einmal sofort herausfallen, sowie man die Klappe aufmacht. Taten sie auch. Eines direkt neben meine Kaffeetasse, das andere konnte ich nicht mehr rechtzeitig davon abhalten den Volltreffer zu landen, der seinem Kollegen zuvor nicht gelungen war. Ergebnis: nasse Hose, nasser Fahrersitz, nasser Autoatlas, nasser Tisch, nasser Boden und ein Stück von der GoPro-Halterung abgebrochen. And the winner is: „Reisehandbuch Marokko“.

Ein kurzes Zwischenhoch ausgenutzt und Spaziergang zu den Saliens-Wasserfällen in der Nähe gemacht.


18.06.2016

Nébouzat (Auvergne) - Cluny (220 km)

Camping: Camping Municipal Saint Vital (N 46° 25.870 - E 4° 40.051)


Heute Morgen mit einem Schweizer Ehepaar gesprochen, das sich mit ihrem Wohnwagen neben uns gestellt hatte. Über den Campingplatz waren sie nicht glücklich, sie kannten ihn aus den Jahren zuvor bereits, da er ihnen etwas heruntergekommen schien. Vor Jahren, als sich noch der Vater der jetzigen Chefin um den Platz kümmerte, war alles viel besser und sauberer gewesen. Dem musste ich leider zustimmen, denn seit unserer Ankunft war im Sanitärbereich nicht geputzt worden.

Die Nacht wie gewohnt von Regenschauern unterbrochen und vom lauten Geschnatter irgendwelcher Platzbewohner bis 2 Uhr in der Früh begleitet. Anscheinend von drei fetten Weibern, laut Schweizerin, die sich noch am Abend im überdachten Pool gesuhlt hatten. Wenigstens waren die Baguettes und Croissants in Ordnung. Der Preis von 21 Euro für eine Übernachtung war auch nicht ganz ohne.

Clermont-Ferrand unter dichten Regenwolken

Auf dem Weg nach Cluny sind wir auch unterhalb des Puy de Dôme vorbeigefahren, aber der hüllte sich in schwere Regenwolken. Clermont-Ferrand über einen Schleichweg umgangen, mit passablem Blick auf die Stadt, und über die weiten Felder und Wälder weiter nach Nordosten. An Vittel und Riom vorbei, Vichy passiert, immer in Richtung der schwarzen Wolken im Osten. Um 13:15 Uhr waren wir am Campingplatz in Cluny. An der Rezeption war niemand mehr, denn die gepflegte Mittagspause des überarbeiteten Personals geht von 13-16 Uhr. Also haben wir auf dem Parkplatz davor unser Wohnmobil abgestellt und sind zu Fuß in die Stadt gegangen, um in unserer Stammpizzeria zu essen. Kurz nach halb zwei waren wir dort, wo man uns mitteilte, dass es ab halb zwei nichts mehr gäbe! Wegen Reichtum wird geschlossen. Servicewüste Frankreich. Jetzt weiß ich auch, warum unter anderem die französische Wirtschaft im Eimer ist. Sonntags sind übrigens auch die meisten Tankstellen geschlossen und man kann nur mit Kreditkarte tanken, sofern man deren Geheimnummer weiß. Ich weiß sie nicht, denn die brauche ich normalerweise nie. Uns ist in diesem Jahr die Unfreundlichkeit und Wurstigkeit der Angestellten in Frankreich besonders aufgefallen und lässt uns Frankreich vorläufig von unserer Reiseland-Liste streichen. Für’s Wetter kann man nichts, aber ein freundliches Gesicht und sich ein wenig um die Gäste kümmern, dafür kann man schon was.

Am Campingplatz nochmals die vielen Papierchen am Fenster der Rezeption studiert und festgestellt, dass man auch ohne Anmeldung auf den Platz kann. Der Code für die Schranke stand auf einem Zettel. Das hat es das letzte Mal als wir hier waren auch nicht gegeben. Eine Holländerin die auch an der Tür stand beklagte sich zudem über den schlechten Zustand der Sanitäreinrichtungen. Sie seien schon oft hier gewesen, so wie wir, aber so schlecht sei es noch nie gewesen.

Das Internet funktioniert im Moment auch nicht, obwohl es eine offene Verbindung hat. Meldung: kein Internetzugriff.

Camping Municipal Saint Vital, Cluny
Nachtrag: Habe jetzt eine „Internetverbindung“, die aber häufig schlapp macht. Bei der Anmeldung auch noch erfahren, dass der kleine Laden, an dem man sonst auf dem Platz am Morgen Baguette und Croissants kaufen konnte, dicht gemacht hat. Auskunft: „Kein Personal.“ Tja, wenn die alle lieber pennen anstatt zu arbeiten?


Es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen.




20.06.2016
Cluny – St. Georgen (463 km)
zuhause (N 48° 08.236 - E 8° 20.439)

Kilometerstand 44 444! Gefahrene Kilometer insgesamt: 9 864 km. Wir sind wieder zuhause.
Heute Morgen in die Stadt zum Bäcker gegangen. Auf dem Platz gibt es ja nichts mehr. Blauer Himmel, die Vögel sangen, die Sonne beschien die alten Gemäuer. Warme Baguettes und Croissants zum Frühstück sind einfach herrlich. Danach die übliche langweilige Fahrt auf der Autobahn Richtung Deutschland. 


Cluny am Morgen
Irgendwann kamen dann auch die Berge des Schwarzwalds in Sicht und dann weiß man endgültig, dass die Reise sich ihrem Ende neigt.
Vor unserem Haus dann auch noch einen freien Parkplatz vorgefunden, so dass wir auch gleich mit dem Auspacken anfangen konnten. Wasser, Gas und Heizung wieder in Betrieb genommen, den etwas verwilderten Garten in Augenschein genommen, den Schwedenofen im Wohnzimmer angeworfen, warme Kleidung angezogen – willkommen zuhause bis es dann im nächsten Jahr wieder heißt:

Wir sind dann mal unterwegs!